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Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 14:38
von moony
die nordischen Kurzschwanzschafe haben - einen kurzen schwanz :lol: in sind zur Wollproduktion geeignet (Finnschaf, Gotländisches Pelzschaf).

werden aber im globalen Markt nicht für die Wollproduktion genutzt, nur im Skandinavischen Raum, und da sind sie Vorreiter, da die Woll-Mährinos Feuchtigkeit nicht so ab können. Die GPS können Hitze aber nicht gut vertragen. Gotländische Pelzschafe haben einen angenehm kurzen Schwanz und, wie der Name sagt- tolle Wolle, die auf der Haut nicht kratzt, wenn sie richtig verarbeitet wurde, was, zugegeben, manchmal gar nicht so leicht ist. Färben ist bei der Wolle auch eher schwierig. Mittlerweile wird bei den GPS auch ein annehmbarer Fleischansatz erzielt, obwohl die Varianz in dieser Rasse noch sehr hoch ist, da relativ junge Rasse (Gewicht Muttertiere rangiert zwischen 45 und 80kg). Tageszunahmen von 300g auf guten Grünland sind bei adequatem Management auch möglich, die Schweden nutzen sie sowohl zur Fleisch, als auch Fell- und Wollgewinnung, auch in Hochleistungs- und Großbetrieben. Die GPS haben aber auch einen erhöhten Arbeitsaufwand, weshalb auch der Fleischmarkt in Skandinavien nicht allein von GPS dominiert wird, die üblichen Verdächtigen, Texel und Suffolk sind immer mal wieder zu sehen.

Die meisten Kurzschwanzschafe haben aber nicht wirklich die Voraussetzungen für den Lammfleischmarkt, weder in Tageszunahme noch in Fruchtbarkeit, Vorhandensein Hörner etc.

Nachteil bei Einkreuzung von Heidschnucken sind die höhere Einling-Rate, die sehr geringe Drilling und Vierling-Rate, die Hörner, die nicht-verwertbare Wolle....

Auch ein ein Verbot des Kupierens ist keine Lösung. Überall wird Tierwohl hochgehalten, aber langschwänzige gelassene Schafe haben für den Lammfleischmarkt keine Chance. Das Risiko für Infektionen beim kurzzeitigen Ablammen im Stall mit solchen langen Schwänzen mag sich wohl niemand ausmalen. Und auch bei Weidehaltung ists nicht viel besser, wenn die den durch den Schlamm ziehen oder der zusätzlich im Schnee hängt. Wenn nicht mehr kupiert werden darf, sollen viele Rassen dann aussterben, weil sie keiner mehr halten kann wegen angesprochener Probleme?

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 14:41
von Guybrush
Steffi hat geschrieben: Mi 23. Dez 2020, 10:52 Ohrmarken müssen wir aber, ebenfalls unter Strafandrohung, durch die Ohren der Schafe schießen, ungeachtet des Verletzungsrisikos.
Das ist tatsächlich etwas wirklich dummes, das auch dringend weggehört...



Fleischmarkt: Die heimische Imkerei deckt nur einen kleinen Teil des Konsums. Wie ist das beim Schaf? Wird der Bedarf nur durch Importe ergänzt oder beliefern heimische Schäfer eher nur Feinschmeckerei und ähnliches?

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 14:47
von Guybrush
moony hat geschrieben: Mi 23. Dez 2020, 14:38 die nordischen Kurzschwanzschafe haben - einen kurzen schwanz :lol: in sind zur Wollproduktion geeignet (Finnschaf, Gotländisches Pelzschaf).

werden aber im globalen Markt nicht für die Wollproduktion genutzt, nur im Skandinavischen Raum, und da sind sie Vorreiter, da die Woll-Mährinos Feuchtigkeit nicht so ab können. Die GPS können Hitze aber nicht gut vertragen. Gotländische Pelzschafe haben einen angenehm kurzen Schwanz und, wie der Name sagt- tolle Wolle, die auf der Haut nicht kratzt, wenn sie richtig verarbeitet wurde, was, zugegeben, manchmal gar nicht so leicht ist. Färben ist bei der Wolle auch eher schwierig. Mittlerweile wird bei den GPS auch ein annehmbarer Fleischansatz erzielt, obwohl die Varianz in dieser Rasse noch sehr hoch ist, da relativ junge Rasse (Gewicht Muttertiere rangiert zwischen 45 und 80kg). Tageszunahmen von 300g auf guten Grünland sind bei adequatem Management auch möglich, die Schweden nutzen sie sowohl zur Fleisch, als auch Fell- und Wollgewinnung, auch in Hochleistungs- und Großbetrieben.
Du hast GPS. In welchen klimatischen Bedingungen arbeitest du, wen du schreibst dass sie Hitze nicht so gut abkönnen?

