Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Schnuppi
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Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Schnuppi »

Hallo zusammen,

meine Situation ist etwas verzwickt, weshalb ich froh bin, dieses Forum gefunden zu haben.
Vielleicht könnt Ihr erfahrenen Schafhalter mir weiterhelfen.

Zur Vorgeschichte: Wir haben seit über 10 Jahren eine Mini-Schafherde von drei Damen (2 Skudden, ein Ostfriesisches Milchschaf), die wir eigentlich als Übergangslösung sozusagen als Pflegestelle aufgenommen hatten. Aus verschiedenen Gründen konnten sie dann aber nicht dorthin, wo sie hin sollten, und da sie alle drei für die Zucht wegen Euterproblemen ausgemustert worden waren, wären sie beim Metzger gelandet. Sie waren aber ansonsten gesund und fit und wir hatten uns in diesen Wochen so sehr an sie gewöhnt (sie waren ganz schnell handzahm), dass wir das einfach nicht übers Herz gebracht haben. Sie stehen nah bei uns am Haus, sozusagen Wiese an Garten, sodass sie sehr enge Anbindung an uns Menschen haben (wir sind eine fünfköpfige Familie incl. meinem Vater, der fast den ganzen Tag draußen hantiert und sie um sich hat).

Eine der beiden Skudden ist in den letzten Monaten immer schwächer geworden. Arthrose, keine Zähne mehr, immer wieder Entzündungen am Auge, zuletzt einfach ausgelebt. Der Tierarzt war oft da, hat sie immer wieder aufgepeppelt, aber gestern fiel dann die Entscheidung, dass es einfach eine Erlösung ist, sie einzuschläfern.

Unsere beiden anderen Omis sind nun übrig.
Die Skudde ist 15 Jahre alt, die Ostfriesin 13. Beide sind fit für ihr Alter, der TA hat sie sich gestern nochmal ganz genau angeschaut. Halt nur deutlich "gemütlicher" aufgrund des Alters.

Nun überlegen wir, was am besten für die beiden Damen wäre.
Wir haben auch eine Weile mit dem TA darüber gesprochen, aber er war sich selbst nicht sicher und meinte, wir sollten das nach Bauchgefühl entscheiden. Es spräche genauso viel dafür wie dagegen, sie zu behalten oder wegzugeben.

Möglichkeit 1: Wir geben die beiden zum Gnadenhof. Dort gibt es eine kleine Herde aus 5 Kamerunschafen und 2 anderen Wollschafen (ich weiß die Rasse leider nicht, aber es sind keine Skudden oder Ostfriesen dabei). Die Herde wäre eine "richtige" Herde, zwar klein, aber immerhin besser als zu zweit. Außerdem wäre dann eines nicht am Ende alleine übrig, wenn bei uns auch die zweite Omi nicht mehr lebt.

Möglichkeit 2: Wir behalten sie, solange es möglich ist. Sie sind so alt und schon so lange in dieser Umgebung und vor allem so stark menschengebunden, dass sie sich möglicherweise nicht mehr gut in einer "echten" Herde zurechtfinden könnten. Außerdem liegt der Gnadenhof an einer viel befahrenen, lauten Straße. Die Damen sind sowas gar nicht gewöhnt, sondern leben sehr ruhig und sind entsprechend schreckhaft und nervös, wenn irgendwo etwas laut ist.

Was meint Ihr dazu?
Mein Bauchgefühl sagt, sie bleiben bei uns, ich kann sie doch jetzt nicht mehr weggeben. Aber ich fürchte, das ist nicht objektiv, darum hoffe ich auf Euer Schwarmwissen und ein paar sinnvolle Argumente, was wirklich das Beste für die beiden wäre. Danke schonmal!

Sie haben übrigens einen Offenstall und zwei Weiden zur Abwechslung (insofern eigentlich luxuriös viel Platz). Dazu Heu und jeden Mittag ein Schüsselchen mit Möhren, manchmal noch Obststückchen oder Blätter von Kohlrabi/Blumenkohl/Wirsing, was in der Küche halt so anfällt.
Neue Schafe dazu nehmen kommt übrigens aus verschiedenen Gründen leider nicht infrage.
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KABA
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von KABA »

Schwierig zu entscheiden, sehe ich auch so :gruebel: Meine dritte Variante hast du (leider) mit dem letzten Satz verworfen ...
Wo genau kommst du her (PLZ)? Vielleicht gibt es jemanden in der Nähe, der was weiß.
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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LuckyLucy
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von LuckyLucy »

Ein Umsiedeln in eine fremde Herde zusätzlich an einen fremden Platz würde ich den Damen nicht zumuten >>> alte Bäume verpflanzt man nicht. Auch wenn die Haltung von zwei Tieren nicht ungedingt dem entspricht, was für Schafe als artgerecht anzunehmen ist.

