Euterentzündung aufgrund Lippengrind

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Elly
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Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Elly »

Hallo in die Runde,
gleich mal vorweg ein kleiner Hinweis das die Schafhaltung für mich etwas Neuland ist.
Ich halte in einem vom NABU gepachtetem Naturschutzgebiet eine kleine Herde Schafe und Ziegen die hauptsächlich der Landschaftspflege dienen. Wobei ich die Tiere vom Vorgänger aufgrund hohem Alter ubernommen habe.
Aktuell habe ich ein grosses Problem mit einem Schaf Muttertier. Sie hat vor ca. 4 Wochen ein gesundes Lamm zur Welt gebracht. Die ersten 3,5 Wochen gab es überhaupt keine Probleme. Bis das Kleine an Lippengrind erkrankt ist. Keine 2 Tage später hatte das Muttertier ein prall gefülltes Euter was einseitig sehr verhärtet ist. Sie lässt das Kleine auch nicht mehr trinken. Sie hat am Eiter kleine Bläschen woraus ich schliessen kann, dass auch sie sich angesteckt hat. Die beiden sind mittlerweile in einem separaten Stall untergebracht. Seither wird versucht das Lamm mit der Flasche zuzufüttern was aber absolut nicht gelingt. Ich schliesse aber daraus, dass das Lamm mit Sicherheit von dem gesunden Euter trinkt und auch ab und zu vom Kraftfutter der Mutter nascht.
Beide haben vom TA eine Spritze zur Stärkung des Immunsystems erhalten. Die Mutter wird mit Metacam, einem Breitbandantibiotikum sowie Injektoren für das Euter behandelt. Ich melke täglich 3 mal aus. Die Medikamente erhält sie immer im Abstand von 2 Tagen, bis auf den Injektor der täglich zum Einsatz kommt, bisher bereits 2 Mal. Die Behandlung hat vor 4 Tagen begonnen, heißt also das sie bisher 2x jeweils Metacam sowie Antibiotika erhalten hat.
Jetzt zu meiner Frage: Das Euter ist immer noch prall und hart. Bei jedem Melkvorgang kommen nicht mehr wie ca. max 100 ml. Und dafür brauch ich ca 20 min, da ich zwischendurch massieren muss damit überhaupt was raus kommt. Sie hat dabei wahnsinnige Schmerzen, was mir natürlich wahnsinnig leid tut. Das Euter wird nicht weicher, ist das normal ? Wann sollte ich Besserung sehen ?
fisch_otter
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von fisch_otter »

Du kannst das Euter mit Quark kühlen, wenn es noch heiß ist. Das funktioniert bei uns sehr gut. Ansonsten mit Arnika / Ringelblume / Johanniskraut als Öl/Salbe arbeiten.
Ausmelken ist sehr gut. Solange das Kleine einseitig noch säuft ist es zumindest grundversorgt. Das ist gut. Wenn der Lippengrind beim Kleinen am (im?) Maul sehr schlimm ist, kannst Du vorsichtig mit Olivenöl und / oder Myrrhetinktur arbeiten.
Kann aber nur sagen, dass das bei uns so funktioniert (Ziegen).
Viel Erfolg
Marc
Zibble
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Zibble »

Vielleicht ist es besser, wenn Du das Euter nicht melkst, sondern lediglich kühlst.
Durch das Melken wird immer wieder die Milchproduktion angeregt und das Euter kommt nicht zur Ruhe.
Das pralle und warme Euter ist zunächst kein Hinweis auf eine bakterielle Entzündung, sondern lediglich Hinweis auf den Vorgang der jetzt stattfindenden Milchrückresorbtion, wenn nicht abegetrunken oder gemolken wird.
Kühlen mit handelsüblichen Magerquark soll helfen.
Gefährlich wird es, wenn Anzeichen einer Sekundär bakteriellen Entzündung auftreten. Dazu gehört Fieber, ab 39,5 beim Schaf.
Zunehmende Rötung Des Euters mit Verfärbung ins Bläuliche, Blasenbildung der Euterhaut.
Aber sie bekommt ja ein Breitbandantibiotikum vom Tierarzt. Das bedeutet schon einen Schutz.
Ich habe Schaf und ich weiß warum
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Henry
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Henry »

Ich weiß nicht, warum TÄe Schafe wie kleine Rinder behandeln.

