Braunes Haarschaf

Benutzeravatar
Alexandra
Beiträge: 40
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:12
Wohnort: 51515 Kürten
Schafrasse(n): Kamerun, Haarschafe, Pommern(mixe)
Herdengröße: 40
Kontaktdaten:

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Alexandra »

Was mich interessieren würde - warum wurde das auf die Farbe braun reduziert? Fallen nicht auch an und an weisse oder schwarze Lämmer?
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Heumann »

die erste Frage kann ich nicht beantworten. Die andere schon.
Schwarze werden aus brauen Tieren so gut wie nie fallen, weil braune Tiere nicht das dominante Schwarz tragen können (extensions-locus) und allerhöchstens das rezessive Schwarz (Name müsste ich nachschlagen). Laut Kamerunbuch von D. Süllentrop kommt das extensive Schwarz aber nur sehr selten vor und so ist es fraglich, ob es überhaupt in der Nolana-Population vorkommt.

Weiße werden auch nur sehr selten fallen, das kann aber passieren. Weiß ist braun mit bestimmten Scheckungen.

Gescheckte Tiere können hingegen häufiger vorkommen. Scheckungsgene können noch lange verdeckt mitgetragten werden. Oftmals sieht man eine "Blume" auf dem Kopf der Nolana-Landschafe. Das kommt u.U. von Scheckungsgenen und wenn davon die richtigen aufeinandertreffen entsteht ein geschecktes Schaf.
Benutzeravatar
Alexandra
Beiträge: 40
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:12
Wohnort: 51515 Kürten
Schafrasse(n): Kamerun, Haarschafe, Pommern(mixe)
Herdengröße: 40
Kontaktdaten:

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Alexandra »

D.h. wenn ich sowas hier habe - weiß - dann kann das schon sein.
Dateianhänge
PICT0137.JPG
PICT0137.JPG (406.14 KiB) 8633 mal betrachtet
Benutzeravatar
Alexandra
Beiträge: 40
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:12
Wohnort: 51515 Kürten
Schafrasse(n): Kamerun, Haarschafe, Pommern(mixe)
Herdengröße: 40
Kontaktdaten:

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Alexandra »

Aber wenn es so lackschwarz ist, also wirklich glänzend schwarz, nicht dunkelbraun, dann wird da wohl was anderes als Nolana mit drin sein?
Dateianhänge
PICT0132.JPG
PICT0132.JPG (590.01 KiB) 8632 mal betrachtet
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Heumann »

Alexandra hat geschrieben:D.h. wenn ich sowas hier habe - weiß - dann kann das schon sein.
was kann sein?

Das Lamm ist nicht genetisch weiß. Es ist genetisch braun mt diversen Scheckungen.
Alexandra hat geschrieben:Aber wenn es so lackschwarz ist, also wirklich glänzend schwarz, nicht dunkelbraun, dann wird da wohl was anderes als Nolana mit drin sein?
nein, das meinte ich damit nicht. Schafe haben wie viele Gene? Bestimmt mehrere Zehntausend. Nur auf einem einzigen Genort entscheidet sich die Farbe. Und auf einem weiteren als Verkomplizierung, ob das Schaf schwarz oder nicht schwarz ist. Dann gibt es noch ein paar Genorte für die Scheckungsfaktoren und das war es. Zehntausende Genorte haben nichts mit der Farbe zu tun.

Es gibt ein dominantes Schwarz. Dieses Schwarz tragen die Dorper doppelt. Deshalb sind Kreuzungen mit Dorpern immer schwarz. Man sieht den Trägern des Genes das von außen an.
Wenn das Gen aus den Schafen herausgezüchtet ist, kommt es auch nicht wieder. Deshalb entstehen, wenn man zwei braune Haarschafe kreuzt auch niemals schwarze Schafe.

-es sei denn, beide Elterntiere tragen verdeckt das rezessive Schwarz (oder eines sogar noch etwas, dass noch schwächer als rezessiv schwarz ist), dh. sind sind genetisch braun/rezessiv schwarz. Dann kann in einem Viertel der Fälle vorkommen, dass die Nachkommen nicht braun sind.

Da das Braun der Haarschafe dominant über alle anderen Farben ist, schleppt die Population noch zahlreiche andere Gene mit, wie z.B. das braunmarkenfarbene der Kamerunschafe. Ganz selten fällt so ein Schaf wieder. Aber die Chance auf ein rezessiv schwarzes Tier ist seeehr gering.


