Listeriose bei einjähriger Aue

(Dieses Forum ersetzt nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Tierarzt.)
annekatri
Förderin 2023
Förderin 2023
Beiträge: 72
Registriert: Mo 1. Mär 2021, 20:38

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von annekatri »

@KABA
Vielen lieben Dank für Deine guten Wünsche. Es tut mir leid, dass Du 2 Schafe daran verloren hast.
Unsere TÄ, aber auch ein TA von der TiHo waren fassungslos und hatten keine Erklärung für die Genesung, als auch den neuen Ausbruch nach fast 3 Monaten.
Ich hoffe jetzt einfach inständig, dass Coffee sich in Ruhe erholen kann und wir verschont bleiben - Heulage gibt's nie wieder.

@Henry
Unsere Haustierärzte sind da Gott sei Dank entspannt, ich kann mir im Austausch mit ihnen das "gute Zeug" rausholen und in den Kühlschrank stellen. Dafür bin ich wirklich dankbar.


Vielen Dank für die Unterstützung hier im Forum- manche, aus Sorgen um die Schafe, schlaflose Nacht wäre ohne Euch noch viel sinnloser gewesen, so hatte ich wenigstens etwas zu lesen. :nick:
Anne,
1 Coburger Fuchs, 1 Schwarzkopf, 2 Mixschafe (Fuchs & Schwarzkopf)
...Hühner, Hunde und Pferde :)
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4453
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von Henry »

Wir kämpfen gerade bei einem Jungschaf das schon „Sanatus“ - der Geheilte heißt mit einem Listerioserückfall. Ebenfalls nach 3 Monaten etwa stellten sich wieder Symptome ein. Nicht so akut wie beim ersten Verlauf aber mit ebensolchen Erscheinungen. Nach langen Besprechungen mit einer Ärztin von der ITS stellte sich ein Therapieunterschied zum Menschen herraus. Am Menschen wird wenigstens 21 Tage ab Abklingen der Symptome, also etwa 30 Tage lang mit Ampicillin behandelt. Den ganzen Zeitraum über voll ausdossiert.

Beim Schaf geben wir 10 Tage insgesamt.

In der Folge bleiben intrazelluläre Listerien erhalten und warten auf ihren nächsten Angriff mit erneuter Massenvermehrung. Beim Schaf wird das nur deshalb nicht beobachtet, weil diese Tiere gewöhnlich die erste Listeriose schon nicht überleben und vor dem Rezidiv abgehen, also verwertet werden.

Die Kosten für eine 30-Tage-Ampicillinanwendung bei 20mg/kg KG alle 8-12h sind nicht zu vegnachlässigen. Die wenigen ml Dexamethason am Anfang und die Packung Aspirin sind dagegen „Erdnüsse“.

Wenn wir jetzt 30 Tage behandeln, dann deshalb, weil die Initialtherapie zu kurz und damit zwar lebensrettend aber nicht heilend war.
Henry
der
Schafschützer
annekatri
Förderin 2023
Förderin 2023
Beiträge: 72
Registriert: Mo 1. Mär 2021, 20:38

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von annekatri »

Hallo Henry,

das ist ja sehr spannend und traurig zugleich.

Unsere Coffee ist nach der 2-wöchigen Behandlung wirklich topfit und hat derzeit keine Anzeichen, dennoch ist ja jetzt anscheinend Vorsicht geboten. So ein Mist! Dann könnten also auch jetzt noch intrazelluläre Listerien vorhanden sein...

Ich drücke Sanatus die Daumen!

Vielen Dank für die Info.

Liebe Grüße
Anne,
1 Coburger Fuchs, 1 Schwarzkopf, 2 Mixschafe (Fuchs & Schwarzkopf)
...Hühner, Hunde und Pferde :)
JuSp
Beiträge: 2
Registriert: Mo 15. Apr 2024, 09:34

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von JuSp »

Hallo zusammen,
ich habe diesen etwas älteren Beitrag bei meiner Recherche zu diesem Thema gefunden.
Wir stehen bei einer meiner Ziegen gerade vor einem ähnlichen Fall. Einjähriger Bock mit Listeriose (wohl wegen Silagefütterung, die wir sofort eingestellt haben). Er wurde mit Amoxicillin (8 Tage) und zusätzlich Enrofloxacin (14 Tage) behandelt. Nach dem Absetzen hatte er nach wenigen Tagen schon einen Rückfall. Nach Wiederaufnahme der Antibiotika-Behandlung hat sich sein Zustand schnell gebessert. Wir sind nun in der 3. Behandlungswoche (des Rückfalls). Er bekommt Amoxicillin, Enrofloxacin und Vitamin B. Nun stellt sich die Frage, ob wir nach 3 Wochen absetzen oder zur Sicherheit 4 Wochen behandeln. Ein befreundeter, pensionierter Tierarzt ist für 4 Wochen, unsere behandelnden Tierärzte hatten überlegt schon nach 2 Wochen abzusetzen, haben nun aber doch für 3 Wochen entschieden.
Wie sind denn eure beiden beschriebenen Rückfälle bei Coffee und Sanatus ausgegangen und wie lange habt ihr behandelt?
Ich habe echt Angst, dass wir wieder zu früh absetzen (vor allem nachdem der Rückfall schon nach wenigen Tagen kam). Möchte aber natürlich auch nicht, dass ihn eine zu lange Antibiotika-Behandlung zu sehr mitnimmt (wobei ich bisher keine Nebenwirkungen bemerke).
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen teilen könntet, da auch unsere Tierärzte keinerlei Erfahrungswerte dazu haben.
Liebe Grüße,
Julia
Benutzeravatar
Ms. Jackson
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 367
Registriert: So 6. Aug 2023, 17:41
Wohnort: LK Kassel
Schafrasse(n): 3x Landschaf x Fleischschaf, 3x Suffolk x Schwarzkopf, 1x Texel.
Herdengröße: 7

