(Off-Grid) automatischer Stalltür-Öffner

Benutzeravatar
Rasmus
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 35
Registriert: Sa 18. Jan 2020, 18:40
Wohnort: Bamberg
Schafrasse(n): Skudde, Alpine Steinschafe
Herdengröße: 22

Re: (Off-Grid) automatischer Stalltür-Öffner

Beitrag von Rasmus »

Guten Morgen,
meine Frage bezog sich auf Tränke-Eimer auf der Weide. Und mit Heu im Winter brauchen die Schafe reichlich Wasser.
Vielen Dank für die Antworten. Auf einen 12V Frostwächter und Zeitschaltuhr bin ich gar nicht gekommen. Batterie mit PV habe ich im Winter auch "frei" (Problem ist da ausreichend Sonne). Ich muss nur noch dafür sorgen, dass die Leitung nicht angekaut wird.

Ich finde Tipps mit einfachen praktikablen Lösungen klasse als Ideen für eigene Projekte!

Herzliche Grüße
Benutzeravatar
meine_Landliebe
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 78
Registriert: Di 11. Okt 2016, 12:45
Wohnort: Baden-Württemberg
Schafrasse(n): OFM
Herdengröße: 5

Re: (Off-Grid) automatischer Stalltür-Öffner / Einfrierschutz Wassertränke

Beitrag von meine_Landliebe »

Ja, mit einem 220V-Anschluß gibt es natürlich sehr komfortable Lösungen wie z.B. die Wärmeplatte.

Ohne solche komfortable Infrastruktur müssen Off-Grid-Lösungen her.

Die physikalische Ausgangssituation ist jedoch immer die, das sich Wasser im Vergleich zu den anderen häufigsten Flüssigkeiten anders verhält. Das macht sich für uns im Winter bemerkbar, weil ja die Wasserdichte bei +4°C am höchsten ist. Bei 4 Grad ist also das Wasservolumen am kleinsten. Unter 4 Grad wird Wasser aber wieder leichter und bildet eine obere Wasserschicht, während 4 Grad warmes und noch wärmeres Wasser nach unten absinkt.
Deshalb frieren ja Gewässer immer an der Oberfläche zuerst ein und nicht am Grund unten.

Die Hitzeerzeugung durch eine angezündete Grabkerze in feuerfester Begrenzung, liebe Monika, ist zwar eine beliebte und sehr praktikable Lösung, aber die Hitze muss sich quasi von unten nach oben durcharbeiten, bis sie die kälteste, vom einfrieren bedrohte Oberflächen-Wasserschicht erreicht.

Lieber Rasmus,

abhängig von der Wassermenge, die vor dem Einfrieren geschützt werden soll, kann man sich auch Überlegungen zu folgenden Faktoren machen:

1. Material und Farbe des Wasserbehälters

Im Aussenbereich sollten keine metallischen Wasserbehälter aufgestellt werden, sondern möglichst schwarze Kunsttoffbehälter wie z.B. Mörtelbottiche, weil a) metallische Behälter wie z.B. Zinkkübel etc. deutlich schneller frieren als Plastikbehälter. Wenn diese Plastikbottiche auch noch schwarz sind, reicht schon die geringste Absorption an Wintersonne, um die Einfrierdauer etwas zu verzögern

2. Isolierung

Wenn solche Mörtelbottiche auch noch rund und nicht rechteckig sind, kann man zudem 2 große Auto-/Traktorreifen aufeinanderstapeln und miteinander verschrauben und die Innenrinne der Reifen isolierend mit Bauschaum ausfüllen. Das Zuviel an Bauschaum dann passgenau auf die Bottichgröße cutten und das ganze Konstrukt auf eine Bodenisolierung stellen. Die schwarze Oberfläche aus Bottich und Reifen genügt zur zeitlichen Verzögerung des Einfrierens und der Wärmeverlust über die Seiten wird zusätzlich durch die Reifen-/ Bauschaum-Isolierung gehemmt.

3. Wasserbewegung

Sich bewegendes Wasser friert grundsätzlich langsamer ein.
Da Wiederkäuer angeblich empfindlichere Mäuler haben als Pferde, müssen die Tränken trotzdem bei allen Maßnahmen immer sehr leichtgängig bleiben.
Dennoch, je mehr Wasserbewegung im Behälter stattfindet, desto langsamer friert das Wasser ein.
Wasserbewegung kann erzeugt werden, indem man bestimmte Schwimmer integriert:

a) Manche Tierhalter schwören bei nicht allzu frostigen Temperaturen auf eine schwimmende PET-Flasche.
Zusätzlich setzen sie auf das Naturgesetz, dass Salzwasser leichter ist als Leitungswasser und nicht einfriert. Deshalb befüllen Sie die PET-Flasche zu mind 1/3 mit Kochsalz und sättigen es mit Wasser bis die Flasche voll ist, ehe sie zugeschraubt wird. Da dieser Flascheninhalt nicht einfriert und dennoch an der Oberfläche des mit Trinkwasser gefüllten Bottichs treibt und die PET-Flasche auch bei geringster Erschütterung der Oberfläche schaukelt bzw. langsam rollt wird eine Wasserbewegung im Bottich erzeugt, welche das Einfrieren zumindest in kleinem Maße zeitlich verzögert. Zwei treibende Salzwasser-Flaschen sind natürlich besser als nur eine. Der Tränkebottich wird aber bei starken Minusgraden bis morgens definitiv zufrieren und zwar von oben und vom Seitenrand her beginnend, weil das Prinzip nur bei leichten Frosttemperaturen funktioniert.

