Kokzidien pauschal mit Toltrazuril behandeln?

[lutz franz]

Hallo
Uns ist von einen Schafhalter vom Landwirtschaftsamt eine pauschale Behandlung der Lämmer mit
Toltrazuril gegen Kokzidien empfohlen worden. Er meinte es wäre in der Zunahme deutlich sichtbar
gegenüber unbehandelt. Ich bin jetzt wieder mit meinem Konzept am zweifeln.
Letzten Samstag haben alle Auen und Lämmer Cydectin bekommen und die Lämmer dazu noch Cestocur.
Die Zutreter haben am 19. März Ripercol und Cestocur bekommen.
Eine gezielte Kotuntersuchung wird aus Gründen der Haltung schwierig (5 ha Wiese,
Lämmer sind nicht mehr zu fangen).
Behandelt ihr pauschal gegen Kokzidien?

[Ms. Jackson]

Behandelt ihr pauschal gegen Kokzidien?

Ich glaube die meisten hier sind Hobbyhalter. Bei 120 Muttern (vielleicht 180 - 200 Lämmern), ist das schon eine andere Hausnummer (Kosten). Wenn Deine Lämmer gut wachsen, nicht in der Entwicklung zurück bleiben, kann man sich das überlegen. Was soll aus Deinen Lämmer werden? Gehen die in die Mast, oder sollen sie sich langsam entwickeln (einfach nur mitlaufen)?

Ja, in der Mast (Fleischschafe), ist eine Kokzidien Behandlung (auch nur vorbeugend) Pflicht. Die Lämmer sollen schnell das Schlachtgewicht erreichen u. dann weg. Ich kenne keinen Schäfer (der mit Mastlämmern Geld verdienen will), der nicht gegen Kokzidien "behandelt".

Den Kostennutzenfaktor, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Oder halt nur Lämmer behandeln, die sichtbar Kokzidien haben (aufgebläht aber doch dünn, Kot verschmiertes Hinterteil).

[Henry]

Die Behandlung gegen Kokzidien in Beständen in den sue regelmäßig (auch in Einzeltieren) auftreten, bzw. aufgetreten sind, ist sehr sinnvoll. Insbesondere, solange die Lämmer leicht und die Aufwandsmengen klein sind. Eine Schädigung des Darmes wirft die Stoffwechselleistung enorm zurück. Kommt es dazu, wurden bereits massenweise Oozysten abgekotet. Es ist nicht schlau, erst auf die sichtbare Infektion und Erkrankung von Einzeltieren mit einer Bestandsbehandlung zu reagieren.

Es ist vielmehr sinnvoll, Lämmer „pauschal“ bzw. prophylaktisch zu behandeln und diese Behandlung bei Gemischthaltung unterschiedlicher Altersgruppen auch zu wiederholen.

Stall- bzw. Tränkehygiene ist wichtig.

[Heumann]

Hab ich auch mal gehört und mache es seit dem. Kann allerdings keinen Unterschied in der Entwicklung zu früher feststellen. Kokzidien wurden in den Kotproben immer gefunden, Kokzidiose hingegen ist nie aufgetreten.

Ich finde den oben genannten Wurm-Ansatz bedenklich. Das Nutzen von zwei verschiedenen Wirkstoffgruppen wird nirgends empfohlen.

[Ms. Jackson]

Wenn Benzimidazole nicht mehr helfen, sollte/muss man kombinieren. Ob diese verschiedene Wirkstoffgruppen kompatibel sind, weis bestimmt der Hersteller oder TÄ.

Hier mal eine Tabelle: https://www.thtsk.de/downloads/schgdInf ... nthika.pdf

[morpheus]

Auch gegen Kozidien würde ich nur bei Bedarf behandeln.
Wenn die Lämmer optimal versorgt werden und zügig wachsen, sind sie auch viel weniger anfällig gegen Würmer und Kokzidien. Und Hygiene ist natürlich wichtig.
Die Lämmer sind auch weniger anfällig, wenn sie länger bei der Mutter bleiben. Bei reinen Lämmergruppen sind Kokzidien eher ein Problem.
Wir haben aktuell ca. 200 Lämmer und vieleicht 10 davon sind gegen Kokzidien behandelt worden.

Ich würde niemals alle Auen gegen Würmer behandeln. Du züchtest dir so ganz schnell viele restistente Würmer heran. In wenigen Jahren nützt so Cydectin nichts mehr. Behandle nur nach Bedarf (mager, dünner Kot, blasse Lidbindehaut, Flaschenhals).

[Henry]

Wenn in einem Bestand 5% der Lämmer wg. Kokzidiose behandelt werden müssen, dann haben die vorher erhebliche Mengen an Oozysten in der Gegend verteilt. In Stallhaltungen reicht es dann, wenn solch ein Lamm in die Schwimmertränke kackt. Da die oben schwimmen sind sehr schnell viele Tiere angesteckt.

Es ist also durchaus geschickt, solche Ausscheider zu vermeiden indem alle Lämmer im Pulk behandelt werden. Um Würmer geht es dabei nicht. Eigentlich geht es um Geld. Oder um Masttage und Sperrfristen.