Low Stress Stockmanship mit Schafen
- Babs
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Low Stress Stockmanship mit Schafen
Praktiziert das jemand und kann von seinen Erfahrungen berichten?
Low Stress Stockmanship
Stressfrei mit Rindern umgehen
Barbara
Low Stress Stockmanship
Stressfrei mit Rindern umgehen
Barbara
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Nicht mit Schafen, aber mit meinen Rindern. Sicher nicht in Perfektion, wie der Wenz und die Lehrer aus Nordamerika (Ron Gill etc.), ich komme aber ganz gut damit zurecht.
Einige Kniffe hatte ich mir schon selbst angeeignet, man lernt ja im Umgang mit den Tieren. Aber was man gut erklärt bekommt, wenn man die Zusammenhänge versteht, kommt man schneller vorwärts.
Ebenfalls sehr interessant in diesem Zusammenhang sind die Bücher von Temple Grandin, die schwerpunktmäßig Fang- und Treibanlagen und die zugehörigen Arbeiten perfektioniert hat.
Einige Kniffe hatte ich mir schon selbst angeeignet, man lernt ja im Umgang mit den Tieren. Aber was man gut erklärt bekommt, wenn man die Zusammenhänge versteht, kommt man schneller vorwärts.
Ebenfalls sehr interessant in diesem Zusammenhang sind die Bücher von Temple Grandin, die schwerpunktmäßig Fang- und Treibanlagen und die zugehörigen Arbeiten perfektioniert hat.
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Ein paar Grundlagen:
Der wichtigste Baustein ist m.E. dass man dem Tier klar zeigt was man will und es sofort und konsequent belohnt, wenn es das tut, was man will.
Wenn man ein Tier treibt, nähert man sich ihm so weit an, bis man in seine Fluchtzone eindringt. Dann versucht es auszuweichen/zu flüchten.
Geht es in die gewünschte Richtung, muss man es umgehend belohnen. Das passiert dadurch, dass man den Druck deutlich reduziert, indem man ein kleines Stück rückwärts geht.
Der größte Fehler, den man machen kann, ist, sofort nachzusetzen, wenn sich das Tier in die gewünschte Richtung bewegt. Dann denkt das Tier, es tut nicht, was du von ihm willst, weil du weiter Druck machst, und versucht dann irgendwie anders auszuweichen.
Wenn man dieses Spiel etwas übt, langsam Druck aufbauen und bei Erfolg zur Belohnung den Druck sofort reduzieren, dann ist dem Tier schnell klar, wie der Hase läuft, und es reagiert bald willig auf den Treiber.
Wenn ein Tier "aggressiv" reagiert (Ich habe meine Jungbullen bis zur Schlachtreife in der Herde. Da ist immer mal einer dabei, der sich umdreht und dir den abgesenkten Kopf hinhält, wenn du versuchst zu treiben.) kann man es idR durch ein paar gemächliche "Drohangriffe" (ein paar Schritte vor und zurück) aus variierender Richtung (nicht frontal auf dem Kopf zu, sondern schräg von vorne in Richtung Körper) schnell entnerven und zum Abdrehen bewegen.
Zum Annähern an ein Tier hat es sich bewährt, nicht schnurstracks auf das Tier zuzulaufen, sondern im zickzack zu gehen, auch mal ein paar Schritte zurück, mal stehen zu bleiben, in eine andere Richtung zu gucken etc. Indem man sich also wie ein anderes Weidetier verhält, das herumläuft und grast, und nicht wie die Leitkuh, die gerade jemandem die Leviten lesen will oder wie ein Raubtier im Angriffsmodus.
Rennt ein Tier weg, dann nicht hinterherrennen und versuchen es einzuholen, sondern es laufen lassen bis es stehen bleibt, dann in weitem Bogen umgehen und mit langsamem Druck zurück zur Herde / zur Weide treiben.
Gelenkt wird ein einzelnes Tier durch den Winkel, in dem man sich annähert. Der Drehpunkt ist dabei die Schulter des Tieres.
