Abmagerung nach Bolusgabe

[smallfarmer]

Noch eine kurze Anmerkung zu den Bolis.
Wie manchmal angenommen wird endbindet der Einsatz nicht die Versorgung mit Mineralfutter.
Man unterscheidet zwischen Mengenelementen und Spurenelementen
Boli (Spurenelemente) sind immer on top.

[Edwin]

Eine Endospokie beim Pferdetierarzt ist dann angesagt. Der kennt sich mit Abszessen in der Speiseröhre aus und kann sie vor allem auch im Rahmen der Untersuchung behandeln.

Gestern war nun der große Tag. Vorab wurde telefonisch abkeklärt mit der Fragestellung, ob in Anbetracht der ansonsten sicher hohen Kosten durch Endoskopie ambulant reparierend im Falle einer vermuteten Abzess, Schwellung oder eines Geschwührs behandelt werden kann. Die Antwort war simpel: nein! Er, der Tierarzt kann es nicht. Im weiteren Gespäch kam dann zur Sprache, dass wenn bspw. der Abzess sich in der Luftröhre befindet, dann möglicherweise Sekret in die Lunge geraten kann, was ein sicheres Ende bewirken würde.
Behandlungstechnisch, so schätzt der Tierarzt ein, wäre das sowieso ein Fall für die Tierklinik, was ja eh aus Kostengründen bei einem Nutztier ausscheidet, wenn... etc.
Henry, wo hast du denn das bitte her, das ein Tierarzt so, dann auch noch ambulant mit einem kalkulierbaren Risiko (darum sollte es hier immer gehen) behandeln kann?
Sollte es hier im Forum nicht immer darum gehen, wenn schon ohne besondere Kennzeichnung in der Aussage anderes kommuniziert wird, ein Kosten-Nutzen-Verhältnis angesetzt wird, welches die Allgemeinheit mittragen kann? Ich denke, etwa der Tierwert sollte dabei nicht überschritten werden.
Ich erwische dich nun auf mich bezogen im Medizinischen zum 2. mal, dass du irgendwas aussagst, was du irgendwo her hast, es als medizinische Wahrheit und Expertise verkaufst und dich selbst als Experte hinstellst. Ich sehe darin eine Methodik, etwas in den Raum werfen, den User machen lassen um dann seine Erkenntnis später als deine Wahrheit zu verkaufen. Lernen und ausprobieren am Anderen.
Ich achte Deine Bemühungen sehr, aber denke bitte daran, dass so ein Engagement auch gerne mal nach hinten los geht.
Also, nach dem Telefonat war es das dann.
Indess hält sich das Schaf tapfer, steht geradlinig und aufrecht vor dem Heuballen und zupft gelegendlich ein Hälmchen. Während ich bei den Anderen nur so staune, wo die das Heu hinfressen ist erstaunlich, wir gut sich auch ohne Fressen ein Schaf halten kann.
Nun wird es weiter täglich mit einer Gabe Stomasel in Wasser gemischt versorgt, das hält sie soweit am Leben. So ergeben sich 3 Möglichkeiten, 1. das Schaf fängt an rapide abzubauen, dann wird euthanasiert und ab in die Sektio, 2. bleibt der Zustand so und ich bekomme es noch einen halben Monat durch bei den Gesundheitszustand, dann Notschlachtung, 3. Geschwür/ Abzess oder was auch immer sich im Schaf befindet geht zurück und Schaf erholt sich...

[Henry]

Moin Edwin,

mein Olympus-Endoskop hat einen Arbeitskanal durch den sich eine Probestanze oder auch scharfer Greifer einführen läßt. Damit kann ich Abszesse eröffnen. Ich könnte auch eine flexible Kanüle benutzen, die jedoch den zähen Wiederkäuereiter vermutlich nicht drainieren kann. Vor allem aber kann ich sehen, war da überhaupt das Problem ist. Der Abszeßinhalt entleert sich dann in den Verdauungsweg. Dort richtet Eiter jedenfalls weniger Schaden an, als anderswo. Von einer Brochoskopie und einem Abszeß in der Luftröhre habe ich nicht geschrieben und ich vermute das auch nicht.

