Wolfsdiskussion aus "Rauben Füchse Lämmer"

Edwin
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Edwin »

Heumann hat geschrieben: Fr 7. Feb 2020, 03:15 Ich zäune ständig doppelt ein. Neben dem eingewachsen Knotengitter steht ein Elektronetz und in diesem hängt dann auch jährlich ein Igel und ein Hase und unzählige Kröten. So wird es vielen gehen, die nicht erst seit gestern Schafe haben, sondern seit Generationen Weidetiere.

Für das Jagdrecht sind 1848 Menschen gestorben. Sie haben es den Fürsten entrissen. Jetzt verliert man es an Berliner Balkonbiolog*innen (m/w/d). Ein enormer Wertverlust für die Landbevölkerung, weil ihr Produkt "Jagd" niemand mehr zu den alten Kursen haben will, falls es überhaupt noch zu vermarkten ist.
Was sind denn "die alten Kurse"? Von wann stammen die denn? Wer hat sie gemacht oder gebraucht oder wie? Von welchem "Markt" sprichst du?

Grüße
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st68
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von st68 »

PrinzB hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 22:16
Heumann hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 20:34 Der Wolf vernichtet im großen Maßstab den Wert des Eigentums der betroffenen Grundeigentümer.
Inwiefern vernichtet der Wolf den Wert des Eigentums und das auch noch im großen Stil?
Das ist ganz einfach zu beantworten: Vor dem Raubtierzeitalter war es noch möglich, eine einigermaßen gut gehende Schäferei (als Ruhestandsversorgung) komplett zu verkaufen. Das brachte keinen Reichtum, aber ein gewisses Zubrot zur unauskömmlichen Minirente.

Heute ist eine Schäferei (zumindest in etablierten/zukünftigen Wolfsrevieren) praktisch unverkäuflich. Für die Schafe gibts allenfalls Schlachtpreis. Alternativ den Abdecker. Der Rest muß verramscht/entsorgt werden. Zusätzlich ist der Reinerlös einer Schäferei, durch den enormen Zusatzaufwand durch Wolfsanwesenheit, auch ohne Risse, schon drastisch reduziert, so dass es schon dadurch zur erheblichen Minderung von eigenverantwortlicher Altersvorsorge kommt.

NEIN! Das entschädigt nicht alles der Staat. Wolfsprävention und Rissentschädigung decken (wenn überhaupt gezahlt) nur einen Bruchteil der tatsächlichen direkten Schäden. Und schon gar nicht die Folgeschäden. Wenn ein Schäfer vor dem Wolf keinen Zaun bauen brauchte, oder eine Litze ausreichte, bedeutet die Umstellung auf WolfsMINDESTschutz eine Vervielfachung der Kosten.

Es gibt Schäfereien, die Zusatzkosten von mehreren zigtausend Euros aufbringen müssen (Rudelweise HSH + Angestellte nur fürs Koppel bauen). Nicht alle haben den NABU als Sponsor in der Hinterhand.

Raubtieranwesenheit schlägt direkt auf die Gesundheit von Schafen und Schäfer durch. Psychisch und physisch. Und zwar Negativ.

Man könnte ewig weiter so ausführen. Aber es gibt halt Wolfsfans mit eingeschränktem Horizont, die das alles nicht verstehen (wollen).
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Ich meinte vor allem den Wert des Jagdrechts, den das ganze Dorf betrifft, nicht den Einzeltierhalter.
Angebot und Nachfrage regeln dort seit Ewigkeiten den Kurs. Ich schätze das (sehr vorsichtig) sind 10 bis 30000 € pro Dorf, die jährlich auf dem Spiel stehen. In einem Dorf mit "Problemwolf" und den dadurch zahlreichen auswärtigen Wolfskuschlern ist die Jagd nicht mehr vermarktbar.
Der Gewinn für die Natur ist Null, weil der Wolf weder selten noch gefährdet ist. Der Schaden für das Dorf hingegen ist riesig.
Von Wölfen profitieren nur Nabu, Behördenmitarbeiter und die Stromzaunbranche. Allenfalls kinderlose Waldbesitzer haben evtl., das muss sich erst bestätigen, einen Nutzen durch den Wolf.
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Insane
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Insane »

DAS!
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Edwin
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Edwin »