Kommt man aus dem vorderen Bereich, versucht es rückwärts auszuweichen. Kommt man von hinter der Schulter, versucht es nach vorne auszuweichen.
Kommt man direkt von hinten, wo man trotz des großen Blickfelds nicht gesehen wird, sollte man das tier rechtzeig ansprechen, um sich bemerkbar zu machen.
Manche LSS Leute sagen, man soll die Arme mögl. wenig einsetzen. Ich mache das trotzdem, besonders wenn ich ein einzelnes Tier von hinten treibe. Wenn ich den Arm soweit ausstrecke, dass es die Hand sieht, steuert es in die andere Richtung. So kann ich mich durch Handsignale verständlich machen, wo ich es hin haben will.
Wenn man eine ganze Herde treiben will, muss man erst mal einige Tiere, am besten auch das Leittier, in die gewünschte Richtung in Bewegung setzen.
Die anderen Tiere folgen dann idR der Bewegung. Um die Nachzügler auf Trapp zu bringen, geht man direkt auf sie zu. Sie weichen dann aus und suchen Sicherheit in "Fluchtrichtung" der Herde.
Bei diesem Treibvorgang bewegt man sich dreieckförmig oder in einer Raute. Von vorne, entgegengesetzt der Bewegungsrichtung der Herde auf die Nachzügler zu. Zurück geht man im Winkel von der Herde weg. Dann im rechten Winkel auf die Herde zu, bis man wieder die Ausgangsposition erreicht hat. Und dann wieder auf die Nachzügler zu.
Hört sich jetzt vermutlich komplizierter an, als es ist.
Hier ist es mit Bildern erklärt:
http://kuh-und-oxn-schule.de/rinderverhalten.html
Bei Tieren im Treibgang der Fanganlage verhält man sich ebenso. Man geht entgegengesetzt der Laufrichtung der Tiere am Treibgang entlang und dann im Bogen vom Treibgang weg zurück nach vorne. Für die Tiere ist es erstmal Stress, wenn man von vorne kommt. Sobald man aber an der Schulter vorbei ist, laufen sie von einem weg den Treibgang entlang, wo sie hin sollen.
Der wichtigste Baustein ist m.E. dass man dem Tier klar zeigt was man will und es sofort und konsequent belohnt, wenn es das tut, was man will.
Wenn man ein Tier treibt, nähert man sich ihm so weit an, bis man in seine Fluchtzone eindringt. Dann versucht es auszuweichen/zu flüchten.
Geht es in die gewünschte Richtung, muss man es umgehend belohnen. Das passiert dadurch, dass man den Druck deutlich reduziert, indem man ein kleines Stück rückwärts geht.
Der größte Fehler, den man machen kann, ist, sofort nachzusetzen, wenn sich das Tier in die gewünschte Richtung bewegt. Dann denkt das Tier, es tut nicht, was du von ihm willst, weil du weiter Druck machst, und versucht dann irgendwie anders auszuweichen.
Wenn man dieses Spiel etwas übt, langsam Druck aufbauen und bei Erfolg zur Belohnung den Druck sofort reduzieren, dann ist dem Tier schnell klar, wie der Hase läuft, und es reagiert bald willig auf den Treiber.
Wenn ein Tier "aggressiv" reagiert (Ich habe meine Jungbullen bis zur Schlachtreife in der Herde. Da ist immer mal einer dabei, der sich umdreht und dir den abgesenkten Kopf hinhält, wenn du versuchst zu treiben.) kann man es idR durch ein paar gemächliche "Drohangriffe" (ein paar Schritte vor und zurück) aus variierender Richtung (nicht frontal auf dem Kopf zu, sondern schräg von vorne in Richtung Körper) schnell entnerven und zum Abdrehen bewegen.
Zum Annähern an ein Tier hat es sich bewährt, nicht schnurstracks auf das Tier zuzulaufen, sondern im zickzack zu gehen, auch mal ein paar Schritte zurück, mal stehen zu bleiben, in eine andere Richtung zu gucken etc. Indem man sich also wie ein anderes Weidetier verhält, das herumläuft und grast, und nicht wie die Leitkuh, die gerade jemandem die Leviten lesen will oder wie ein Raubtier im Angriffsmodus.
