Guter digitaler Zaunprüfer.

Manfred
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Manfred »

Dieses Bild erklärt es ganz gut:
http://www.dampfen-fuer-anfaenger.de/wp ... trated.gif

Die Spannung (gemessen in Volt) ist das, was den Strom (gemessen in Ampere) durch den Stromkreis schiebt).
Der elektrische Widerstand (gemessen in Ohm) versucht das mögl. schwer zu machen.

Der Stromkreis führt vom Gerät über den Zaun durch Bewuchs, das Tier, Isolationsfehler etc. durch den Boden über die Erdung zurück ins Gerät.
Bei einem perfekten Zaun gibt es keine elektrische Verbindung vom Zaundraht zum Boden. Also kein Bewuchs, keine defekten Isolatoren etc.
Dann hat der Ohm quasi die Leitung zwischen Zaundraht und Boden komplett abgewürgt.
Dann kann der Volt hinten so groß und stark sein wie er will und von Anstrengung schwitzen, er kriegt nicht mal den kleinsten Ampere durch die Leitung gequetscht.

D.h. wenn dein Zaun gut isoliert ist und keinen Bewuchs hat, dann fließt auch nur sehr wenig Strom (ein gewisser Teil geht in Form elektromagnetischer Strahlung und durch Kriechströme etc. verloren, ganz null wird es also nicht, kann aber so klein sein, dass das für eher stärkere Ströme ausgelegte Geräte es nicht mehr messen kann).

Wenn jetzt ein Tier den Zaun berührt (oder du einen Kurzschluss am Zaun machst), sieht die Sache anders aus.
Dann entsteht eine neue Leitung vom Zaun zum Boden, durch die der Volt den Ampere durchschieben kann.
Die Stromstärke steigt, dafür fällt die Spannung, weil der Volt sich nicht mehr so anstrengen muss.

Und wenn du Bewuchs am Zaun hast, sind dass halt viele kleine Leitungen parallel, Wo der Volt eine ganze Herde kleiner Amperes durchquetschen kann.

Du kannst ja testhalber irgendwo einen künstlichen Kurzschluss vom Zaundraht zum Boden machen.
Einfach einen Eisenpfahl dranlehnen oder so.
Dann sollte dein Messgerät einen kräftigen Strom zu diesem Kurzschluss hin anzeigen.
Wild-Bunch-Chris

Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Wild-Bunch-Chris »

Danke, Manfred!
Das Bild ist genial. :lol:

Ich kann damit gut leben, dass mein Zaun zu gut funktioniert, um im intakten Zustand eine Ampere-Messung zu ermöglichen.

Dennoch bleibt die doch sehr grosse Diskrepanz zwischen mittlerweile 4 normalen Testgeräten, die allesamt bei 9000 lämpeln (höher gehen die nicht), wenn ich sie an den Zaun halte und dem Meßergebnis vom Fault Finder, der mir in der Parallel-Messung 4,5 kV anzeigt.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich trage lieber eine 9 als eine 4,5 ins Weidetagebuch ein. :engel1:
Irgendwas scheint doch mit dem Gerät da nicht zu stimmen. Was ärgerlich wäre.

LG, Chris
Manfred
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Manfred »

Dann solltest du ihn evtl. mal einsenden, zum Überprüfen.
Wäre nicht das erste elektronische Geräte mit Defekt. :lol:
Wild-Bunch-Chris

Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Wild-Bunch-Chris »

Manfred hat geschrieben:Dann solltest du ihn evtl. mal einsenden, zum Überprüfen.
Wäre nicht das erste elektronische Geräte mit Defekt. :lol:
Nach Rücksprache geschieht das jetzt auch.
Vielen Dank für Deine Hilfe, Manfred.

LG, Chris
Fröschchen
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Fröschchen »

Manfred hat geschrieben: Mo 22. Mai 2017, 15:36 Dieses Bild erklärt es ganz gut:
http://www.dampfen-fuer-anfaenger.de/wp ... trated.gif

Die Spannung (gemessen in Volt) ist das, was den Strom (gemessen in Ampere) durch den Stromkreis schiebt).
Der elektrische Widerstand (gemessen in Ohm) versucht das mögl. schwer zu machen.

