Clostridiose

(Dieses Forum ersetzt nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Tierarzt.)
moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

Henry hat geschrieben: So 31. Jan 2021, 19:51 Ich vermute, es geht um etwas anderes hier und Clostridien profitieren nur davon.
Ähre wem Ähre gebührt, Henry.
Als ursächlichste Ursache kommt immer mehr Kupfermangel in Betracht. Blutprobe mit sehr geringen Kupferwerten und diverse Gespräche mit den top-Züchtern auf der ganzen Welt gaben mir den Impuls die Lebern der letzten Schlachttiere einzuschicken und auf Kupfer, Selen und Kobalt zu untersuchen. Die schwedischen und amerikanischen Züchter sind alle einstimmig der Meinung, dass die Gotis nicht nur eine höhere Kupfertoleranz haben sondern Kupfer regelrecht brauchen um vernünftige Leistung zu bringen. Sonst kümmern sie und sind anfällig für jeden winzpups.

Wurmbelastung, Ausschließen von Para- und PseudoTB, Monitoring sonstiger Spurenelemente wurde ohne Auffälligkeiten durchgeführt.
Prof. Ganter hat den Verdacht des massiven Kupfermangels heute bestätigt. Werte sind noch unter der untersten Grenze für Kupfermangel.
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peter e.
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Re: Clostridiose

Beitrag von peter e. »

moony:
die von dir geschilderte Kupfermangelsituation ist schon seit wenigstens zwanzig Jahren (zumindest mir) bekannt und wird auch versucht in die Köpfe der Schafhalter rein zu bringen. Kupferuntersuchungen über Blut sind aber nicht zielführend, entweder - wie du es richtig gemacht hast - über Leber oder Haare/Wolle.
Was aber noch viel weniger bedacht wird sind die antagonistischen Querwirkungen mit anderen Spuren-/Mengenelementen. Das wichtigste Verhältnis ist Eisen/Kupfer. Mein damaliges Tränkewasser war stark eisenhaltig. Ich habe grundsätzlich Leckschalen mit wenigstens 1000mg Kupfer zur Verfügung gestellt. Wenn ich das auf den Versammlungen kundgetan habe war das Entsetzen groß. Nur: ich konnte nicht feststellen, dass es ein Fehler war.
Ein weiteres Mangelgebiet ist Schwefel.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

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moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

peter e. hat geschrieben: Do 25. Mär 2021, 20:59 moony:
Was aber noch viel weniger bedacht wird sind die antagonistischen Querwirkungen mit anderen Spuren-/Mengenelementen. Das wichtigste Verhältnis ist Eisen/Kupfer. Mein damaliges Tränkewasser war stark eisenhaltig. Ich habe grundsätzlich Leckschalen mit wenigstens 1000mg Kupfer zur Verfügung gestellt. Wenn ich das auf den Versammlungen kundgetan habe war das Entsetzen groß.
Faszinierend! Ich bin gerade dabei das Wasser meiner Brunnen zu testen um einen genauen Wert zu erhalten. Boden und Wasser sind bei mir stark Eisenhaltig. Ich denke, dass das zusätzlich zum Mangel einer Rasse bei trägt, die einen relativ hohen Bedarf hat. Mir wurde auch beigebracht auf gar keinen Fall niemals nie Kupfer zu füttern.

Es erklärt so vieles. Warum meine eigentlich so robuste Rasse bei mir überhaupt nicht Robust ist und alle Infekte mit nimmt, die sie kann. Dieses Jahr war besonders schlimm. Auch chronischer Durchfall ist dabei, der mich überhaupt auf die Sache gebracht hat. Stumpfes Fell, was für die Rasse absolut untypisch ist. Farbverlust von schwarz zu strahlend weiß in der Wolle.
Zuletzt geändert von moony am Do 25. Mär 2021, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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KABA
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Re: Clostridiose

Beitrag von KABA »

Ich stelle meinen Schafen schon lange sowohl die Mineralschale für Schafe (mit mögl. hohem Selenanteil) und zusätzlich die für Rinder (mit Kupfer) hin - fast regelmäßig ist die Rinderschale zuerst leer. ich hab aber noch nie Lebern zur Kupferbestimmung eingeschickt. Aber von Kupfervergiftung auch noch nichts bemerkt...
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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Re: Clostridiose

Beitrag von DINO »

Kupfermangel.......Ich schon , Attestierter Kupfer/Selen Mangel .
Gebe seit 2 Jahren Lamm/Schaf Bolus und der Unterschied ist Sichtbar !
Alle sagten es geht nicht , da kam einer der das nicht wusste und tat es . :klug:
moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

KABA hat geschrieben: Do 25. Mär 2021, 21:35 Ich stelle meinen Schafen schon lange sowohl die Mineralschale für Schafe (mit mögl. hohem Selenanteil) und zusätzlich die für Rinder (mit Kupfer) hin - fast regelmäßig ist die Rinderschale zuerst leer. ich hab aber noch nie Lebern zur Kupferbestimmung eingeschickt. Aber von Kupfervergiftung auch noch nichts bemerkt...

