Magere waldschaf zwillingsmütter

Karo
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Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Karo »

Hallo Ihr Lieben,
vielleicht insbesondere eine Frage an Waldschafzüchter*innen, das ja alle Rassen unterschiedlich behandelt werden wollen ;)
Nach der Schur vor 3 Tagen sehe ich jetzt umso deutlicher, dass die Mütter von zwei Lämmern etwas sehr wenig auf den Rippen haben. Die mit nur einem Lamm sehen gut aus, die ganz ohne Lamm/ Jährlinge und Böcke sind total propper.
Ich habe im Sommer hauptsächlich 4 ha kalkmagerrasen Biotope/ Thüringen zur Verfügung und einen etwas „Eiweißreicheren“ fetteren 2,5 ha landschaftspark in der Pflege. Im Winter gab es umgerechnet einen großen 250-300 kg schweren rundballen 2. Schnitt pro Tier, also 32 ballen verfüttert , sollte eigentlich nicht zu wenig sein. Immer gibts Salz und crystallix, entwurmung 2 mal im Jahr... eigentlich ist alles da.
Nun zur Frage: es gibt ja die Meinung, Getreide und pellets für Schafe sind eher doof, gutes Grundfutter und 2. Schnitt ist alles.
Ich habe den laktierenden Muttis aber trotzdem nach der Geburt immer ein paar Hände voll hafer oder Pellets täglich dazugegeben (im ersten Monat nach der lammung) zum Support.
Und auf zu fetten Wiesen kriegen sie ja auch oft eher breikacke statt hübsche köttel, da frag ich mich nun:
Was ist nun richtig und falsch, denn die zwillingsmütter SIND trotz allem zu dünn. Trotz angeblicher Anspruchslosigkeit und dem Steckbrief allesfresser Waldschaf.
Was würdet ihr tun, was sind eure landschafrassen Erfahrungen?

Plan a:
Herde teilen und Mütter mit Zwillingen auf die besten Flächen, bei einer Herde von insgesamt 50 Tieren ( mit Lämmern!) gibt das blöde kleingruppen.

Plan b: gezielt doch mehr kraftfutter rein? Obwohl ich das Gefühl habe, waldschafe setzen das nicht wirklich an,
dazu gibt’s ja sogar studien.

Plan c: Lämmer früher absetzen und Rekonvaleszenz für die Muttis?

Hm. Ich übe noch ;)
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Steffi
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Steffi »

Hab dieses Jahr ähnliche Erfahrungen gemacht. Durch die lange Kälte waren die Schafe länger im Stall als geplant. Dadurch fehlte mir eindeutig Eiweiß in der Futterration, was ich auch an der Milchleistung gemerkt habe. Normalerweise stehen die Mütter eine Woche nach Geburt schon wieder im frischen Aufwuchs, aber den gab´s dieses Jahr erst 4 Wochen später. Zufütterung mit Hafer/Gerste hat das auch nicht ausgleichen können.
Ich hab auch Mütter dabei, die sind wie Durchlauferhitzer. Egal, was ich reinstecke, die geben alles an ihren Nachwuchs, bei ihnen selbst bleibt nichts hängen, dafür sind die Lämmer wahre Monsterschafe. Die Mütter erholen sich nach dem Absetzen aber recht schnell und haben zur nächsten Deckzeit wieder gut was auf den Rippen. Einige von denen sind jetzt 7 Jahre alt, haben jedes Jahr Nachwuchs gehabt und sind prima dabei. Kann also so schlimm nicht sein, daß sie nach der Ablammung zum Hungerhaken mutieren. Wie gesagt, alle Versuche, das zu verhindern, sind gescheitert, egal ob mit Weide, Heu oder Kraftfutter. Ich laß das jetzt so.

LG
Steffi
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Henry
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Henry »

Ich sehe das wie Steffi. Allerdings werden die Hungerhaken verhindert, durch Kraftfuttergaben in den letzten 50 Tagen der Trächtigkeit. In dieser Zeit sehen alle Schafe fett aus. Oft in der Wolle sind die einen rund wegen Speck, die andern wegen Babybauch. Eine Fütterung mit KF der unsortierten Gruppe macht dann alle scheinbar noch fetter. Die Leeren, weil die kräftig drängeln und noch speckiger werden und die Trächtigen wegen der Lämmer.
So geht das also nur mit Einzeltierration und nicht in der Gruppe.

