Wolfsdiskussion aus "Rauben Füchse Lämmer"

Zesti
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Wolfsdiskussion aus "Rauben Füchse Lämmer"

Beitrag von Zesti »

Von Waldschaf abgetrennt, da es weder um Füchse noch um eine Hilfe für den ursprünglichen Fragesteller geht
PrinzB hat geschrieben: Do 30. Jan 2020, 10:31 Ich hätte mir gewünscht das das in den Anfängen der Wolfsausbreitung in Deutschland auch so gelaufen wäre. Ordentliche, elektrifizierte Zäune und beim ersten Kontakt bekommt der Wolf/die Wölfe einen kräftigen Schlag ab. Vielleicht wäre dann jetzt die Lage nicht so verzwickt. Aber gut, das kann man nun nicht mehr ändern.

Gruß Marcus
Da muss ich nochmal nachfragen, da du ja anscheinend ein Experte bist.
Meinst du das ein Zaun da gereicht hätte?
Oder das alle Schäfer in der Lausitz ihre Tiere gern tot sehen?
Was ist den an der aktuellen Lage verzwickt?
Das Hybridwölfe oder auffällig gewordene Wölfe nicht abgeschossen werden?
Das Jäger bedroht werden, wenn sie den Wolf abschießen wollen?

Im Nachhinein klug sein ist immer einfach, aber damals war die Situation halt nicht so einfach.
Und es ist halt immer noch komisch, wie die Wölfe aufgetaucht sind. Aber eine Möglichkeit hast du ja selber angesprochen. Aber den Wolfsfreunden als Tierschützern sind die anderen Tiere die dafür sterben oder aussterben egal.
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PrinzB
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von PrinzB »

@Zesti
Nein, ich bin kein Experte aber ich mache mir wie viele andere Tierhalter so meine Gedanken und spreche auch gerne mit anderen Menschen darüber. Natürlich will kein Schäfer seine Tiere tot sehen aber seien wir mal ehrlich, wie stand es um die Zäune als der Wolf noch nicht da war? Solange die Schafe drin blieben, reichte es oftmals aus. Natürlich ist es auch eine Sache des Geldes, wenn ich kaputte Netze usw. ersetzen muss und auch der Diebstahl von Weidezaungeräten oder anderem Material spielt eine große Rolle. Das ist jedoch ein generelles Problem der fehlenden Wertschätzung und der daraus resultierenden schlechten Situation der Schäfer in Deutschland.

Vor ein paar Jahren hat mal ein Schafzuchtverband eine Veranstaltung zur Vorbereitung auf den Wolf gemacht. Da zu diesem Zeitpunkt dort noch keine Fördermittel bereitgestellt wurden, ging es hauptsächlich um den korrekten Aufbau von Netzen, das Flicken derselben, Erdung, Schlaggerät sowie Tipps und Tricks um mehr Saft auf dem Zaun zuhaben. Nur wenige Berufsschäfer haben dabei den Zaun wirklich ordnungsgemäß aufgebaut. Soviel dazu.

Die ersten Wölfe (Rudel) kannten ja eigentlich nur Wild als Nahrung. Von daher kann ich mir gut vorstellen das, wenn die ersten vom Truppenübungsplatz abwandernden Wölfe auf gut geschützte Schafherden getroffen wären und am Zaun ordentlich eine gewischt bekommen hätten, es dann vielleicht nicht so viele Übergriffe stattgefunden hätten. Im Nachhinein kann man diese These aber eh nicht mehr beweisen oder das Ganze noch einmal zurück drehen.

Was die Hybriden betrifft, bin ich durchaus für einen Abschuss, genauso wie bei Wölfen die ordentlich gebaute E-Zäune überwinden. Das rettet und schützt dann wiederum die anderen Wölfe.

Was mir allerdings widerstrebt ist wenn das normale Jäger machen sollen, ich wäre da eher für staatlich angestellte Berufsjäger (die dann auch Zieleinrichtungen mit Nachtsicht, Infrarot, etc. nutzen dürfen). Auch mit der Aufnahme ins Jagdgesetz bin ich nicht einverstanden, m.M.n. ist das der erste Schritt zur Schießerlaubnis - die Jägerlobby ist groß und reicht bekanntermaßen bis in die obersten Regierungskreise. Nachdem die ersten Wölfe nach und nach eingewandert sind, kamen u.a. sehr viele Stimmen aus der Jägerschaft die den Abschuss forderten und Panik verbreiteten. Das war/ist auch beim Luchs so und ist oft nur Konkurrenzdenken (Tierhalter mit Jagdschein sind nochmal eine andere Sache). Dabei würden sich Jäger und Raubtiere eigentlich sehr gut ergänzen.

