Lamm Lahmt einseitig

[LauterSheep]

Hi @ all,

Ich habe vor 8 Tagen 4 Lämmer aufgenommen welche mit der Flasche gefüttert werden.
Ich halte die Lämmer auf der Weide mit Anbindung an den Stall wo ich sie nachts halte wegen dem bösen Fuchs.
Die Lämmer sind nun 16 Tage alt.

Drei davon geht es super, nur eines der Mädels lahmt seit 2 Tagen mit dem vorderen rechten Bein. Die Klauen sind alle sauber und trocken, Einstreuen tu ich mit Stroh, etwa 10 cm dick. Ich erkenne an den Klauen oder Gelenken keinerlei Verletzungen, weder dick noch spürbar wärmer.

Heute Abend ist mir aufgefallen dass die Zwischenklauendrüse an dem Bein womöglich etwas eitrig war. Es waren ein paar lose Haare in der Drüse aber kein Talg wie an dem anderen Bein. Da bin ich aber nicht 100% sicher.

Die kleine humpelt nach dem liegen etwas, aber immer wenn ich mir die Klauen anschaue und etwas spreize dann ist es wesentlich schlimmer und sie belastet das Bein gar nicht mehr.

Kann es daran liegen und was kann ich dagegen tun?
Was kann es denn sonst sein falls ich mit mit der Drüse irre?
Was können die Ursachen für sowas sein?

vielen Danke für eure Hilfe.

Gruß aus dem Lautertal

[Henry]

Es gibt da viele Möglichkeiten. Ausgehende Haare sprechen für eitrige Entzündung und Bakteriengifte. Suche nach Abszessen am Kronsaum, im Klauenspalt und auch hinten im Ballen. Oft sind gerade im Ballen Einstiche sehr schnell wieder geschlossen und nahezu unsichtbar. Im Ballen selbst aber beginnt unter Luftabschluß das Abszeßgeschehen.

Es ist auch nicht unwahrscheinlich (Alter, Flaschenlamm) daß das der Anfang einer Carpalgelenksentzündung als Folge einer Nabelenzündung ist. Da setzt die Lahmheit auch mehrere Tage vor den sichtbaren Erscheinungen am Gelenk ein. Wir hatten gerade dieses Jahr so einen Fall. Der Nabel war um dem 14 Tag rum eitrig, trocknete aber sofort nach Rasur und Reinigung ein. 10 Tage später schonte das Lamm vorn links. Es war nichts zu finden. Klaue OK und sauber. Ich dachte an einen "Sportunfall". Metacam linderte auch und Tags drauf war alles OK und gedanklich abgehakt. Am Abend des 3. Tages dann belastete das Lamm das Bein nicht mehr und legte es sogar an. Das Gelenk war massiv angeschwollen, schwoll zusehens und ließ sich nur unter massiven Schmerzen strecken. Die Punktion ergab flockige eingetrübte Synovia unter erheblichem Überdruck. Sofortige Antibiotikatherapie intrartikulär und systemisch, mehrfache Spülungen und die Gabe von NSAID brachten die Heilung. Der entscheidende Punkt aber war die Nabelentzündung und das Wissen um schlechte Kolostrumversorgung - typisch für Flaschenlämmer.

"Polyarthritis" wäre das Nachschlagwort.

Das Lamm ist inzwischen symptomlos und wird hoffentlich alle Gelenkschäden durch Wachstum so ausgleichen können, daß im Alter keine auf die Entzündung zurückzuführenden Probleme auftauchen. Aber wie der Zufall es wollte war gerade "Die Prognose einer verschleppten Polyarthritis beim Kalb" einer der letzten ATF-Vorträge die ich besuchte. Sofortige Intervention ist demnach entscheident. Manchmal paßts und man ist rechtzeitig sensibelisiert.

Du bist es nun auch.

[LauterSheep]

Habe heute Morgen und heute Mittag nochmals die klauen angeschaut und mir ist soweit nichts aufgefallen, auch die Drüse wat trocken und sauber. Aber es hat den Anschein, dass das Lamm nun auch hinten Rechts schonen will.

Als ich dann aber den Nabel abgetastet habe und hat sich das Lamm sofort gekrümmt und ist fast eingebrochen. Habe mir dann den Nabel angeschaut und musste feststellen dass dieser eitrig und verklebt ist.

Der Tierarzt ist informiert und hoffe dass dieser heute Abend noch Zeit für mich hat.
Was sollte ich bis dahin tun? Wie reinigen? Ich möchte da ungern an dem Nabel unnötig schmerzen verursachen.

Vielen Dank.