In all deinen Schafen kann Nolana-Landschaf sein. NOLL war ein Zuchtversuch mit allen möglichen Rassen. Da nur noch braune Tiere eingetragen werden, kann es keine neuen schwarzen braunen Haarschafe geben. Schwarze NOLL (mit dem Schwarz der Dorper) waren noch möglich. Jetzt ist das eine von zehntausenden von Genen, nämlich das dominante Schwarz, ein Grund zum Zuchtausschluss.
Urs
Beiträge: 19
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 00:59

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Urs »

Die Genetik für rezesives Schwarz ( Allel "nonagouti" des Agoutigens) ist in der Population BHS vorhanden. Gelegentlich fallen schwarze Lämmer von braunen Eltern auch bei Tieren, in deren Pedigree über zahlreiche Generationen (m. E. durchaus zehn bis zwölf) keine Einkreuzung von Fremdrassen mehr erfolgte. Eine Verpaarung eines Bocks von Ulf Helming/Gabi Obermark mit einem Mutterschaf unserer Zucht brachte ein schwarzes Lamm, d. h. das rezessive Allel war zuvor in beiden Zuchten vorhanden. Da Tiere unserer beider Zuchten stark zum Aufbau der Population beigetragen haben, dürfte die entsprechende Genetik auch vielfach verdeckt weitergegeben worden sein. Es bleibt nur, sie ebenso wie bmf langfristig zu minimieren.

Auf die braune Farbe haben sich die Züchter geeinigt, weil es durchaus schwer war, sie aus den Ausgangsrassen herauszuzüchten und um eine Erkennbarkeit der Rasse durch Vereinheitlichung zu ermöglichen. Rein braune Tiere, die gleichzeitig sommers wie winters ein Haarkleid tragen, lassen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine längere Generationenfolge in Reinzucht und Selektion auf definierte Ziele, mithin auf eine einigermaßen gefestigte Genetik schließen. D. h. die Tiere vererben im Wesentlichen, was sie selbst phänotypisch zeigen: Größe, Gewicht, Hornlosigkeit, Haarkleid und zuverlässigen Fellwechsel ohne dreadlocks und Vliesplatten.

Schwarze oder gescheckte Tiere fast vergleichbarer Größe lassen sich durch Kreuzung von Kamerunschafen mit Dorpern erzeugen. Ein Teil dieser F1-Hybriden ist auch hornlos. Nur sind diese Tiere eben nicht erbfest, sie spalten in Folgegenerationen in zahlreichen wirtschaftlich relevanten Merkmalen auf: Größe, Bemuskelung, Haarkleid/Kurzwolle, Hornausbildung. Ganz ähnlich sieht es mit F1-Hybriden aus Kamerunschafen oder Barbados Blackbellys und Nol-F-Schafen aus. Diese sind sogar vielfach braun, tragen aber meist Kurzwolle und auch ihre Nachkommen spalten stark auf.

Letztlich gibt für Käufer von Haarschafen brauner Farbe mit braunen Eltern (zumindest beim Kauf von Zuchtlämmern kann sieht man diese ja oft) keine Garantie, dass es sich um erbfeste Tiere handelt, die Wahrscheinlichkeit ist aber deutlich höher als beim Kauf eines schwarzen oder gescheckten Haarschafs. Und bei Tieren, die über Zuchtpapiere und eine entsprechende Ahnengalerie aus zuchtrichterlich bewerteten Tieren verfügen, ist diese Wahrscheinlichkeit sehr hoch bzw. nahezu sicher.

Eine Haustierrasse ist definitionsgemäß eine Population eines Haustiers, die sich in Merkmalen wie dem Körperbau und den Eigenschaften als Nutztier von anderen Populationen der gleichen Art abgrenzen lässt und diese Merkmale vererbt. Um eine Rasse zu etablieren, sollte eine Erkennbarkeit wie auch Unterscheidbarkeit von anderen Rassen möglich sein und ist ein einheitliches Herdenbild hilfreich. Eine Herde aus Tieren unterschiedlicher Größe (auch altersbedingt) und Farbe sowie ggf. mit und ohne Hornausbildung vermittelt auch dem unvoreingenommen Betrachter den Eindruck eines bunten Haufens, aber nicht des Ergebnisses planmäßiger (und erfolgreicher) Zucht. Die Population phänotypisch stärker zu vereinheitlichen, ließ aus Sicht der an der Diskussion des neuen Zuchtziels beteiligten Herdbuchzüchter eine Rasseanerkennung eher in greifbare Nähe rücken als das Zulassen maximaler Merkmalsvariabilität. Nach jetzigem Stand ist mit einer Rasseanerkennung 2024 zu rechnen, insofern scheint der eingeschlagene Weg nicht ganz falsch gewesen zu sein.

