Rassenempfehlung

moony
Beiträge: 120
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 20

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von moony »

Dass in den früheren Zeiten, und auch in anderen Industrieländern, nicht viel wert auf Tierschutz gelegt wird, ist hinlänglich bekannt, dass dein sheeptractor auch bei der Aufzucht von (Flaschen)Lämmern nicht damit konform geht, haben wir ja nun herauskristallisiert. Wie insane so schön gesagt hat, "früher" war auch die Käfighaltung von Legehennen und Pelztieren erlaubt und allgemein akzeptiert genau wie die anbindehaltung von Kühen auf gummimatten. Mit entromantisieren der Nutztierhaltung hat das dann weniger zu tun.

Zu bedenken ist, dass du arge gesetzliche Probleme mit dem Veterinärsamt bekommen kannst, bei solch einer sheeptractor Haltung eher wirst.
Mich hat tatsächlich letztens ein spaziergänger angeschwärzt weil die Tiere auf der Fläche keinen Unterstand hatten. Dass Witterungsschutz nicht gleich befestigter Unterstand hieß, war dem VetAmt egal. Du kannst dir ausmalen wie groß das Echo der Behörden bei dir sein kann, ausnahmsweise berechtigt. Auch musst du deine Tierhaltung anmelden, die Tiere brauchen Ohrmarken, du eine Registriernummer und entsprechende Bestands- und Medikamentenregister. Jeder registrierte Betrieb kann unangekündigt vom VetAmt besucht werden. Und Die meckern schon, wenn ein Tier nur eine Ohrmarken hat.

Wenn du wirklich Schafe halten willst, stecke lieber den Elektrozaun jeden Tag um und Fang mit einer größeren Fläche an. Davon hast du weniger Ärger mit dem Amt/Behörden und die Tiere mehr Freiraum, du hast dann aber die Sicherheit, dass das neue Futter eher gefressen statt zertrampelt wird.
Das lässt sich auch Recht leicht mit abgesetzten Lämmern umsetzen. Dann hat deine Wiese komplett Ruhe im Winter. Elektronetze sind relativ ausbruchssicher wenn genug Strom drauf ist und gesichert ist, dass die Litzen straff sind und ggf bei erdsenken extra Befestigung genutzt wird. Ich habe auch zwei Flächen an einer viel befahrenen Bundesstraße. Ich halte etwa 10 m Abstand zur straße, aus bedenken vor Unfällen die von der Straße abkommen oder wechselnden Rehen. Mit Wildschweinen hatte ich bisher keine Probleme, Henry kann aber ein Lied davon singen, wie nervig diese sein können, sofern ich mich richtig erinnere.

Selbst bei 3 OFM Lämmern, die es am ehesten Vertragen würde , ohne großen Herdenverbund gehalten zu werden,wird der Platz knapp und es sind zu wenig tiere. wie gesagt ein schlachtreifes Lamm (etwa 40-47 kg) frisst in etwa so viel wie ein mittelgroßes Schaf. Du könntest natürlich auch mit nur 30kg schlachten, aber mehr dran als an einem Reh wird da nicht sein. Man rechnet ca die Hälfte runter an Haut, Kopf, Fell, Läufe. Dann hast du den schlachtkörper. Davon nochmal ca. Die Hälfte und du hast die reine Fleischausbeute.

Denk dran die Obstbäume sehr gut zu schützen, Plastikmanschetten reichen nicht aus, die werden durch Wind und Wetter brüchig und ehe du dich versiehst, habe sie dir den Baum geschält, gerade bei alten Bäumen ist das schade.

Du schreibst, die Fläche wurde über Jahre mehrmals im Jahr gemäht. Wurde auch gedüngt? Wenn nein, kommst du mit 0.4 ha vermutlich nicht ohne zufüttern über den Sommer. Da steht dann zwar futter, aber es wird vermutlich nicht das proteinreichste sein, die Lämmer wachsen dann weniger schnell, werden vielleicht hoch aber setzen nicht so Recht Fleisch an. Da diese Variante eine hochintensive Nutzung wäre, die den Boden entsprechend ausmagert bzw. Der Boden durch den Abtransport des Mahdguts der letzten Jahre vermutlich schon ärmer ist, solltest du dafür auch eine Lösung finden. Zufüttern von Kraftfutter ist eine gute Möglichkeit, indirekt und langsam Stickstoff ins System zu bekommen ohne extra zu düngen.

Mineralleckmasse/-stein sollten junge Lämmer auch zur Verfügung haben.

Impfen, Kotproben, futter-, schlacht- und Kaufkosten sind ebenfalls zu bedenken. Zugekaufte Lämmer musst du eher nicht scheren (lassen), Klauenpflege ist dennoch ein muss. Informier dich vorher, welche Schlachter es bei dir gibt, und wieviel die kosten.