Rennt ein Tier weg, dann nicht hinterherrennen und versuchen es einzuholen, sondern es laufen lassen bis es stehen bleibt, dann in weitem Bogen umgehen und mit langsamem Druck zurück zur Herde / zur Weide treiben.
Gelenkt wird ein einzelnes Tier durch den Winkel, in dem man sich annähert. Der Drehpunkt ist dabei die Schulter des Tieres.
Kommt man aus dem vorderen Bereich, versucht es rückwärts auszuweichen. Kommt man von hinter der Schulter, versucht es nach vorne auszuweichen.
Kommt man direkt von hinten, wo man trotz des großen Blickfelds nicht gesehen wird, sollte man das tier rechtzeig ansprechen, um sich bemerkbar zu machen.
Manche LSS Leute sagen, man soll die Arme mögl. wenig einsetzen. Ich mache das trotzdem, besonders wenn ich ein einzelnes Tier von hinten treibe. Wenn ich den Arm soweit ausstrecke, dass es die Hand sieht, steuert es in die andere Richtung. So kann ich mich durch Handsignale verständlich machen, wo ich es hin haben will.
Wenn man eine ganze Herde treiben will, muss man erst mal einige Tiere, am besten auch das Leittier, in die gewünschte Richtung in Bewegung setzen.
Die anderen Tiere folgen dann idR der Bewegung. Um die Nachzügler auf Trapp zu bringen, geht man direkt auf sie zu. Sie weichen dann aus und suchen Sicherheit in "Fluchtrichtung" der Herde.
Bei diesem Treibvorgang bewegt man sich dreieckförmig oder in einer Raute. Von vorne, entgegengesetzt der Bewegungsrichtung der Herde auf die Nachzügler zu. Zurück geht man im Winkel von der Herde weg. Dann im rechten Winkel auf die Herde zu, bis man wieder die Ausgangsposition erreicht hat. Und dann wieder auf die Nachzügler zu.
Hört sich jetzt vermutlich komplizierter an, als es ist.
Hier ist es mit Bildern erklärt:
http://kuh-und-oxn-schule.de/rinderverhalten.html
Bei Tieren im Treibgang der Fanganlage verhält man sich ebenso. Man geht entgegengesetzt der Laufrichtung der Tiere am Treibgang entlang und dann im Bogen vom Treibgang weg zurück nach vorne. Für die Tiere ist es erstmal Stress, wenn man von vorne kommt. Sobald man aber an der Schulter vorbei ist, laufen sie von einem weg den Treibgang entlang, wo sie hin sollen.
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Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
denke bei schafen irrsinnig schwierig da der herdentrieb sehr stark ist und eine trennung davon für das schaf das schlimmste überhaupt ist.
bei rindern doch schon recht einfacher. übe jeden tag mit meinen kälbern :D
ist eigentlich nur eine frage welches einfühlungsvermögen man als mensch auf tier hat.
bei rindern doch schon recht einfacher. übe jeden tag mit meinen kälbern :D
ist eigentlich nur eine frage welches einfühlungsvermögen man als mensch auf tier hat.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut."
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Stimme da meinem Vorredner absolut zu. Ein einzelnes Schaf ist schwer zu treiben, bei Schafe bewegt man doch immer die ganze Gruppe. Selbstverständlich laufe ich nicht, dann hat man sofort verloren. Hektische Bewegungen und übermäßiger Armeinsatz werden vermieden und ich rede so wie immer mit meinen Tieren.
Beim normalen Anhängertransport steigen die meisten Schafe selbst auf den Anhänger, die letzte Ladung Schafe muss dann so zusammengestellt werden, dass immer noch liebe Schafe auf der Weide sind. Dann wird auch schon mal vom Anhänger der vorletzten Ladung wieder wer runter geschmissen, um die letzen wilderen Schafe später noch auf den Hänger zu locken.