Die Entscheidung, wie Du mit den beiden Altschafen umgehst, kann Dir keiner abnehmen. Der Tod, egal ob natürlich oder nicht, ist der Preis, den jeder Haustierhalter (und als Haustiere würde ich die von Dir beschriebene Haltung definieren) irgendwann für Stunden voller Freude und Glück zu zahlen hat. :bye:

Warum kommt eine Erweiterung der Herde nicht in Frage? In dieser Antwort könnte der für Dich zu gehende Weg liegen.

Ich wünsche Dir eine für Dich gute und passende Entscheidung.
LuckyLucy, schaffiebrig
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Thorsten »

Hallo Schnuppi,

ich würde sie auch nicht mehr umsiedeln sondern behalten, bis eine der beiden "geht". Dann die zweite mitgehen lassen.

Auch wenn zwei Schafe keine Herde bilden, scheinen die beiden das bei euch so gut zu haben, dass eure Zuwendung die fehlenden Herdenmitglieder ersetzt.

Viele Grüße,
Thorsten
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Schnucke »

Ich finde das auch schwer zu entscheiden. Wir haben hier auch zwei alte Damen. Es waren mal drei. Die bekommen auch ihr Gnadenbrot bei uns. Nur bei uns sind noch vier junge Hüpfer dazu gekommen, bevor unsere älteste Krümel gehen musste. So haben wir jetzt wieder sechs Wollige in drei Rassen (Ouessant, Gutefar und Gotländer). Sie kommen trotz Rassenunterschied gut miteinander aus. Klar gibt es immer mal Rangeleien, da die Hörnchentiere stärker sind, wenn es um Leckereien oder Streicheleinheiten geht, aber dann liegen sie wieder zusammen im Unterstand.
Willst du nicht doch noch mal drüber nachdenken, eine dritte alte Dame oder einen alten kastrierten Bock dazu zunehmen? Oder 2 jüngere aber kleinere (ist bei Skudden allerdings schwer),z.B. Ouessant?
Zwei sind halt keine Herde und drei ist ja auch schon knapp.
LG Schnucke
Ein Lächeln kostet nix, aber ist viel wert. :lol:
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Sybille1 »

Schnuppi, meine mittlerweile nur noch 4 Kameruner sind auch schon im Seniorenalter aber ich würde es nicht übers Herz bringen sie wegzugeben. Sie sind seit gut 10 Jahren auf ihrer Weide und so soll das bleiben. Einen alten Baum verpflanzt man nicht.
Ich habe mir überlegt das, wenn es nur noch 2 sind, ich Barbados Black Bellys dazu nehmen werde. Die gibt es in der Nähe und Platz habe ich reichlich.
Grüße
Monika
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von peter e. »

Beim Humanoiden hat man sog. <Demenzburgen> entworfen, um nicht mehr lebensfähige Zweibeiner so lange zu <pflegen>, bis sie endlich verreckt sind.
Bei den Tieren, insbesondere Nutztiee (und Schafe, egal mit welcher Haltungsform) gehören dazu, besteht die Möglichkeit, bei entsprechender Beurteilung, sie schlicht und ergreifend zu euthanasieren, zu entsorgen. Eine andere Möglichkeit ist die Verwertung zur Nahrung, wie seit tausenden von Jahren. Tierschutzrechtliche Vorgaben sollen an und für sich verhindern, dass Tiere leiden und elendig eingehen, beim Menschen ist dies sogar Vorschrift.
"Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch keinem anderen zu".
Deshlab sind bei mir alle Tiere - sofern möglich - als Nahrungsmittel verwendet worden, was nicht immer ganz einfach war. Auch ich habe Emotionen. Aber welch besseren Freundschaftsdienst können die liebgewonnen Wollknäuel leisten, soll ich sie verbuddeln und von Bakterien zersetzen lassen, wenn der Abdecker kommt sie in einem destruktiven <Platsch> zu den anderen Kadavern in die Wanne fallen und dann zu Gelatine und Seife verarbeitet werden?
Live hard - die free.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Edwin »

Gut Peter, ich denke mal, dass hierbei auch viel Schaferfahrung dazu gehört, einen solchen Schritt rechtzeitig und bewusst zu gehen. Auch meine erste Schafgeneration ist nun einmal durchgezogen, 2 habe ich sterben lassen müssen, das 3. hat es noch in Deinem Sinne in die Salami geschafft, die leckerste Salami, die ich bislang hatte. Da hast Du vollkommen Recht, ein (geliebtes) Schaf sterben sehen zu müssen (beide Ersteren mit Bolzenschussnachhilfe) wiegt am Ende schwerer, als den rechtzeitigen, sinnvolleren Gang in oder über die Salami. Das sollte immer der Sinn einer Nutztierhaltung bleiben, irgendwann den Wortinhalt in die Tat umzusetzen. Vor allem erkennt man, dass es ja nie ein "Muss" ist ein Tier zu töten, es stirbt auch von alleine, aber was tu ich mir als Mensch und Nutztierhalter eigentlich an...