Ich würd's vielleicht testen, aber deine Tiere, Wasser, Boden etc. kennst du am besten. Es gibt zwei Arten von Kupfervergiftung, die akute, also quasi ein toxischer Schock und die chronische, die sich über lange Zeit aufbaut und in der Leber ein speichert. Bei einer Stresssituationen o.Ä. wird es plötzlich alles freigesetzt und führt zum toxischen Schock.

Gut, dass es dieses Forum hier gibt. Es scheint doch mehr Schafe mit Kupfermangel zu geben als gedacht.
Bei mir steht auch momentan ein Rinderleckstein (ohne Eisen mit 1000ppm). Ich habe Ziegenmineral mit 500mg Cu/kg bestellt und werde das sobald es an kommt verfüttern. Die Tiere sind hochtragend. Lt. Rationsberechnung kommen die Tiere dann auf 8mg/cu/Tag. Bedarf für diese Rasse wird bei 5-10mg/cu/kg TrS angegeben, ist also ggf immernoch zu wenig. Schwer ab zu schätzen, wieviel sie nun tatsächlich brauchen.
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Henry
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Re: Clostridiose

Beitrag von Henry »

Wenn Du Kupfermangel bewiesen hast, dann gib die Tagesmenge per CuSO3-Lsg. als Drench über mehrere Tage. Das ist die sicherste Methode, die Kupferreserven in der Leber aufzufüllen, ohne das Risiko, daß einige Tiere überkompensieren. Rindermineral mit Kupfer kann gut und gerne in due Trächtigkeit hinein gereicht werden. Die Leber puffert so viel, daß es unter den aktuellen Umgebungsbedingungen und freiwilliger Aufnahme nahezu unmöglich ist, damit eine chronische Kupfervergiftung auszulösen.

Es ist eine einfache Rechenaufgabe, mit dem Kupfergehalt der vergifteten Leber mal der Lebermasse der tatsächlichen Schafrasse. Wird dieser Wert zur Sicherheit halbiert, dann ist da noch immer jede Menge Reserve.
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

Sicher über mehrere Tage? Ich hab dem Tier, welches am auffälligsten ist, vor ein paar Tagen 50ml einer 1%ige Kupfersulphatpentahydratlösung gegeben, also etwa 125mg Cu auf mittlerweile nurnoch 50kg LW. Selbst mit dem niedrigsten Wert in der Literatur für die akut toxische Dosis war das nichtmal ein 10tel, aber jedoch doch 10* mehr als der Tagesbedarf . So stehts in den Behandlungsmethoden für diagnostizierten Kupfermangel (da ist sogar von 100ml 1%ige Lösung als drench die Rede). Ich wollte etwa 1 Woche warten und dann die nächsten 50ml geben. Den Leckstein haben sie ja auch und nehmen den gerne an.

Ich denke nicht, dass einige Tiere mit dem Ziegenmineral bei mir so arg überkompensieren werden, dass es gefährlich wird. Die Leberproben waren eine Sammelprobe, dh. Es scheint ein Herdenproblem zu sein. Das Ziegenmineral wird mit Kraftfutter zusammen gegeben, auf gar keinen Fall ad libitum. Die Amis mit ihren Gotländern bieten es ad libitum an, das ist mir aber zu heikel.
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Henry
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Re: Clostridiose

Beitrag von Henry »

Der Tagesbedarf kann über mehrere Tage gegeben werden. Gabe heißt auch nicht Aufnahme. Wenn der Tagesbedarf aus der Kupfergabe gestillt wird, dann wird nur der zusätzlich über die Ration aufgenommene Teil gespeichert.
Die freiwillige Aufnahme kupferhaltiger Mineralfutter sinkt mit der Bedarfsdeckung. Bei Mischungen mit Futtermitteln wird es heikel. Notfalls fressen Schafe auch gebeizten Mais, weil sie eben maßlos auf Mais stehen und nicht auf die Beize.
Henry
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

Ich weiß, die Frage grenzt an Wahrsagerei aber:
Mal angenommen, aufgrund der Auswertung der Schlachtlebern, die Speicher in der Leber sind so gut wie leer. Und die Aufnahme des Kupfers ist durch die Überpräsenz des Eisens, die ich leider nicht abstellen kann, erschwert. Wie lange könnte ich bedenkenlos Kupfer zufüttern, damit die Tiere wieder auf ein normales Level kommen? Sie müssen ja nicht nur den Tagesbedarf erreichen sondern auch darüber. Ich hatte überlegt, zusammen mit einer befreundeten Züchterin, die ebenfalls attestierte Kupfermangel im Bestand hat, 5-6 Wochen Kupfer zu zu geben, und die nächsten Lämmer entsprechend untersuchen zu lassen. Uni Gießen empfiehlt in "Normalfällen" (leichtes Defizit ohne Antagonisten im Spiel) 4 Wochen, bin mir aber arg unsicher ob das reichen wird, wenn die Cu Aufnahme erschwert ist.
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