Beim Umtreiben zu Fuß von einer Weide zur anderen (das kennen meine Schafe nicht so gut), gehe ich mit Klappereimer voran und jemand mit wenig Druck hinterher, um die Zurückbleiber zu motivieren.
Beim normalen Anhängertransport steigen die meisten Schafe selbst auf den Anhänger, die letzte Ladung Schafe muss dann so zusammengestellt werden, dass immer noch liebe Schafe auf der Weide sind. Dann wird auch schon mal vom Anhänger der vorletzten Ladung wieder wer runter geschmissen, um die letzen wilderen Schafe später noch auf den Hänger zu locken.
Beim Umtreiben zu Fuß von einer Weide zur anderen (das kennen meine Schafe nicht so gut), gehe ich mit Klappereimer voran und jemand mit wenig Druck hinterher, um die Zurückbleiber zu motivieren.
- Schnuckenlady
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Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Ich muss sagen, man bewegt wirklich am einfachsten alle zusammen.
Meistens reicht es wirklich nur das Leckerste auf der Welt in der hand zu haben und wie heumann schon sagt, die Zögerer mit etwas Druck nachzuschieben.
Ein einzelnes Schaf bringt oft Unruhe, dann drehen die anderen auch schnell durch (zumindest bei meiner Truppe).
Aber generell ist das wohl ein gutes Konzept.
Grüße Schnuckenlady
Meistens reicht es wirklich nur das Leckerste auf der Welt in der hand zu haben und wie heumann schon sagt, die Zögerer mit etwas Druck nachzuschieben.
Ein einzelnes Schaf bringt oft Unruhe, dann drehen die anderen auch schnell durch (zumindest bei meiner Truppe).
Aber generell ist das wohl ein gutes Konzept.
Grüße Schnuckenlady
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Die Situationen, wo man einzelne Tiere treiben muss, entstehen ja entweder in einer Vorverdichtung (im Stall oder der Fanganlage, wenn man z.B. ein einzelnes Tier zwecks Behandlung oder Verkauf aussortiert) oder durch Nachzügler, die z.B. nicht mit in die Fanganlage oder den Hänger wollen. Oft scheue oder rangniedere Tiere. Je mehr Herdentrieb, desto einfacher ist die Bande in einem Aufwasch zu fangen. Und Schafe kann man dann auch gut "nachverdichten" und sich einzelne greifen. Ein nicht halfterführiges Rind greift sich nicht so leicht... Versuch mal einen 600 kg Bullen aus einer freilaufenden Herden an den Haaren zu packen und auf den Hintern zu setzen.
Also sollte man für sich eine Methode entwickeln, wie man mögl. die komplette Herde fängt ohne Nachzügler extra fangen zu müssen, und wie man die Herde dann in der Fanganlage effektiv lenkt und bearbeitet.
Wenn ich Zeit habe, schreibe ich dazu auch was, wie ich das bei den Rindern mache. Habe an meiner Anlage dieses Jahr einiges umgebaut, was die Arbeit deutlich vereinfacht.
Am einfachsten ist natürlich eine kleine Herde, die gut auf den Futtereimer trainiert ist. Einmal klappern oder rufen, und die Bande ist da, wo man sie haben will.
Also sollte man für sich eine Methode entwickeln, wie man mögl. die komplette Herde fängt ohne Nachzügler extra fangen zu müssen, und wie man die Herde dann in der Fanganlage effektiv lenkt und bearbeitet.
Wenn ich Zeit habe, schreibe ich dazu auch was, wie ich das bei den Rindern mache. Habe an meiner Anlage dieses Jahr einiges umgebaut, was die Arbeit deutlich vereinfacht.
Am einfachsten ist natürlich eine kleine Herde, die gut auf den Futtereimer trainiert ist. Einmal klappern oder rufen, und die Bande ist da, wo man sie haben will.
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Mit dem richtigen Hund (= Border Collie) marschiere ich auch mit 3 Skuddenböcken hier durch's Dorf. :P
Re: Low Stress Stockmanship mit Schafen
Ein guter Hund macht ja quasi auch LSS. Nur geht er nicht rückwärts sondern legt sich ab, um den Druck zu reduzieren.