Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

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Babs
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Babs »

schafbauer hat geschrieben:was will die schäferei mit den 35.000euro machen?
Ich zitiere die "Freunde der Schäferei Wümmeniederung":
"Das Geld wird benötigt, damit Holger und Nicole keine Schafe verkaufen müssen, was dazu führen würde, dass sie mit weniger Schafen auch Flächen abbauen müssen, was wieder geringere Einnahmen bedeutet und damit ein Kreislauf beginnt, der dazu führen wird, dass die Schäferei dann aufgegeben werden muss. Je weniger, desto weniger. Durch viele Außenstände und nicht abgeschlossene Verträge können sie kurzfristig nicht mehr wirtschaften. Sie haben aktuell keine Planungssicherheit. Das liegt natürlich an den misslichen Regularien für Schäfereibetriebe und da kann akut eine Notlage entstehen wie es hier der Fall ist."
Thorsten
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Thorsten »

Moinsen,

Schafbauers Kommentar hat schon seine Berechtigung. 35.000 Euro sind schnell ausgegeben. Nicole und Holger müssen auch grundsätzlich etwas ändern. Mittlerweile hat auch der NDR darüber berichtet: http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... ei100.html

Da kann man lesen, dass die beiden sich der Problematik durchaus bewusst sind. Ein Weg ist die Vergrößerung des Betriebes. Daneben gibt es viele "kleinere" Ideen, wie die Gründung eines Fördervereins, verstärkte Direktvermarktung, ...

Die Rahmenbedingungen bleiben mit Sicherheit schwierig. Ich unterstütze die beiden gerne, aber sie benötigen weiterhin viel Mut und Glück!

Beste Grüße,
Thorsten
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von schafbauer »

don.alfonso hat geschrieben: Nicht alles kann man vorher kalkulieren.
Es bedeutet auch Mut zu sagen: Aus eigener Kraft schaff ich das nicht mehr.

Gruß:don.alfonso

ich weis schon dass ich in tiefe wunden bohre. :roll:

man kann vieles nicht kalkulieren. vorallem bei schafen. aber die wahrheit liegt auch wo dazwischen.

1. ein finanzielles polster bzw in der kalkulation muss z.B. Hitzeperioden, Seuchen, Krankheiten, Unfruchtbarkeiten, ..... eingeplant werden.

2. der betrieb selbst sagt dass es in den letzten jahren nur zu kämpfen hatte und die aussichten nicht gut sondern schlecht sind, da anscheinend das einkommen aus naturschutz stammt u hier die förderungen (was für mich nur spielgelder der EU sind) sinken.

3. wenn man aus eigener kraft schon sagt "ich schaff das nicht" muss ich mir aber auch eingestehen das der fortbestand des betriebszweiges nicht EXISTIEREN kann.

4. und wenn man darüber nachdenkt dass man trächtige schafe zum schlachten bringt, dann ( ausgenommen von Tierschutzgesetz) brennt aber ganz ordentlich der hut.

5. ich kann schon spenden annehmen aber ich würde die leute eher ermutigen dass sie mir die laufenden kredite stabilisieren helfen und weiters helfen über vermarktungen wieder ins leben zu kommen.


ja.... jetzt bitte alle auf mich los .... aber die wahrheit tut weh u der betriebsleiter kennt anscheinend die wahrheit - will es aber nicht wahrhaben/einsehen.

und bitte - ich spreche jetzt nicht unbedingt von diesem betrieb. es gibt unzählig andere betriebe in wirtschaftlich schwierigen phasen.
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von schafbauer »

Thorsten hat geschrieben: Ein Weg ist die Vergrößerung des Betriebes. Daneben gibt es viele "kleinere" Ideen, wie die Gründung eines Fördervereins, verstärkte Direktvermarktung, ...

