Dickes Klauengelenk

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Schnuckenlady
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Dickes Klauengelenk

Beitrag von Schnuckenlady »

Eine meiner Auen hat am linken vorderen Klauengelenk eine, naja mittlere Schwellung. Sie humpelt auch mal mehr oder weniger stark.
Passiert ist das ganze vor ca 1 Woche, da hat sie sich mit dem Bein in Draht verwickelt. An dem Tag hat sie nach der Entfernung so gut wie gar nicht gehumpelt, auch der ersten tage nicht. Die Schwellung ist dann auch leicht zurückgegangen. Nach den kalten Tagen ist es etwas mehr geworden, gestern war fast kein humpeln mehr zu sehen, nur eben noch etwas dick.
Heute humpelt sie wieder stark, benutzt den Fuß zwar, setzt beim Stehen ihn aber nur leicht auf. schwellung ist wohl gleichbleibend bis besser.
Bruch würde ich als Laie erstmal ausschließen.
Sie frisst normal, verhält sich auch normal.

Was kann ich tun, um zu helfen? Kann es was schlimmeres sein?

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Henry
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Henry »

Gewebeschaden durch Abbindung. Bei Draht reichen schon weniger als 2h für den fatalen Erfolg.

Beurteilung nach recht genau 14 Tagen. Heilt aus oder Fuß stirbt ab. Verhält sich wie Erfrierung. Plötzliche Schmerzfreiheit ist ein schlechtes Zeichen dabei. Dann sind mindestens die Nerven abgestorben. Das kann man testen durch Schmerzreiz.

Thermografie im Vergleich mit dem andern Fuß. Wärmer wäre gut. Kälter bedeutet Amputation. Kann man aber abwarten, weil die Abbindung eine recht deutliche Grenze hat und der Körper dort bereits Barrieren aufbaut. Fuß knickt dann an oder fängt an zu stinken. Das Schaf stirbt daran nicht.

Ich kenne eins, das hatte ein Weidezaunerlebnis und jetzt nur noch einen Hinterfuß. Es heißt Bruce und sieht mit den Abbindeschäden auch am Ohr wirklich nicht schön aus. Ißt aber glücklich. Seit mindestens 4 Jahren.

Abwarten. Nichts tun. Täglich dran riechen. Massieren kann schädlich sein. Oder helfen.
Henry
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Schnuckenlady
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Schnuckenlady »

Hmm, habe schon das Gefühl, dass es wärmer ist. Vor drei tagen hatte ich sie eingafangen, da hat sie, wenn man die Klaue angefasst hat, auch zurückgezuckt.
Also sie kann den Fuß auch gezielt schon bewegen, ist das eher ein positives Zeichen?

Habe schon ein schlechtes Gewissen, dass sie sich in einem Draht verwickelt hat, der nicht von uns stammt.

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Henry
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Henry »

Das Gewissen ist da nicht hilfreich.

Bei Abbindung hilft nichts außer Abwarten. Das ist ein Prozeß aus Zelltod, Abtransport der Reste, Neuentwicklung von Zellen und Gefäßen. Das letzte Stück Bein ist beim Schaf da ein echtes Problem. Praktisch nur Haut und Knochen, Sehnenscheiden und nur wenig durchblutet. Da drückt jede Schnur oder jeder Draht immer gleich gegen den Knochen und verhindert den Stofftransport von und nach körperfern vollständig.

Man kann vielleicht mit Metacam Schmerzen und Entzündung lindern. Auf den Prozeß der Heilung einer Abbindung kann das aber sowohl positiv als auch negativ wirken. Schafe heilen normalerweise sehr gut ohne medikamentöse Unterstützung. Ernährung beibehalten. Vitamine spritzen. Abwarten.

Und Liebe.
Henry
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Schnuckenlady »

Ein kurzes Update:
Habe sie heute nochmal gefangen und das Bein angesehen.
Bei einem kleinen Schmerztest hat sie ihr Bein zurückgezogen. Riechen tut noch nichts.
Im Gesamten ist es etwas besser als gestern. Mal sehen.

