Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Edwin
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Edwin »

Zur Zu- oder Abnahme der Artenvielfalt ist von mir aus zu sagen, dass es darauf ankommt, wie viel Fläche tatsächlich der Biodiversität zur Verfügung gestellt wird, welche (großflächigen) Biotope bindet man mit ein, machen Kernzonen wirklich Sinn? Dafür gibt es ja verschiedene Beispiele von gelungener oder misslungener Integration. Der Wegfall von Arbeitsplätzen ist ein momentanes Argument, durch Anpassung wie auch in der Natur geht das Leben weiter, andere Wirtschaftszweige entwickeln sich. Sonst wäre die Menschheit schon ausgestorben, fiele ihr nicht ständig was ein, gerade im Hinblick darauf der Natur irgendwie Paroli zu bieten.
Ein gutes Beispiel ist hier bei uns die Lieberoser Heide, in der man krampfhaft von Naturschutzseite versucht, Natur, Wirtschaft und Tourismus in Einklang zu bringen. Es bleibt bei Versuchen, denn mit 25 tsd ha Naturstiftungsgebiet mit Mooren, Deutschlands zweitgrößter Wüste und Sukzession ist kein Blumentopf zu gewinnen, die Forstbetriebe ringsherum haben das sagen, Wirtschaftskraft voran. Besonders deutlich spiegelte sich das bei den verheerenden Bränden der jüngsten Zeit wieder, welcher enorme Aufwand betrieben wird, die Wirtschaftsflächen zu schützen. Vorher, in Zeiten guter Niederschläge träumte man öffentlich von einem Feuer, dass großflächig eine Naturverjüngung der völlig zugebuschten Flächen der ehemaligen Militärliegenschaft ermöglichen würde.
Seit 2 Jahren brennt denen fürchterlich der Hintern! Man muss schon in Wolfsdimensionen denken können um zu wissen, wie viel Raum "wilde" Natur wirklich braucht. Dann kann auch neben einer gewissen Artenvielfalt der Mensch mit vernünftiger Wirtschaftsweise wieder Teil der Natur werden.

Grüße
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Was soll denn "wilde Natur" sein?

Und wenn Biodiversität geschützt werden soll: Nenne mir ein einziges Biotop, in dem der Mensch nicht durch Eingriffe die Biodiversität erhöhen kann. Den Menschen auszuschließen reduziert per Definition die Biodiversität und steht deshalb einem solchen Schutzziel entgegen.

Ich habe mich letzes Jahr sehr viel mit dieser Frage beschäftigt, und ich konnte kein einziges sachliches Argument dafür finden, den Menschen auszusperren. Es sind alleine religiös- bzw. emotional motivierte Argumente geblieben.
Das einzig sachlich belastbare Argument wäre, dass Arten geschützt werden müssen, für die die Nähe jedwedes Menschen vernichtend ist. Und solche Arten gibt es m.W. in Europa nicht und selbst weltweit fällt mir keine ein.
Und einen funktionierenden Herdenzug großer Pflanzenfresserherden und der dazugehörigen Rudelräuber wieder herzustellen, den unsere Vorfahren schon vor Jahrtausenden eliminiert haben, ist in Europa wegen der hohen Besiedelungsdichte nicht mehr möglich. Dafür sind selbst die großen Schutzgebiete in Afrika, wie z.B. die Serengeti mit ihren 30.000 km2 (das ist fast halb so groß wie Bayern), viel zu klein, wie wir heute wissen.
Heumann
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Heumann »

Schwarzstorch und Auerhuhn z.B. sind extreme Kulturflüchter.
Rödertaler
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Rödertaler »

Hab jetzt nicht alles gelesen. Hier um die Ecke im Boisphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft wird staatlich eine nicht gerade kleine Herde Weiße Heidschnucken gehalten. Hab da aber keinen direkten Draht hin. Da gibts eine Verwaltung in Wartha, vielleicht findet man Kontaktdaten. Haus der tausend Teiche oder so. Zu müde zum selber googeln. :gaehn: Gute Nacht
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Heumann hat geschrieben:Schwarzstorch und Auerhuhn z.B. sind extreme Kulturflüchter.
Unsere Schwarzstörche hier kommen mit uns Menschen gut zurecht. Wenn ich richtig informiert bin, haben wir im Frankenwald die höchste Schwarzstorchdichte in D. Sind auch öfter mal bei mir auf der Weide.
Auerwild hatten wir auch noch relativ lange. Aber die haben keine Chance mehr. Werden alle gefressen, seit das ganze Raubwild inkl. Luftwaffe kaum noch bejagd wird. Die hat die "Tierschutz"-Mafia auf dem Gewissen.
Hätten wir wieder Raubwilddichten wie in Skandinavien, käme auch das Auerwild zurück.
Edwin
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Edwin »

