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Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 21:33
von SchnuckenschäferROW
Also: mit solchen Leuten habe ich sehr oft zu tun, da viele von denen irgendwann, warum auch immer, bei mir landen und ich höre denen zu und erkläre es ihnen.
Solch Teerstraßen gibt es hier übrigens auch und die von dir angesprochene Dame aus Bayern kennt übrigens auch meine Hunde. Was eine Hundetrainerin dort wollte, kann ich allerdings von fachlicher Seite her nur eingeschränkt nachvollziehen.
Wie menschenbezogen meine HSH sind und was sie dir in meiner Abwesenheit zugestehen, kannst du gerne testen. Weder an die Schafe, noch an das Weidezaungerät lassen sie zwei- und vierbeinige Beutegreifer heran kommen. Bei Zweibeinern beschränken sie sich nur auf stellen und zurück drängen und drohen und das reicht i.d.R aus.
Aber erkläre mir bitte nicht, welche und wieviel Besucher ich hier tagtäglich in der Lüneburger Heide habe. Da wimmelt es nämlich von fast jeder Art Freizeitbürger und die Wanderwege führen 50cm an den HSH vorbei und dazwischen sind nur 90er und 105er Netze. Die müssen also ALLE da vorbei oder umdrehen, aber vielleicht nur 1-2% drehen um!
Es kommt auf den Hund ansich an, wie er wahrgenommen wird und wie er geprägt wurde. Auch so etwas wird schließlich vererbt, nicht nur Aggression oder Angst.

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 21:37
von SchnuckenschäferROW
Aber was mich jetzt etwas irritiert ist deine Aussage, dass das LfU Bayern bei diesem Problemfall einen Ortstermin im Peenetal hatte.
Vielleicht liegt es aber auch an meinem Handy und mir, wir harmonieren nämlich im Internet nicht so gut...

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 21:40
von SchnuckenschäferROW
Ach so, nachts habe ich nicht nur mit zweibeinigen Beutegreifern zu tun, sondern auch mit fünf Wolfsrudeln und mindestens zwei weiteren Paaren...

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 21:59
von Manfred
Die Hundetrainerin wird vom LfU öfter hinzugezogen. Sie ist von den Hunden recht angetan und soll den Ämtern erklären, warum und wie sich die Hunde zu verhalten haben, um ihren Job zu erledigen.
Wie viele Beschwerden werden denn an dich herangetragen? Wem gehören die Flächen und wie stehen die Behörden zu dir?
Wenn du in den Ämtern Leute sitzen hast, die hinter dir stehen und mit Beschwerden souverän umgehen, hast du halt einen ganz anderen Stand als bei Behörden, die immer dem nachgeben, der sich am lautesten beschwert und den Druck an dich durchreichen, mit ihren Flächen als Hebel.
Das Problem sind ja idR nicht die Hunde selbst, sondern das Menscheln außenherum.
Das Gezicke kenne ich auch von mehreren Beweidungsprojekten hier im Umkreis und den dortigen Jägern, die Zäune als Beinträchtigung empfinden und teils langjährige Brachflächen im Revier als ihr Monopol ansehen. Auf deinen Eigentums- und Pachtflächen kannst du Zäune bauen, wie du sie brauchst. Das Wild gewöhnt sich eh schnell daran. Aber wenn die Fläche irgendwie am Landschaftspflegeverband hängen und so die Gemeinderäte und das Landratsamt mit im Boot sitzen, dann gehen das Theater und die Forderungen los und jeder will mit reinreden und dir erklären, wie und wann du deine Arbeit zu machen hast und wie es auch 3 x so umständlich und zeitaufwändig geht, damit bloß jeder Forderer glücklich ist, egal wie wenig Ahnung er hat.
Bei meinen Weiden hatte ich dagegen noch nie irgendwelche Probleme mit den Jägern. Im Gegenteil. Ich würde das Verhältnis als sehr gut bezeichnen. Als Flächeneigentümer und -Pächter hast du einfach einen ganz anderen Stand als ein reiner Dienstleister.

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 22:06
von Manfred
In der Heide hast du vermutlich einen sehr guten Stand? Da ist die Rechnung ja auch einfach. Ohne Schafe keine Heide. Ohne Heide keine Touristen. Und dass die Wölfe schon da sind, hilft natürlich auch massiv, die Hunde zu rechtfertigen. In Bayern geht es ja noch darum, vorsorglich einen Pool an Hunden aufzubauen und Problemmenschen und ihre -Hunde weg zu halten.

