Nachgeburten

sharido
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Re: Nachgeburten

Beitrag von sharido »

Ok, danke für die Antworten.
Bis auf dieses Mal, habe ich die Nachgeburten tatsächlich immer gesucht und dann gefunden, daher stellte sich diese Frage nicht. Ich finde das wichtig, sowohl aus dem Grund, einen korrekten Geburts-Abschluss für die Mutter zu haben, als auch den Fuchs nicht auf den Geschmack zu bringen, aber letztendlich auch Kloppereien unter den Hunden zu verhindern :pft:
Da ich alle Mütter mit Lämmern ja nachts einstalle, habe ich mehrmals täglich recht engen Kontakt und kann so Unregelmäßigkeiten hoffentlich schnell sehen, Fieber messen ect.
Ein TA würde die Nachgeburt rausholen?
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Henry
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Re: Nachgeburten

Beitrag von Henry »

Auch ein TA kann aus einem Schaf mit wieder geschlossener Zervix nichts rausholen. Ist der Muttermund nach der Lammung zu, läßt er sich durch kein bislang bekanntes Mittel wieder weiten. Und da muß die Nachgeburt nunmal durch.

Wenn sich p.P. die Gebärmutter zusammenzieht, preßt sie die Nachgeburt raus oder aus. Ausgepreßt - also von der Flüssigkeit befreit - bleibt nicht viel übrig. Im Schaf gammelt also nicht die Gewebemenge, die man im Gras finden würde, sondern eher Plazenta-Trester.
Henry
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mumps
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Re: Nachgeburten

Beitrag von mumps »

Nachgeburt Verhalten ist Recht selten, kommt aber vor.
Hängt die Nachgeburt nach 8h noch aus dem schaf, stimmt etwas nicht.
Manuell entfernen und sicherheitshalber Antibiotika gäbe sind angebracht.
Oft schießt die Milch erst ein, wenn die Nachgeburt abgegangen ist.
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Henry
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Re: Nachgeburten

Beitrag von Henry »

Der Versuch eine Nachgeburt manuell abzunehmen - also kraftvoll rauszuziehen - ist eine der häufigsten Ursachen von Prolaps. Hängen Teile der Nachgeburt außen, sind diese nach genauer Gewebediferenzierung lediglich mit der Schere soweit zu kürzen, daß sie die Scheide nicht mehr überragen.
Henry
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mumps
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Re: Nachgeburten

Beitrag von mumps »

Manuell entnehmen und gewalttätig dran ziehen sind zwei paar Stiefel!
Alternativ gibt es noch die Möglichkeit des abspritzens.
mara
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Re: Nachgeburten

Beitrag von mara »

An einer noch nicht gelösten Plazenta zu ziehen, ist in der Tat nicht ratsam.
Ich finde man merkt aber gut, ob sie schon gelöst ist (und das war sie bisher immer, in den Fällen wo ich sie gezogen habe).
Man darf einfach keine Kraft anwenden, sondern nur sanft ziehen.
In einem Fall kam sie so nicht, da fasste ich von oben unters Muttertier, hob sie leicht hoch und ruckelte etwas, danach flutschte sie sogar von alleine raus.
Vielleicht braucht es da etwas weibliches Feingefühl, weiss ja selber wie sich das in etwa anfühlt ;)
sharido
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Re: Nachgeburten

Beitrag von sharido »

Also, da mein Mutterschaf Milch hat, kann ich also davon ausgehen, dass alles raus ist!?
Wenn die Nachgeburt über längere Zeit hinten raushängt und das Schafe die ganze Geschichte hinter sich herschleift, würde ich wohl auch auf die Idee kommen, mal ganz vorsichtig daran zu ziehen. Feste zu ziehen würde ich mich nicht trauen und abschneiden warscheinlich auch nicht, denn ich hätte Bedenken, eine Verletzung oder Blutung zu verursachen. Da wäre dann wieder mein TA gefragt :lachma:
Wenn sie aber komplett drin bleiben sollte, kann das ja für mein Verständnis auch nicht wirklich gut sein. Ist ja immerhin Gewebe, was dann im Schaf vor sich hin gammelt. Kann das Auswirkungen auf weitere Trächtigkeiten haben?
mumps hat geschrieben:Alternativ gibt es noch die Möglichkeit des abspritzens.
Wann würde man (TA) denn abspritzen? Wenn man vermutet das was drin geblieben ist, oder wenn das Schaf Fieber bekommt? Denn sicher sein kann man ja offensichtlich nicht, wenn man nicht mehr reinfassen kann.

Ich bin jedenfalls erstmal froh, dass auch diesmal alles gut gegangen zu sein scheint.. Auf zwei Damen warte ich noch...
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Henry
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Re: Nachgeburten

Beitrag von Henry »

Der Zusammenhang Milch und Nachgeburtsabgang ist über das Oxitocin gegeben. Dieses jeweils nur kurz wirksame Hormon führt zum Zusammenziehen der Gebärmutter und zum Milcheinschuß. Das Saugen des Lammes, sein Stoßen aber auch schon seine Nähe und seine Geräusche, sogar sein Geruch setzen es frei. Wenn das Lamm von der Mutter wahrgenommen wird, ist die Geburt vorbei und der Nachgeburtsabgang, das Zusammenziehen der Gebärmutter und der Milcheinschuß, aber auch die Bindung zum Lamm beginnen und intensivieren sich und damit auch die Oxitocinfreisetzung. (Beziehungshormon)

Es ist also nicht so, daß der Milcheinschuß der Nachgeburt folgt, sondern die Nachgeburt geht ab, weil Oxitocin ansteigt, mit der Folge, daß auch die Milch einschießt. Der rechte Scheinwerfer geht nicht an, weil der linke angeht, sondern beide hängen am selben Stromkreis mit dem selben Schalter.

