Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

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Janine A.H.
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Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

Beitrag von Janine A.H. »

Hallo, ihr Lieben.
Wir haben Heidschnucken, einen Bock mit 4 Auen und deren Lämmern laufen. Ein Bocklamm wollen wir gern kastrieren lassen, damit er in der Herde bleiben kann, sein Vater ihn also in Ruhe lässt und er seine Mutter nicht deckt.
Jetzt bin ich schon durch verschiedene Foren durch und habe gelesen, dass es früher üblich war, Hammel in der Landschaftspflege in der Herde mitlaufen zu lassen. Da stand aber nie, welche Art der Kastration - blutig oder unblutig.
Meine Frage ist, ob sich die Art der Kastration auf die "Stimmung" auswirkt. Ich bin davon ausgegangen, die Kastration unterscheidet sich nicht im Ergebnis, sondern nur in der Technik, dh. auch ein unblutig kastrierter Bock, dann Hammel, duftet nicht mehr nach Mann, boxt nicht und ist auch für den Bock uninteressant als Rivale. Stimmt das?
Ich habe auch gelesen, dass der Zeitpunkt der Kastration eher wichtig ist - falls die Böcke schon mal eine Brunft mitgemacht haben.
Das wäre bei unserem nicht der Fall - es ist 6 Monate - erst ab 1 Jahr zählt es wohl unter "alt-Kastration".
Wäre also eine unblutige Kastration, wo nur die Samenstränge durchtrennt werden, auch sinnvoll, um ihn in der Herde mit seinem Vater zu lassen? Oder müssen die Hoden komplett ab? Soweit ich weiß, werden die Hoden wesentlich kleiner nach unblutiger Kastration - und ich war davon ausgegangen, es wird deshalb auch viel weniger Testosteron mehr produziert.
Über Auskunft wäre ich sehr dankbar.
dicke wolke
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Re: Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

Beitrag von dicke wolke »

Also ich habe zwei unblutig kastrierte Hammel in meiner Herde laufen, der eine hatte frühreif schon seine Tante gedeckt. Man kann die beiden Jungs universell einsetzen, als Onkel für abgesetzte Lämmer, als Bockbegleiter oder einfach in der Herde. In der Gruppe wo der Deckbock gerade deckt laufen sie nicht mit, habe ich früher gemacht, ging auch problemlos aber ich fand sie haben ein bisschen neidisch geguckt wenn die Mädels so gar keine Augen mehr für sie hatten
Janine A.H.
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Re: Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

Beitrag von Janine A.H. »

Lol, naja, das soll nicht das Problem sein mit dem neidisch sein und geht ja auch wieder vorbei. Hauptsache, der Alte macht ihn nicht fertig und er darf mit fressen und im Stall schlafen. Haben zwar zwei Ställe, aber manchmal ist ja Separation nötig. Aber da wird er wohl eh immer der Beistellonkel werden. Vielen Dank. Hatte das schon vermutet.
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Henry
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Re: Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

Beitrag von Henry »

Die in Deutschland üblichen Kastrationsmethoden führen sämtlich zu einer Funktionslosigkeit der gesamten Hoden und damit auch zu deutlich verminderter Hormonproduktion. Es werden nicht nur die Samenleiter durchtrennt! In aller Regel wird der gesamte Samenstrang (Leiter, Blutgefäße, Muskel) abgesetzt oder abgequetscht.
Damit tritt immer Zeugungsunfähigkeit mit Zeugungsunwilligkeit zusammen.

Anders ist das nur bei den Verfahren der Vasektomie oder Suchbock-Operation, bei der der Penis verlagert wird und bei der Hodenkopfresektion. Bei der Vasektomie wird mit einem kleinen Schnitt der Samenstrang vorgelagert und NUR der Samenleiter durchtrennt, vernäht und verödet. Bei der Suchbock-OP wird der Penis aus der Mittellinie verlagert, so daß die Ejakulation erfolglos in die Wolle erfolgt. Bei der Hodenkopfresektion wird im Hodensack die Spitze des Hodens abgeschnitten oder verödet und so die Weiterleitung der Spermien unterbunden. Die Methode ist unsicher und unpraktisch. Nur in wenigen Fällen ist es das Ziel, zeugungswillige aber zeugungsunfähige Böcke zu erzeugen. In Deutschland werden solche „Teaser“ nicht regelmäßig eingesetzt. In anderen Ländern schon. Dort ist die Vasektomie für diesen Fall Routine.
Henry
der
Schafschützer
Janine A.H.
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Re: Unterschiede Kastration für Herdenzusammensetzung?

Beitrag von Janine A.H. »

Vielen Dank, Henry für diese umfassende Information. Das scheint mir alles sehr logisch, wie du es ausführst.
Wo hast du dieses veterinärmedizinische Wissen her? Kannst du eine gute Seite oder Buch empfehlen?
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