Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

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Pat
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Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Pat »

Hallo zusammen

Ein befreundeter "Schäfeler" hat ziemlich Probleme mit Augenentzündungen durch Mycoplasmen (bei uns auch Gämsblindheit genannt) in seiner Herde. Er behandelt mit verschiedenen Antibiotika, die er vorallem spritzt, aber leider scheinbar mit mässigen Erfolg. Es gibt dazu ja verschiedene Meinungen welche Behandlungen Sinn machen.

Wir hatten vor einigen Jahren in unserer Herde auch einige Tiere mit Augenentzündung und Eintrübung der Augen durch Mycoplasmen. Am Anfang hatten wir Panik, dass bei den Tiere bleibende Schäden zurückbleiben und haben alle Tiere, die auch nur kleine Anzeichen hatten, gleich mit antibiotischer Salbe behandelt - mit mässigem Erfolg. Bei manchen Tieren kam es nach einigen Tagen/Wochen dann einfach wieder. Wir haben dann gelesen, dass man die Herde am besten einfach durchseuchen lässt und nur die Tiere behandeln soll, die es wirklich schlimm haben. So haben wir es dann auch gemacht, haben die stark betroffenen Tiere mit Oxytetracyclin-Salbe behandelt und aufgestallt und hatten seither eigentlich keine Probleme mehr damit.

Leider gibt es scheinbar immer wieder Tierärzte, die sich mit der "Gämsblindheit" beim Schaf nicht so auskennen und den betroffenen Tierhaltern dann raten, alle Schafe zu schlachten oder sonstwelche Horror-Szenarien verbreiten. Ich hatte auch mal einen Fall, wo eine Tierärztin ein nicht vorhandenes Entropium an einem Schaf, welches ich früher mal einer Kollegin verkauft habe, hat operieren wollen, nachdem auch mit Antibiotika-Salben immer wieder eine leichte Trübung/Schleier auf der Hornhaut auftrat. Habe der Kollegin dann empfohlen, mal nichts mehr zu machen und nach einem erneuten Schub hatte das Schaf dann auch Ruhe. Manche sagen ja auch, dass Antibiotika das ganze nur verzögert und die Tiere dadurch länger haben, bis sie eine Immunität bilden können.

Wie handhabt Ihr das? Habt Ihr noch irgendwelche Hausmittelchen oder Tipps auf Lager? Mein Kollege ist ziemlich frustriert, da er durch den ganzen Behandlungstress seine Tiere nicht tragend bringt.

Liebe Grüsse
Patricia
Braunes Bergschaf
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Braunes Bergschaf »

Ich hatte zu Beginn 2 einzelne Lämmer mit Trübung der Hornhaut, habe auf Rat des Tierarztes nicht weiter diagnostiziert oder behandelt sondern zeitnah geschlachtet.
Seit Jahren keine Probleme mehr
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Henry
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Henry »

Ich habe Augensalben benutzt, die aber leider sehr oft angewandt werden müssen und sehr teuer sind. Ich habe nur die Schafe behandelt, die Trübungen und rauhe Stellen hatten. Dann aber beide Augen. Ich habe Zugluft in Schafkopfhöhe reduziert.

Leider habe ich es versäumt ein Antibiogramm von einem Abstrich zu machen. Das wäre mit einem Ohrstäbchen gegangen, direkt vor der Behandlung. Ich kann also nicht sagen, daß es Mycoplasmen waren.
Henry
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peter e.
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von peter e. »

es kann davon ausgegangen werden, dass die auslöser (es wird von chlamydien, mycoplasmen, lysterien in bestidmmten stämmen berichtet) der konjunktivitis im schaf vorhanden sind. Stressfaktoren wie transport, umtriebe, eingewöhnung neuer tiere von ausserhalb, fremde hunde, etc. können die augentrübung auslösen. Die literatur beschreibt zwar auch die behandlung mit OTC, erwähnt aber auch gleichzeitig, dass bei herdenerkrankungen sich die behandlung auf die schwersterkrankungen konzentriert. Seltenst wird über bleibende schäden berichtet.
Aus eigener erfahrung kann ich sagen, dass das phänomen in einer gleichbleibenden und stresslosen herde kaum auftritt, manchmal reicht aber schon das zuführen des deckbockes aus, um die reaktion zu provozieren. Erst recht, wenn tiere aus mehreren betrieben zusammengeführt werden oder neue tiere in die herde eingewöhnt werden.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
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Pat
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Pat »

Danke für Eure Antworten.

Mein Kollege hat mir nun mitgeteilt, dass der Auslöser für die infektiöse Keratokonjunktivitis scheinbar nicht die "normalen" Mycoplasmen sind, die bei uns meisten die "Gämsblindheit" auslösen, sondern dass es eine andere, viel agressivere Mycoplasmen-Art sein soll. Den Namen weiss er leider nicht mehr. Sein Tierarzt meint, dass gegen diese Art auch keine Immunität entwickelt werden kann und dass die Tiere unbedingt behandelt werden müssen, damit es in der Herde nicht über Monate/Jahre weiter verschleppt wird.

Mein Tierarzt hält dies für "Panik-Mache" und ich bin etwas ratlos, was ich meinem Kollegen noch für Tipps geben soll. Vielleicht halte ich mich beim weiteren Vorgehen besser raus.

@peter: Ja. Stressfaktoren waren oder sind definitiv in diesem Betrieb zurzeit mehrere vorhanden. Es sind neue Import-Tiere aus England dazu gekommen und die Tiere wurden zum Decken eingestallt.

Liebe Grüsse
Patricia
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Henry
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Henry »

Hallo Patricia,

sind vorrangig die importierten Schafe betroffen? Wann wurden die importiert?
Henry
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Pat
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Pat »

Hallo Henry

Laut Aussagen von meinem Kollegen sind die diesjährigen Importe, welche im September in die Schweiz gekommen sind, bis jetzt nicht betroffen.

Aber der Rest der Herde (vorjährige Importe & eigene Nachzuchten) haben Probleme.

Interessant ist, dass ein anderer Züchter, der dieses und auch letztes Jahr Texel-Importe aus dem selben Transport gekauft hat, zurzeit die gleichen Probleme hat.

Liebe Grüsse
Patricia
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Henry
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Re: Infektiöse Keratokonjunktivitis durch Mycoplasmen

Beitrag von Henry »

Ja das paßt. Klassich Infektion eingeschleppt von durchseuchten und selbst unauffälligen Tieren.
Das Problem ist jetzt in der Herde, wenn auch bald nicht mehr sichtbar.
Henry
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