Wir hatten bereits viele Raubtierarten ausgerottet oder an den Rand der Ausrottung gebracht und trotzdem kehrten schon damals die Auerhühner (als Vertretung vieler Arten, selbst vermisse ich unsere Blauracken, die es trotz Beutegreifer aus der Luft gab...) nicht zurück.
Manfred, du kannst nur den Menschen meinen, den du als vernunftbegabtes Wesen kennst und in Biodiversität mit einbeziehst. Der Mensch könnte es sein, ist es aber nicht. Da kannst Du jetzt auswählen wen Du willst, ihn Ökopegida oder Trampist nennen, es kommt auf das selbe raus: der Mensch ist nicht vernünftig, ihm fehlen Instinkte und und der Wille zur gescheiten ökologischen Veränderung seines Daseins(das ist nicht neu, ein ganz alter Hut sogar, aber wer setzt sich schon einen alten Hut auf?)
Wir hier wissen das und sind uns trotz diverser verschiedener Ansichten doch relativ ähnlich. Und doch streiten wir uns rum, und da fängt es an. Jedes Individuum Mensch hat Schwächen, die dieser zu verbergen und durch Taten zu kompensieren versucht. Und viele machen eben Unsinn und sind für Biodiversität nicht geeignet! Und weil es dabei um Gewinn und Macht geht, was Biodiversität übrigens überhaupt nicht vertragen kann, stehen wir hier etwas auf verlorenem Posten. Aber wir (hoffentlich) geben nicht auf, das hat "Unvernunft" nicht auf dem Plan...

Grüße
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Das Auerwild ist in seiner Lebensweise an die lichten Nadelwälder der Taiga und des Hochgebirges angepasst.
Hauptnahrung im Winterhalbjahr sind die Nadeln von Kiefer und Tanne.
Zu Zeiten der intensiven Raubwildbejagung war das Auerwild in D eigentlich überall dort verbreitet, wo entsprechende Waldstrukturen vorhanden waren.
Mit der Änderung der Waldnutzung vom Raubbau der letzten Jahrhunderte hin zur heutigen Forstwirtschaft mit hohen Holzvorräten haben natürlich die nutbaren Biotope in D deutlich abgenommen. Und die explodierten Raubwilddichten haben dann in den restlichen das Überleben auch noch unmöglich gemacht, weil die nötigen Vermehrungsraten nicht mehr erreicht werden.

Ein Nationalpark oder eine BR-Kernzone mit Prozessschuss ist nun aber das denkbar schlechteste Biotop für Auerwild, außer evtl. im Hochgebirge. In den niederen Lagen entstehen auf Prozessschutzflächen langfristig Wälder, deren Holzvorrat sogar den der heutigen Forstwirtschaft übersteigt. Und die dann dominierende Buche ist für das Auerwild als Lebensgrundlage komplett ungeeigent.
Und selbst im Hochgebirge, so evtl. lichte Wälder bleiben, wird auf solchen Flächen ohne menschliche Eingriffe wegen des hohen Prädationsdrucks keine neue Auerwildpopolation entstehen.
Eine Art, die hier über Jahrhunderte als Kulturfolger gelebt hat durch Abschaffung der Kultur schützen zu wollen, wird nicht gelingen.

Und was mich an unseren zum Selbstszweck verkommenen Anscheins-Naturschutzorganisationen stört ist ja gerade, dass es nur noch um Macht und Geld geht. Man braucht sich ja nur anzusehen, wo das Geld hinfließt. Eigenes Verwaltungs- und "Forschungs"-Personal und an die angeschlossenen Werbeagenturen.
Prozessschutz ist ein klasse Kampfbegriff, um blos keinen Cent für angewandten Artenschutz ausgeben zu müssen.
Und wenn man dann doch mal ein Praxisprojekt versucht, wie die Wiederansiedlung von Auerwild, dann wird das Projekt von vorne herein so angelegt, dass es scheitern muss (wegen zu hoher Prädation, die eine überlebensnotwendige Aufzuchtrate verhindert), über über Jahre Millionen wieder für Personal und Werbung ausgeben kann.