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 23:23
von st68
SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Also ganz ehrlich, bei der Aussage, dass HSH am Tage wegen der Spaziergänger mit Hunden nicht gehen, springt mir echt der Draht aus der Mütze.
Anstatt darüber rum zu jammern, sollte man die Energie lieber dafür aufwenden, sich es dort anzusehen, wo genau das seit Jahren problemlos praktiziert wird. Ich bekomme sowas immer wieder als Tatsache von denen aufgetischt, die keine Ahnung von sowas haben. Da kriegt man inzwischen echt schlechte Laune, wenn man so einen Quatsch hört/ließt!!!
Alle meine Hunde kennen das und erleben es täglich.
nicht jeder kann sich ein rudel HSH so erziehen, das es problemlos in jeder umgebung seine arbeit leistet, ohne das es zu "kollateralschaden" kommt. nicht jeder hat so ein dickes fell, das er solche kollateralschäden billigend in kauf nehmen würde. und nicht jeder will sie mit sicherheit ausschließen.
SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Die allermeisten Freizeitbürger, egal ob mit Hund, Kleinkind oder Rentner ist völlig entspannt.
längst nicht in jeder gegend wird so eine schafhaltung unter HSH-schutz akzeptiert/erlaubt werden. im peenetal ist der tourismus längst nicht so robust und an schafhaltungen jeder art gewöhnt wie in der heide. bevor hier ein hotel auf einen zahlenden gast verzichtet, wird lieber der (landlose) schäfer weggemobbt.

du scheinst bei dir, zumindest in dieser beziehung, sehr viel glück mit deinem umfeld und auch ein geschicktes händchen, in bezug auf die hunde zu haben. und wohl auch das nötige kleingeld, um dir die hunde überhaupt anschaffen/unterhalten zu können.

so wie du "argumentierst", müssen dann halt alle schafhalter in deutschland einpacken, wenn sie nicht beim wettrüsten mit dem wolf auf HSH setzen. kleinere herden, die im nebenerwerb betreut werden, so das sich HSH's nicht rechnen, sowieso.
SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Um es deutlich zu sagen: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal .... halten!
genau deiner meinung...