Heumann hat geschrieben: Fr 7. Feb 2020, 07:49 Ich meinte vor allem den Wert des Jagdrechts, den das ganze Dorf betrifft, nicht den Einzeltierhalter.
Angebot und Nachfrage regeln dort seit Ewigkeiten den Kurs. Ich schätze das (sehr vorsichtig) sind 10 bis 30000 € pro Dorf, die jährlich auf dem Spiel stehen. In einem Dorf mit "Problemwolf" und den dadurch zahlreichen auswärtigen Wolfskuschlern ist die Jagd nicht mehr vermarktbar.
Der Gewinn für die Natur ist Null, weil der Wolf weder selten noch gefährdet ist. Der Schaden für das Dorf hingegen ist riesig.
Von Wölfen profitieren nur Nabu, Behördenmitarbeiter und die Stromzaunbranche. Allenfalls kinderlose Waldbesitzer haben evtl., das muss sich erst bestätigen, einen Nutzen durch den Wolf.
Eigentlich lieber Heumann, muss man hier schon mal unabhängig vom Wolf, trifft natürlich auch für Fuchs (Thema) und Hase zu, die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Eine Gemeinde profitiert von der Jagd überhaupt nicht, lediglich die von Amtswegen (ja auch hier) verordnete Jagdgenossenschaft, wenn alles gerade läuft. Doch gerade hier läuft einiges in den letzen Jahren aus dem Ruder, da ist der Wolf nur marginal Schuld, Opfer des Populismus sozusagen, bezogen auf die Jagd. Wildschäden, Angst vor ASP neuerdings und das ewige Thema Masssenfleischversorgung des Handels mit ganzzeitlich überfüllten Ladentheken, gleiches in den Fleischkammern der Jagdverbände, viel zu hohe Wildbestände, Überalterung der Jägerschaft, exorbitante Pachtpreise mancherorts, Lustlosigkeit und persönliche Schicksale bestimmen den Marktwert zur Zeit. Auch ein Umdenken in der Bevölkerung, die zu erkennen scheint, "brauchen wir das alles?" . Man hat die Schnauze voll von diesem Industriekapitalismus auf dem Lande.
Ja, du hast Recht, es gibt abgehobene Typen auch im Naturschutz, die ne Stange Geld mit den "neugewonnenen Erkenntnissen" verdienen, aber die spielen im wirklichen Dilemma, welches die Jagd und die Landbevölkerung mit Jagd und Naturschutz hat, allenfalls eine untergeordnete Rolle.
Nehmen wir mal das Beispiel ASP. Wo bleibt die langersehnte Wildschweinbekämpfungsmaßnahme? Wir haben einen funktionierenden Wolfsschutzgürtel hier im Osten, der alles schwankende Wild wegknallt, besser als jede Drückjagd. Das gilt auch für andere Wildkrankheiten oder -verletzungen.
Ich denke, wir als Nutztierhalter sollten hier ansetzen, selbst Strategien entwickeln (und machen das bereits) die UNSEREN Marktwert hebt. Wir lieber Heumann, auch ST 68 sind nun mal nicht Partner, sondern Konkurenz zur Jagd, Konkurenz zum Handel, WIR haben das bessere Lebensmittel mit einem viel höherem Marktwert, als es diese Billigkonkurez bieten kann und darum für uns gar keine ist.
Wir sind aber nicht Konkurenz zum Natur- und Artenschutz, denn davon profitieren wir, von einer funktionierenden Umwelt. Nur von ihr!
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Wir stehen in keinster Konkurrenz zur Jagd. Landwirtschaft und Jagd ist untrennbar vereint.

Die Jägerschaft ist nicht überaltert. Sie wird permanent jünger und weiblicher, das alte Standesdenken ist nicht mehr. Die Jagd geht durch alle Bevölkerungsschichten, ein großer Anteil der Kursteilnehmer der Jägerschaften ist jung und weiblich.

Es gibt auch keine Konkurrenz an der Ladentheke. Beide Produkte gehen seltenst in den LEH.

Von den Jagdpachten profitieren selbstverständlich ganze Dörfer. Je nach dem, wie die Einnahmen verteilt werden, sogar das ganze Dorf. Das ist wahrscheinlich in den meisten Jagdgenossenschaften der Fall, wenn da nicht irgendwelche unsozialen Egomanen quetschießen.

Fuchs und Hase sind nicht mit dem Wolf vergleichbar. Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.
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Henry
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Henry »

Die Einnahmen der JG bestehen im Wesentlichen aus der Jagdpacht. Diese fließt den Grundeigentümern zu, nicht den Nutzern. Als Folge des Wolfes und der Erschwernis bei der Bejagung, der Jagdstörung etc. finden sich immer seltener pachtfähige Jäger, die bereit sind, ein ungedeckeltes Wildschadenrisiko einzugehen und zudem Pacht zu zahlen.

