Anfängerfehler

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eifelschaf
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Anfängerfehler

Beitrag von eifelschaf »

Hallo liebe Schafhalter,

weil regelmäßig (potentielle) Anfänger den Weg ins Schafforum finden, dachte ich, es hilft ihnen vielleicht, wenn wir über unsere Anfängerfehler berichten. Ich finde es auch sehr spannend zu sehen, wie andere sich dem Thema nähern.
Ich habe die Herde von 5 Schafen damals ungeplant von meinem tödlich verunglückten Vater geerbt, hatte aber auch vorher schon einen Draht zu den Schafen. Dadurch war an Infrastruktur alles vorhanden, nur Erfahrung und Wissen musste her.

Meine wichtigsten Erkenntnisse aus dem 1. Jahr:
- Kontakt zu erfahrenem Schafhalter. Oft macht man sich umsonst verrückt. Da hilft ein kurzes Telefonat oder ein Besuch schon sehr weiter.
- Würmer im Auge behalten und ggf. entwurmen
- beobachten, beobachten, beobachten! Das ist die halbe Miete. Und nicht direkt eingreifen. Wir Menschen meinen immer, wir wüssten alles besser. Das stimmt aber gar nicht. Vieles schaffen die Schafe gut ohne uns (Geburt, Lämmeraufzucht).
- lesen im Schafforum kostet anfangs viel Zeit, schafft einem aber einen guten Grundstock an Wissen. Daraus habe ich in konkreten Situationen schon oft schöpfen können.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!
Stockmann
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Stockmann »

Mein erster Fehler war die Rassenwahl. Die 5 angeschafften Skudden waren nach wenigen Minuten nur noch 3. Dass diese kleinen ab lebhaften Tiere aus dem Stand locker 1,20 hohe Zäune überwinden können, hatte ich nicht erwartet. :wink: Eine konnte ich am nächsten Morgen wieder einfangen, die andere verschwand auf Nimmerwiedersehen in den Weiten der Schorfheide. Und die 4 die sich entschlossen hatten zu bleiben, sind niemals auch nur annähernd zahm geworden. Selbst wenn ich mit Futtereiner in der Hand kam, verkrochen sie sich in der hintersten Ecke des Auslaufs. Die bleiben, auch trotz bester Leckerreien, unbestechlich. Das waren ein paar Monate reiner Frust und schon war das frühe Ende der Schafhaltung geplant. Glücklichweise kam auf eine Anzeige hin, asuch ein Käufer von weit her und war ganz versessen auf die Unzähmbaren. Dass beim Verladen nochmal eine aufdie Flicht ging, war eigentlich fest zu erwarten. :nudelholz: Also Anfänger, Augen auf der Rassenwahl. Es soll noch andere, auf Dauer unzähmbare Rassen geben!

Eine richtige Glücksentscheidung war es, Nolanas anzuschaffen. Die sind nicht nur sehr anhänglich sondern auch in jeder Hinsicht besonders leicht zu pflegen. Dabei ist ihre "Selbstschur" nur der offensichtlichste Vorteil. Wer hat heutzutage noch einen Schafscherer in der Nähe? Wer kann selbst scheren? Wie lange dauert das dann? Wie stressvoll ist eine lange, stümperhafte Scherprozedur für die Tiere? Wer mag immer wieder Ka.... aus der langen Wolle waschen oder schneiden? Wer mag die Läuse und sonstigen Viecher suchen und entfernen die sich in der langen Wolle so zuhause fühlen? Wer mag (undkann?) die Eiterbeulen fachgerecht aufschneiden und versorgen die diese Parasiten immer gern verursachen? Was kostet es, die Wolle zu entsorgen wenn man sie nicht selbst verarbeitet?

Wer züchten möchte sollte bei der Wahl der Rasse auch unbedingt auf gute Fruchtbarkeit, leichte Geburten - möglichst ohne Hilfen, Mütterlichkeit, Robustheit und Vitalität der Lämmer achten. Wer es jedoch liebt, nachts bei Schneeregen und Kälte Wache zuhalten um Lämmern auf die Welt zu helfen, sie anschließend unters Rotlicht zu packen :drama2: und wer gern verstoßene Lämmer mit der Flasche aufzuziehen möchte weil er nachts sowieso 3 - 4 mal gern das warme Bett verläßt, der sollte sich keine Nolanas anschaffen denn bei ihnen kommt das eher selten vor.