Das mit der Bedrohung steht außer Frage und sollte für beide Seiten gelten. Allerdings sollte auch nicht solcher Blödsinn von sich gegeben werden.

Ich finde es jetzt nicht komisch das hier Wölfe aufgetaucht sind. Zu DDR - Zeiten sind auch immer mal welche über die Oder gekommen aber die wurden so schnell wie möglich abgeschossen. Teilweise sind sie sogar bis in den Westen gewandert. Ab und an sind auch mal Elche von Polen zu uns rüber geschwommen. Warum also sollte sich dann 1998 nicht auch das Wolfspärchen selbsständig den TrÜpl in der Muskauer Heide ausgesucht haben?

Gruß Marcus
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Insane
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Insane »

"Die ersten Wölfe (Rudel) kannten ja eigentlich nur Wild als Nahrung. Von daher kann ich mir gut vorstellen das, wenn die ersten vom Truppenübungsplatz abwandernden Wölfe auf gut geschützte Schafherden getroffen wären und am Zaun ordentlich eine gewischt bekommen hätten, es dann vielleicht nicht so viele Übergriffe stattgefunden hätten. Im Nachhinein kann man diese These aber eh nicht mehr beweisen oder das Ganze noch einmal zurück drehen."

Das stimmt nur vielleicht, denn es gibt auch Versionen, wo es zur gleichen Zeit ZUUUUFÄLLIG ein paar herrenlose Schafe auf nämlichem Truppenübungsplatz gab, damit die Wölfe sich gut einleben.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
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PrinzB
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von PrinzB »

Ok, davon hatte ich nichts gehört.

Gruß Marcus

PS: Würde das nicht eher gegen die Wolfsfreunde sprechen und eher für jemanden der langfristig Ärger verursachen und den Wolf schlecht machen will? Wolfsschützer würden sich ja durch so etwas ans eigene Bein pinkeln. Aber gut, Idioten gibt es auf beiden Seiten.
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Jäger und Wölfe ergänzen sich nicht. Der Wolf vernichtet im großen Maßstab den Wert des Eigentums der betroffenen Grundeigentümer. Wolfsschutzzäune sind Todeszäune für Hasen, Igel, Kröten, Rehe u.v.a.m.
Davon sind aufgrund des Wolfes schon tausende Kreaturen durch Schafhalter ungewollt gekillt worden.
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PrinzB
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von PrinzB »

Heumann hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 20:34 Der Wolf vernichtet im großen Maßstab den Wert des Eigentums der betroffenen Grundeigentümer.
Inwiefern vernichtet der Wolf den Wert des Eigentums und das auch noch im großen Stil?
Heumann hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 20:34 Wolfsschutzzäune sind Todeszäune für Hasen, Igel, Kröten, Rehe u.v.a.m.
Davon sind aufgrund des Wolfes schon tausende Kreaturen durch Schafhalter ungewollt gekillt worden.
Das pauschal zu behaupten ist ja wohl mal richtiger Blödsinn!!!
Leider kommt es ab und zu vor das Igel und andere Tiere in den Maschen hängen bleiben und verenden, das ist soweit richtig. Elektronetze wurden jedoch, zumindest in Deutschland, schon lange vor dem Wolf eingesetzt. Sehr viele Schäfer hüten heutzutage nur noch selten sondern nutzen zum großen Teil E - Koppeln. Das ist bei den heutigen Tierzahlen und der Anzahl der Mitarbeiter zum großen Teil gar nicht mehr anders möglich. Selbst die heutigen Wanderschäfer verwenden Nachts ihre Netze für den Pferch, weil sie schnell aufzubauen und leicht mitzuführen sind.

Gruß Marcus
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Henry
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Henry »

Nur mal so den Wolffreund mit dem engen Horizont gefragt: Gibt es in Polen und der Ukraine keine Schafe, daß man die als wandernder Wolf nicht kennen lernen konnte?
Henry
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PrinzB
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von PrinzB »

Da ich annehmen muss das du mich meinst, erkläre mir doch bitte warum ich einen engen Horizont habe?