Versuche einzelner Züchter, Haarschafe mit anderen als den für das BHS definierten Merkmalen herauszuzüchten, gibt es reichlich. Die behornten Haarschafe von z. B. Wilhelm Kesten und Stefan Kuck, Abbildzüchtungen von Santa-Ines, Texas Dall und Hawaiian Black. All diese Tiere haben wie BHS auch Vor- und Nachteile, die von jedem Halter unterschiedlich wahrgenommen werden. Möglicherweise etabliert sich die eine oder andere dieser Populationen dauerhaft. Ich sehe allerdings bei den Züchtern von Haarschafen außerhalb der etablierten Rassen sowie NOL und BHS bislang zu wenig Willen zur Zusammenarbeit und zum Abgleich eigener Zuchtziele mit den Vorstellungen anderer Züchter, um zu einem regelmäßigem Zuchttieraustausch in einem festen Züchterkreis zu kommen und so eine genetisch stabile Population aufzubauen, die zu einer Rassebildung führen könnte. Einige Einzel-Zuchtversuche wie verbesserte Barbados Blackbellys oder HeiKaMuSo wurden deshalb schon wieder aufgegeben.

Das Ziel der Etablierung und tierzuchtrechtlichen Anerkennung einer (möglichst funktionalen) neuen Rasse haben sich die Züchter des BHS jedoch gesetzt. Die klare Abgrenzung im Phänotyp hilft m. E., nicht nur dieses Ziel zu verdeutlichen, sondern auch, dass es schon weitgehend erreicht wurde. Das in den letzten Jahren stetig gewachsene Interesse an Zuchttieren von BHS, sowohl im In- als auch im Ausland zeigt m. E., dass die Botschaft, die damit vermittelt werden sollte, auch ankommt.
Benutzeravatar
Alexandra
Beiträge: 40
Registriert: Do 29. Sep 2016, 10:12
Wohnort: 51515 Kürten
Schafrasse(n): Kamerun, Haarschafe, Pommern(mixe)
Herdengröße: 40
Kontaktdaten:

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Alexandra »

Wow, das ist aber jetzt mal ne Erklärung! Vielen Dank dafür! Das wollte ich wissen.

Die Schafe auf den Fotos sind übrigens nicht meine, sondern die eines Bekannten. Er hat sie alle als "Nolana" gekauft, ohne aber darauf zu achten, ob sie tatsächlich diesem Zuchtversuch entstammen. Ich habe dann versucht, ihm den Zahn vorsichtig zu ziehen, das er reine Nolana, bzw. jetzt BHS besitzt und züchtet. Er hat einfach bunte Haarschafe - mal mehr oder weniger abhaarend, in allen größen, Formen und Farben.
Die ganze Genetik bis ins Detail würde in aber auch - ohne ihm zu Nahe treten zu wollen - überforden. Ist für mich ja schon manchmal kompliziert.

Was mich selber angeht: ich mag es halt bunt. Ich habe meine Skudden (bei denen ja durchaus verschiedene Farben anerkannt sind) gegen Kameruner getauscht.
Und nebenher habe ich erstmals auch solche Kamerun-Barbados-Dorper-Mixe und dabei auch schwarze Tiere mit schwarzen Lämmern. Ausser bunt finde ich nämlich die lackschwarzen glänzenden Haarschafe einfach wunderschön ;)
Benutzeravatar
Clan Alba
Beiträge: 162
Registriert: Do 29. Sep 2016, 09:16
Wohnort: Coppenbrügge

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Clan Alba »

Jetzt muss ich aber doch noch mal nachfragen, was das Braun vom BHS nun genetisch eigentlich ist. Ich hätte jetzt Bb/Bb erwartet, was ja konstant vererbt, da rezessiv. Aber natürlich nur in Kombination mit Aa/Aa, also non-agouti. Vermute ich richtig, dass ihr Aa rezessiv schwarz nennt? Wobei Aa/Aa ja genauso auch braun zeigen kann, nur eben nichts anderes vom Agouti-Locus (grau, weiß etc.). Dominant schwarz ist ja nochmal ein anderer Genort (E-Locus), kann aber eben auch schwarz oder braun machen (nur wieder nix vom Agouti-Locus). Von daher habe ich jetzt noch keine Erklärung dafür gefunden, wo nun das schwarz bei einem BHS herkommen könnte.
Heumann
Beiträge: 594
Registriert: Do 13. Okt 2016, 21:57

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Heumann »

Das braun ist awt, also agouti-white-tan.
Deshalb laufen auch verdeckt noch andere Farben mit und scheinbar sogar nonagouti, wie von Urs bestätigt.

Das Schwarz des Lammes da oben ist aber wahrscheinlich das vom E-Locus, da wahrscheinlich die Mutti im Hintergrund das schwarze Bein ist.
Benutzeravatar
Clan Alba
Beiträge: 162
Registriert: Do 29. Sep 2016, 09:16
Wohnort: Coppenbrügge

Re: Braunes Haarschaf

Beitrag von Clan Alba »

OK, awt erklärt's dann natürlich. :mrgreen: Irgendwie finde ich das bei Schafen lästig, dass der Phänotyp und der Genotyp nicht immer eindeutig zusammenpassen: ein braunes Schaf, das eigentlich weiß ist. :?:
Antworten