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Di 18. Okt 2016, 07:48
von SchnuckenschäferROW
Ich versuche es mal kurz zu fassen:
> Ich habe in den ganzen Jahren immer wieder mal einzelne Beschwerden am Hals gehabt, denn die Behörden, egal ob UNB oder Vet.-Amt oder Ordnungsämter sind da sehr skeptisch gewesen. Ich hab sie aber alle von Anfang an offen mit ins Boot geholt und das hat sich bewährt. Das gleiche gilt für die Naturschutzstiftungen, Landschaftspflegeverbände und Co., da muss man viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten. Herein reden, wie ich meine Arbeit zu machen habe, versuchen sie in der Tat auch bei mir, das gewöhne ich denen aber auch schnell ab und überzeuge sie mit Taten.
> Glück habe ich da bestimmt, ein geschicktes Händchen vielleicht, das müssen andere beurteilen. In der Heide habe ich garantiert keinen guten Stand, schließlich bin ich nur ein kleiner "Randbetrieb". Vom Tourismus profitieren andere, ich bin voll und ganz von den Naturschutzbehörden von Landkreisen und Land, sowie deren zuarbeitenden Naturschutzstiftungen ABHÄNGIG. Wenn die mich loswerden wollen, bin ich ruckzuck raus.
> Ständige Diskussionen, besonders mit Jägern habe ich immer wegen der Hunde. Früher waren es die Schafe selbst, davon redet heute keiner mehr. Zu einigen habe ich aber auch hier einen guten Draht. Und in dem einen Lk bestimmt die Jägerschaft, was in der Landschaftspflege passiert..., in dem Rest halt nicht. Dafür fahre ich jährlich aber 50.000km Tendenz steigend, um meine Arbeit an den Herden zu machen.
> Ein dickes Fell habe ich, ziemlich dick sogar, aber deshalb nehme ich noch lange keine Kolateralschäden billigent in Kauf, solch eine Unterstellung geht dann doch etwas zu weit!!! Meine Hunde stehen immerhin 23h am Tag ohne Aufsicht hinter einem kleinen Netz, dass für sie eigentlich kein Hindernis darstellt, da kann ich mir bei den ganzen (selbst bei nur einem) Freizeitbürgern gar keine ernsten Pannen leisten.
> Zeit? Was ist das? Wenn ich mich recht erinnere, bist Du genauso wie ich Alleinunterhalter. Bis auf ganz wenige geplante Ausnahmefälle habe ich keine Hilfe und planen kann man den Alltag, auch mit einem "Rudel" HSH nicht. Das leiste ich mir übrigens nicht, weil ich so Hundegeil bin, sondern ich im Gegensatz zu Dir, immer mindestens drei, i.R. aber fünf Standorte gleichzeitig habe, die alle effektiv geschützt werden müssen. Bei einer Herde würde ich auch mit 2-3 HSH auskommen, was die Gesamtsituation doch erheblich entspannt!
> Den Geldbeutel zeig mir mal... Meiner ist u.a. wegen der HSH sicherlich deutlich kleiner, als er sein könnte, wenn man keine HSH hat. Ich liege jedenfalls auch wegen des Herdenschutzes sehr sehr deutlich unter dem "gesetzlichen Mindestlohn" und das Geld kriegst Du weder über höhere Lammpreise und erst recht nicht über teurere Landschaftspflege herein, denn genau die, die den Wolf wollen, beauftragen dann "billigere", die nicht ihre Herden schützen.
> Und wenn jemand aus guten nachvollziehbaren Gründen auf HSH verzichtet, ist es okay, aber von vornherein zu sagen, das geht hier nicht, ohne überhaupt selbst Erfahrungen gemacht zu haben, bzw. sich dort informiert, wo es praktiziert wird und von vorn herein zu resignieren, der will es m.E. erst garnicht, schiebt aber gerne andere Gründe hervor, die denjenigen, die was gegen diese Hunde haben, Öl ins Feuer gießen.
> HSH sind nicht für jeden das Allheilmittel, egal ob groß oder klein, aber dann soll man darüber nicht lamentieren, sondern eine umsetzbare Lösung suchen. Ich kann mir auch deutlich schöneres vorstellen, als 15.000-20.000€ jährlich für den Herdenschutz zu vernichten und dabei auch noch 15h pro Woche mehr zu arbeiten Dazu kommen dann noch die vielen Arbeitsstunden, um Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten, quasi ehrenamtlich!
> Ich bin durchaus bereit, meinen Beitrag zu leisten, ohne dies, werden die, die es nicht wollen, irgendwann auf der Strecke bleiben, solange wir in D Wölfe haben. Aber wenn die Gesellschaft Wölfe will und auch gepflegte Landschaften und Naturräume, muss auch die Gesellschaft ihren Beitrag dazu leisten. Man kann nicht erwarten, dass wir die Kröte alleine schlucken und dies kommuniziere ich auch sehr deutlich an den geeigneten Stellen. Und da gehört auch zu, dass HSH auch dort eingesetzt werden, wo sich der eine oder andere in seiner freiheitlichen Entfaltung gestört fühlt!!!

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Di 18. Okt 2016, 10:09
von Manfred
Ich habe großen Respekt vor deinem Engagement!
Viele hätten in so einer Situation längst die Segel gestrichen.
Aber die finanzielle Bilanz, und ich finde sehr gut, dass du die Seite offen ansprichst, da sind leider viele Weidetierhalter viel zu verschämt, ist wie befürchtet abschreckend.
Wenn es so bleibt, dass nur noch sich selbst ausbeutende Idealisten für fast Lau die Landschaftspflege und den Vertragsnaturschutz mit Tieren erledigen, dann wird es bald niemanden mehr geben, der sich das antut.
Zumindest der Mehraufwand für den Herdenschutz, inkl. der dazu nötigen Arbeitszeit, müsste voll erstattet werden, um wieder eine Perspektive zu schaffen.

