Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Farmerpirat
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Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Farmerpirat »

Moin,

mich würde interessieren wie viele Berufschäfer oder Nebenerwerbschäfer sich hier rum treiben? Also Schafhalter bei denen auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt, wie sie diese versuchen zu erreichen, wo sie die Zukunft sehen und was von der voraussichtlich kommenden Weidetierprämie gehalten wird?

Ich spiele ja schon länger mit dem Gedanken Schafe als ein Standbein des Betriebes zu halten und so meinen Nährstoffkreislauf intern zu schliessen, jedoch scheint es wirklich ausserordentlich schwierig das auch wirtschaftlich zu betreiben und da dachte ich ich frag mal die die dieses Kunststück hinbekommen.

Ich freue mich über Antworten
Grüsse
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Henry
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Henry »

Bitte melde Dich umgehend bei mir, wenn Du rausbekommen hast, wie man gut und gerne von den Schafen leben kann. :love:
Henry
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peter e.
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von peter e. »

es wird ja in GVE gerechnet: 1 GVE = 10 Schafe. Wieviel einfacher ist es da, anstatt 100 Schafe 10 Rinder zu halten.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
morpheus
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von morpheus »

peter e. hat geschrieben: Do 8. Apr 2021, 21:12 es wird ja in GVE gerechnet: 1 GVE = 10 Schafe. Wieviel einfacher ist es da, anstatt 100 Schafe 10 Rinder zu halten.
Also bei uns (CH) entsprechen 6 Schafe einer GVE. (1 Schaf = 0.17GVE)

Wir versuchen möglichst wirtschaftlich zu sein: Extensive Fütterung ohne betriebsfremde Kraftfutter, ganzjährige Ablammung (asäsonal, Dreirassenkreuzung), möglichst viele Lämmer an Ostern, Ramadan und Opferfest verkaufen, hohe Fruchtbarkeit (2 Lämmer/Aue/Jahr oder 3 Ablammungen in 2 Jahren), möglichst wenig Stallhaltung, usw....
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Steffi
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Steffi »

peter e. hat geschrieben: Do 8. Apr 2021, 21:12 es wird ja in GVE gerechnet: 1 GVE = 10 Schafe. Wieviel einfacher ist es da, anstatt 100 Schafe 10 Rinder zu halten.
GVE = 500kg. Das sind dann 10 leichte Schäfchen :)

Bitte auch bei mir melden, wenn´s Rezept gefunden ist!

LG
Steffi
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Heumann
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Heumann »

Ist halt schwer zu berechnen.
Klar machen meine Schafe Gewinn. Aber der Gewinn pro Tag ist dann doch nicht, dass man davon leben kann.

Dazu kommen dann vor allem die Subventionen, die die Schafe erwerben. Bio ist total scheiße und im Grunde nicht nachhaltig, aber durch die Schafe kann man ein paar der vielen negativen Punkte bei der biologischen Landwirtschaft abfedern. Als Entschädigung für das Verkaufen der Seele an Annalena und Robert gibt es dick Biosubventionen.

Wenn man hingegen ernsthaft Lebensmittel produzieren möchte, kann man bio knicken.

Ich denke schon, dass man aber auch mit Schafen in ehrlicher Landwirtschaft Gewinne machen kann, wenn man sich auf folgendes konzentriert:

-Haarschafe
-keine Herdbuchtiere
-keine übertriebenen Ausgaben für Immobilien. Schafen reicht das einfachste. Die Lammzeit liegt deshalb auch nicht im Winter.
-Winterfutter wird zum Großteil durch Zwischenfrüchte gedeckt.


Dadurch sinken die Kosten Richtung Null. Den Einskomma verkauften Lämern stehen dann die Kosten für Wurmkuren gegenüber. Das geht schon auf.
schafbauer
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von schafbauer »

Wenn das alles für nix ist und sich nix bringt, da stellt sich mir die brennende Frage: warum macht ihr das dann? Ist euch langweilig. ? Zu viel Zeit?

Und klar wenn die kosten gegen null gehen, sollte etwas übrig bleiben. Aber meistens ist ohne Input auch kein output vorhanden.....und bitte ja nichts investieren. Alles zu teuer.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
Farmerpirat
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Farmerpirat »

Erstmal danke für die Antworten!

Also ich bin so ein überzeugter Bio aber meine Seele durfte ich behalten :lol: . Übernehme mit meiner Freundin gerade den elterlichen Ackerbaubetrieb und sind gerade durch die Unstellungszeit durch.
In unserem Fall hat's der Nachhaltigkeit nicht geschadet, im Gegenteil. Wenn ich an die Tonnen von Dünger und all die verschiedenen Wundermittel in Kanistern von vorher denke.... Aber das soll keine Grundsatzdiskussion werden, diese Grabenkämpfe schaden der LW mehr als sie nützen.

Jedenfalls fallen bei uns Kleegrasgemenge und Zwischenfrüchte an die ich mit Schafen oder Rindern verwerten könnte um meinen Kreislauf zu schliessen(im Moment kooperration: tausche Gras gegen Mist).
Ich will nicht allein von den Schafen leben aber etwas muss schon hängen bleiben, ist auch ein mehr an Arbeit im Gegensatz zur Kooperration. Ich dachte vll kann ich auch Maschinenstd mit ihnen sparen(Mulchen).