Danke, Rick

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 14:48
von Heumann
Natürlich haben langschwänzige Rassen den Schwanz angezüchtet bekommen. Mehr Haut = mehr Wolle. Das war früher tatsächlich noch was wert.

Die Hauptkunden für die deutschen Schafhalter sind Kulturbereicherer. Feinschmecker... naja, wer meint, dass alter Bock fein schmeckt...

Die Kulturbereicherer stehen vor allem auf Schwarzkopf. Wenn es davon keine mehr gibt, weil die Tierquälerei mit der Schwanzverkürzung unter Strafe steht, müssen die Kulturbereicherer halt Heidschnucken, Pelzschafen oder Haarschafen den Hals durchschneiden. Es kommt ja auch mehr auf das Event an.

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 14:59
von Guybrush
Heumann hat geschrieben: Mi 23. Dez 2020, 14:48 naja, wer meint, dass alter Bock fein schmeckt...
Bei nem guten Metzger... haben wir mal im Verein geschenkt bekommen, nachdem er den Besitzer einige Male vermöbelt hatte...
Hat top geschmeckt! Merinofleisch.

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 16:50
von moony
Guybrush hat geschrieben: Mi 23. Dez 2020, 14:47

Du hast GPS. In welchen klimatischen Bedingungen arbeitest du, wen du schreibst dass sie Hitze nicht so gut abkönnen?

Danke, Rick
Norddeutschland. Im Süden gibt es keine, mir bekannten Herdbzüchter, ein paar Hobbyleute hingegen schon. Es gibt ein paar in Mitteldeutschland, untere Grenze NRW ist Ende bei den mir bekannten Herdbuchzüchtern.

GPS sind vom Aufwand her mit den anderen Land- und Robustrassen nicht zu vergleichen, da aufwändigere Haltung, aber für meine Zwecke hervorragend geeignet. Ganzjährige Weidehaltung in strukturreichem Gebiet. Sie verbeißen Diesteln und Sträucher genauso gern wie normales Gras, das Fressverhalten würde ich eher zwischen Schaf und Ziege einstufen. Können auch auf weniger ertragreichen Standorten eingesetzt werden, da Zwillings und ab und an Drillingsgeburten benötigen sie jedoch in der Laktation und in der Trächtigkeit entweder wirklich sehr gute Wiesen oder Kraftfutter.

Sie sollten zweimal im Jahr geschoren werden. Einmal geht auch, ist meines Empfindens nach aber nicht tiergerecht, zumindest nicht wenn man züchtet, ich habs einmal ausprobiert. Klauenpflege ca. alle 3 Monate. Witterungsschutz im Sommer ist wichtiger als im Winter. An sich kommen sie mit der "Hitze" in Norddeutschland klar, wenn sie einen guten Schattenplatz und Wasser haben, vor dem Sommer sollten sie aber geschoren sein (Mai). Ich habe eine dabei, die hechelt bei Temperaturen von ü35°C. Sie wird demnächst aussortiert.

Ich mag Die GPS gern, weil sie noch einen recht wilden Charakter haben, aber sehr zahm werden können. Sie wollen laufen, haben viel Blödsinn im Kopf, sind furchtbar neugierig und sehen wunderschön aus. Sie fressen so gut wie alles was sie fressen sollen (leider auch mehr - Obstbaumrinde :roll: ). Was mir gefällt, ist dass man alles verwenden kann- Wolle und Fell haben hervorragende und hochpreisige Qualität, weil die Rasse in DE so selten ist, werden die entsprechenden Preise auch gern gezahlt. Das Fleisch schmeckt sehr gut, die angesprochenen 300g Tageszunahme bei Lämmern gehen auf Grünland ebenfalls ganz gut, dh. das Fleisch wirft auch was vernünftiges ab.
Vermarktung geht aber nur über Direktvermarktung da kein Händler die Preise zahlen wird. Klappt aber ganz gut, auch bei "größeren" (ü50 GPS) Betrieben.