Der Stromkreis führt vom Gerät über den Zaun durch Bewuchs, das Tier, Isolationsfehler etc. durch den Boden über die Erdung zurück ins Gerät.
Bei einem perfekten Zaun gibt es keine elektrische Verbindung vom Zaundraht zum Boden. Also kein Bewuchs, keine defekten Isolatoren etc.
Dann hat der Ohm quasi die Leitung zwischen Zaundraht und Boden komplett abgewürgt.
Dann kann der Volt hinten so groß und stark sein wie er will und von Anstrengung schwitzen, er kriegt nicht mal den kleinsten Ampere durch die Leitung gequetscht.

D.h. wenn dein Zaun gut isoliert ist und keinen Bewuchs hat, dann fließt auch nur sehr wenig Strom (ein gewisser Teil geht in Form elektromagnetischer Strahlung und durch Kriechströme etc. verloren, ganz null wird es also nicht, kann aber so klein sein, dass das für eher stärkere Ströme ausgelegte Geräte es nicht mehr messen kann).

Wenn jetzt ein Tier den Zaun berührt (oder du einen Kurzschluss am Zaun machst), sieht die Sache anders aus.
Dann entsteht eine neue Leitung vom Zaun zum Boden, durch die der Volt den Ampere durchschieben kann.
Die Stromstärke steigt, dafür fällt die Spannung, weil der Volt sich nicht mehr so anstrengen muss.

Und wenn du Bewuchs am Zaun hast, sind dass halt viele kleine Leitungen parallel, Wo der Volt eine ganze Herde kleiner Amperes durchquetschen kann.

Du kannst ja testhalber irgendwo einen künstlichen Kurzschluss vom Zaundraht zum Boden machen.
Einfach einen Eisenpfahl dranlehnen oder so.
Dann sollte dein Messgerät einen kräftigen Strom zu diesem Kurzschluss hin anzeigen.
Manfred: toll beschrieben, danke. Und das Bild genial!
Spannungsabfall und Fehlerrichtungsanzeige endlich kapiert :huepf:

Nun gibt es doch aber noch weitere Mitspieler im Verbund: Joule (Lade- und Impulsenergie) und Watt (Leistungsaufnahme)

Bist Du so lieb und könntest das auch so schön erklären? Also auf einfach, zum Verstehen?

Herzlichen Vorausdank!
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Fröschchen
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Fröschchen »

Sorry, nochemal nach mehrfachem Lesen:

Auf Zaun soll Spannung sein, Stromleistung unwichtig.

Starker Widerstand soll Leistung schwächeln und Volt behalten.

Nur Leitermaterial ist dann top, wenn möglichst geringe Ohm-Zahl ist, also Kupfer besser als Niro.

:?:

Raffe den Teil nicht.
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Manfred »

Nein. Die Größen sind alle wichtig.
Du kannst eine sehr hohe Spannung haben (das wäre z.B. durch sehr kurze Strompulse zu erreichen) und trotzdem nichts bis fast nichts spüren, weil kaum Strom fließt.
Du kannst auch eine sehr hohe Stromstärke auf dem Zaun haben und nichts spüren, weil die Spannung zu niedrig ist, um die Widerstände des Berührenden etc. zu überwinden.
Du brauchst von beidem genug, damit es weh tut.

Die elektrische Leistung errechnet sich aus beidem:
Leistung = Spannung x Stromstärke
Wenn du eine sehr hohe Spannung, aber nur eine geringe Stromstärke hast, hast du wenig Leistung.
z.B. eine Spannung von 10.000 Volt und eine Stromstärke von 0,0001 A ergibt eine Leistung von
10.000 V x 0,0001 A = 1 Watt
Umgekehrt ergibt auch eine geringe Spannung kombiniert mit einer hohen Stromstärke nur eine geringe Leistung.
0,0001 V x 10.000 A = 1 Watt

Erst wenn von beidem ordentlich was da ist, erhältst du eine hohe Leistung.
z.B. 3.000 V x 10 A = 30.000 Watt

Die Leistung in Watt alleine sagt aber auch noch nichts aus.
Es kommt auch darauf an, wie lange diese Leistung einwirkt.
Eine elektrische Herdplatte z.B. eine eine Leistung von ca. 2.000 Watt (zumindest die größeren).
Wenn du die einschaltest und schön heiß werden lässt und dann ganz, ganz kurz mit der Hand drauf kommst, wird deine Haut evtl. heiß und es fühlt sich evtl. etwas unangenehm an, es ist aber noch nichts Schlimmes passiert.
Wenn du deine Hand aber auf die Platte legst und sie drauf lässt, dann tut es weh. Je länger sie drauf liegt, desto mehr (bis sie irgendwann nicht mehr weh tut, weil die Nerven darin hinüber sind...)

