alpenblümchen hat geschrieben:balin@ ein guter und eingegrabener zaun schützt besser als hunde.
Hier ist es eher so: grad, weil ich aufgrund baurechtlicher Vorgaben, der Bodenbeschaffenheit und der winterlichen Bedingungen keinen "perfekten" Wolfszaun bauen kann und darf, setze ich auf die Hunde. Grad die 20-cm-Reihe bei E-Zaun ist unglaublich störanfällig, finde ich. Nicht allein durch Bewuchs, sondern durch Wühlmaushaufen, Ameisen-Haufen (Ameisen scheinen eine hohe Affinität für Elektro-Zäune zu haben, die bauen ihre Nester grundsätzlich immer genau unterm E-Zaun
). Hier ist es also eher so, dass die Hunde einen Untergrabungsschutz ersetzen.
alpenblümchen hat geschrieben: durchschnittliche landwirte haben viele koppeln mit schafen oder rindvieh. bei 2 hunden je koppel kommen da schnell mal 20 hunde zusammen. für diese zusätzliche arbeitsbelastung fehlt meist die zeit.
Ja, das ist ein Problem, allerdings steigt die Arbeisbelastung durch den Herdenschutz so oder so extrem an - mit dem Zaunbau allein ist es ja nicht getan, die ständige Wartung, Kontrolle und ggf. nötige Mäharbeiten sind ebenfalls immense Zeit- und Kostenfresser. Je aufwändiger der Zaun, desto aufwändiger wird auch die Fehlersuche, wenn mal was nicht rund läuft. Vielleicht hängt es auch ein wenig davon ab, womit man lieber seine Zeit verbringt, wenn man denn nun mal so oder so ranmuss?
Es gibt ja bereits Ansätze in einzelnen Bundesländern, auch den Unterhalt und nicht lediglich die Anschaffung der Hunde zu fördern - das nimmt den Arbeitsaufwand nicht, entlastet aber vllt. irgendwann mal immens auf der Kostenseite. Wenn die Hunde erst einmal eingespielt sind, nimmt der Arbeitsaufwand auch deutlich ab. Wie "früher" wird es so oder so nie mehr sein.
alpenblümchen hat geschrieben:
besonders wenn auen lämmer haben verteilen sie sich über eine grössere fläche. auf grösseren koppeln schafft es ein wolf trotz zwei herdenschutzhunden schafe zu reissen. greift ein wolfsrudel die herde an, hast du neben mehreren toten schafen noch zwei tote herdenschutzhunde.
Herdenschutz mit Hunden kann letztlich nur funktionieren, wenn man alle äusseren Gegebenheiten berücksichtigt. Dazu gehören auch Größe und Übersichtlichkeit und Lage (z. B. mit vielen Störungen auch tagsüber) der Flächen, die Frage nach dem aktuellen Wolfsdruck und natürlich auch besondere "Verlockungen" durch Geburten und Nachwuchs bei den Weidetieren und der Tierart an sich.
Ich habe hier z. B. extrem übersichtliche Flächen, von denen aus die Hunde auf fast allen Seiten problemlos bis zum Waldrand schauen können - das ist bei gutem Wetter eine leichte Aufgabe, die sich bequem im Liegen an strategisch günstigen Positionen erledigen lässt, bei Nebel oder starken Schnee- Regenfällen dagegen, nimmt aufgrund der schlechten Sicht- und Hörverhältnisse die Laufarbeit der Hunde bei der Geländekontrolle dramatisch zu. Je größer/unübesichtlicher/sonstwie schwieriger dann die Fläche ist, umso mehr Sinn macht es, sich von dem Gedanken "2 Hunde pro Herde" zu trennen und die Anzahl der Hunde von vorneherein an die schlechtest-möglichen Bedingungen für diese Herde und Fläche anzupassen.
alpenblümchen hat geschrieben:in der koppelhaltung kommen die treibhunde selten zum einsatz. darum ist die gefahr für die treibhunde von den herdenschutzhunden getötet zu werden. also musst du unter umständen mehrere kilometer gehen damit du die herdenschutzhunde anbinden kannst. dann den weg zurück gehen um die treibhunde zuholen.
Ich habe zwar keine Koppelgebrauchshunde bei den Rindern im Einsatz, aber im Vorfeld der HSH-Anschaffung einige Betriebe besucht, die mit HSH und Hütehunden arbeiten. Die HSH kennen diese Hunde - von persönlichen Animositäten zwischen Hunde-Individuen mal abgesehen, die dann entsprechendes Management erfordern, ist der Einsatz von Hütehunden auch bei HSH-Anwesenheit problemlos. Wir haben hier auch noch einen alten Familien-Hund, den die HSH kennen - es ist kein Problem, wenn der mit draussen ist. Die Hunde lernen ganz gut, wer mit dazu gehört und wer nicht. Und wenn sie andere Hunde des Betriebes erst kennen, brauchts auch keinen täglichen Kontakt, damit die Akzeptanz da ist.
Hier ist ein Beispiel eines Wanderschäfers mit HSH und Hütis:
http://www.uckermark-tv.de/mediathek/14 ... ieten.html
Das Beispiel passt nicht ganz, weil Du ja von den "seltenen Einsätzen" sprichst, aber auch da gibt es genügend Praktiker, die damit keine Probleme haben.
Ich für mich bin der Meinung, dass gut eingespielte Hunde in den Bedingungen entsprechender Anzahl den Untergrabungsschutz ersetzen können. Genau, wie sie auch ein ständiges Aufstocken der Zaunhöhe ersetzen können und ebenso kurzfristig auftretende Zaunfehler kompensieren können.
LG, Chris