Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

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B-Johanna
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Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von B-Johanna »

Hallo Kollegen/innen,

was macht Ihr als Soforthilfe bei Pansenalkalose oder kleiner schaumiger Gärung ??

Zur Zeit ist der Aufwuchs mehr als rassant und ich habe gottseidank auf jeder Weide einen Unterstand zur evtl. Einstallung oder / und Behandlung.
aber das ist bei größeren Herden nicht unbedingt möglich oder vorhanden.

Nachdem ich letztes Jahr bei einem Muttertier mit zwei Lämmern bei Fuß den Fall einer Pansenalkalose hatte, aber das aufgeblähte Schaf
nachmittags im Stall auffand welches grünes Zeug aus dem Maul sabberte,
hat ein altes Hausmittel : Speiseöleingabe geholfen: innerhalb von einer halben Stunde konnte man die Entspannung der gebildeten Gasblase bereits
erkennen. ( hatte ca. 15ml eingegeben )
Dann die nächsten Tage nachts eingestallt mit Rauhfutterdiät und Ausgrenzung von Klee und/oder Luzerne...

Hatte von meiner geschätzten TA telefonisch erfahren, dass früher die Rinderhalter den Tieren das Speiseöl auf die Hinterflanken täglich aufgetragen
haben - die sie sich zwischendurch ablecken, um eine Aufblähung im Vorfeld zu verhindern....
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Henry
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von Henry »

Die „Kleinschaumige Gärung“ erzeugt gerade keine Gasblase. Sie erzeugt Schaum, der von Badewasserschaum bis Schlagsahne geht.

Beim Ruktus - dem Abrülpsen - atmet das Schaf ein. Klingt komisch - ist aber so. Das Pansen(ab-)gas gelangt also erst in die Lunge und im nächsten Ausatmen ins Freie.

Es wäre folglich fatal, wenn da „Land mitkäme“. Es gibt also Rezeptoren, die am Panseneingang aufpassen. (Nicht anders als bei uns. Da allerdings auf der anderen Seite des Verdauungstraktes)

Dieser Schaum meldet dem Panseneingang, daß Brühe anliegt und deshalb hält der zu, egal wie sehr der Bauch drückt. (Denkt an Durchfall :haehae: ) Das Schaf wird dicker und dicker. Der Druck kann nicht weg, weil der nasse Sphinkter zu hält.

Schaumbrechend wirken Tenside in Spülmitteln oder Schaumbremsende Medikamente oder auch Öle. Rettung bringt eine großlumige Schlundsonde, also ein Silikonschlauch. Wird der durch den Schlund vorgeschoben, öffnet er den Muskel und der Überdruck preßt den Schaum raus und verfärbt den Helfer in Richtung grün. Dabei gelangt „Das Grüne“ ins „Freie“ und nicht in die Lunge (des Schafs). Allllerdings bildet sich der Schaum zügig wieder. Wasser - als Volumenausgleich - und etwas Schaumbremsendes muß also trotzdem rein.
Henry
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Henry
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von Henry »

Ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas Öl und der daran klebende Staub, aufgenommen durch Ablecken, ausreichen, einen Schaumpansen zu entspannen oder ihn sicher verhindern.
Henry
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moony
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von moony »

hatten eines meiner tiere auch dieses jahr, aus gleichen gründen. speiseöl (20ml, welches ist egal, nehme da meist leinöl). wenn es einmalig ist- super.

bei der war der pansen dann aber so gestört, dass es täglich war. also AB-Gabe, und wiedergekautes von einem gesunden Tier klauen und eingeben, hat sehr gut geholfen. schaden tun auch nie eine extragabe puffer.

hab danach KanneBrottrunk zum trinkwasser zugegeben, nach einer tollen beratung eines Vets von Kanne. es trat nicht mehr auf- obs nun am gelösten problem des einzeltieres lag, dem älterwerdenen aufwuchs oder am brottrunk- keine ahnung- ich möchts gern glauben.
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peter e.
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von peter e. »

moony hat geschrieben: Mi 26. Mai 2021, 20:27 ...

hab danach KanneBrottrunk zum trinkwasser zugegeben, nach einer tollen beratung eines Vets von Kanne. es trat nicht mehr auf- obs nun am gelösten problem des einzeltieres lag, dem älterwerdenen aufwuchs oder am brottrunk- keine ahnung- ich möchts gern glauben.
Ich empfehle Brottrunk direkt oral mit ca, 60ml zu verabreichen.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
B-Johanna
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von B-Johanna »

Danke an alle Beteiligten,
KanneBrottrunk hatte mir schon mal eine Kollegin empfohlen, kann mich aber nicht mehr daran erinnern
für welche möglichen Fälle es gut wäre.
Peter oder/und Moony- evtl. könnt Ihr evtl. weitere Einsatzfälle aufführen ?!

Henry : beste und verständliche Beschreibung, dann war es bei meinem Schaf auf jeden Fall Pansenalkalose
B-Johanna
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von B-Johanna »

Moony - wie klaut man Wiedergekautes von einem gesunden Schaf am besten - oder wie machst Du das ??
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Henry
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von Henry »

Schaf beim Wiederkauen den Mund ausräumen. Am einfachsen Wangenknödel mit einer Tumorzange oder Zungenklemme rausnehmen.