[Henry]

Wenn Du auf den TA warten willst oder mußt, kannst Du kaum etwas tun, außer drängeln. Den Umkreis des Nabels rasieren und den Eiter abtupfen wirst Du hinkriegen. Auch eine Desinfektion mit sowas wie Sterilium.

Innerlich kannst Du Dich bei Bestätigung der Diagnose auf eine längere Behandlung einstellen. Jede Stunde später, die ein wirksames Antibiotikum im Gelenk ankommt, verlängert die Erkrankung unter Therapie um einen halben Tag. Wenn das Lamm wegen Gelenkschmerzen nicht mehr mobil ist, setzt Muskelabbau ein und die Gelenke werden weiter geschädigt. Deshalb ist frühe Intervention so wichtig. Auch Schmerzmittel direkt ins Gelenk ist dann gerechtfertigt.

[Sima]

Leider kann man selber nicht viel tun. In der Regel betrifft die Infektion nicht nur die äußeren Strukturen des Nabels sondern ist aufgestiegen, meistens über die Nabelvene Richtung Leber. Dort bilden sich oft Abszesse und die Infektion streut in Lunge oder wie bei deinem Lamm in die Gelenke. Die Prognose ist eher ungünstig. Ich würde nochmal beim Tierarzt anrufen und darauf drängen, dass er zügig vorbei kommt! Einen Behandlungsversuch würde ich auf alle Fälle machen.
Wenn der Nabelabszess im Bauch abgrenzbar ist (kann der Tierarzt ertasten) dann besteht theoretisch auch die Möglichkeit den Nabel chirurgisch zu entfernen. Bei Kälbern wird das manchmal gemacht, allerdings sind die Kosten recht hoch.

Liebe Grüße,
Sima

[LauterSheep]

War gestern Abend beim TA, die kleine hat gestern eine Spritze Antibiotika bekommen, am Freitag und am Sonntag nochmal. Zusätzlich eine Salbe mit Antibiotika in den Nabel. Der TA zeigte sich zuverlässig und konnte direkt keine tiefen Abszesse im Nabelbereich feststellen.

Ihr geht es heute morgen schon viel besser und läuft ohne Beschwerden. Die Ursache war vermutlich das Abinden der Nabelschnur mit einem Faden.

Vielen Danke für eure Hilfe. Es ist immer schön anzusehen wenn die kleinen fit und munter sind.

[Henry]

Die Ursache war vermutlich das Abinden der Nabelschnur mit einem Faden.

Was war die Ursache dafür?

Die Gelenkenztündung ist mit der Gabe eines Antibiotikums nicht ausgestanden. Und es wäre sehr hilfreich, wenn Behandlungen exakt beschrieben würden, damit sie eine Hilfe für andere sind. Welches Antibiotikum wurde wie angewandt? Hat das Lamm keine weitere Behandlung gegen Schmerzen bekommen? Welche Salbe wurde benutzt?

[LauterSheep]

Vermutlich hat der Nabel durch den Faden einen Zug bekommen und konnte nicht heilen oder es hat sich unter dem Faden Dreck angesammelt. Der TA konnte den Faden mit dem letzten Stückchen Nabel einfach vom Euter abziehen, daher die Vermutung.

Es wird dreimal mit Antibiotika eingespritzt im Abstand von 2 Tagen Abends eingespritzt. Welches kann ich leider nicht sagen da der TA die aus einer größeren Flasche in Spritzen a 3ml gefüllt hat. Ich habe lediglich die 2 Spritzen für Tag 2+3 erhalten.

Die Salbe wird Täglich Lokal in den Nabel etwa Kirschkerngroß eingebracht bis die Tube leer ist. Das ist eine Augensalbe für Rind, Pferd, Schaf, Hund und Katze und heißt VETOSCON 166,6mg/g Inhalststoff Cloxacillin von Zoetis; Ihnalt 3g.

Zusätzlich muss die Temperatur kontroliert werden, welche sich innerhalb von 2 Tagen auf 39,5 einstellen muss. Wenn nicht -> Nachkontrolle.

Mehr kann ich im Moment auch nicht sagen.

[Steffi]

Normalerweise bekommt man zu jedem Medikament einen Abgabebeleg vom TA, der ins Arzneimittelbuch abgeheftet werden muss.

LG,
Steffi

[Niedersachse]

Warum Abbinden der Nabelschnur mit Faden? Die trocknet doch alleine ein und fällt ab. Und bevor du die abgebunden hast ist sowieso schon wenn was in den Nabel eingedrungen so das man sich das in meinen Augen auch sparen kann.


LG