Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Fenja
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Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Fenja »

Ich habe vor zwei Wochen einen Scherkurs besucht, mit der Absicht danach meine Schafe selbst scheren zu können. Ich habe an dem Tag 3 Schafe geschoren und bei jedem Wurde es etwas besser.
Nachdem heute meine gebraucht gekaufte und direkt kaputt gegangene Schermaschine wieder von der Reparatur kam, wollte ich gleich los legen.
Wir haben alles vorbereitet und ich hatte das erste schaf auf der Bank. Leider ging die Schermaschine kaum durch die Wolle. Irgendwie sind meine Schafe total verfilzt und das scheren klappt überhaupt nicht. An ganz wenigen Stellen ging es gut, dort war es nicht verfilzt.
Ich hatte nach 1,5h dann endlich das erste Schaf fertig und habe die Aktion erstmal abgebrochen.

Habt ihr irgendwelche Tricks wie sich so verfilzte wolle besser scheren lässt?
:Kuh:
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Steffi
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Steffi »

So hab ich vor 3 Jahren auch angefangen. Hatte das "Vergnügen" heute auch, so ein Durchlauferhitzerschaf mit ohnehin nicht toller Wolle, die während Trächtigkeit und Laktation auch noch alles in die Lämmer steckt. Da wir wegen des Wetters eh spät dran sind mit der Schur (normalerweise schere ich im April/Anfang Mai und im September nochmal), war die Wolle bis auf die Haut verfilzt. Einen wirklichen Tipp hab ich nicht, hab auch gut eine Stunde gebraucht, davon allein 20 Minuten für Nacken/Rücken, wo gar kein Durchkommen mit der Maschine war. Der Rest ging halbwegs.
Tipp 1: Ich schere meine Schafe im Stehen. Ich bin nicht schnell genug beim Scheren, dann blähen sie auf, es wird unbequem und sie fangen an zu zappeln, was es nicht besser macht. So hab ich alle Zeit der Welt, komme nicht in Hektik und Schaf wiederkäut gemütlich vor sich hin. Auch fehlt mir die Kraft, meine Brocken über längere Zeit sicher zu halten.
Tipp 2: Ordentlich Öl an die Messer, damit überhaupt irgendwas gleitet. Die Wolle dieses Schafes war staubtrocken. Mit reichlich Öl flutschte es dann etwas besser.
Tipp 3: Geduld, Geduld, Geduld. Ein weiterer Vorteil vom Scheren im Stehen. Man kann zwischendurch, wenn Arme und Beine lahm werden, einfach mal kurz Pause machen und durchschnaufen. Dann notfalls Zentimeter für Zentimeter vorarbeiten und möglichst glatt auf der Haut bleiben. Oft haben die Schafe um diese Zeit ja schon neue Wolle geschoben und in dieser mehr oder weniger dicken Schicht geht der Kamm dann auch halbwegs gut durch. Da hatte ich heute allerdings schlechte Karten, weil auch die nachgeschobene wolle bereits verfilztschubbert war. Trotzdem hab ich es hinbekommen, dieses Schaf sauber und verletzungsfrei zu scheren. Dauert halt.
Tipp 4: Beim stehend scheren beginne ich auf der Rückenlinie. Manchmal habe ich Probleme, mit der Maschine überhaupt erstmal einen Anfang zu finden und in die Wolle zu kommen, weil die langen Locken außen verfilzt sind. Dann schneide ich erst mit der Handschere einen Anfang, bis ich mit dem Maschinenkamm auf die Haut komme.

Ansonsten würde ich mich Deiner Frage gern anschließen und ebenfalls gern Tipps annehmen.

Ich benutze übrigens einen Mohairkamm. Nochmal vielen Dank an Henry für den Tipp! Damit ist es sogar für absolute Scherlaien wie mich nahezu unmöglich ein Schaf zu schneiden. Geht trotzdem prima durch die Robustwolle meiner Walliser. Und man fühlt sich deutlich sicherer.

LG
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Henry
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Henry »

Wenn Filz in der Wolle ist, dann lead auf null setzen und das Messer direkt mit den Mittelzähnen auf das Maschinenende der scallop setzen.

https://youtu.be/nMHOzt3d5Vw

Manchmal muß man quer zur Schurrichtung drehen, wenn es nur Filz ist. Und Zentimeterweise stoßen.

Wichtig ist dann, daß beide Außenzähne schneiden und nicht nur der untere. Es reicht, wenn der obere oder der Daumenzahn gerade noch auf den Daumenzahn des Kammes aufläuft. Aber er muß bis zur Spitze schneiden. Bei Schafen ohne Filz läuft der Daumenzahn ohnehin im Geschorenen, da ist das nicht ganz so wichtig.
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Fenja »

So einen mohair Kamm hatte ich mir auch bestellt und hatte ihn auch beim Scherkurs dabei. Dort wurde mir explizit davon abgeraten, weil der vorne so auseinander geht. Dadurch würde man schlechter durch die Wolle kommen und man eher noch ein Schaf schneiden.
Keine Ahnung...

Hast du dann immer jemanden zum festhalten, oder wie klappt das im stehen?

Sind deine Schafe über Winter im Stall oder warum scherst du zwei mal?

Ich habe auch überlegt, ob es besser ist, wenn man zwei mal schert. Ob sich die Wolle dann weniger verfilzt?! Aber meine Schafe müssen den nächsten Winter draußen bleiben. Der Stall in dem sie den letzten Winter waren, steht nicht mehr zur Verfügung. Aber vielleicht kondensieren sie draußen nicht so arg wie im Stall, da wsren sie teilweise richtig nass. Dann verfilzen sie vielleicht auch nicht so.
Achja, der Leiter des Scherkurses hat auchbehauptet, dass Schafe schwitzen können. :gruebel:
:Kuh:
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Fenja »

Henry hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 22:12 Wenn Filz in der Wolle ist, dann lead auf null setzen und das Messer direkt mit den Mittelzähnen auf das Maschinenende der scallop setzen.

https://youtu.be/nMHOzt3d5Vw

Manchmal muß man quer zur Schurrichtung drehen, wenn es nur Filz ist. Und Zentimeterweise stoßen.

