Flaschenlamm frisst kein Gras und findet keinen Anschluss – was tun?

[Milchschafschäferin]

Moin, wie ist die Sache mit dem Lamm weitergegangen?
Ich habe hier ein FlaschenLamm von Februar, das sich ausschließlich von Milch und Biertreber ernährt. Gras/ Heu kotzt es aus. Ein Absetzen hat zur deutlichen gesundheitlichen Verschlechterung geführt. Aber was soll man mit so einem Lamm? Hat es eventuell den Pansen nicht ausgebildet? Heu hatte es immer, Kontakt zu Artgenossen auch. Interessiert sich aber nicht dafür.

[Loulou]

Da wir nicht wissen, ob die Milch durch den Schlundrinneneffekt immer noch und nur in den Labmagen geht, demnach die Ausbildung der Pansenflora ausgeblieben ist,
bietet sich an,
Pansensaft von einem anderen Tier (mit einem Schlauch absaugen und, solange er warm ist, per Trichter und Schlauch einflössen, unverbrauchten Rest in einer Thermoskanne für späteres Einflössen verwahren, denn die Pansenflora stirbt sonst ab) zu übertragen.
Sollte das Tier dann nicht freiwillig Heu fressen, kleinste (!!!) Wickel herstellen und hinter die Zunge plazieren. Das Heu dient den Pansenbakterien als Nahrung.
Fütterung mehrmals und anhaltend wiederholen.

[Milchschafschäferin]

Interessanter Ansatz ;-) Wie saugt man Pansensaft an? Drenchen mit dem Gummischlauch bei ausgebliebenem Schluckreflex habe ich schon gemacht, das geht aber ja nur in den Labmagen. Ich fürchte ja, dass dieses Tier den Pansen gar nicht weiter entwickelt hat und immer noch alles nur durch den Labmagen geht.. habe ich in >10 Jahre Schafhaltung noch nie gehabt.

[Loulou]

Da führt der Tierarzt einen dünnen Schlauch, den er immer im Auto hat, mit Gefühl bis in den Pansen und saugt dann mit dem Mund den Saft an, dessen Erscheinen durch die transparente Schlauchwand leicht zu erkennen ist. So wird Abschlucken des wertvollen Saftes durch den Tierarzt vermieden.

Sodann fängt man eine gewisse Menge (1/2 Liter oder mehr) in geeigneten Gefâß auf (Thermos), und trichtert (also per Trichter und in den Schlund
geführten Schlauch, der auf dem Trichterende steckt) sie dem zu behandelnden Tier ein.
Dieses dürfte, weil es - obwohl selbst nicht wiederkäuend - den Geruch von Pansensaft von den anderen Tieren her kennen. So ist anzunehmen.

Sobald der Saft im Pansen angekommen ist (mit den in ihm enthaltenen Pansenbakterien), schreien diese Bakterien "Hunger" und das Tier beginnt, Heu und Gras zu fressen, ohne die die Bakterien verhungern würden.
Für eine zweite "Transfusion" hebt man den Rest Saft auf. Sollte die Flüssigkeit zu sehr abkühlen, sterben die Bakterien.
Vielleicht ist eine zweite Behandlung auch nicht nötig, weil die Bakterien (Pansenflora) sich ja vermehren.

Die Befürchtung, der Pansen sei wegen Nichtbenutzung fein säuberlich weggefaltet im Wäscheschrank verstaut, ist unbegründet, weil es immer eine fluktuierende Verbindung zwischen Labmagen und Pansen gibt (abgewandeltes Prinzip der kommunizierenden Rôhren).

Versuch es mal.