Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

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Henry
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Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Henry »

Moin,

ich bin fast fertig mit 900m Herdenschutzzaun aus 1.8mm Alu-Glattdraht. Es sind 10 Drähte gespannt, wobei Draht 7 und 9 als Massedraht laufen. Klassisch sind alle Phasedrähte an Zuleitungspunkt miteinenander verbunden. Die Massedrähte liegen an Geräteerde und nutzen die 75er Einschlaghülsen alle 100m als Erdspieße.

Nun bin ich elektronisch nicht völlig unbeleckt und habe den Kondensatoreffekt zwischen Phase und Massedrähten bei noch nicht angeklemmten Zaunerden gemessen. Der Massedraht sammelt sich etwa die halbe Zaunspannung ein (Zaun: 7500V, Masse: 4000V) Das ist schon das Erste, was mich irritiert. Der nächste Punkt ist jedoch Folgender:

Es gilt die Empfehlung bei Mehrleiterzäunen immer oben einzuleiten, da die Ableitunv in aller Regel unten erfolgt. Wenn ich am Einleitungspunkt jedoch alle Drähte zusammenschalte, ist das nicht anders, als leitete ich in den untersten Draht ein. Es geht dann nur um 1m Verbindungsdraht.

Ich könnte meinen Zaun jedoch auch Schlangenförmig von oben nach unten verdrahten. Dtaht 10 wird angeschlossen und an seinem Ende nach 900m gibts die Verbindung zum Draht 8 (dazwischen ist ja ein Massedraht) und am Anfang von Draht 8 gibts wieder eine. Rücke zu Draht 6 (Masse dazwischen), dann an dessen Ende ins Ende von 5 zu 4 zu 3 ...
Also der Ganze Zaun ist das Zuleiter zum untersten bewuchsgefährdetsten Draht und es gebe kein Parallelführung. Alles in einem Strang.

Dabei liegt der Gesamte Leiterwiderstand zwischen Gerät und Ableitung, aber auch Tierberührung.

Wie mach ichs nun richtig?
Henry
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Manfred
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Manfred »

Wenn du gutes Leitermaterial hast (und das hast du) ist es praktisch egal, wo die einspeist.
Die Kontakte gut verschrauben. Alu bildet an der Oberfläche eine schlecht leitende Oxidschicht, deshalb wird die Leitfähigkeit von Wickelkontakten mit der Zeit immer schlechter.

Wenn der Zaun nicht ringförmig aufgebaut ist, solltest du evtl. noch alle 200 bis 300 m eine Querverbindung zwischen den Leitern einbauen, um den Widerstand bis zum Tierkontakt noch weiter zu senken.

Wenn du die Erdung angeschlossen hast (und die Erdung ausreichend ausgelegt ist) zieht es die Massedrähte auf fast null Volt.
(Bei guter Erdung solltest du auch bei Kurzschluss vom Zaun (den Spannungsdrähten) zum Boden (testhalber z.B. einen Eisenpfahl an den Zaun anschließen, um einen ordentlichen Kurzschluss zu erzeugen) auf der Masse nicht mehr als 300 Volt messen. Sonst Erdung verbessern.

Bei so einer durchgeschleiften Erdung ist die "Ableitung" durch kapazitive und induktive Effekte natürlich etwas höher, spielt aber gemessen an der Gesamtleistung letztlich kaum eine Rolle. Diese Effekte hast du ja im Normalbetrieb auch zwischen Zaun und Boden, nur dass du dem Boden nicht die Masseverbindung abdrehen kannst, um das mal eben zu messen. Nur der Abstand zwischen den Leitern ist etwas kleiner als der zwischen Zaun und Boden, so dass die Effekte etwas stärker ausfallen.
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Henry
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Henry »

Du gehst also davon aus, daß es am besten ist wenn der "Weg" zum Tier möglichst kurz und also niederohmig sein soll? Das Gegenteil wäre ja die Schaltung, bei der der Weg zum Tier durch die Zick-Zack-Führung eher recht lang ist.

Doch wirkt der R dem I entgegen und nicht der U. Die U verursacht aber den Schmerz.

Mir ist das alles noch nicht logisch. Wie hoch ist denn so ein Tier-Widerstand? Ich glaube ich muß mal ohne Schlaggerät mittn Ohmmeter hin.