b) Ping-Pong-Bälle oder etwas größere Plastikkugeln, wie z.B im IKEA-Kinderparadies zu sehen sind, treiben durch ihren Lufteinschluss genauso gut auf dem Trinkwasser, drehen sich vergleichsweise zur nur rollenden, walzenförmigen PET-Flasche in alle Richtungen zugunsten einer Wasserbewegung und bilden in Vielzahl eingesetzt sogar eine Art isolierendes Luftpolster über die gesamte Wasseroberfläche gegen eisige Wintertemperaturen. Das schaltet natürlich auch das Sonne-Einfangen aus und ist somit eher bei Bewölkung die Wahl.

c) Es gibt kleine Solar-Fontänen, die neuerdings auch als dekorative Vogeltränken für Terrasse / Balkon zu einem günstigen Preis erschwinglich sind. Auch diese sorgen für eine ausreichende Wasserbewegung. Ob man den Förderstrahl dämpfend auf ein Minimum-Gegluckere einstellen kann, hängt vom Produkttyp ab…oder eben von der Tageslichtintensität. Von Dämmerung zu Dämmerung funktioniert diese Anwendung mangels Licht natürlich nicht.

d) Es gibt sicherlich weitere solarbetriebene Kleinstgeräte, die minimale Erschütterungen / Rotationsprozesse auslösen und bestenfalls nässegeschützt auf einer Außenseite des Bottichs angebracht werden können, um das Wasser in Bewegung zu halten. Ob ein
Gerät mit einer elektromagnetischen molekularen Interferenz, ähnlich solchen gegen das winterliche Einfrieren von Frontscheiben an Autos, wirksam eingesetzt werden kann, weiß ich aber nicht, da solche Geräte über Luftströmungen arbeiten.

4. Wärmespender nutzen, wie z.B.

a) Sonneneinstrahlung
Also Wassertränke im Außenbereich möglichst an der sonnigsten Stelle platzieren

b) Heizspirale anbringen wie von mir bereits beschrieben.
Also 12V- Digitalschaltuhr und 12-V- Mini-Heizspirale mit niedriger Wattleistung aus dem Campingbedarf als Wärmeerzeuger installieren. Sinnvollerweise wegen der oben beschriebenen Anomalie des Wassers von einen selbstgebastelten, schmor-resistenten Schwimmer direkt unter der Oberfläche mitschwimmend, so dass er auch mit einem abnehmenden (weggetrunkenen) Wasserpegel korrektes Level mithält.
Zeitschaltuhr je nach Außentemperatur alle 2-4 Stunden ca. 5-10 Minuten auf Betrieb einstellen.

c) Stövchen-Prinzip mittels Grabkerze und kippsicheren Aufbau mit feuerfestem Rammschutz und Luftzufuhrschlitz versehen, wie von Monika beschrieben. Möglicher Funkenflug bwz. Brandgefahr durch Spreu , Maus, etc. beachten!

d) Bio-Wärme nutzen
Falls Offenstall auf der Weide steht und Hochstreu praktiziert wird, den Wasserbottich etwas im Streu versenken, damit er von der Therme bzw. seitlichen Isolierung durch Einstreu profitiert.

5. Hydrantensystem

Sehr kostspielige Variante.
Entweder mit vorhandener Leitungswasser-Infrastruktur, dann aber zumeist wegen der Graben-Strecken nur in unmittelbarer Nähe von Gebäude und Koppel machbar. Erdarbeiten / Grabenbau in frostfreier Tiefe sehr aufwendig.
Oder über unterirdische Zisternen in frostfreier Tiefe mit Niederdruck. Dafür braucht es ein ausreichendes Gefälle des Geländes zwischen Zisterne und Koppel. Scheidet wohl aufgrund der genannten Voraussetzungen, des hohen Arbeitsaufwands und der hohen Anschaffungskosten bei den meisten Hobbytierhaltern aus.



....und überhaupt weiß man ja auch aus Studien mit Rindern, dass Wiederkäuer sommers wie winters am liebsten Warmwasser um die 17°C saufen. Nur dann trinken sie die meisten Mengen, weil´s besser bekömmlich ist. Also ruhig nix wie ran ans Verwöhnen!

Viele Grüsse von mir
mit
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 73
Registriert: So 19. Mär 2023, 12:07
Wohnort: Bebra
Schafrasse(n): Rhönschaf
Herdengröße: 14

Re: (Off-Grid) automatischer Stalltür-Öffner

Beitrag von mit »

Wow, vielen Dank für die Arbeit. Das könnte man irgendwo pinnen...
Antworten