Per Schlauchsonde ist Panseninhalt auch zu gewinnen.

Oder vom Schlachttier. (Es muß ja kein eigenes sein)
Henry
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moony
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von moony »

zungenklemme,.... sollte mich mal ausprobieren, so weit habe ich nicht gedacht. in jedem fall die daumenfreundlichere variante. guter ratschlag!

man nehme ein zahmes, gesundes tier und setze sich dicht daneben wenn es liegt und wieder käut (manche sollen wohl auf im sitzen/wenn man drüber steht und sie fixiert wider käuen, meine tuns nicht). die tiere schieben beim wiederkäuen ja den ballen von einer auf die andere seite. wenn er auf "meiner" seite angekommen und und noch eine gute größe hat, schnell den finger ins maul und kopf fixieren. hält man das maul offen, wird es nicht abschlucken. in zukunft werde ich die zangenvariante ausprobieren... mit den fingern ist es schwierig- und die hinteren backenzähne von schafen sind furchtbar scharf. ich hab mir meinen daumen dabei aufgeschlitzt. hat man den brei-ballen zieht man ihn am gaumen oben entlang nach vorne. entweder ab in thermoskanne mit vorgewärmten wasser oder direkt ins maul des kranken tieres. scheinbar schmeckt das aber nicht, deshalb muss man auch wirklich sicher gehen, dass das kranke tier den ballen auch abschluckt. schnell handeln, weil die pansenbakterien an der luft nicht überleben.

KanneBrottrunk soll den nahrungsaufschluss positiv beeinflussen, dh. gibt man kanne dazu, soll man das kraftfutter etwas herunterfahren da das futter besser verdaut wird. Brottrunk hat zwar milchsäurebakterien, aber ist die ration ausgewogen, soll das wohl auch kein problem sein. bei flaschenlämmern wohl in jedem fall zu empfehlen, da leicht angesäuert und probiotika. bei nem tier mit pansenstillstand kann es lebende bakterien wieder einbringen, damit wenigstens ein bisschen was funktioniert. vielleicht hat peter.e da mehr erfahrungen? Ich kenne nur die therorie, bin gerade am ausprobieren.
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peter e.
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Re: Pansenalkalose - oder kleine schaumige Gärung

Beitrag von peter e. »

Über entsprechende Stichworteingaben kann man sich im www sehr gut informieren. Logisch, dass die Heimatseite von KANNE auch hinreichende Informationen gibt. Es gibt oder gab ausgezeichnetes Schriftgut über Studien über Brottrunk, vielleicht mal den Vertrieb/Pressestelle anfragen.

Es sei an dieser Stelle dargestellt, dass ich kein Vertriebsbeauftragter oder sonst irgendwie in Entlohnung von KANNE stehender Schreiber bin oder war. Letztendlich haben in der Praxis gezeigte "Versuche" zu meiner Einstellung geführt.

Mit dem fürchterlichen Blauzungenzug habe ich die Feststellung machen können, dass Schafe nur durch den Verzehr von Fermentgetreide weiter gelebt gaben. Alle angebotenen Futtermittel (die Tiere haben auf der Weide gelebt) wurden abgelehnt, nur Fermentgetreide nicht. Erst nachdem der Seuchenzug vorbei bzw. von den lebenden Tieren überstanden war ist auch wieder anderes Futter angenommen worden.

Mal aus der <<Balance>> gekommene Tiere konnten mit Brottrunk pur, also direkt oral mit Spritze verabreicht, wieder aufgerichtet werden, will sagen, der Verdauungstrakt hat sich wieder normalisiert. In das Tränkewasser wurde Brottrunk gegeben. Da ich mit Wasserwagen und Schwimmertränken gearbeitet habe, ist auf ca. 500L Wasser 5L Brottrunk gekommen. Ich bildete mir ein, dass dies die Bakterien- bzw. Parasitenbelastung erheblich gemildert hat. Die Tiere hatten nicht mehr soviel Durchfall.
Lämmer im Stadium zwischen Milch- und Festfutter konnten mit Brottrunk und Fermentgetreide stabilisiert werden. Auch hier weniger empfänglich für Clostridien und Kokzidien.

Die an und für sich für die Pferde gedachten <<Energiebarren>> wurden als Leckerli gehandhabt. Als Futtermittel einfach zu teuer. Aber die Tiere mögen sie - und es war für mich der Anzeiger, dass wenn sie die <<Leckerklis>> nicht abgelehnt haben, aber ansonsten freßunlustig waren, dann hat was mit der Verdauung nicht gestimmt.

Und für einen selbst war nach Genuß von Brottrunk der verkokste Magen wieder gerichtet.

Bei Fragen könnte Mark Begemann unter

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m.begemann@futtermittel-louven.de
von der Fa .http://www.futtermittel-louven.de/ mehr Auskünfte geben. Herr Begemann hat früher Kanne-Produkte in ganz Deutschland in eigener Firma vertrieben, ist dann in Louven aufgegangen. Er hat ein profundes Anwendungswissen durch den Besuch unterschiedlicher Betriebe, weil jetzt als Betriebsberater weiterhin in der Praxis.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

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