1. Injektoren sind am Schafeuter nicht hilfreich, sondern eher schädlich. Sie sind im Lumen zu groß und zu lang. Zudem ist der Euteraufbau anders, so daß das eingebrachte Injektat dem Abfluß eher im Wege steht.

2. Metacam unterdrückt zum Zwecke der Schmerzlinderung die Immunreaktion der Entzündung. In diesem Falle also Unsinn.

Die Behandlung von Mastitiden am Schaf ist hier im Forum gut und breit diskutiert. Deshalb nur kurz:
- erstes Gemelk ins Labor (Antibiogramm)
- Breitbandantibiotikum i.m. Evtl. mit erhöhter Anfangsdosis
- Gabe von Oxytocin immer direkt vorm Ausmelken
- mehrfaches komplettes Ausmelken (nicht in die Einstreu)
- Lämmer vom Euter weg, aber in Sichtweite aufstallen. Halbhohe Trennhürde im Stiez.
- Antibiose mind. 10 Tage fortsetzen und gegebenenfalls auf Antibiogramm reagieren.
- Lämmer nur vorm Ausmelken ans Euter lassen und/oder zufüttern.
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Elly
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Elly »

Zibble hat geschrieben: Fr 3. Mär 2023, 12:13
Gefährlich wird es, wenn Anzeichen einer Sekundär bakteriellen Entzündung auftreten. Dazu gehört Fieber, ab 39,5 beim Schaf.
Kann ich Fieber überhaupt noch feststellen wenn sie bereits mit Antibiotika behandelt wird ?
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Henry
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Henry »

Ja, das Metacam senkt zwaraber eine Infektion durchbricht.

Doch das ist nicht wichtig. Was machst Du denn, stelltest Du Fieber fest?
Henry
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Elly
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Elly »

Dann kann ich definitiv von einer Entzündung ausgehen da Zibble meinte ein praller Euter sei noch kein Hinweis auf eine eindeutige Entzündung....

Das Euter ist prall, und wenn ich es abtaste ist es hart und heiß....
Sie hat wahnsinnige Schmerzen beim abmelken was mir das Melken sehr erschwert.
Elly
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Elly »

wann löst sich die Verhärtung ? Und was kann ich dagegen tun ?
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Henry
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Henry »

Es ist Geduld und Pflege gefragt. Quarkpackung lindert und verändert die Besiedelung. Wichtig ist, daß schonend aber vollständig ausgemilken wird, damit das Antibiotikum aus dem Blutkreislauf nicht nur ins Gewebe, sondern auch ins Gemelk übertritt. Ein Mastitisschaf ist selten binnen 15 Tagen wieder gesund und mit den Lämmern. Auch ist nur ganz selten die Milchleistung anschließend wieder so hoch, wie für Mehrlinge nötig. Rechne mit etwa 8 Tagen unter wirksamer Antibiose, ehe das Gemelk wieder milchartig ist. Nutze beim Melken Melkfett und Zitzenöl. Oder einfach Creme oder Gleitgel.

Fentanyl wäre ein sinnvolles Schmerzmittel 1/2h vor dem Melken gegeben. Vermutlich ist da aber nicht ran zu kommen. Aspirin hilft ebenfalls. Da brauchst Du sehr viele Tabletten.
Henry
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Elly
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Re: Euterentzündung aufgrund Lippengrind

Beitrag von Elly »

OK...
Du ratest mir also weiterhin zum ausmelken... Was für mich auch logisch erscheint...
Ist halt bei stampfen und Zähneknirschen wirklich keine angenehme Sache....
Vorher eincremen tu ich schon, Quarkpackung hatte ich bisher noch nicht gemacht.
Sinnvoll vor dem melken oder danach ?

Und von dem Injektor ratest mir ab ?

Übrigens sieht die abgemolkene Milch gut aus. Weder Klumpen noch Blut oder verfärbt. Riecht auch nicht unangenehm. Ist eben nur sehr sehr wenig und kann wirklich nur mit massieren abgemolken werden...
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