Hat jmd Erfahrungen mit gewerblicher Hausschlachtung?
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Henry
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von Henry »

Gewerbliche Hausschlachtung führe ich durch. Erfahrungsgemäß.
Henry
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moony
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Re: Berufsschäfer, Schäferei im Zuerwerb

Beitrag von moony »

Hab mal in einer Großschäferei gearbeitet. 550 Muttern, 200ha Grünland und 50 ha Acker. Haben etwa 60k Gewinn pro Jahr gemacht. Familienbetrieb. Mein letzter Stand ist allerdings, dass er sich auf 200 Muttern verkleinert hat, warum weiß ich nicht, vermutlich weil Kinder aus dem Haus sind und dann 2 AKs wegfallen.

Bei denen hats ganz gut funktioniert, da das DG in keiner Konkurrenz zu ertragreicheren Flächen stand. Das waren Naturschutzflächen für die er sogar noch was bekommen hat, dass seine Muttern ihm die runterfressen. HB-Zucht einer bedrohten Rasse, dh. da auchnoch einmal Förderung. Naturschutzflächen in Wasserschutzgebiet dh. da nochmal Förderung. Er hat also viele Förderungen eingestrichen. Aber Wirtschaftlichkeit ohne Förderung in DE mit Schafen halte ich für unmöglich, nicht bei den Preisen, Auflagen und Verbrauchern.

Ansonsten Gebrauchskreuzungen. Ablammung im Stall und mit Betriebseigenem KF und Heu füttern. Bei den nicht-Naturschutzflächen Lämmermast auf Leguminosenmischungen und düngen des DG.
Lämmer wurden teils zu div. Opferfesten, Weihnachten, Ostern auf hofeigener Schlachtstelle geschlachtet und in Hälften/Ganzes verkauft. Rest über Händler.

@Farmerpirat
Bin auch Bio, allerdings mehr zwangsweise als durch Wahl. Bio setzt viel auf Prävention, aber wenn die fehlschlägt weil man Pech hat, hat man nicht viele Möglichkeiten zu agieren, wenn mit den Viechern was im Argen ist.

Je nachdem, wie viele Muttern du dir vor stellst, kann das was werden, wenn du dir Nischen erschließt, nach meiner Erfahrung. Bei 500 Muttern siehts schwierig aus mit den Nischen, wenn du "nur" einen weiteren Betriebszweig haben möchtest und unter 100 bleibst kann ich mir schon vorstellen, dass das wirtschaftlich gut funktionieren kann. Dafür gibt es unterschiedliche Varianten. Heumann schlägt Kostenminimierung vor, legitimer Vorschlag.
Je nachdem, wie dein Betrieb strukturiert ist, kann es aber auch anders funktionieren. Bei mir sind die Schafe auch nur mehr Spaß an der Freude, habe noch keine Zeit da groß aus zu bauen, aber sie werfen dennoch was ab, sind ein tolles Aushängeschild und ergänzen die Rinder ganz gut. Wenn man die Möglichkeit hat, Verbraucherbildung durch Direktvermarktung durch zu führen, und ggf. durch das Rindfleisch (wie bei mir) schon einen stabilen und sehr großen Kundenstamm hat, können einem Schafe helfen. Da kommt es beim Verbraucher super an, seltene/bedrohte Rassen zu haben, die "was her machen". Da man eh im Gespräch mit dem Verbraucher steht, kann man auch den immensen Preis rechtfertigen. Auch bieten sich Kooperationen an mit Feinschmeckerrestaurants oder Märkten. Da machen die Schafe weniger Arbeit als die DV dahinter, aber es lohnt sich wenn es erst einmal läuft. Wichtig ist allerdings deine Betriebsausstattung: kannst du mit den Schafen Marginalstandorte bewirtschaften oder stehen die in direkter Konkurrenz zu wirtschaftlicheren Alternativen? Sitzt du in direkter Nähe zur Zielgruppe (Menschen, die Bio wollen und bereit sind, dafür hohe Preise zu zahlen, dh. Einkommensstarke Regionen?), Hast du Zeit für DV? Hast du Infrastruktur vor Ort, oder müsstest du neu bauen (Kostenminimierung!)? Kannst du Grundfutter und KF über deinen eigenen Betrieb bereitstellen? Wieviel Arbeitskraft müsstest du für die Schafe aufwenden? Herdenschutz vor Wolf? "Schafstarke" Region oder Region, in der Schäferei was besonderes ist?

Ich kenne einige, die so ganz gut fahren und ihre guten Gewinne einstreichen. Allerdings sind das nicht mehr 100% Landwirte, sondern gleichzeitig Marketingfüchse, Werbefachmänner und -frauen, Veranstaltungsplaner, Marktschreier und Lehrer, alles in einem. Entsprechend ist der prozentuale Anteil Arbeit in der reinen Landwirtschaft dadurch gesunken und der Anteil Arbeit in oben genannten Bereichen stark gestiegen.
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