Da hilft all die gute Absicht der Spender und einiger aktiver Leute vor Ort nichts, wenn die ganze Organisation nur noch sich selbst dient.
Wir bräuchten dringed eine Reform des Steuerrechts für (vorgeblich) gemeinnützige Organisationen im Natur- und Tierschutzbereich die sicherstellt, dass nur noch Mittel für praktische und erfolgreiche Projekte steuerlich absetzbar sind.
Heute braucht man ja nur zu behaupten, dass man sich für den Natur- und Tierschutz engagieren will und eine entsprechende Satzung zu schreiben, um als gemeinnützung zu gelten. Danach kann man das Geld dann für Verwaltung und Werbung ausgeben, ohne dass sich von staatlicher Seite noch irgendwer dafür interessiert.
Wenn die Milliarden, die in D jedes Jahr für "Naturschutz" ausgegeben werden stattdessen in Naturschutz fließen würden, hätten wir en völlig anderes Bild.
Ilse
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Ilse »

Ganz so einfach ist es nicht.
Die Gemeinnützigkeit ist daran gebunden, daß die Organisation nicht mehr als einen festgelegten Prozentsatz ihrer Einnahmen für Verwaltung ausgibt. Er lag einmal bei 50 %.

Das entkräftet nicht Dein Argument, daß die falschen Zwecke gefördert werden. Du hast Dich wahrscheinlich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt als ich - mir sind derartige Vorkommnisse aus dem Tierschutz bekannt. Es besteht also Verbesserungsbedarf.

Wie das jetzt genau mit Auerwild, Raubwildbestand und nachhaltiger Holzwirtschaft ist, weiß ich nicht. M. W. gibt es das Nachhaltigkeitsmodell schon mehrere hundert Jahre, zumindest in Teilen von Deutschland und dieses ist/war Musterbeispiel für die Waldbewirtschaftung anderswo. Ich hatte in meinem Leben das große Glück, einmal Auerwild im Schwarzwald beobachten zu können. Das war eine ausgesucht einsame, menschenleere Gegend, jenseits aller Touristenströme. Natürlich mit eher lichtem (Alt-)Nadelwaldbestand.

Ob es jetzt Sinn und Zweck sein soll, die Verbreitung bundesweit zu fördern? Aber wahrscheinlich meinst Du das auch gar nicht.

Ilse
Manfred
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Manfred »

Ich bin Auerwild-Fan, siehe mein Firmenlogo.
Ob Wiederansiedlungsversuche in D überhaupt sinnvoll sind, kann man bezweifeln. Die Art an sich ist ja nicht gefährdet. Es gibt in mehreren Ländern gute Bestände, die auch bejagt werden.
Eine Intensivierung der Raubwildbejahrung kommt aber allen Bodenbrütern und diversen sonstigen Kleintierarten zu Gute und würde natürlih helfen, die wenigen noch vorhadenen Bestände zu stüzten und evtl. wieder wachsen zu lassen.

Wenn ich sehe, was manche Niederwildheger mit intensiver Raubwildbejagung erreichen, wie der Paul Rößler in seinem Revier am Dümmer, und um welche Größenordnung die Bodenbrüterbestände dort höher sind, wo großflächig intensiv auf Raubwild gejagt wird, wie in den Moorhuhn- und Fasanenjagdrevieren auf den Britischen Inseln, dann sind kann ich z.B. den LBV nicht mehr ernst nehmen, der immer noch davon schwafelt, dass man es doch alleine mit Biotopverbesserung erreichen könne und dann jahrelang Zucht-Rebhühner ans Raubwild verfüttert ohne einen Bestand etablieren zu können...

So haben wir jetzt z.B. die perverse Situation, dass es auf den Flächen eines einzigen, wirtschaftlich arbeitenden Moorhuhn-Jagdbetriebs in Schottland mehr Goldregenpfeifer -Brutpaare haben als in ganz Deutschland mit all seinen mit Millionenbeträgen an Steuermitteln finanzierten Vogel- und Naturschutzgebieten zusammen, weil dort halt gemacht wird, was zum Schutz der Bodenbrüter nötig ist.
https://www.facebook.com/AGMGuk/videos/ ... 213905646/

Was würde wohl passieren, wenn man die deutschen Vogelschutzgebiete statt von Behörden und Naturschutzverbänden von einem professionellen Unternehmen für Niederwildmanagement verwalten lassen würde und das Geld dort für Berufsjäger statt für Biologen ausgäbe?
Man könnte ja mal mit einem der größeren Schutzgebiete anfangen...
Ilse
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Re: Auswirkungen von Biosphärenreservat auf die Schafhaltung?

Beitrag von Ilse »

Wenn ich mit den Augen eines Auerwild-Fans - natürlich sind das herrliche Tiere! - schaue, verstehe ich Deine Argumente.
Was wohl aber der Liebhaber von Fuchs, Luchs, Wildkatze und dem bösen W-Wort-Tier meint, der natürlich genauso überzeugt Lebensrecht für "seine" Tiere fordert?

Schwierig, schwierig.

Ilse

... die wieder das Thema verpaßt hat, weil keine Schafe vorkommen. Die sind natürlich auch ganz wichtig.
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