Landleben und tierische Emissionen

Catweazle
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Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von Catweazle »

Hier der Link zu einer Onlinepetition, von der ich hoffe, dass sie erfolgreich sein wird. Es geht um Hahnengekrähe, blökende Schafe oder auch um den Misthaufen von Kleintierzüchtern. Gehört doch eigentlich zum ländlichen Raum dazu, oder?


https://www.openpetition.de/petition/on ... pYRf4OOKVo
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shorty
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von shorty »

mmmhh auch wenn ich mich da evtl unbeliebt mache, sehe ich das differenzierter
Auch ländlich gibts reine Wohngegenden, grade in ausgewiesenen Einheimischenmodellen , bei denen die Grundstücke derart nah zuammenliegen, dass
diese Dinge sehr belastend sein können.
Ich bin ja nun auf dem Land groß geworden, der Landwirtschaft allgemein sehr zugetan ;-)) , aber ich möchte neben meiner Terasse weder Misthaufen noch Gockelgekrähe. Es braucht da einfach ein wenig Raum der vielfach so gar nicht mehr gegeben ist. :flag:
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Steffi
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von Steffi »

Das sehe ich wiederum anders. Klar, wollen die Gemeinden Geld durch Neubaugebiete einnehmen. Aber die alte Bevölkerung, die halt noch etwas Vieh hält, wie das auf dem Dorf halt üblich ist, wird so immer mehr verdrängt bzw. eingeschränkt. Neubaugebiete entstehen oftmals auf und umgeben von landwirtschaftlichen Flächen. Hatte hier so einen Fall, wo sich so ein Neubürger im schmucken Neubau über meine Schafe beschwert hat, die auf dem alten Obstbaumstück direkt hinter seinem Garten geweidet haben. Sorry, da hört es für mich dann auch auf. Dann soll er sich ein Häuschen am Stadtrand kaufen und nicht eines, das auf Ackerland steht. Ich warte aber auch darauf, daß aus unserem derzeitigen Mischgebiet mit Landwirtschaft reines Wohngebiet wird. Dann kann ich entweder die Tierhaltung aufgeben oder woanders hinziehen. Aber Hauptsache, die Kirchenglocken läuten sonntags um 6 Uhr....

LG
Steffi
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mara
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von mara »

In Frankreich wurde ein solches Gesetz ja angenommen, hoffentlich klappt es auch in DE.
Catweazle
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von Catweazle »

@shorty
Es geht doch gar nicht darum, dass man dem Nachbarn einen Misthaufen neben seiner Terrasse zumutet. Das kann niemand so wollen. Es geht um den Wandel der ländlichen Region. Die Petition wurde von einer Bewohnerin des Main-Taunus-Kreises gestartet, die in einem ursprünglich bäuerlichen Dorf wohnt (Marxheim). Das ist nun ein Stadtteil der Kreisstadt, die wiederum zum Einzugsgebiet Frankfurt am Main gehört (Ballungsraum Rhein-Main).
Was ist also ländlicher Raum? Wenn in meinem Dorf, nun auch ein Stadtteil einer größeren Stadt, im Nachbargrundstück nachverdichtet wird, weil die Grundstücke sehr teuer sind, müssen nun die bäuerlichen Strukturen oder die Hühnerhaltungen weichen? Dort, wo früher nur ein Einfamilienhaus stand, passt jetzt noch mindestens zusätzlich ein Doppelhaus darauf. Also werden Fragen aufkommen wie: können die Zugezogenen verlangen, dass im Umfeld keine Hähne mehr gehalten werden usw. Ich finde, den besagten Hahn erst um 9 Uhr aus dem Stall zu lassen ist doch schon einmal ein Kompromiss. Ich kann mich noch gut an die Diskussion von vor vielleicht 20 Jahren erinnern, als Kindergeschrei rechtlich vereinfacht gesagt nicht mehr als Lärm zu gelten hat. Die Gerichte müssen sich mit ziemlich viel beschäftigen, was durch Grundsatzfragen zu klären ist. Hier müssen unterschiedliche Interessen ausgewogen berücksichtigt werden, und mit mehr Rechtssicherheit kehrt vielleicht ein wenig mehr Frieden ein. Oder Planungssicherheit für die eigene Tierhaltung. Wenn ich mir zB ein zweites Stämmchen von einer bedrohten alten Hühnerrasse halten will, und die nunmal zum Arterhalt einen Hahn braucht, darf ich das überhaupt? Oder wenn meine Herde mit den Muttern jedesmal blökt, wenn sie mich mit Futtereimer kommen sehen, wie nahe darf der Abstand der Weide zum letzten Wohnhaus am Feldrand sein? In einem reinen Wohngebiet würde ich das nicht tun, aber wenn nicht auf dem Land, wo denn dann...?
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Steffi
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von Steffi »