Mehrlingstragende Schafe sollten getrennt gefüttert werden. Ab den letzten 50 Tagen bis 80 Tage p.p. Dann folgt eine Zusammenführung oder und das Absetzen. Und wer im September noch dürr aussieht, sieht keinen Bock in Oktober.
Henry
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Karo
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Karo »

Ah! Dann also nächste deckrunde eine muttikur 50 Tage vor den lammungen und einfach doch durchsortieren. Bisher hab ich immer (ist jetzt meine 3. Lammzeit ;) ) das extra päppeln auf nach der Geburt gesetzt, weil mal irgendwer riet, während der Trächtigkeit geht eh alles nur in die Lämmer und die werden zu groß, schwere Geburten usw. Aber die letzten 1,5 Monate klingt gut. Mach ick so. Danke 😊🙏
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Steffi
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Steffi »

Ich fange immer in der Hochträchtigkeit an mit der Zufütterung, nicht erst nach der Ablammung. Brachte bei mir keine signifikante Änderung. Am besten stehen sie immer da, wenn sie in der HT und nach der Ablammung viel frisches Gras haben. Da kommen weder gutes Heu noch KF mit. Hatte so immer Lammgewichte um die 5-6 kg und TZ von ~300g, bei einer Zufütterung der Mutterschafe mit ca. 150-200g/Tag Hafer. Ohne Gras hab ich jetzt gut 500g pro Muttertier gefüttert (zzgl. Heu natürlich), trotzdem nur Geburtsgewichte von 3,5kg im Schnitt und TZ von 200-250g, teils sogar drunter. Jetzt stehen sie endlich auf Gras und fangen auch an zu wachsen. 50 Tage-Wiegen war nur noch minimal weniger als in den Jahren davor und die Muttern bauen auf wieder auf. Spätestens zur Fallobstzeit sind die wieder richtig rund. Kommt aber wohl auch aufs Schaf an, Durchlauferhitzer bleibt Durchlauferhitzer.
Hab letztes Jahr versucht, bei den Schlachtlämmern etwas mehr auf die Rippen zu bekommen und KF zugefüttert, weil es wegen der Dürre doch eher überschaubar mit frischem Gras war und heu Mangelware. Das Resultat stand in keinem Verhältnis zum Ergebnis, werde ich mir also zukünftig sparen und lieber noch ein paar Unkrautecken oder die Wege abgrasen. Bei meinen ist KF Perlen vor die Säue geworfen. Erfolgversprechender sind Gras, gutes Heu und Mineralfutter.

LG
Steffi
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von peter e. »

Karo hat geschrieben: Mo 7. Jun 2021, 17:22 Ah! Dann also nächste deckrunde eine muttikur 50 Tage vor den lammungen und einfach doch durchsortieren. Bisher hab ich immer (ist jetzt meine 3. Lammzeit ;) ) das extra päppeln auf nach der Geburt gesetzt, weil mal irgendwer riet, während der Trächtigkeit geht eh alles nur in die Lämmer und die werden zu groß, schwere Geburten usw. Aber die letzten 1,5 Monate klingt gut. Mach ick so. Danke 😊🙏
Deswegen erst am Ende der Trächtigkeit an angen, wenn die Phöten schon ausgebildet sind.
peter e.

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Waldschaf
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Waldschaf »

Meiner Beobachtung nach sind Waldschafe grundsätzlich eher Umsatztypen und legen nach dem Absetzen der Lämmer dann wieder rasch zu.