Wichtig ist dann, daß beide Außenzähne schneiden und nicht nur der untere. Es reicht, wenn der obere oder der Daumenzahn gerade noch auf den Daumenzahn des Kammes aufläuft. Aber er muß bis zur Spitze schneiden. Bei Schafen ohne Filz läuft der Daumenzahn ohnehin im Geschorenen, da ist das nicht ganz so wichtig.
So wie es im video gezeigt wird ist das Messer aber recht weit vorne. Ich hatte darauf geachtet, dass der Kamm möglichtweit vorne ist, um Verletzungen vorzubeugen
:Kuh:
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Fenja »

Irgendwie sind die schrauben um den Kamm zu befestigen total weit unten. :?:
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Steffi »

Fenja hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 22:14 So einen mohair Kamm hatte ich mir auch bestellt und hatte ihn auch beim Scherkurs dabei. Dort wurde mir explizit davon abgeraten, weil der vorne so auseinander geht. Dadurch würde man schlechter durch die Wolle kommen und man eher noch ein Schaf schneiden.
Keine Ahnung...

Hast du dann immer jemanden zum festhalten, oder wie klappt das im stehen?

Sind deine Schafe über Winter im Stall oder warum scherst du zwei mal?

Ich habe auch überlegt, ob es besser ist, wenn man zwei mal schert. Ob sich die Wolle dann weniger verfilzt?! Aber meine Schafe müssen den nächsten Winter draußen bleiben. Der Stall in dem sie den letzten Winter waren, steht nicht mehr zur Verfügung. Aber vielleicht kondensieren sie draußen nicht so arg wie im Stall, da wsren sie teilweise richtig nass. Dann verfilzen sie vielleicht auch nicht so.
Achja, der Leiter des Scherkurses hat auchbehauptet, dass Schafe schwitzen können. :gruebel:
Ich hatte bisher immer mit Standardkämmen geschoren und mir dann einen Mohairkamm bestellt und vorsichtig ausprobiert. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Selbst an den heiklen Stellen mit Falten und dünner Haut bin ich viel entspannter mit diesem Kamm. Der ist so eng, daß es wirklich schwer ist, eine Hautfalte da rein zu bekommen.

Entweder ich hab eine Hilfe, die vorn die Schafis bespaßt/krault/tottextet, während ich schere oder ich binde sie halt an. Mein Zuchtwidder war so entspannt bei der Schur, daß er frei stand und sich zum Schluß sogar einfach hingelegt hat. Zum Glück war ich da bis auf den Feinschliff am Kopf schon fertig.

Meine haben ja lange Locken, ca. 10cm Wollwachstum in 6 Monaten. Die sähen furchtbar aus, wenn ich die nur einmal schere. Bis es kalt wird, ist wieder reichlich genug nachgewachsen, daß sie nicht frieren. Die sind, bis auf kurz vor, während und kurz nach der Ablammung ganzjährig draußen mit Weidehütte (die aber mehr als Sonnenschutz genutzt wird). Nasse Schafe im Stall ist auf jeden Fall ungut. Ein trockener, zugfreier Platz im Winter ist prima, aber luftig sollte er sein.

Mit "schwitzen" ist gemeint, daß man vor der Schur die Schafe möglichst eng stellt, damit die Wolle warm und damit das Wollwachs weich wird. Dann schert es sich besser.

LG
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Henry »

Fenja hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 22:42 Irgendwie sind die schrauben um den Kamm zu befestigen total weit unten. :?:
Um Himmels Willen! Was hast Du denn da zusammengebaut?

Das Messer (cutter) liegt völlig falsch! Die Krallen der Schermaschine müssen in in die Löcher der Außenzähne greifen. Wenn das Messer aufgelegt ist, ist in jedem seiner Löcher etwas. Entweder die Pins vom Hühnerfuß oder die Sicherheitskrallen. Daß das nicht schneidet ist völlig klar.
Du hast das Messer falsch eingelegt.
Henry
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Fenja »

Henry hat geschrieben: Sa 12. Jun 2021, 01:18
Fenja hat geschrieben: Fr 11. Jun 2021, 22:42 Irgendwie sind die schrauben um den Kamm zu befestigen total weit unten. :?:
Um Himmels Willen! Was hast Du denn da zusammengebaut?

Das Messer (cutter) liegt völlig falsch! Die Krallen der Schermaschine müssen in in die Löcher der Außenzähne greifen. Wenn das Messer aufgelegt ist, ist in jedem seiner Löcher etwas. Entweder die Pins vom Hühnerfuß oder die Sicherheitskrallen. Daß das nicht schneidet ist völlig klar.
Du hast das Messer falsch eingelegt.
:mauer:
Oh Mann, du hast völlig Recht.
Ich war aber auch blöd und habe meine Schermaschine erst vor Ort gerichtet,als wir schon alle schafe eingepfercht hatten. Die Kinder waren dann schon gelangweilt und hatten Hunger und am dauer-rumnörgeln.
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Re: Tipps zum scheren bei verfilzter Wolle

Beitrag von Steffi »

Fenja hat geschrieben: Die Kinder waren dann schon gelangweilt und hatten Hunger und am dauer-rumnörgeln.
So sollte man auf keinen Fall scheren, mit Ablenkung und unter Zeitdruck, schon gar nicht als Anfänger.

LG
Steffi
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