Catweazle hat geschrieben: So 14. Mär 2021, 13:52 Oder wenn meine Herde mit den Muttern jedesmal blökt, wenn sie mich mit Futtereimer kommen sehen, wie nahe darf der Abstand der Weide zum letzten Wohnhaus am Feldrand sein?
Vor allem, wenn sich der Abstand nicht durch Ausweitung meiner langjährigen Weide ändert, sondern durch das immer nähere Heranbauen von Wohnhäusern. Da, wo früher Acker auf der Nebenfläche war, wollen plötzlich Leute in Neubauten ihre Ruhe haben. Mit meinen Flächen kann ich aber nicht einfach umziehen. Ich hab meinen Misthaufen/Kompost/Hühnerstall seit 20 Jahren an dieser Stelle. Warum soll ich den versetzen, wenn da jemand eine Terrasse nebenan baut?

LG
Steffi
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georg2015
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von georg2015 »

Ich wohne auch auf dem Land. In der Eifel, ca. 40 km von Koblenz. Zu diesem Thema habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht. Ich bin auch der Meinung, dass sehr viele aufs Land ziehen wegen der günstigen Miet- und Grundstückspreise. In Wirklichkeit versehen sie nicht oder wollen es nicht verstehen. Mein Nachbar gegenüber hat ein kleines Wohnhaus mit circa 150 qm Rasenfläche. Um sein Haus hat er in leichter Hanglage ca 5 Meter in jede Richtung Basaltschotter verteilt. Im Sommer hat er einen Rasenmähroboter den er mit zwei Kameras überwacht, die auch meinen Hof ununterbrochen aufnehmen. Um sein Wohnhaus herum hat er 16 Solarleuchten installiert welche die ganze Nacht über Lichtschrott erzeugen. Als Neuestes hat er, weil hier und da Katzen auf seinen Rasen geschissen haben, die Rasenfläche mit einem 50 cm hohen Knotengitter eingezäunt der ab 19.00 Uhr abends unter Strom gesetzt wird. Wenn es, wie in den vergangenen Tagen, regnerisch ist kommt es zu Kurzschlüssen und der Zaun knackt die ganze Nacht relativ laut. Infolge dessen bellt mein Hund oft und letztendlich fühlt der Nachbar sich dadurch noch gestört. Ein weiteres Beispiel ist eine zugezogene Nachbarin vier Häuser weiter. Ich gehe zu meiner Schafweide und sie erzählt mir, dass sie schon seit circa 3 Wochen eine herrenlose Katze versorgt. Als sie mir die Katze unter einer kleinen Tanne zeigt sage ich zu ihr: Das ist doch die Katze der alten Maria. Die dürfen sie nicht füttern. Die ist auch nicht herrenlos. Nur wenn sie sie füttern geht sie nicht mehr nach Hause zurück. Hier im Dorf lässt keiner seine Katzen verhungern. Im Endeffekt dachte Maria, das ihre Katze, nach 14 Tagen Wartens, überfahren worden sei und holt sich von ihrer Tochter, die im Nachbarort einen Bauernhof hat, eine neue Katze. Jetzt hat sie zwei, denn als die zugezogene Nachbarin in Urlaub war, kam die Katze wieder zu Maria zurück weil sie nicht gefüttert wurde. Der eine weiss nicht wie wichtig Katzen auf dem Land sind, insbesondere wenn es noch Viehhaltung gibt und Getreide und Futtervorräte vor Nagern zu schützen sind, und für den anderen wenn sich einmal Wühlmäuse auf seinem geliebten Rasen breit machen. Dies sind nur zwei kleine Beispiele für das Verstehen von Landbevölkerung und Zugezogenen, die ich hier keinesfalls alle über einen Kamm scheren möchte. Aber ich kann noch tausend weitere Beispiele für das Nichtverstehen der Natur auf dem Land berichten.
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von dicke wolke »