Grüße
Schnuppi
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Schnuppi »

Erst einmal Danke für Eure netten Antworten.

Der Hauptgrund, warum wir keine neuen Schafe dazunehmen möchten, ist, dass es in absehbarer Zeit mit der Versorgung schwierig werden wird.
Ich selber arbeite in Vollzeit und bin beruflich oft unterwegs. Mein Mann hat eine Behinderung und kann Dinge wie Heu füttern, Wasser geben etc. rein körperlich nicht machen, mein Vater sicherlich auch nicht mehr lange (er wird 80) und die Kinder, die im Moment noch ganz tatkräftig mithelfen, werden vermutlich in ein paar Jahren aus dem Haus sein. Neue Schafe würden entweder jung sein und entsprechend (zu) lange bei uns bleiben oder aber genauso wie unsere schon alt, sodass sich dasselbe Problem wie jetzt in ein paar Jahren wieder neu ergibt. So schade ich es finde, aber mit diesen drei Damen wird unsere Zeit als Schafhalter leider enden.

Zum Thema Nutztier: So mag man es sehen, wenn man sich bewusst dafür entscheidet, Schafe als Nutztiere anzuschaffen. Das war nun aber bei uns nicht so, entsprechend sehen wir sie auch nicht als Fleischlieferanten an. Sie sind tatsächlich wie Haustiere, auch wenn sie nicht IM Haus leben. Sie haben Namen, sind sehr anhänglich, eben vergleichbar mit Hund oder Katze - von denen wir auch drei haben, und niemand käme auf die Idee, sie zu schlachten und womöglich noch selbst zu essen.
Ich weiß, dass das für jemanden, der im Schaf einen Wirtschaftsfaktor sieht, nicht zu verstehen ist. In dieser Richtung möchte ich auch gar nicht weiter in eine Diskussion gehen, denn ich weiß aus Erfahrung mit den Bauern unserer Umgebung, dass das keinen Sinn hat. Toleranz, das wäre alles, was ich mir wünschen würde, sie ist aber leider meist einseitig. Insofern nur noch die Anmerkung, dass Sie, Herr Peter, die Art Ihrer Antwort vielleicht einmal überdenken sollten. Man kann seine Meinung auch weniger plump und verletztend kundtun.

Noch einmal zu unseren beiden Omis. Sie sind seitdem sehr verändert. Zum einen fressen sie kaum noch, die Heuraufe, die wir sonst täglich füllen, ist seit Samstag kaum angerührt. Nichtmal das Frischzeugs mittags wird leergefressen. Sie stehen herum und haben die meiste Zeit den Kopf gesenkt. Die ersten beiden Tage hat die Skudde fast ununterbrochen geblökt, das hat nun nachgelassen. Wirklich zusammen sind sie nicht, irgendwie eher jeder für sich "nebeneinander".
Nach Euren Antworten war ich zuerst völlig sicher, dass wir sie behalten werden. Im Moment denke ich aber, dass wir sie am besten noch ein paar Tage beobachten, vielleicht ist es nur die erste "Trauerphase" (auch wenn das jetzt wieder sehr menschlich klingt) und geht vorüber. Wenn nicht, dann rückt der Gnadenhof doch wieder ins Blickfeld... :gruebel:

PS: Wir haben unsere Molly nicht zur Tierkörperverwertungsanlage gegeben, sondern unter dem Baum begraben, wo sie gerne gelegen hat. Die beiden anderen haben daneben gestanden und zugeschaut und stehen jetzt verdächtig häufig an der Stelle und schnüffeln herum.
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Henry
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Re: Was mache ich mit den "Übriggebliebenen"?

Beitrag von Henry »

Moin Schnuppi,

auch und gerade ein Altes Schaf hat wie jedes andere Haustier ein Recht, vor Siechtum und zB. Verhungern durch Zahndefekte oder Nekrosen im Kiefer bewahrt zu werden. Wir Menschen wissen, wie es weitergehen wird, wenn ein Schaf nicht mehr effektiv Wiederkauen kann. Das Schaf weiß das nicht. Es kämpft um sein Leben. Auch wenn der Darm versagt. Es hat selbst keine Chance. Aber womöglich beginnt ganz langsam das Leiden. Dann immer stärker. Was wissen wir denn, wie sich ein Schaf fühlt, dessen Reserven längst verbraucht sind, das ständig Hunger hat und Zahn- oder Knochenschmerzen.

In der Natur wäre ein Altes Schaf schon längst dem nächsten Raubtier zum Opfer gefallen.

Sei Du das Raubtier! Wenns nicht mehr geht, bemühe für beide Omas den Dr. Kerner. In ihrer gewohnten Umgebung. Angstfrei. Schnell und ohne Schmerzen.

Sterbehilfe ist human. Auch am Schaf. Verwertung ist noch besser.
Henry
der
Schafschützer
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