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von Ms. Jackson »

Da es sich um eine Ziege handelt, würde ich mal den TA drauf hinweisen, das Ziegen einen schnelleren Stoffwechsel haben als Schafe. Dosierung sollte angepasst/erhöht werden (ich bin kein TA). Vielleicht sagt er, so ein quatsch, vielleicht sagt er, können wir machen.

Ich hatte diese Krankheit noch nicht, möchte sie auch nicht in meinen Bestand haben. Silage nicht so trocken wickeln u. Silier Hilfsmittel verwenden (!). Wiesen schleifen, nicht zu tief mähen. Entnahmestellen wieder verschlissen (Abdecken).

Oder nur Heu futtern (in Hobbyhaltung).
Landwirtschaft dient allen... :nick:
JuSp
Beiträge: 2
Registriert: Mo 15. Apr 2024, 09:34

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von JuSp »

Danke für den Hinweis zum Stoffwechsel. Da die TÄ Erfahrung mit Ziegen haben, vertraue ich ihnen hinsichtlich der richtigen Dosierung. Haben auch eher überdosiert (was man bei Listeriose ja machen soll, das sollte also denke ich passen).

Meine Frage war eher nach der Dauer der Behandlung. Da alle TÄ in der TA-Praxis bisher keinen Listeriose Fall bei älteren (über Lamm-/Kitz-Status hinaus) kleinen Wiederkäuern hatten, der überlebt hat, fehlen hier die Erfahrungswerte und bzgl. Behandlung bei einem Rückfall natürlich dementsprechend erst recht. Die TÄ hat auch extra nochmals recherchiert und auch nichts dazu in der Literatur gefunden. Deshalb hätte mich der Ausgang der beiden anderen Rückfälle interessiert und wie lange ihr behandelt habt. Aktuell tendiere ihr eher zu der vermeintlich sichereren Variante, 4 Wochen zu behandeln, natürlich in Rücksprache mit der TÄ...

Da wir eine Hobbyhaltung haben, haben wir Silage nun komplett gestrichen und bleiben bei Heu.
Benutzeravatar
Ms. Jackson
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 367
Registriert: So 6. Aug 2023, 17:41
Wohnort: LK Kassel
Schafrasse(n): 3x Landschaf x Fleischschaf, 3x Suffolk x Schwarzkopf, 1x Texel.
Herdengröße: 7

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von Ms. Jackson »

10 Tage mindestens. Wenn der TA mitspielt (Medikamenten Gabe), ist die Behandlung (Zeitraum) offen. Tiere sind nicht standardisiert u. Krankheiten auch nicht.

In der Humanmedizin sind z.B. Antibiotikagaben bei überstandenen fiesen Erkrankungen auch auf Lebenszeit nötig.
Landwirtschaft dient allen... :nick:
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4453
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Listeriose bei einjähriger Aue

Beitrag von Henry »

Wir haben nach wiederholten Rückfällen ein Konzept aus den USA umgesetzt: 4 Wochen plus letzte angesetzte Flasche wird Ampicillin in normaler Dosierung gegeben. Also zweimal täglich. Danach wird für weitere 3 Wochen jeden zweiten Tag Ampicillin gespritzt. Dann wird 1 Woche ausgesetzt und erneut 3 Tage in Folge Ampicillin gespritzt. Aber nur noch einmal am Tag. Es folgen 2 Wochen Pause. Dann erneut 3 Tage AB-Therapie.

Über die Wirksamkeit von Baytril/Enrofloxacin kann ich nichts sagen.

Bei sofort bemerkten Rückfällen reicht die Reaktion mit einer Ampicillin-Behandlung bis die Mischflasche aufgebraucht ist bei zweimaliger Ingektion am Tag. Das Alles unter Dexamethason am Anfang und nach 36h.

Damit sind Rezidive oft ausgestanden. Wenn nicht, wenn also 36h nach der zweiten Dexa-Gabe zügig wieder Symptome auftreten, dann geht das Alles von vorne los.
Henry
der
Schafschützer
Antworten