Wenn man wirklich mit den Tieren züchten und sie nicht nur vermehren möchte, ist das ganze anspruchsvoller. Es gibt sehr wenige Herdbuchzüchter und ebenfalls wenige Zuchttiere (Inzucht vermeiden ist anspruchsvoll). Dann ist die Rasse noch jünger, ernsthafte große Züchtung startete in den 50ern. Daher noch große Varianz in den Merkmalen, da Wolle und Felle ebenfalls gehandelt werden, ist da ein deutlich höherer Selektionsdruck.

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 16:57
von Guybrush
Danke für die Infos, dann bist ja mit 10 gut ausgelastet!

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 18:54
von KABA
Ähnliches wie Moony für Gotländer beschreibt, gilt natürlich auch für Romanovschafe ;) - auch sie gehören zu den Nordischen Kurzschwanzschafen, die Fruchtbarkeit ist noch größer, allerdings die Feinheit der Wolle etwas geringer, da mit Grannenhaaren durchsetzt.
Und ja - das Kreuzen mit langschwänzigen Rassen bringt schon bei den ersten Lämmern deutlich kürzere Schwänze! Außerdem werden in Frankreich und den Niederlanden Romanovschafe durchaus auch in Fleischrassen eingekreuzt, was die Qualität des Fleisches erhöhen kann, da dann der Fettgehalt weniger hoch ist.
Das heißt, wer nicht auf Rassereinheit als HB-Züchter achten will, sondern Gebrauchsschafe hat, kann durchaus erwägen, eine der Kurzschwanzrassen einzukreuzen, um die Schwanzlänge sozusagen auf natürlichem Weg zu verkürzen. Mit den (etwas größeren) Finnschafen z.B. wurde das gezielt gemacht: "Das finnische Landschaf ist eine alte skandinavische Schafrasse. Sie gehört zu der Gruppe der Nordischen Kurzschwanzschafe. Wegen ihrer hohen Fruchtbarkeit und der genetisch verankerten Kurzschwänzigkeit werden Finnschafe gerne in andere Schafrassen eingekreuzt. In Neuseeland ist es zum Beispiel einigen Züchtern bereits gelungen, die Merinos durch diese Kreuzung zum Kurzschwanzschaf umzuzüchten um das lästige Schwanzkupieren zu vermeiden." (Kopiert von dieser Seite: https://new.sehner-peniere.de/finn1.htm)

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 20:29
von st68
Hier möge sich jeder Interessierte das herauslesen, was ihm genehm ist:

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/26281/1/Eck_Kim.pdf

Ich habe herausgelesen, dass es keinerlei nachvollziehbare triftige Gründe gibt, die das Schwanzkupieren mit Gummiring nahelegen würden. Der Gesetzgeber sieht das (noch) ähnlich.

Aber es gibt sehr wohl (tierschutzrelevante) Gründe, gegen das schnellstmögliche Umzüchten von langschwänzigen, zu kurzschwänzigen Rassen. Genausowenig Zielführend scheint es, leistungsfähige, bewährte Schafrassen, durch beliebiges Einkreuzen kurzschwänziger Rassen zu vernichten, nur um das rein emotional motivierte Zuchtziel von kurzen Schwänzen zu erreichen.

Sollte ich falsch liegen, lasse ich mich auch gern eines Besseren belehren. Die permanente textliche Verknüpfung des Wortes "Kupieren" mit Worten wie "Quälerei", "Verstümmelung" o.ä. sind keine Argumente, sondern plumpe Stimmungsmache. Leider keine erfolglose. Aber das ist heute ja in vielen Bereichen so.


Für den Heumann: Es scheint auch nicht geklärt zu sein, woher die langschwänzigen Rassen, nun den langen Schwanz vererbt bekommen haben.

Re: Rassenempfehlung

Verfasst: Mi 23. Dez 2020, 20:46
von Steffi
Sind die mit Finnschafen gekreuzten Merinos dann eigentlich noch Merinos (gem. Rassestandard, HB-Zucht)? Wäre interessant zu erfahren, welche Merkmale vom Finnschaf diese Merinos noch mitbekommen haben. Zucht auf bestimmte Merkmale geht doch heute ohnehin anders, wenn man der Gentechnik vertraut.

LG
Steffi