Mutter adoptiert vor eigener Lammung

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eifelschaf
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Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von eifelschaf »

Hallo ihr Lieben,

gestern gab es Geburts-Kuddelmuddel im Nachbarstall:
2 Erstgebärende im Stall. Schaf 1 bekommt ein Lamm. Das haben wir gefunden, als es schon trocken und putzmunter im Stall stand. Dann nach ca. 2 Stunden kamen noch zwei, es waren also Drillinge. Schaf 2 war dadurch aufgeregt, sodass wir dachten, da geht die Geburt auch gleich los. Sie war auch fleißig beim Trockenlecken dabei.
Schaf 1 hat erst alle drei angenommen und trinken lassen, hatte zwei Stunden später aber einen Gebärmuttervorfall und wir konnten sie nicht mehr retten. So hatten wir drei Lämmer und das hochträchtige Schaf 2 im Stall.
Lamm Nr. 1 wurde von der Aue adoptiert, die anderen beiden von einer Mutter einen Ort weiter zwangsadoptiert, die ihre Lämmer gestern verloren hat.

Jetzt stehen Schaf 2 und Lamm 1 in der Box. Der Kleine trinkt bei ihr, und Milch hat sie auch. Das Problem: Nur gelammt hat sie noch nicht!
Ich möchte sie ungern trennen, weil beide dann komplett isoliert wären. Beistellschaf hätte ich, ist aber aus einer anderen Herde, d.h. die Aue kennt es nicht.

Meine Sorge ist jetzt, dass die nicht geborenen Lämmer keine Biestmilch bekommen.
Kann man das Lamm davon abhalten, bei ihr zu trinken? Mit Pflaster Zitze abkleben o.ä.? Ich denke, Biestmilch hat es mehr als genug (von zwei Müttern!)

Und bei der Gelegenheit nochmal DANKE an alle, die im Forum aktiv sind und dafür sorgen, dass es das Forum gibt. Es hat mir gestern sehr geholfen, schon so viel an Erfahrungen von euch im Hinterkopf zu haben. Das war echt klasse, auch wenn die Situation natürlich doof war …
schafbauer
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von schafbauer »

Eine meiner wahnsinnigen hatte am 1. Tag 2 Lämmer und ich dachte mir noch das die immer 3 hatte. Am nächsten Tag hatte sie dann 5 Lämmer :grant:
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
Sybille1
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von Sybille1 »

Ich würde ihr die Lämmer wegnehmen und sie mit der Flasche füttern damit die eigenen Lämmer Biestmilch bekommen können.
Grüße
Monika
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Henry
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von Henry »

Wenn das Lamm bereits Biestmilch abgesoffen hat, dann ist die im Euter verbliebene Biestmilch durch neu eingeschossene Milch verdünnt und damit entwertet. Biestmilch entsteht über mehrere Tage, wenn nicht Wochen vor der Lammung. Nur diese dickflüssige cremige gelbe Masse ist das, was als Immunträger wirkt.

In dieser vertrackten Situation würde ich wahrscheinlich das Lamm an der falschen Mutter lassen und sehen, ob die nun noch eine normale Lammung und Bindung zu den Lämmern hinbekommt. Ihre hormonelle Situation ist widersinnig. Das Lamm an ihr sorgt für Oxitocinanflutung bei jedem Saugen, Sehen, Lecken. Dieses Hormons sorgt unter Anderem für das Zusammenziehen der Gebärmutter und Schließen des Muttermundes und wirkt der geburtsnahen Gewebeerweichung entgegen. Außerdem baut die Nähe des (vermeintlich eigenen) Lammes die Streßhormone ab, mit denen die tatsächlich eigenen Lämmer die Geburt einleiten.

Das ist alles Mist. Lamm an die Flasche und weit weg von der falschen Mutter wäre besser gewesen (oder geht jetzt noch) Ersatzkolostrum gäbe es dann von anderen Müttern oder künstlich nach der Lammung per Sonde.
Henry
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eifelschaf
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von eifelschaf »

Guten Morgen zusammen,

erstmal danke für eure Antworten – hier der aktuelle Stand der Dinge:
Lamm und Adoptivmutter haben wir Samstagmorgen getrennt, das Lamm lebt jetzt im Wohnzimmer (passenderweise neben der Krippe ;)) und ist fit.
Beistellschaf und Adoptivmutter sind im Stall. Sie frisst und trinkt und alles scheint normal. Engmaschige Euter- und Temperaturkontrolle gibts auch, sicherheitshalber auch eine Quarkbehandlung aufs Euter. Alles aus meiner Sicht soweit okay … Nur die Lammung lässt auf sich warten.
Was können wir noch tun außer warten?
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eifelschaf
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von eifelschaf »

So, das Kuddelmuddel im Stall ist abgeschlossen.
Nachdem das Böckchen fünf Tage im Wohnzimmer gelebt hat, hat sich das Euter der vermeintlich trächtigen Aue beträchtlich zurückentwickelt – wir gehen davon aus, dass er doch von ihr und nicht von der verstorbenen Aue ist. Blöd gelaufen – jetzt ist er ein Flaschenlamm und sie hat ungewollt abgestillt – aber nicht mehr zu ändern.

Einziges Indiz dafür, dass er nicht von ihr ist, war Aussage der Tierärztin: Der Muttermund wäre "noch" komplett geschlossen, sie habe demnach noch nicht geworfen. Mit viel Pech war die Lammung da 16 Stunden her …

Unterm Strich ist es aber noch gut ausgegangen: Die Mutter mit Gebärmuttervorfall konnten wir nicht retten, allen anderen geht es gut. Und die Herdenzusammenführung mit dem Flaschenlamm funktioniert auch. Da kann der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer heute aufgestellt werden :nick:
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Henry
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von Henry »

eifelschaf hat geschrieben: Mo 21. Dez 2020, 09:27 Einziges Indiz dafür, dass er nicht von ihr ist, war Aussage der Tierärztin: Der Muttermund wäre "noch" komplett geschlossen, sie habe demnach noch nicht geworfen.
Wieder eine Kerbe im TÄe-Brett.
Henry
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mara
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von mara »

Ach je, mir kam der Gedanke noch aber habs dann nicht geschrieben :drama2:
Keine Chance dass die Mutter ihn doch noch nimmt?
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eifelschaf
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von eifelschaf »

Mit viel Zwingen vielleicht, der Aufwand scheint mir aber unvergleichlich hoch …
Das Lamm wird regelmäßig und gerne von der Familie gefüttert. Das scheint mir jetzt weniger Stress als eine Zwangszusammenführung. Ergebnis (Schlachtlamm) ist so oder so das Gleiche.
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Henry
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Re: Mutter adoptiert vor eigener Lammung

Beitrag von Henry »

... die Gefahr einer Mastitis ist auch nicht ohne.

Namlich dann, wenn der Versuch fehl schlägt u d das Euter wieder aktiviert wurde.
Henry
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