Je nachdem wie dein VetAmt drauf ist, benötigst du einen (mobilen) Unterstand auf der Fläche.
Heumann
Beiträge: 595
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Heumann »

Catweazle hat geschrieben: So 20. Dez 2020, 22:23 Merkblatt Hobbytierhaltung in Wiesbaden UNB.pdf
Ganz schön überfriffig. Sie scheinen ihre Befugnisse ziemlich weit zu interpretieren...

Mehr als das Baurecht und den Schutz von Biotopen sehe ich da aber nicht. Es geht nicht um die Tierhaltung als solche, denn dann sollte man Sachkunde verlangen.
Heumann
Beiträge: 595
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Heumann »

Warum sehen hier einige Probleme, weil der Platz angeblich nicht reicht, aber keine Probleme bei längerer Stallhaltung? Warum kein Problem bei der Schur, dem damit verbundenen Stress und dem danach folgenden Sonnenbrand? Warum sind Lämmer, denen der Schwanz verstümmelt wurde süß und putzig? Und alle diese Punkte wären heutzutage problemlos abzustellen. Jemand, der solche veraltete Tierquälerei betreibt, kann doch nicht ernsthaft über Tierfreude schreiben.

Ich verweise hier für die Kuschelschafhalter nochmals auf Bullenmast, auch Biologische und Aufzucht von Kälber.
Benutzeravatar
st68
Beiträge: 320
Registriert: Fr 30. Sep 2016, 16:19

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von st68 »

Heumann hat geschrieben:Warum sehen hier einige Probleme, weil der Platz angeblich nicht reicht, aber keine Probleme bei längerer Stallhaltung?
Im Stall, bekommen die Schafe das Futter in Trögen und Raufen. Im Stall zertrampeln die ihr Futter nicht und kacken (normalerweise) nicht hinein. Stallhaltung ist in der Regel nicht der ganzjährige Dauerzustand.
Heumann hat geschrieben:Warum kein Problem bei der Schur, dem damit verbundenen Stress und dem danach folgenden Sonnenbrand?
Richtig durchgeführte Schur verursacht keinen (oder kaum) Stess und keinen Sonnenbrand.
Heumann hat geschrieben:Warum sind Lämmer, denen der Schwanz verstümmelt wurde süß und putzig?
Weil fachgerecht kupierte Schwänze keine Verstümmelung sind, sondern schmerzfreie Eingriffe, die das Wohlbefinden des betreffenden Tieres (und seines Halters) erheblich steigern. Und zwar über sein gesamtes Leben.
Heumann hat geschrieben:Und alle diese Punkte wären heutzutage problemlos abzustellen.
Nein.
Heumann hat geschrieben:Jemand, der solche veraltete Tierquälerei betreibt, kann doch nicht ernsthaft über Tierfreude schreiben.
Da es keine veraltete Tierquälerei ist, kann man weiterhin von Tierfreude schreiben.
Heumann hat geschrieben:Ich verweise hier für die Kuschelschafhalter nochmals auf Bullenmast, auch Biologische und Aufzucht von Kälber.
So wie die Wolfsfanatiker auf die Verfehlungen der Schweineindustrie verweisen, um damit die Wolfsschäden unter Weidetieren klein zu reden?

P.S. Zwei Schafe in einen Käfig zu sperren, um sie dadrin ablammen zu lassen, ist eine ganz schlechte Idee. Siehe hier, was warscheinlich dabei heraus kommt. Noch schlechter ist diese Idee, wenn die Schafe dann noch die Lämmer in dem selben Käfig groß ziehen sollen. Wie soll da drinn eigendlich die Bockzeit funtionieren?
Heumann
Beiträge: 595
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Heumann »

Natürlich lässt sich auf das Kupieren der Schwänze verzichten. Von Schmerzfreiheit würde ich bei dem Verfahren auch nicht reden. Den Selbstversuch hat hier ja noch niemand gemacht.
Gibt genug Rassen, an denen der quälerische Eingriff nicht nötig ist. Wenn jemand Lämmer mit zu langen Schwänzen hat, ist das Vorsatz.
Und klar ist Schur unnötiger Stress und wer hat in der breiten Masse der großen Schafhalter schon die eigenen Fähigkeiten und Geräte, um Zeitpunkt und/oder den Wetterbericht der nächsten Wochen zu beeinflussen?