Der zweite Fehler den ich gemacht habe war, nicht sofort ausreichend Horden anzuschaffen. Sie sind doch eine erhebliche Erleichterung wenn man Tiere mal separieren möchte oder fixieren muss. Irgendwann möchte man doch nicht mehr in Manuel Neuer Manier einzelne Tiere einfangen nund lernt einen gescheiten Treibgang zu schätzen. :duck:

(Nein, in 2021 habe ich keine weiblichen Tiere mehr zu verkaufen!)
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
Heumann
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Heumann »

Herdbuchtiere sind Müll, wenn man nicht ebenfalls überteuerte Tiere an unwissende verticken will. Man muss schon etwas gewissenlos sein, um die Tiere als "besser" anzupreisen.

Schafe mit Wolle sind immer eine schlechte Idee.

Weidezaungerät mit richtig Druck von Weidewächter kaufen!

Moderhinke ausschließen! Nicht jedes Vieh geschenkt nehmen. Zwar nichts mit Herdbuch, aber auch nicht jedes übernehmen.

Man kann (fast) keine guten Schafe kaufen, die muss man sich selbst ziehen. Also lieber ein paar alte Schafe vorm Schlachter wegkaufen und noch ein, zwei Jahre nutzen und sich davon die Lämmer ziehen. Die alten Tiere haben sich bewährt, sonst wären sie nicht so alt geworden. Weibliche Lämmer zu kaufen ist auch ok, aber Glückssache.
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Thorsten »

Stockmann, bis auf das Scheren treffen alle positiven Eigenschaften auf Pommernschafe zu ;) Immerhin wird für Pommernwolle richtig viel Geld bezahlt!

Wenn ich mal - etwas offtopic - von unserem Anfängerglück berichten darf: wir haben mit drei gedeckten Pommernschafen begonnen. Die waren sehr standorttreu, zutraulich, haben alleine gelammt, sich um alle Lämmer (1x Drillinge) gekümmert - und waren junge Herdbuchtiere!

Die "Wollfrage" nervt mittlerweile aber wirklich, da stimme ich den Vorrednern zu.

Viele Grüße,
Thorsten
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Steffi »

Heumann hat geschrieben: Fr 15. Jan 2021, 19:22 Herdbuchtiere sind Müll, wenn man nicht ebenfalls überteuerte Tiere an unwissende verticken will. Man muss schon etwas gewissenlos sein, um die Tiere als "besser" anzupreisen.

...Zwar nichts mit Herdbuch, aber auch nicht jedes übernehmen.
Ich empfinde solche Aussagen schlicht als unverschämt.

LG
Steffi
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Stockmann »

Thorsten hat geschrieben: Fr 15. Jan 2021, 23:01 Stockmann, bis auf das Scheren treffen alle positiven Eigenschaften auf Pommernschafe zu ;) Immerhin wird für Pommernwolle richtig viel Geld bezahlt!

Wenn ich mal - etwas offtopic - von unserem Anfängerglück berichten darf: wir haben mit drei gedeckten Pommernschafen begonnen. Die waren sehr standorttreu, zutraulich, haben alleine gelammt, sich um alle Lämmer (1x Drillinge) gekümmert - und waren junge Herdbuchtiere!

Die "Wollfrage" nervt mittlerweile aber wirklich, da stimme ich den Vorrednern zu.

Viele Grüße,
Thorsten
Und werden die Rauhwoller auch einigermaßen zahm? Die waren bei mir nämlich nach den Skudden auch in der engeren Wahl weil robust und leicht zuhalten und weil die hier nebenan im Tierpark gehalten und leicht zu besorgen gewesen wären. Aber dann bekam ich die Aussage von Regen und Traufe??? Andererseits kenne ich einen Schäfer, der mit 600 Pommern sogar wandert, im letzten Jahr aber einen Umzüchtungsprozess mit Böcken von mir einleiten wollte weil deren Wolle wohl noch nachgefragt wäre, aber die Metzger die Lämmer nicht so begehrlich fänden???
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

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Re: Anfängerfehler

Beitrag von grauwoller »

Ich habe Pommern seit 25 Jahren - auch wenn die hier als Müll bezeichnet werden, sind es trotzdem herdbuchtiere aus Überzeugung. Sie sind in der Regel schnell zutraulich, das hängt aber auch davon ab, wie gross die Herde ist, und wie man den Umgang, sprich Fütterung, Lammzeit etc. Organisiert hat. Hektisch sind sie auf keinen Fall. Ich kann aber Thorsten's Lobeshymnen auf die Muttereigenschaften nur bestätigen, sie geben alles für ihren Nachwuchs!! Klar, am Haken fehlt einem manchmal das ein oder andere Kilo, aber wer energiearmes Weideland hat, ist mit den Pommern gut aufgestellt, zumal die hervorzuheben Milchleistung der Mutterschafe den Lämmern einen guten Start mitgibst. Die Pommernwolle ist auf jeden Fall gefragt, wir sind z Seeu zt so gut wie ausverkauft, und warten sehnsüchtig auf die Pakete von Sauerlandwolle
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von DINO »