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Henry
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Henry »

Dann drück' die Daumen! ;)
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Henry »

Wie ist der Stand?
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Schnuckenlady »

Also neuer Stand:
Am Montag war die Tierärztin da und hat mal drauf gesehen. Zum Glück keine größeren Verletzungen. da wo der Draht war, verliert sie das Fell und ist an einer fläche von ca 2-3 cm² etwas schmerzunempfindlich. Tierärztin meint aber, das regeneriert sich wieder. Zusätzlich hat sie sich wohl noch leicht verknackst, aber nichts schlimmes. Das Schlimmste ist eine dadurch entstandene leichte Entzündung im Klauenspalt.
Die Tierärztin hat dann Antibiotika, Schmerzmittel und Entzündungshemmer gespritzt. Im Moment ist es besser geworden. Aber wirs sollen abwarten, wie die Entzündung sich entwickelt.

Grüße Schnuckenlady
Mir geht es schon besser. :)
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von SchafPirat »

Henry hat geschrieben: Do 1. Dez 2016, 19:30 Gewebeschaden durch Abbindung.
...
Ich kenne eins, das hatte ein Weidezaunerlebnis und jetzt nur noch einen Hinterfuß. Es heißt Bruce und sieht mit den Abbindeschäden auch am Ohr wirklich nicht schön aus. Ißt aber glücklich. Seit mindestens 4 Jahren.
Hallo Henry!

Wie kann ich mir das vorstellen, wenn das Bein sich verabschiedet? Das wird ja nicht wie ein kupiertes Schwänzchen irgendwann auf der Weide liegen, hm? Deswegen frage ich.
Stinkt es modrig, säuerlich, nach Kot oder nach Verwesung?
Wenn ich das Bein rasiere, sehe ich dann, ob es dunkel wird oder so?

Vicky hat sich mit dem rechten Vorderlauf in den Litzen vertüdelt, keine Ahnung wie, die Dinger waren stramm. Ein aufmerksamer Nachbar hat sie befreit und mich angerufen, ich war also nicht dabei.
Sie hat beide Gelenke (Klauengelenk und das darüber) sehr warm, aber nicht heiß. Keinesfalls kühl oder kalt.
Verletzungen darüberhinaus sehe ich nicht, ich habe auch die Klauen geprüft, falls es nur zufällig gleichzeitig auftrat.

Ich möchte sie einfach nicht nach den 14 Tagen immer schön weiter humpeln lassen - Bewegung tut ja gut, gerade im Heilungsprozess - und dann feststellen, dass eine sofortige Amputation notwendig ist. Ich würd' schon mal das Sparen anfangen...

Vorstellung von mir gibt's noch nicht, daher Kurzfassung: gehe seit 3 Jahren einem Nutztier-Schafhalter zur Hand, der die ganze Sache recht robust sieht, aber es haben sich "meine Schafe" wie Flaschenlämmer oder andere ergeben, die mich als ihr mit-Schaf ansehen. Und als solches fühle ich mich doch verantwortlich.

Danke, falls Du die Zeit findest.

Grüße, Sybille
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Henry
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Re: Dickes Klauengelenk

Beitrag von Henry »

Erstmal mußt Du geduldig abwarten, weil Abbindungen sich erst nach 14 Tagen etwa „entscheiden“, ob sie heilen oder absterben. Wenn Klauen oder Füße tatsächlich nekrotisch werden, dann bildet der Körper eine Art Linie die Demarkation genannt wird. Diese Linie ist auf rasierter Haut gut erkennbar. Körpernah reagiert das Gewebe mehr oder weniger normal und zeigt alle Zeichen von Durchblutung. Körperfern fehlen diese Zeichen. Der Knochen im Inneren wird durch das umliegende Gewebe und durch sein Inneres versorgt. Er bleibt auch dann stabil, wenn sein äußeres Gewebe abgestorben ist. Gelenke dagegen werden instabil. Ein nekrotischer Knochen erfüllt also seine Stützfunktion. Das Gelenk jedoch nutzt sich binnen kurzer Zeit ab und wird vollständig eintrocknen. Der Körper wäre in der Lage, den Knochen selbst so abzutragen, daß eine Stumpfheilung eintritt. Das dauert jedoch sehr lange und funktioniert nicht, wenn der Stumpf gleichzeitig belastet wird. Deshalb würde bei erkennbarer Demarkation amputiert und der Knochenstumpf mit Gewebe bedeckt. Das ist keine sehr aufwendige Sache.

Ich würde also in jedem Falle erst mal abwarten. Wenn das Schaf zahm ist, können regelmäßige Massagen mit Kompression helfen. Oder Homöopathie.
Henry
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