Im Extremfall findet sich für einen Genossenschaftlichen Jagdbezirk kein Pächter mehr und die Jagdgenossen müssen einen anstellen, kriegen einen auf dem Wege der Ersatzvornahme aufgedrückt und müssen sich den Wildschaden gegenseitig ausgleichen.

Dann zahlt der Streuobstwieseneigentümer an den Maisbauern (denn Schadenersatz erhält der Pächter). Toll.
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Hier wird die Jagdpacht überwiegend in Wegebau investiert. Davon profitieren die Eigentümer, da ihr Land erreichbar und somit wertiger bleibt oder wird, die Landnutzer aber auch alle, die die Wege für Fahrradtouren mit der Familie oder als Hundekackwege nutzen. Es sind hier in Dorf ca. 15000€ die durch die Jäger auf diese Weise für die Allgemeinheit jedes Jahr zur Verfügung gestellt werden, außerdem wird der Wildschaden übernommen, verhindert oder ausgebügelt, der sonst allen Grundeigentümern aufgedrückt würde.
Das fiele weg, wenn der Wolf und vor allem Wolfskuschler das Hobby "Jagd" unattraktiv werden ließen.
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PrinzB
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von PrinzB »

Konkurrenz zur Jagd:
Die gibt es durchaus. Hier zwei mir bekannte Beispiele:

Ein Beweidungs-/Entbuschungsprojekt in brachliegenden Streuobstwiese mit und durch Ziegen im Südharz. Die Jäger waren die ersten die geschrien und gegen das Projekt gewettert haben. Der verbuschte Streuobstwiesengürtel war nämlich Einstandsgebiet für Schweine und anderes Wild in der ansonsten fast kahlen Ackerlandschaft. Wald gab es in dieser Gemarkung sehr wenig. Der Kreisjägermeister hat dann den Jägern gesagt sie sollen die Füße still halten, in erster Linie sei dies landwirtschaftliche Nutzfläche und erst in zweiter Linie Jagdfläche.

Ein paar Jagdpächter haben sich beschwert, weil ein Schäfer ausgerechnet dann eine Fläche beweiden wollte/hat als diese vorhatten dort zu jagen. Der gleiche Schäfer hatte auch in einer anderen Ecke ein Treffen mit dem dortigen Jäger gehabt - dessen Aussage: kein Problem, schließlich musst du dein Geld damit verdienen, für mich ist es nur ein Hobby.
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@Heumann
Was hast du denn für E - Netze, wenn da Kröten drin verenden? Oder meinst du das das auf Kuppen passiert, die das Netz im unteren Bereich etwas gestaucht wird? Normal haben doch die Netze unten ca. 15 cm Platz zwischen Bodenlitze und erster Litze.

Ich weiß nicht wie es in deiner Gegend ist aber hier bei uns verwenden eigentlich alle Berufsschäfer (und auch alle die ich sonst so kennen gelernt habe) schon seit vielen Jahren Netze. Da sie meist viele Flächen haben, nutzt da keiner einen festen Zaun. Von daher mag es wie in deinem Fall tatsächlich so sein, das durch Wolfsschutzmaßnahmen andere Tiere sterben. Was ich nicht verstehe ist, das Hasen und Rehe in deinen Netzen verenden. Wenn ich das richtig verstanden habe, steht dein Drahtgeflecht doch schon lange, oder? Dann müsste doch das Wild wissen, das es dort nicht durchgeht. Vielleicht kannst du da ja mal mutmaßen. Wie groß ist denn der Abstand zum festen Zaun?

Gruß Marcus
Heumann
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Hast du jemals Hasen, Rehe und Knotengittergeflechtfestzaun in freier Wildbahn gesehen? Die gehen da nämlich durch.

Meine E-Netze stehen nicht auf dem Putting Green des Golfplatzes sondern auf Gras. Da hat die Kröte keine 15 cm Abstand, da kommt sie gegen und wird knusprig.

Letztes Jahr habe ich keinen Hasen erdrosselt, davor aber sogar zwei. Im Durchschnitt erwischts einen im Jahr. Dafür habe ich letztes Jahr einen Igel gebraten. Halleluja, Wolf!

Deine Jägerbeispiele sind blöd. Das sind Einzelfälle und -petsonen, nicht Landwirtschaft vs. Jagd.
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