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Di 18. Okt 2016, 13:56
von SchnuckenschäferROW
Manfred, vom Grundsatz bin ich da voll bei Dir. Auch ich neige weder zur Selbstausbeutung und Selbstzerstümmelung und ich versuche zumindest einen Teil der Kosten wieder herein zu bekommen. Teilweise gelingt es auch, aber nicht zu 100%, da ich weder eine gewerbliche Hundezucht betreibe, noch auf Vorrat produziere, um möglichst viele erwachsene Hunde für teuer Geld zu vermarkten.
Allerdings wird es schwierig, die Kosten um 100% umzulegen, schließlich bekommt eine Erdkabelfirma auch nicht die Kosten für Wachhund, Zaun und Videoüberwachung vom Wirtschaftsministerium erstattet, um zweibeinige Beutegreifer abzuhalten. Aber nichts desto Trotz, müssen ALLE ihren Beitrag leisten.
Es ging mir bei meinem geplatzten Kragen auch nicht um den von Dir kopierten Kommentar, sondern schlicht um diese grundsätzliche Aussage, besonders von Leuten, die es nie ausprobiert haben, sich nicht informieren und es als Fakt verkaufen.

Ich will da mal ein Beispiel nennen:
Ende letzten Jahres waren wir zu zweit in einem "Arbeitskreis" vertreten - der bis heute nicht fortgesetzt wurde - in dem es um die sogenannte "Goldenstedter Wölfin" ging. Hieran waren zahlreiche Funktionäre aus Nutztierhaltung, Politik (bis ganz oben) und betroffene Nutztierhalter vertreten und wir halt zum Thema HSH.
Nur was nützt der ganze Kram, wenn sich gewählte Verbandsvertreter - die als HSH-Gegner bekannt sind - hinstellen und behaupten, HSH geht nicht dort, wo Spaziergänger und Co. anzutreffen sind. Wie gesagt, null Ahnung und null Bereitschaft dazu zu lernen. Wenn ich jetzt aber als ebenfalls betroffener hin gehe und denjenigen vor versammelter Mannschaft in die Pfanne haue, ganz besonders auch noch vorm Minister und Staatssekretäre, sieht es glaube ich ziemlich dämlich aus. Damit setze ich das Signal, dass wir uns untereinander auch nicht einig sind und vielleicht sogar nichtmal das schwarze unter den Fingernägeln gönne.
Das ist für unsere Interessen mehr als Kontraproduktiv!

Bevor wir uns damals die Hunde angeschafft haben, sind wir wer weiß wo überall hingefahren und haben zig Telefonate geführt, weil wir nämlich auch dachten, es gibt sicher Ärger wegen der Hunde. Gibt es aber nicht, wenn man die Sache richtig anpackt. Wenn jemand für sich entscheidet, er kann oder will sich das Ganze - und es ist in erster Linie teure Arbeit - nicht antun, weil man es logistisch oder wirtschaftlich nicht umsetzbar ist, ist das völlig okay. Aber PAUSCHAL zu sagen, HSH gehen wegen der "Freizeitbürger" nicht, ist schlicht Quatsch. Wie gesagt, es ging nicht speziell um diese Kollegin, von der Du geschrieben hast, sondern war mein Zündfunke! ;)

Re: Medienberichte zum Thema Wolf

Verfasst: Di 18. Okt 2016, 21:54
von st68
SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Wenn jemand für sich entscheidet, er kann oder will sich das Ganze - und es ist in erster Linie teure Arbeit - nicht antun, weil man es logistisch oder wirtschaftlich nicht umsetzbar ist, ist das völlig okay.
SchnuckenschäferROW hat geschrieben:Aber PAUSCHAL zu sagen, HSH gehen wegen der "Freizeitbürger" nicht, ist schlicht Quatsch. Wie gesagt, es ging nicht speziell um diese Kollegin, von der Du geschrieben hast, sondern war mein Zündfunke!
hab die beiden sätze mal getrennt zitiert, weil ich meine, das sich die beiden widersprechen.

im ersten satz gestehst du jedem seine eigene meinung zu HSH's zu. die er sich wohl in jedem fall nach reiflicher überlegung und inzwischen durch viele seriöse informationen gebildet hat.

im zweiten satz (und in anderen einträgen) scheinst du (pauschal) der meinung zu sein, das gefälligst jeder schafhalter erst mal ausprobieren soll, ob in seinem betrieb, unter seinen bedingungen, mit seinen fähigkeiten, in seinem umfeld/region, der einsatz von HSH funtioniert. selbst wenn er vorher zu dem schluß gekommen ist, das das bei ihm nicht funktionieren kann. erst danach darf er etwas gegen den einsatz dieser hunde sagen.

HSH zum ausprobieren für jedermann halte ich, gelinde gesagt, für kontraproduktiv in sachen akzeptanz für HSH. zumindest in noch nicht besiedelten wolfserwartungsgebieten. mitten im wolfsrevier ist es natürlich notwändige notwehr.