Im Moment übeigens bin ich glühcklich. Der Zaun hat Bumms an allen Ecken und zieht knackend Funken an der Schafnase selbst gegenüber vom Einspeisepunkt. Das Gras wird braun und Blätter trocknen ein, wos Drahtberührung gibt. Allerdings springt auch der Funken über auf die Eckabspannung, wenns feuchte Luft hat
Henry
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Manfred
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Manfred »

R = U/I
U = R*I
I = U/R
Ist zwar im Fall gepulster Hochspannung eine grobe Vereinfachung, aber das kannst du drehen und wenden, wie du willst. Die 3 hängen immer zusammen.
Je kleiner der Widerstand, desto höher bei gleicher Spannung der Strom, desto höher die Leistung und desto aua für das Tier.
Je kleiner die Widerstände von Gerät bis zum Tier und vom Tier zurück zum Gerät (bei der Erdung wird soo gerne geschlampt...) desto besser.
Denn umso weniger Spannung geht an den Widerstanden von Zaun und Erdung verloren und umso größer wird der Spannungsabfall am Tier.

"Den Tierwiderstand" gibt es nicht. Das addiert sich immer mit den Kontaktwiderständen zum Zaun und zum Boden und ist bei gepulster Hochspannung ein komplexes Thema, weil allerlei Effekte wie Oberflächenleitung, Induktion, Kapazität etc. zum tragen kommen.
Der Unterschied, ob du trocken, mit Gummisohlen auf trockenem Boden oder schweißgetränkt, barfuß auf nassem Boden stehst, ist gewaltig.
Als Referenz wird im Elektrozaunbereich gerne mit 500 Ohm hantiert, wobei da auch schon etwas Ableitung inbegriffen ist.

Der Hochspannungs-Körperwiderstand des Menschen wird laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rperwiderstand mit 1 kOhm bis 2,4 kOhm anggegeben (wobei diese Körper wohl nicht nass waren). Bei niedrigen Spannungen sind die Werte deutlich höher, weil trockene Haut relativ gut isoliert.

Also kein Zickzack (sowas macht höchstens Sinn, wenn man den Zaun irgendwie fernüberwachen will und dafür eine durchgängige geschlossene Leiterschleife braucht, um zu prüfen, ob am Ende noch Strom ankommt), sondern mögl. kurzer Weg. Und je mehr parallele (verbundene Straßen) bis nahe ans Ziel, desto besser. Je mehr Querverbindungen, desto kürzer wird der Weg, den der Strom auf dem letzten Stück auf nur einem Leiter bis zu Tier zurücklegen muss, und desto geringer der Gesamtwiderstand der Zaunanlage.
Wobei ein einzelner Aludraht eh schon im Bereich von kleiner 0,1 Ohm / m liegt, während billige Litzen ohne Kupferleiter gerne mal 10 Ohm/m oder noch mehr haben. Da wirkt sich die Parallelschaltung dann deutlich stärker aus.
Mit deinem Aludraht kannst du dich von einer 1 auf eine 1+ hocharbeiten. Bei der billigen Litze geht es eher von der 5- auf eine 4.

Die Isolierung der Abspannung solltest du verbessern. Wenn du jetzt schon Überschläge hast, geht das vermutlich nicht lange gut.
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Insane
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Insane »

Geil, wenn ich das so lese habe ich das Gefühl, ich wäre nie in der Schule gewesen... :lol: Zumindest mal nicht im Physikunterricht
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
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Henry
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Henry »

Hattest Du abgewählt? :grant:
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Insane
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Insane »

Henry hat geschrieben:Hattest Du abgewählt? :grant:
Jawoll. Zusammen mit Chemie. Und was soll ich sagen... I moags halt ned :lachma:
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Re: Weidezaun, Beschaltung, Spannungsführung, Herdenschutzzaun

Beitrag von Schnuckenlady »

Kommt schon, so schlimm ist es nicht. :engel1:

Aber Manfred hat schon recht. Besser sind viele Querverbindungen, also parallel geschaltet.
https://www.selfandhandmade.de

Fehler sind dafür da, um draus zu lernen!
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