Ich sehe keine Gefahr des Lämmerklaus. In all den Jahren ist das bei mir bei allen möglichen Haltungen noch nicht vorgekommen. Viel realistischer ist das Gegenteil. Es kommen zwei Lämmer und eins ist egal... oder es kommen zwei Lämmer und sie laufen in verschiedene Richtungen und du hast dann irgendwo auf der weiten Wiese ein Lamm und musst versuchen, dass noch irgendwo unterzuschieben.... oder die Mutter wochenlang anbinden.... oder als Flaschi aufziehen und dann wegen Durchfall den Schwanz verstümeln.

Genau so, wie die Käfighaltung von Legehennen verboten wurde (und wir immer noch viele Käfigeier essen), gehört die Lämmerverstümmelung verboten.
Guybrush
Beiträge: 76
Registriert: So 13. Dez 2020, 19:26

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

Moony hat da nen tollen Beitrag erstellt, vielen Dank. Wir haben hier den ein oder anderen semiprofessionellen Schäfer, die die Tiere nur bei strengstem Winter in einen Stall bringen. Ansonsten freie Wiese ohne Unterstellmöglichkeiten, wenn nicht gerade zufällig ein Baum da steht. Denen würde in deine Nachbarschaft wohl ähnlich Ungemach blühen.
Allerdings hätte ich selbst auch auf das Thema VetAmt kommen können, da habe ich gute Kontakte hin. Ich frage doch mal direkt beim Entscheider über wohl und wehe nach, bevor ich Zeit und Geld investiere.

Als Ziegenhalter habe ich zwei drei schmerzhafte Erfahrungen mit Bäumen gemacht, auch mit einem von dir beschriebenen alteingesessenen Exemplar. Es ist auch nur ein geringer Trost, dass die Äpfel nur für Saft zu gebrauchen waren... Aber naja, Landwirtschaft findet man ja schließlich unter L wie Lehrgeld ;)

Der aktuelle Bewuchs zeigt gute Dichte, die Arten habe ich noch nicht in Augenschein genommen.

Leckstein, Wasser etc. kann man natürlich schön in ein fahrbares Gestell entsprechend meinen Vorstellungen integrieren, inklusive Bestückung von außen.


Zur Frage von st68 bezüglich Bock. Den Bock würde ich mit den Damen aufsuchen.


Bezüglich Kupieren. Ich möchte hier gar nicht diskutieren ob das schmerzhaft ist oder nicht. Es ist aus meiner Sicht allerdings kein anderer Eingriff als die Beschränkung des zur Verfügung stehenden Raumes von Geburt an.


Gruß und Danke, Rick
Guybrush
Beiträge: 76
Registriert: So 13. Dez 2020, 19:26

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

st68 hat geschrieben: Mo 21. Dez 2020, 13:27 Zwei Schafe in einen Käfig zu sperren, um sie dadrin ablammen zu lassen, ist eine ganz schlechte Idee. Siehe hier, was warscheinlich dabei heraus kommt. Noch schlechter ist diese Idee, wenn die Schafe dann noch die Lämmer in dem selben Käfig groß ziehen sollen.
So wie Schafe zB in separate Ablammboxen kommen könnten auch in einem fahrbaren Gatter Abtrennungen eingebracht werden. Klar wären die deutlich größer als in einem Stall, aber das ist ja nicht weiter dramatisch. Separees für die Bewohner wären wie beschrieben grundsätzlich integriert gewesen.
Benutzeravatar
Insane
Förderin 2023
Förderin 2023
Beiträge: 1322
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 15:16
Schafrasse(n): kuschelwollige Büffelschafe <3
Kontaktdaten:

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Insane »

Guybrush hat geschrieben: Mo 21. Dez 2020, 17:38 Bezüglich Kupieren. Ich möchte hier gar nicht diskutieren ob das schmerzhaft ist oder nicht. Es ist aus meiner Sicht allerdings kein anderer Eingriff als die Beschränkung des zur Verfügung stehenden Raumes von Geburt an.


Gruß und Danke, Rick
Also wenn ich die Wahl hätte, nach der Geburt einen Finger amputiert zu bekommen oder mein Leben lang im fahrbaren "Dixie" zu verbringen, würde ich ganz sicher den Finger opfern!
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
Guybrush
Beiträge: 76
Registriert: So 13. Dez 2020, 19:26

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von Guybrush »

Du bist nun allerdings nicht maßgeblich. Es sei denn du bist das erste Schaf, das sich im Internet bewegt ;) :michel:
Als Mann sehe ich das natürlich anders ;)
moony
Beiträge: 120
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 20

Re: Rassenempfehlung

Beitrag von moony »

ich glaube, die Lämmer mit kupiertem Schwanz werden dem verlust der schwanzspitze weniger nachweinen als dem verlust ihrer natürlichen bewegungsfreiheit, wenn sie auf 34m2 eingepferch ihr leben verbringen sollen, wo das gitter auchnoch max. alle 2 tage umgestellt wird.
Gesperrt