Nun zu deiner Frage. Natürlich gibt es in Polen oder der Ukraine Schafe auf die die Wölfe treffen können, wenn sie in unsere Richtung wandern, das ist gar keine Frage. Was ich meine ist folgendes:
Die ersten Wölfe die in D. geboren wurden, wuchsen (so wie ich das den Berichten entnommen habe) zum überwiegenden Teil auf wildreichen und großflächigen TrÜpl auf, hatten also erst einmal keinen Kontakt zu Nutztieren.
Stellen wir uns jetzt vor, das die Jungwölfe dann mit ca. zwei Jahren abwandern, so treffen sie früher oder später unweigerlich zum ersten Mal auf Schafe und E-Zäune. Stehen die Zäune ordentlich und haben richtig Saft drauf, so werden sie hoffentlich so abgeschreckt, das sie so schnell keinen neuen Versuch starten.

Das das natürlich bei ausgewachsenen Wölfen die über die Grenze kommen nicht unbedingt zutrifft, ist klar. Hier kommt es wiederum darauf an, ob und in welcher Form sie bereits Kontakt mit Schafen und E - Zäunen gehabt haben.
Aber wie gesagt, ich bezog mich in erster Lienie auf die Jungwölfe die in D. geboren wurden und von denen ja mehr oder weniger die Besiedlung bei uns ausging.
Ich bin mir bewusst, das top Zäune kein Allheilmittel gewesen wären aber möglicherweise hätten sie damals und auch in den nachfolgenden Wolfsgenerationen zu weniger Übergriffen geführt.

Als kleine Ergänzung: Ich habe bei meiner These HSH extra außen vor gelassen, da diese in so kurzer Zeit nicht für jeden Schäfer im Gebiet verfügbar gewesen wären. Damals gab es ja nur wenige in D..

Gruß Marcus
Heumann
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Heumann »

Ich zäune ständig doppelt ein. Neben dem eingewachsen Knotengitter steht ein Elektronetz und in diesem hängt dann auch jährlich ein Igel und ein Hase und unzählige Kröten. So wird es vielen gehen, die nicht erst seit gestern Schafe haben, sondern seit Generationen Weidetiere.

Für das Jagdrecht sind 1848 Menschen gestorben. Sie haben es den Fürsten entrissen. Jetzt verliert man es an Berliner Balkonbiolog*innen (m/w/d). Ein enormer Wertverlust für die Landbevölkerung, weil ihr Produkt "Jagd" niemand mehr zu den alten Kursen haben will, falls es überhaupt noch zu vermarkten ist.
Zesti
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Re: Rauben Füchse Lämmer?? Lämmer mysteriös verschwunden...

Beitrag von Zesti »

@ PrinzB: wieder viele Behauptungen, die auch wieder auf hören und sagen beruhen.
Ich bleibe immer noch dabei, das die Wolfe hier nicht natürlich eingewandert sind.

Und ja, die Schafe waren teilweise als der Wolf kam, nur in 1 oder 2 Litzen gehalten worden.
Weil sie somit gehalten worden sind, so was jetzt den Schäfern vorzuhalten, finde ich sehr ....
PrinzB hat geschrieben: Fr 7. Feb 2020, 01:01 Als kleine Ergänzung: Ich habe bei meiner These HSH extra außen vor gelassen, da diese in so kurzer Zeit nicht für jeden Schäfer im Gebiet verfügbar gewesen wären. Damals gab es ja nur wenige in D..
Gruß Marcus
Und wieder so eine These von Experten. Es ist heute auch noch so, dass nicht alle Schäfer HSH einsetzen können. Was mach ich den mit meinen HSH wenn ich in Dichtbesiedelten Bereich bin?
Wir haben Weiden weit weg von Häusern und die anderen direkt im Ort.
Da kann ich einfach keine HSH einsetzen, weil da mir jeder Gründstücksbesitzer aufs Dach steigt.
Aber das versteht nicht jeder und wir haben sehr wohl mit dem Gedanken gespielt. Aber bis jetzt hat uns jeder seriöse Züchter bzw. Schäferkollege der züchtet abgeraten.
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