Steffi hat geschrieben: Sa 16. Jan 2021, 00:01
Heumann hat geschrieben: Fr 15. Jan 2021, 19:22 Herdbuchtiere sind Müll, wenn man nicht ebenfalls überteuerte Tiere an unwissende verticken will. Man muss schon etwas gewissenlos sein, um die Tiere als "besser" anzupreisen.

...Zwar nichts mit Herdbuch, aber auch nicht jedes übernehmen.
Ich empfinde solche Aussagen schlicht als unverschämt.

LG
Steffi
und keinen Kommentar wert !!!!!!


Aber zum Thema..........

Manche Rassen wie zb Ostfriesen sind extrem Menschenbezogen ,machen es einem leicht ihr vertrauen zu gewinnen .
Andere Rassen wie zum Beispiel GGH machen es einem nicht sooooo leicht aber generell bekommt man alle hin .
Einfacher ist es natürlich bei einem guten Züchter/Halter eine Gruppe zu kaufen die schon an den Menschen gewöhnt ist und Vertrauen mitbringt .
Wichtig ist wie mit den Tieren umgegangen wird , mit was für Gegebenheiten wie Futter , Feuchte der Wiesen usw die Tiere klarkommen und nicht Rasse / Herdbuch / Saisonalität / Wolle usw .
Wenn Wolle wie beschrieben ein Ausschlusskriterium darstellt an einer sonst für mich passenden Rasse dann sollte es doch möglich sein von einer Schur zur anderen dieses Problem zu lösen . Innerhalb von 12 Monaten einen guten Scherer zu finden , selber zu scheren oder oder oder .
Was die meisten hier betreiben ( ich incl. , auch Kuschelschafhalter mit Überschussvermarktung ) ist Hobbyhaltung !
Wir reden hier nicht von hunderten von Schafen sondern von ein paar Tieren mit denen man anfängt , mit denen man wächst an denen man wächst .
HALT HOBBYHALTUNG .
Alle sagten es geht nicht , da kam einer der das nicht wusste und tat es . :klug:
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von grauwoller »

Zum Thema von mir:
Hatte anfangs zwar viel Ahnung von Kühen, und somit auch von der Empfindlichkeit der Wiederkäuer Verdauung, aber von Innenparasiten bei Schafen war ich vollkommen unbedarft. So habe ich mir ohne es zu wissen, verwurmte Problemschafe (OFM) zugelegt. So gab es direkt bei der ersten Lammung Probleme, Schaf mit Zwillingen bekam maximal eines satt, und das bei dieser Rasse. Irgendwann kam das Einsehen, dass eine Robustrasse her muss. Mit RPL und Erkenntnisgewinn ging es dann bergauf

Christoph
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Re: Anfängerfehler

Beitrag von Fröschchen »

Stockmann hat geschrieben: Fr 15. Jan 2021, 15:51
Der zweite Fehler den ich gemacht habe war, nicht sofort ausreichend Horden anzuschaffen. Sie sind doch eine erhebliche Erleichterung wenn man Tiere mal separieren möchte oder fixieren muss. Irgendwann möchte man doch nicht mehr in Manuel Neuer Manier einzelne Tiere einfangen nund lernt einen gescheiten Treibgang zu schätzen. :duck:
Gehe konform und bin grad an Planung des Aufrüstens: 20 Stück Schafe, 2 Gruppen, mitunter auch 3:

Deine Praxis-Erfahrungen?? Wieviel welcher Größe/ welcher Länge/ Ausführung? Will never halbseidene Interims-Lösungen mehr, vorhandene Steckfixe haben sich top bewährt da total variabel. Will drauf aufbauen!

VG Angelika.

PS. Fond ist absolut top, für Alles verwendbar (Spätzele/ Nudeln kochen, Kartoffeln reinwerfen, dazu was auch immer für ein Gemüse, und irgendein Inlay: nix Bock- oder Hammelgeschmack (weiß aber noch immer nicht, wie Hammelgeschmack schmeckt/ oder auch nicht. Sollte man das mal erfahren? Oder eher nicht, wenn's doof ist?).
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein. (Albert Einstein)
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