Wir wohnen noch so richtig auf dem Dorf, kein Neubaugebiet, keine Großstadt in der Nähe, zwei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe im Dorf, 200 Einwohner. Wer in so ein Dorf zieht dem sollte klar sein das das Landleben mit allen Facetten ist, da riecht es nach Gülle, da sind die Nebenstraßen auch mal dreckig, da krähen Hühner und muhen Kühe. Hier kommen Menschen her um Urlaub auf dem Land zu machen ,ja und denen ist es dann oft zu laut, bullende Kühe, schnatternde Gänse, dröhnende Traktoren, das hatten sie sich in ihrer Bullerbü Romantik so nicht vorgestellt.
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von KABA »

Ich halte "kleinbäuerliche" Tierhaltung nach alter Tradition in ländlichen Bereichen für ein Charakteristikum derselben, man könnte es auch als kulturelle Identität bezeichnen - es ist so wichtig in ganz vielen Bereichen, dass es nicht möglich sein sollte, dass "Zuzügler" aus der Stadt per Gericht dagegen angehen können. Zumindest dürften keine unzumutbaren Verbote oder Einschränkungen ausgesprochen werden - Kompromisse wären da immer die bessere Wahl. Wer "auf's Land" zieht, weiß, was da schon vor ihm war - wenn es ihm nicht passt, soll er wegbleiben!
Das Beispiel von Georg ist ja absolut gruselig! :vogel: :nudelholz:
Und schlimm finde ich auch, dass Hobby- und Kleintierhalter wesentlich schlechter gestellt werden als die industrielle Landwirtschaft, wenn da Tausende von Tieren in (hermetisch abgeriegelten) Großställen untergebracht sind - aber das können diese Motzer meist viel besser ertragen, weil man von denen ja nix hört oder riecht... :grr:
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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shorty
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Re: Landleben und tierische Emissionen

Beitrag von shorty »

Steffi hat geschrieben: Sa 13. Mär 2021, 22:34 Das sehe ich wiederum anders. Klar, wollen die Gemeinden Geld durch Neubaugebiete einnehmen. Aber die alte Bevölkerung, die halt noch etwas Vieh hält, wie das auf dem Dorf halt üblich ist, wird so immer mehr verdrängt bzw. eingeschränkt. Neubaugebiete entstehen oftmals auf und umgeben von landwirtschaftlichen Flächen. Hatte hier so einen Fall, wo sich so ein Neubürger im schmucken Neubau über meine Schafe beschwert hat, die auf dem alten Obstbaumstück direkt hinter seinem Garten geweidet haben. Sorry, da hört es für mich dann auch auf. Dann soll er sich ein Häuschen am Stadtrand kaufen und nicht eines, das auf Ackerland steht. Ich warte aber auch darauf, daß aus unserem derzeitigen Mischgebiet mit Landwirtschaft reines Wohngebiet wird. Dann kann ich entweder die Tierhaltung aufgeben oder woanders hinziehen. Aber Hauptsache, die Kirchenglocken läuten sonntags um 6 Uhr....

LG
Steffi
bin halt kein Zuzügler aus der Stadt , gelle :-)))) wollts nur klarstellen, geht bei Einheimischenmodellen z.b. auch gar nicht :-))) , ich hab noch nie aus meinem Kuhdorf mich rausgemacht sozusagen, wohne seit Geburt im gleichen Haus :-))) ich mag da dennoch nicht alles haben....
Z.B. krieg ich mit der Güllerei die Kretze, wenn ich an 5 von 7 Tagen keine Wäsche raushängen kann , der Kaffe draussen unmöglich ist wegen dem Dauergestank...
oder am Holzlagerplatz der Gemeinde der an unser Grundstück angrenzt Tage und wochenlang die Motorsägen laufen...
Unser Haus war übrigens vor dem Holzlagerplatz da :-)))

In vielen Gemeinde geht es gar nicht rein um Zugezogene, die Einheimischenmodelle sind schlicht für die Leute aus dem Dorf, die sind teils seit Geburt hier. Fakt ist man will nicht mehr so beengt wohnen wie früher, drei Generationen unter einem Dach, daher müssen die Häuser näher zusammen.
Hier hats übrigens viel ! mehr Kleintierhaltung als früher ( sofern früher grob 50 Jahre sind :-))) )

Ich versteh dass ihr das anders seht, aber es gibt auch Einheimische die manches kritisch sehen, wäre ich mit den Nachbarn nicht gut befreundet, wär der Hahn schon in der Suppe, weils ein Dauernerver ist.
Es gibt zwar hier die Art von Zugezogenen auch die ihr da benennt, logisch, aber zu dem Feindbild zähle ich mich nun nicht, und trotzdem hab ich zu einigem da ne komplett andere Einstellung.

Weiss schon dass ich damit ne Aussenseiterrolle habe
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