Robert.
Sophie der Brebie
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Sophie der Brebie »

Da bin ich bei Robert. Ein Sommer mit guten Weiden ist dabei hilfreich....
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Wilhelm »

Vor ca 20 Jahren habe ich meine Wollschafe, Rotationskreuzung mit Blaukopf, Texel, Leineschaf, umgezüchtet auf Nolana. So um 2005 hatte ich dann Nolanas Richtung Nolanslandschaf.
Seitdem füttere ich ausschließlich Luzernegrasheu bzw Kleegrasheu, je nach Bonität der Anbauflächen, als Winterfutter. Also während der Weidezeit, bei mir ab Anfang Mai, auschließlich Weidegang , ab ca Mitte September ca 150 g Hafer als Flushingfutter. Ab Aufstallung gegen Ende November ausschließlich das erwähnte Heu. Füttere mehr oder weniger auf blaken Trog . Dh, die harten Luzernestängel, in meiner Nomernklatur das Luzerneholz, bekommen unsere Pferde die dafür auch ihren Hafer liegenlassen.
Bei der Lammung sind die Muttern in Zuchtkondition, Geburten absolut problemlos, Lämmergewichte sind mir egal, Lammvitalität ist entscheidend:Lämmer, die 15 Min nach Geburt nicht saugen machen mir Sorge.
Im Schnitt werden seit ca 10 Jahren 1,98 Lämmer geboren .
Während der Säugezeit im Stall ebenfalls nur das erwähnte Heu, Muttern sind nach 10 Wochen Säugezeit immer noch sehr Rund mit Tendenz zur Fettleibigkeit.
Warum das so ist kann ich nicht erklären. Nach Rationsberechnung mit Tabellenwerten kann das nicht funktionieren.
Entweder ist das Heu wesentlich nahrhafter als es sei sollte oder die Schafe sind extrem genügsam.
Unsere Pferde, 2 Quarterhorses, müßten bei 500 g Hafer, selbsterzeugt, 2 kg vom erwähnten Heu und 2 Std Weidegang eigentlich ein Fall fürs Vetamt sein. Trotzdem sollten die sich nicht am Hang zum Ruhen niederlegen, sie könnten einfach runterkullern.
Die passen also auch nicht in gängiges Wissen.
KF beifütterung für dier Lämmer ist auch Perlen vor die Säue werfen. Wird nur in Fett verarbeitet.
Die haben einfach grottenschlechte Zunahmen, mehr als 200 g sind nur bei Einzelnen möglich.
Mit Schlachtgewichten von 18-20 kg haben die dann soviel Fettabdeckung das sie nicht mehr blau sind, bei der Feinzerlegung zu Konvinienzpaketen fallen deshalb max 1,5 kg Fettabschnitte an.
Noch was zur Futterverwertung. Letztes Jahr habe ich 2 Merzen von zusammen 130 kg Lg für mich geschlachtet, brauchte Brühwürstchen und Schinkenwurst. Beide hatten Zwillinge aufgezogen mit Heu und Weide. Waren 8 und 9 Jahre alt, Abgang wegen kaputter Euter.
Die beiden ergaben 13,5 kg pures Fleisch!
Die Produkte : göttlich!!!
Für mich Fazit: meine Nolanas, nicht dem letztes Jahr postuliertem neuem Zuchtziel entsprechennd,( Farbe ist mir egal, Hörner erwünscht wegen Handling,)haaren sauber ab, sind Fruchtbar, extrem Leichtlammig, Mütterlich ,genügsam.
Auf Grund der ausschließlichen Fütterung der Lämmer mit Heu und Gras von Anfang an sind die Ausschlachtungsprozente auch saumäßig. 45% sind schon gut, 50% sind eher selten. Logisch, wenn der Verdauungstrakt von Anfang an auf Wiederkäuer getrimmt wird.
Meine Nolanas sind jedenfalls im Laufe der letzten 20 Jahre exakt auf meine Verhältnisse angepasst worden.
Sie sind hier in meinem Bereich die ideale Rasse für Landschaftspflege auf Grenzstandorten.
Gruß, Wilhelm
Suap
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Re: Magere waldschaf zwillingsmütter

Beitrag von Suap »

Ihr beruhigt mich. Unsere Jakobsschaf Aue mit Zwillingen sieht auch aus wie ein Hungerhaken. Im letzten Drittel der Trächtigkeit Hafer zugefüttert, nach der Geburt Hafer + Pellets. Die Einzigen, denen das zugute kommt, sind die Lämmer. Ich habe auch das Gefühl, dass die Aue deutlich kürzer grasen geht mit der Zufütterung.

Außerdem regnet es hier gerade ins Heu! :grant:
Wer nichts macht, macht nichts verkehrt
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