Die Rahmenbedingungen bleiben mit Sicherheit schwierig.
Thorsten
eine vergrößerung des betriebes bringt nur in seltenen fällen eine verbesserung. wenn bei einem schaf nichts übrig bleibt dann bleiben bei 1000 schafen auch nicht über.

ich spreche ja gerade die "kleineren" ideen an die mit einer solchen großen community und bereitschaft zu helfen aus KLEIN ganz GROSS werden können. u ein weiterer förderverein sieht mir nicht nach idee aus.

ich sags euch ganz ehrlich: ich spende nichts!

ich selbst habe in diesem jahr 92.000euro in meinen betrieb investiert und in den kommenden 5 jahren sind weitere 340.000euro geplant. für was? nicht für den fortbestand sondern dass ich meine vermarktung ausbaue, spezialisiere und mir u meiner familie einen arbeitsplatz mit entsprechender entlohnung aufbaue. ohne definierte pläne kommst damit zu keinem geld.
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Thorsten »

Hallo Schafbauer,

klar, man muss die entsprechenden Rahmenbedingungen kennen und nutzen können.

Du kommst aus Österreich, nicht wahr? Hab' da jetzt von einem Fall aus meinem Bekanntenkreis gehört, dass ein Landsmann von Dir für 21 Milchkühe einen Laufstall mit Melkroboter baut. Den Roboter hat er für sehr wenig Geld in Bayern "geschossen". Das Ganze soll sich aber nur rechnen, weil im alpinen Raum unglaubliche Prämien für den Erhalt der Kulturlandschaft gezahlt werden.

Also, man kann sich schon seine Nische suchen. Bei Holger und Nicole könnte es z.B. vermehrt der Herdenschutz sein. Sie haben sich ja auch schon auf die Zucht, Ausbildung und den Einsatz von HSH spezialisiert und gelten dort als Vorzeigebetrieb.

Da die beiden den Betrieb (noch?) im Nebenerwerb führen, sehe ich den Weg einer Vergrößerung auch nicht unbedingt als beste Lösung. Aber sie sind meiner Meinung nach clever genug, um viele Deiner Punkte von selber zu erkennen.

Beste Grüße,
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von schafbauer »

Thorsten hat geschrieben:Hallo Schafbauer,

klar, man muss die entsprechenden Rahmenbedingungen kennen und nutzen können.

Du kommst aus Österreich, nicht wahr?

wenn der besagte betrieb - von dem du GEHÖRT hast- sich billig einen gebrauchten roborter gekauft hat, ist es ja auch wieder sinnvoll da er geld gespart hat. für einen gebrauchten bekommt aber niemand geld.

ja ich komme aus österreich und weis auch von dem bestreben dass oft aus anderen mitteln stallungen gebaut oder der betrieb erhalten bleibt. von den besagten betriebe - von denen man HÖRT - muss man eben auch die rahmenbedingungen kennen. oft stehen auch sehr große waldungen im hintergrund. da muss nicht immer gefördert werden.

auch ist es in den extremen berggebieten der brauch dass der ortsansässige TOURISMUSVERBAND ordentlich geld den bauern in die hand gibt damit die flächen nicht verwachsen. ich möchte aber im leben nicht mit diesen leuten tauschen. extrem fleissige "landsmänner".


und wenn man schon beim HÖREN sind: ich habe GEHÖRT das es in D keine Schafe geben würde wenn es keine gut bezahlte naturschutzflächen oder deichflächen geben würde.

1 noch: wenn der besprochene betrieb noch im nebenerwerb geführt wird, ist es ja auch doppelt so traurig das kein geld vorhanden ist.

ich lass es jetzt. hab meinen standpunkt breit gelegt. ich halt einfach nichts davon. auch von der ganzen förderpolitik.
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Schnuckenlady »

letzten Endes ist es doch jedem seine eigene Entscheidung, ober er etwas spendet.
Das hängt ja auch vom eigenen Auskommen ab.