Wenn nach natürlicher Geburt die Nachgeburt beim Schaf komplett oder in Teilen verhalten wird, dringen keine Keime ein, weil die Zervix sich sehr schnell schließt. Es stimmt für viele Schafrassen nicht - obwohl oft zu lesen - daß die Zervix noch 2 Tage p.P. für zwei Finger passierbar wäre. Das ist nach natürlicher Lammung - und nach Kaiserschnitt sowieso - einfach schlicht falsch. Schon Stunden nach einem Nachgeburtsabgang oder auch während dessen ist die Zervix wieder so eng, daß sie weder Fingern noch Uteruseinlegern noch Keimen Zutritt gewährt. Die folglich nicht infizierte Placenta wird weitgehend resorbiert und ihr Zellanteil fließt - den Keimen entgegen - als sogenannter Lochialausfluß über die nächsten Tage ab. 10 oder mehr Tage dieses Ausflusses sind nicht ungewöhnlich, selbst, wenn die Nachgeburt vermeintlich kompletg abging. Das ist alleine kein Beunruhigungsgrund. Beim Absetzen von Urin wird viel davon aus der Scheide gespült. Finge man ihn auf, wäre die Trübung sichtbar. Oft hinterläßt der Ausfluß auch Spuren auf dem Euter oder seilt sich als Faden ab. Alles normal. Alles kein Streß. Infektiöser Ausfluß ist in aller Regel zu riechen.

Wurde durch Geburtshilfe die Zervix übermäßig geweitet und Keime entgegen der Geburtsrichtung (ganz zwangsläufig) aus der Scheide in die Plazenta verschmiert und geht dann die Nachgeburt nicht ab, kann es zu Infektionen kommen. Dafür bzw. dagegen ist der Uteruseinleger gedacht, der in die Placenta gelegt wird und wenn alles gut geht 2h später ungenutzt in der Einstreu landet.

Kommt es zu Infektionen in der Gebärmutter mit oder ohne ganzer oder in Teilen verhaltener Nachgeburt, dann ist die Zervix das größte Zugangshindernis, die z.B. Spülungen im Weg steht. Da die Infektionen der Gebärmutter fast immer wegen des Abflußweges auch die Zervix selbst und die Scheide betreffen, ist das Schieben von Spülkathetern ohne Sicht gefährlich, weil das Gewebe brüchig und sehr verletzlich sein kann. Oft sind lediglich Scheidenspülungen möglich, die zwar lindern, aber die Infektion im Uterus nicht erreichen. Zum Glück sind solche schweren Verläufe schon deshalb selten, weil der nach der Geburtshilfe eingelegte oder beim Kaiserschnitt eingebrachte Uteruseinleger seine Wirkung tut oder die nach natürlicher Geburt verhaltene Nachgeburt "steril" blieb (oder die Verhaltung auslösende Entzündung bereits eine spezifische Immunantwort auslöste) oder das Schaf die Geburt aus andere Gründen nicht überlebte.

Wer Sorge hat, kann Fieber messen und mit Nachbarschafen vergleichen. Auch der Geruch des Ausflusses kann zum Vergleich herangezogen werden. Systemische Antibiose wirkt gut, wenn sie dann unverzüglich und konsequent durchgeführt wird. Hausmittel sind dann keine Lösung, sonder bedeuten Zeitverlust und Bakterienvermehrung unter Idealbedingungen. Verschleppte Gebärmutterinfektionen sind nur noch chirurgisch zu beheben, oft wohl bei Dr. Kerner.
Henry
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Re: Nachgeburten

Beitrag von grauwoller »

wir sind ja jetzt vom ursprünglichen Thema etwas abgedriftet....
Ich vermute mumps meint mit abspritzen den Einsatz von Oxytocin?
In den Anfangsjahren hatte ich vereinzelt Nachgeburtverhalten bei meinen Pommern.
Seit ich aber die Mineralfutterversorgung optimiert habe, hat sich das Thema eigentlich erledigt.
Zur Absicherung habe ich ein Fläschchen Oxytocin griffbereit. Wenn eine von meinen Oldies ihre Nachgeburt nicht zügig austreiben, spritze ich davon in d.R. 2 ml und dann fluppt es.
Man könnte dieses Wundermittel auch einsetzen,wenn Schafe ihren kompletten Nachwuchs nicht annehmen, aber dieses Phänomen gibt es bei meinen Schafen nicht.

so,jetzt geht´s inden Garten.... Christoph
alpenblümchen
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Re: Nachgeburten

Beitrag von alpenblümchen »

vermutlich trifft der text von henry die realität. befürchtungen über störungen der nachgeburt befinden sich vorallem in den köpfen der schafhalter. verbreitet über bücher. die alle das thema behandeln. weil die gegenseitig abschreiben. somit wird es auch zu einem lieblingsthema in schafforen.

ohne medikamente und optimierung der mineralstoffversorgung wäre es bei grauwoller vermutlich genau so gegangen. bei meinen schafen sind jährlich 600 geburten. ich kümmere mich nie um die nachgeburten. tote auen in den ersten wochen nach dem lammen sind selten. todesfälle die eine andere ursache als die nachgeburt haben können.
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