Mein Endoskop hat schon gebraucht soviel gekostet wie ein Bluefaced Leicester Schaf. Eine Lichtquelle kommt noch dazu. Dr. Kerner kostet um die 120€. Wenn eine medizinische Versorgung eines Altschafes dessen Wert nicht übersteigen darf und es womöglich schon Entwurmungen auf sich geladen hat, dann bleibt Dir bloß 'ne Axt - preiswert geliehen vom Nachbarn.

Falls der angefragte Pferdetierarzt tatsächlich einen Abszeß in der Trachea lokalisiert hätte und nicht auf die Idee kommt, den dann nach außen zu eröffnen, um keine Erreger in die Lunge zu bekommen, dann fehlt ihm mindestens extwas Kreativität. Dr. Mütze - mein benachbarter Pferdedoktor - hat mir bestätigt, daß Pferdeluftröhren genauso schnell heilen, wie die vom Schaf. Diese schnelle Heilung war ein Selektionskriterium, wenn man als Fluchttier den Angreifer hat abschütteln können.

Totmachen kann jeder.

[Loulou]

Würde ich genau so (!) sehen.
Und falls tatsächlich Abszeß vorliegt, kann man manchmal noch den Disteldorn in der Wandung stecken sehen, der die Ursache des Ganzen ist.

[Edwin]

Danke Beide für Eure Ausführungen.
Solche Anwendungen sind offenbar viel zu selten, dass sich wohl für die meisten Tierärzte eine Anschaffung + Qualifikation nicht lohnt.
Bin etwas niedergeschlagen, denn das Schaf hätte sicher noch einige Zeit bei mir gehabt...
So ist das Leben...

[Henry]

Du zeigst am Praxisbeispiel das Dilema: Du willst wenig bezahlen, also kann der TA keine teure Technik anschaffen. Daher kann er damit auch nicht kori- Feenhaft umgehen. Und wenn dann ein Patient vorgestellt wird, scheitert er. Und für den Lehrgang an meinem Tier will auch ich kein Geld ausgeben. Womit sich der Teufelskreis schließt und Dr. Kerners Kundenbindung verfestigt.

[Stockmann]

Der Marktwert eines Schafes und GOT stehen eben in keinem guten Verhältnis zu einander. Deshalb verfahren Schafhalter die auf Wirtschaftlichkeit achten müssen oft nach dem Motto "In der Truhe liegt die Kraft."

[Henry]

Auch der wirtschaftlich denkende Schafzüchter findet wohl keinen Tierarzt, der seinem verkehrsverunfallten 10.000-€-Zuchtbock mit Nichtwiederbeschaffungsgarantie sagen wir eine Beckenfraktur osteosynthetisch versorgt.

Die Wertbetrachtung kommt dem TA nicht zu.

Ganz selbstverständlich wird „Purzel vom Unglücksberg“ mit einem künstlichen Hüftgelenk versorgt und erhält Reha im Wasserbad. Weil er ein Dackel ist. Und deshalb gibt es Provis dafür. Mit Erfahrung. Mit guter Quote. Und gutem Namen. Wenn die dann ein Schaf operieren, dann gehts auch dem wieder gut. Grace ist der Beweis dafür. Nur war es eine Gnade, daß er es gemacht hat.

[Edwin]

Ja es ist schon ein verteufelter Teufelskreis. Dabei spielt die sogenannte Wirtschaftlichkeit (nach Tierwert) nicht mal die tragende Rolle, ich hätte auch mehr bezahlt, brächte es Aussicht auf Erfolg. Letztendlich fällt ein Zuchttier weg und die Ersatzbeschaffung, ich muss schließlich mind. 200 km fahren, kostet wesentlich mehr, wenn die Nachzucht nur Böcke bringt. Also, Wirtschaftlichkeit ist relativ.
Aber wir bewegen und langsam aber sicher zu der Wertschätzung hin, die auch wieder Nutztierhaltung für Tierärzte zum Wirtschaftfaktor werden lässt.
Zumindest war eine Tierärztin sehr interessiert und es tat ihr Leid, dass sie noch nicht endoskopiert. Es wäre wünschenswert, denn der Markt wird eines Tages da sein...

[Henry]

Gern kann sie mein Endoskop leihen. Es ist in einem stabilen Koffer und kann gut verschickt werden. (Mein Ultraschallgerät ist auch andauernd verliehen.)