verletztes Schaf durch Ziegenhorn

[Elly]

Hallo an alle,

genau heute vor einer Woche habe ich mein Schafmädchen Lilly, ca. 4 Jahre alt, verletzt im Stall gefunden.
Sie hatte eine klaffende Wunde hinter dem Vorderbein, offensichtlich durch eine Ziege, deren Horn sich reingebohrt hatte.
Schaf gleich zum Notdienst dem TA vorgestellt. Sie hatte leichtes Fieber. Die Wunde wurde nur etwas ausgespült. Sie bekam Metacam für 3 Tage und Antibiotika, nun schon seit 7 Tagen. Leider weiss ich nicht welches, ist eine Emulsion für die intramuskuläre Injektion, 3ml. Das Schaf wiegt ca. 60 Kg.
Gleich am nächsten Tag hat sich die Wunde wohl entzündet, beim leichten andrücken entleert sich eine etwas übelriechende, flüssig trübe Flüssigkeit. Am ersten tag war sie sehr zäh, die darauffolgenden Tage eher flüssig. Und das noch bis heute. Ich behandle sie 2 mal am Tag, jedesmal kommt Flüssigkeit. Die Antibiotika Gabe wurde vom TA nun um 4 Tage verlängert...
Meine Frage nun an euch, ist das alles so normal ? Kann das wirklich so lange dauern, oder deutet die ständig neue Flüssigkeitansammlung evtl auf einen Fremdkörper hin ?

LG

20230730_172056.jpg (368.19 KiB) 530 mal betrachtet

]

[Zibble]

Ich würde die Umgebung der Wunde vom Fell befreien . Das Horn ist wohl in die Tiefe gegangen und von da her eitert es. Antibiotika sind schon richtig. Nicht an der Wunde quetschen und drücken. Das treibt die Entzndung weiter ins Gewebe. Spülen würde ich 1x am Tag mit steriler Kochsalzlösung. Nähen darf man so Verletzungen nicht. Sie müssen von innen heraus heilen. Bis dahin müssen sie offen gehalten werden. Evtl eine Tamponade mit sauberer Pinzette und Händen reinpfiemeln und locker abdecken mit Mullkompresse und diesen zuschneidbaren Klebepflastern. Gibt es alles in der Apotheke. Die Tamponaden gibt es als Fettgaze oder mit Jod getränkt
Husten oder Atembeschwerden oder Fieber hat sie nicht?

[Elly]

Hallo Zibble,

danke für deine Antwort.
Somit soll ich die Flüssigkeit lieber drin lassen ? Nur Spülen reicht ? Ich hab halt das Gefühl beim drücken entlastet das auch enorm, da baut sich ja auch Druck auf. Die Flüssigkeit bildet sich tatsächlich weiter hinten der eigentlichen Verletzung, an dieser Stelle hat sie auch Fell verloren....
Jedenfalls wird die sache mit der Tamponade nicht ganz einfach weil die Wunde sich zunehmend schliesst... Die Bilder sind von gestern...
Fieber hat sie keins, Husten tut sie auch nicht. Fressen tut sie von Tag zu Tag besser. Sie knirscht ab und an mit den Zähnen, sonst meine ich geht es ihr gut.
Sie ist halt von der Herde getrennt, den ganzen Tag im Stall.. Das geht halt auch ans Gemüt
Tut mir halt leid um sie...

[Zibble]

Leichter Druck geht, vorsichtig her von den Seiten her andrücken. Die Wunde muss von der Tiefe her heilen, sonst bildet sich ein schwelender Abszess

[Elly]

ich frage mich, ob sich nicht schon ein Abszess gebildet haben könnte ????
Weiter hinten, ca. 10 cm von der Wunde weg, fällt ihr das Fell aus... Sie ist da komplett kahl...

[Henry]

Zur Qualität der tierärztlichen Versorgung möchte ich nichts sagen.

Aktuell stellt sich das Problem wohl als Infektion der Unterhautmuskulatur dar. Die ist wegen der großflächigen Ausprägung der Muskeln absolut lebensbedrohlich. Erreger denen es gelungen ist, zwischen und unter die Muskelfasern zu gelangen, finden dort ideale Befingungen vor. Sowohl die anaerob als auch die aerob lebenden kommen dort oft in Gemeinschaft vor.

Es ist jetzt sehr sinnvoll, Sekret in die Bakteriologie zu geben und ein Antibiogramm erstellen zu lassen. Gewschind!

Die gründliche Wundreinigung beginnt mit dem Umfel(l)d der Wunde. Nur so ist deren Ausprägung erkennbar. Die Flanke gehört also jetzt dringend geschoren und rasiert. Mindestens 10cm über die bereits erkennbaren Wundränder hinaus. Vor der Rasur soll bereits flüssige Jodseife verwendet werden. Danach ist Sterilium ein gutes Rasierwasser.

Wer Thermographie hat, kann die jetzt einsetzen.

Weiter geht es nach dem Leitfaden für infizierte Wunden. Debridement und Wundrandversorgung. Die Wunde ist vorsichtig auch in die Tiefe zu explorieren. Hornschläge sind keine Stichwunden. Sie sind Pfhählungsverletzungen. Es kommt also in der Wunde immer zu Quetschungen und Zerreißungen. In der Folge kommt es zur Nekrose dieser Gewebe. Diese Nährböden heilen nicht. Schon gar nicht zusammen. Die müssen mit scharfen Löffel ausgekratzt werden.

Eine Entscheidung über eine chirurgische Wundversorgung kann erst danach getroffen werden.

Ein Wechsel des Antibiotikums ist bereits jetzt sinnvoll und kann mit Vorliegen des Antibiogramms bestätigt oder korrigiert werden.

Hurtig vorran!

[Zibble]

Male nicht den Teufel an die Wand
Wundumgebung säubern, rasieren, wunde säubern Sondieren, Spülen. Wundumgebung schauen, fühlen, Überwärmumg. Knistern beim Drüberstreichen?
Dann ist höchste Eisenbahn und es ist eingetreten was Henry sagt
Es braucht das aber die professionelle Wundversorgung mit Debridement in Narkose und die Antibiogramm gerechte Antibiose und einen Tierarzt, der das leisten und einen Halter, der es sich leisten kann und will
Zähneknirschen ist ein Zeichen von Schmerzen

[Elly]

Hallo,

Tierarzt war gerade da. Sie meinte das Areal (ca 40 cm Durchmesser) war schon viel zu gross und die Entzündung zu weit fortgeschritten.
Alle Bemühungen wären keine Garantie, dass sich das Tier erholt hätte.
Auch wenn es Lilly im moment augenscheinlich gut ging, hat die Ärztin das einschläfern empfohlen. Sie meinte, dass Antibiotika hätte das nicht mehr geschafft und die Wahrscheinlichkeit der Sepsis dann gewiss.
Die anfängliche Tierärztin, also eine andere, hat das wirklich komplett in den Sand gesetzt. Der gehört ihre Lizenz entzogen..

Lilly wurde 4 Jahre alt

[Henry]

Antibiogram und pathologische Untersuchung sind dennoch sinnvoll. Auf diese Weise bringt der Verlust wenigstens einen Lerneffekt für die beteiligten TÄe. Eine digitale Fotodokumentation der Verletzung zeigt sicher deren tatsächliches Ausmaß auf.

[Zibble]

Traurig