Harnsteine

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Jette67
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Re: Harnsteine

Beitrag von Jette67 »

Ja,überwiegend gehen die Harnsteine wahrscheinlich auf Fütterungsfehler zurück.Mein Bock bekam von mir äußerst geringe Mengen Schafmüsli mit einem weiten Calcium/Phosphor Verhältnis.Ich vermute im Nachhinein dass es u.a. am Wasser gelegen haben könnte welches ich zum tränken benutzt hatte.Es war Brunnenwasser,zu diesem Zeitpunkt mit wahrscheinlich recht hohen Eisengehalt und recht kalt b.z.w.an der Oberfläche angefroren.Manchmal kommen eben auch mehrere Faktoren unglücklich zusammen.
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Henry
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Re: Harnsteine

Beitrag von Henry »

Das Wasser war nicht das Problem. Hohe und höchste Eisengehalte sind keine Ursache für Steine. Oft ist bei Böcken und Hammeln die ungenügende Entlehrung der Blase das Problem. Die Böcke verlieren oft viel Flüssigkeit über die Atmung und durch die Haut. Saufen sie dann zu wenig, „dickt“ der Rest in der Blase ein. Kritisch sind dabei nicht die großen Steine. Der Gries, der in die Harnröhre gelangt, der führt dort zur „Verstopfung“ und Aufkettung weiterer Steinchen.

In eine per Punktion entleerte oder gespülte Blase lassen sich oft Steine mit einfachsten Mitteln zurückspülen. Nach dem Absetzen des Processus kann ein Spitzenkonus oder eine Knopfkanüle in die Harnröhre eingeführt werden. Auch der Schlauch einer Butterflykanüle ist dafür geeignet. (Größenabhängig) Dann wird eine verdünnte Gleitgelmischung oder Kathetergleitgel eingedrückt und mit NaCl oder Ringer nachgedrückt. Liegt die Entlastungskanüle noch in der Blase, ist sofort sichtbar, ob das „Rückspülen“ erfolgreich war. Ansonsten kann aus Kraftaufwand, Rückfluß und Menge darauf geschlossen werden.

Für mich ist immer völlig unklar, warum immer wieder invasiv oder offen chirurgisch eingegriffen wird, obwohl die Humanmedizin heute in der Lage ist, Operationen an Herzklappen, Baypässen, selbst Gefäßen im Gehirn mit Hilfe von Gefäßkathetern durzuführen. Ein Stein in der Niere des Meschen kann heute ambulant per Endoskop im Endoskop per Impulslaser zertrümmert werden. Aber die Kavatur der Harnröhre eines Bockes wird uns nach wie vor als unüberwindlich verkauft.
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Jette67
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Re: Harnsteine

Beitrag von Jette67 »

Ob mein Bock durch eine andere Vorgehensweise hätte gerettet werden können,man weiß es nicht.Schließlich lag da noch ein weiteres Problem vor.Es wurde eine langsam wachsende Gewebeansammlung zwischen Blase und Darm diagnostiziert die fest mit dem Darm verwachsen war.
Ich habe sicher alles versucht damit er es überlebt.Aber ich muss dir Henry absolut recht geben;ähnliche Gedankengänge hatte ich schon oft.Wieviel mehr ist in der Humanmedizin machbar.Auch bei Hunden und Katzen kommen viele Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Kliniken für kleine Wiederkäuer gibt es nicht viele.Hannover und Gießen kenne ich und wer hat das Glück der Hilfesuchenden da in der Nähe zu wohnen.Schafe sind ja Nutztiere.
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Henry
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Re: Harnsteine

Beitrag von Henry »

Auch einen Tumor am Darm kann man operieren - beim Menschen jedenfalls.

Ist Euch aufgefallen, daß Schafmedizin, also klinische stationäre Medizin, nur (noch) an Unistandorten durchgeführt wird? Habt ihr bemerkt, daß dort ein, zwei Leutturmprofessoren tätig sind und alle anderen studentische Hilfskräfte und TÄ, die an Doktorarbeiten schreiben? Erschließt sich die Befürchtung, daß also ganz oft unser Tier von Menschen invasiv behandelt wird, die vor allem eines tun, nämlich lernen? Denen Erfahrung fehlt und die ihre Knotenanzahl noch zählen können und ihren ersten Kaiserschnitt direkt nach dem Schlachthofpraktikum selbständig performen sollen und ihre erste Blasenspiegelung …

… und das zu den Kosten der GOT.
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Re: Harnsteine

Beitrag von Loulou »

Jette67 hat geschrieben: So 21. Mai 2023, 23:42 Ob mein Bock durch eine andere Vorgehensweise hätte gerettet werden können,man weiß es nicht.Schließlich lag da noch ein weiteres Problem vor.Es wurde eine langsam wachsende Gewebeansammlung zwischen Blase und Darm diagnostiziert die fest mit dem Darm verwachsen war.
[....]
Kliniken für kleine Wiederkäuer gibt es nicht viele.Hannover und Gießen kenne ich und wer hat das Glück der Hilfesuchenden da in der Nähe zu wohnen.Schafe sind ja Nutztiere.
Bitte, wie ist denn diese "Gewebeansammlung" festgestellt worden?
Und als weitere Kliniken gibt es noch Berlin, Leipzig, München.
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Jette67
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Re: Harnsteine

Beitrag von Jette67 »

Die Gewebeansammlung ist zunächst per Ultraschall vermessen worden.Später war sie bei der zweiten OP sichtbar,konnte aber weder entfernt noch punktiert werden.Das Tier war für eine zulange OP nicht in der Verfassung.Er hatte die Narkose nicht vertragen weil sein Panseninhalt zu sehr aufgeschäumt hat.Er wurde kurze Zeit später erneut in Narkose gelegt.Die Gewebeansammlung kann auch durch alte Verwachsungen entstanden sein.Ist jedenfalls meine Vermutung.
Die Frage ist ganz einfach,was ist in solchen Fällen machbar und was nicht.Die Erfolgsquote bei der operativen Behandlung soll bei etwa 50% liegen.Warum nicht mehr verstehe ich auch nicht.
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Henry
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Re: Harnsteine

Beitrag von Henry »

Auch wenn alle Universtitätsstandorte aufgezählt werden, so unterstreicht das doch nur, daß an unseren Tieren Azubis arbeiten und es keine Alternativen gibt. In Leipzig fiel die AGTK einer Umstrukturierung zum Opfer. Das Personal wanderte ab und das Außendienstfahrzeug ist nicht mehr verfügbar.

Es gibt also nicht nur keine Fortentwicklung der Schafmedizin - es gibt den Rückschritt.
Henry
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Re: Harnsteine

Beitrag von Jette67 »

Das ist sehr traurig.Dem Anschein nach ist das so.Hat jemand mal über den Tellerrand geschaut.Wie sieht die Entwicklung im Ausland aus.Aber wir Deutschen gucken uns ja ungern was bei den Anderen ab und überhaupt wie soll es bei der medizinischen Versorgung der Tiere klappen wenn es bei den Menschen schon oft nicht gut läuft.
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