Lamm hatte noch Nachgeburt dran

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Annett67
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Lamm hatte noch Nachgeburt dran

Beitrag von Annett67 »

Ich lebe auf einer Finka und hab im Graben ein Lamm gefunden, was noch alles am Bauch hatte. Der Mallorkinische Eigentümer wollte es mitnehmen und weg werfen.
Ich wollte es behalten und hatte es wie beim Menschen abgenabelt. Kurz darauf ist es verstorben. Hätte ich das ganze dran lassen sollen? Ich bin für jeden Hinweis dankbar. Herzlichst Annett
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Henry
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Re: Lamm hatte noch Nachgeburt dran

Beitrag von Henry »

Es ist sehr schwer etwas derartiges zu beurteilen. Es gibt eine seltene Mißbildung, bei der Eingeweide insbesondere das Netz und der Zwölffingerdarm oder Teile des Labmagens durch den Nabel in die Nabelschnur vorfallen. Ich hatte den Fall vor Jahren. Dabei konnte ich gerade noch verhindern, daß der Eigentümer alles am Nabel glatt wegschneidet. Das Lamm wurde operiert und nach Differenzierung und Teilresection der Gewebe wie bei einem Nabelbruch chirurgisch versorgt. Es hat überlebt und ist nach längerer Pflege als Flaschenlamm relativ normal aufgewachsen. Nach 8 Wochen mußte dann der Nabelbruch erneut chirurgisch versorgt und die Bruchpforte mit Gewebehinterlegung final geschlossen werden. (Das Schaf starb dann mehrere Jahre später an Clostridiose).

Eine Unterscheidung der Gewebe der Nabelschnur und in ihrer Nähe ist extrem schwierig, da diese Gewebe schnell trocknen und Schmutz und Streu anhaften. Ohne chirgrische Versorgung sind Lämmer mit dieser Mißbildung nicht lebensfähig.

Eine weitere Mißbildung ist der Blutnabel. Dabei füllt sich die Nabelschnur nach dem Abriß von der Plazenta mit Flüssigkeit aus dem Lamm. Die Überdehnung macht das Nabelschnugewebe durchlässig. Das Lamm kann den Verlust an Serum nicht ausgleichen. Die Nabelschnur kann auch nicht eintrocknen. Eine chirurgische Versorgung mit Umsteppung des Nabels in der Bauchdecke oder die Versorgung mit Kastrationsgummis mit Umschlag ist notwendig.

Die Chance, Lämmer mit Mißbildungen am Nabel durchzubringen, ist nicht groß. Sie gelingt trotz Erfahrung und früher Versorgung oft nicht. Zudem treten meist weitere - nicht sichtbare - Mißbildungen oder Entwicklungsstörungen auf, die sich oft erst später fatal auswirken, wenn sich beispielsweise kein kräftiger Pansen entwickeln kann, das Netz nicht frei beweglich ist oder Verwachsungen die Darmpassage verhindern.
Henry
der
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