Sicherlich wird sich die Schäferei Wümmeniederung über mögliche Lösungen Gedanken gemacht haben, und niemand wird bestimmt alles über diesen Betrieb wissen, um zu sagen, sie wirtschaften so schlecht dass die Euronen schlecht "angelegt" wären, genauso andersherum.
Grüße Schnuckenlady
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Manfred »

Ich kann schafbauer schon verstehen. Beim Holistic Management geht es auch darum, keinen Cent mehr als lebensnotwendig auf die Behandlung von Symptomen einzusetzen, sondern alle Mittel darauf zu konzentrieren, auf dem effektivsten Weg die Ursachen der Probleme zu beheben.
Wenn die zugrundeliegenden Probleme nicht zügig behoben werden, verbrennen die Hilfen sinnlos.
Dann lieber einen sauberen Schnitt, bevor man noch tiefer in die Verschuldung abrutscht.

Wenn die Probleme behoben werden, dann scheint mir die Überbrückungshilfe sinnvoll.
Aus den Berichten lese ich als Hauptproblem das schlechte Verhältnis von Kosten zu Einnahmen in der Landschaftspflege heraus.
Anscheinend erhält der Betrieb keine EU-Flächenprämie und keine Kulturlandschaftsprogramme, sondern nur eine teilweise Entlohnung aus Landschaftspflegemitteln. Das ist natürlich völlig unzureichend.
War hier mit einem Projekt befasst bei dem das dadurch gelöst wurde, dass der Bewirtschafter die Flächen für einen symbolischen Betrag gepachtet und sich Zahlungsansprüche gekauft hat. Jetzt erhält er Flächenprämie + Kulap und Extraarbeit aufgrund von Auflagen wird zusätzliche aus Landschaftspflegemitteln bezahlt. Wie auf- und Abbau von Mobilzäunen, Zauntrassen freimähen, Entbuschungsarbeiten etc.
Die hohen Kosten für den Herdenschutz können evtl. teilweise durch Stiftungsmittel aufgefangen werden. Es gibt inzwischen einige Vereine und Stiftungen, die Tierhalter bei den Kosten für Herdenschutzhunde unterstützen.
Wenn so eine Lösung (höhere Vergütung) nicht möglich ist, dann schleunigst weg von diesen Flächen. Diese selbstausbeuterischen Arbeiten fressen den Betrieb sonst auf.
Sich noch mehr Arbeit an den Hals zu hängen durch Direktvermarktung etc. kann das Problem nur kaschieren aber nicht beheben. Dann lieber weniger oder keine Schafe mehr und dafür auf die Vermarktung setzen, wenn einem das liegt. Man kann dafür ja mit anderen Erzeugern in der Gegend zusammenarbeiten und muss nicht alles von vorne bis hinten selbst machen. Es gibt keinen Grund, das Geld, das man in der Vermarktung verdient, durch eine weiter unwirtschaftliche Erzeugung wieder zu verbrennen.

Ich drücke die Daumen, dass der Betrieb wieder in ein ruhiges Fahrwasser kommt und mit den Landschaftspflege-Auftraggebern eine vernünftige Lösung ausgearbeitet werden kann, damit die Arbeit und der Kapitaleinsatz endlich fair entlohnt werden.
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Babs »

Manfred hat geschrieben:Ich drücke die Daumen, dass der Betrieb wieder in ein ruhiges Fahrwasser kommt...
Die Möglichkeit besteht durchaus. Für die Schäferei Wümmeniederung geht vor allem darum, einem momentanen Engpass zu überbrücken. Es sind in diesem Jahr einige Probleme aufgetreten (die nicht alle öffentlich und im ganzen Ausmass kommuniziert werden können), die so nicht vorher zu sehen waren und den Betrieb momentan in Bedrängnis bringen. Wenn dies bewältigt ist, kann der Betrieb auch wieder in ruhiges Fahrwasser kommen.

Inzwischen gibt es weitere Aktionen, um die Schäferei zu unterstützen:
Werde Kraut-Founder
Vielleicht braucht ja noch jemand ein "schafiges" Weihnachtsgeschenk.
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Re: Rettungsaktion zum Erhalt der Schäferei Wümmeniederung

Beitrag von Hobbyschaf »

Mag mal anfragen, wie es aktuell aussieht bei Holger und Nicole. Würde mich sehr freuen, positives zu lesen.
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