Das Produkt aus Leistung und Zeit ist die Energie.
Energie = Leistung x Zeit

2.000 Watt (Herdplatte) x 0,01 Sekunde (ganz kurze Berührung) = 20 Joule
2.000 Watt x 5 Sekunden (lange Berührung) = 10.000 Joule (gebrutzelte Hand...)

Und so ist das auch beim Weidezaun.
Wenn eine hohe Leistung (also hohe Spannung und Hohe Stromstärke) für längere Zeit wirkt, dann erhält man viele Energie, also viele Joule.
Und dann tut es weh...

Wenn nur eine der 3 Komponenten Spannung, Stromstärke oder Zeit zu klein sind, tut es nicht weh.

Die Energie in Joule kann man aber nur schwer messen.
Deshalb misst man behelfsweise nur die Spannung, weil diese sehr einfach gemessen werden kann, und vertraut darauf, dass einem der Weidezaungerätehändler was anständiges verkauft hat, wo dann auch die Stromstärke und die Impulsdauer passen und es entsprechend weh tut.

Von den technischen Angaben zu den Geräten eignet sich aber die Impulsenergie am besten, um zwei Geräte zu vergleichen.
Je höher die Impulsenergie, desto Aua.

Die Impulsenergie (oder auch Entladeenergie) ist die Energie, die das Gerät tatsächlich an den Zaun abgeben kann.
Die Ladeenergie gibt nur an, wie viel Energie im Kondensator des Geräts gespeichert wird. Der Kondensator wird aber nicht ganz entladen und ein Teil der gespeicherten Energie wird in Form von Wärme und Strahlungsverlusten verbraten. Deshalb eignet sich die Angabe Ladeenergie weniger gut zum Vergleich der Geräte.
Aber 9 Joule Ladeenergie hört sich halt nach mehr an als 6 Joule max. Impulsenergie, obwohl es sich um das gleiche Gerät handelt.
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Ibi »

Vielen Dank für diese klare und verständliche Erklärung - danach habe ich schon länger gesucht und habe es nun endlich verstanden :)
Ich bin sehr froh, dass hier in den Foren die Menschen ihr Wissen so bereitwillig und nachvollziehbar mit den anderen teilen!!! Und dass es genügend Wissende gibt ;)
Danke!
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Fröschchen »

Manfred: Dir ein Riesen-Dankeschön, ich bin schwer beeindruckt!!

(Da zeigt es sich wieder mal, daß 40 Jahre nach dem Abi (mit Physik-Note 2) alles wieder auf Anfang steht, weil damals nie begriffen, nur auswendig gepaukt. Und nun wieder von vorne beginnt... Führerschein wäre vllt. was ähnliches?!)

Noch eine letzte Frage: Du sagst, daß sich die Energie in Joule schlecht messen ließe und man deshalb auf die Spannungsprüfung ausweicht.

Nun habe ich bei Herumstöbern bei Lister den Zaunprüfer "Jouli Pro" entdeckt, der Stromstärke + Richtung und Volt aber eben auch Joule messen können soll. (156 € ist hahnebüchen!) Aber grundsätzlich, was ist Deine Meinung dazu? Genauer, aussagekräftiger, oder nur Werbeversprechen?
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Re: Guter digitaler Zaunprüfer.

Beitrag von Manfred »

Der Vorteil dieser teureren Messgeräte (egal von welchem Anbieter) liegt hauptsächlich in der Stromstärke- und Stromrichtungsanzeige, die bei der Fehlersuche am Zaun sehr hilfreich ist.

Aus der sehr grob gemessenen Spannung und einer grob abgeschätzten Stromstärke und Pulslänge noch irgendeinen Energiewert auszurechnen, halte ich eher für einen Werbegag und sehe die Praxis darin wenig Nutzen.


Für eine genauere Messung bräuchte man ein Oszilloskop mit einem Hochspannungstastkopf für die Spannungsmessung und für die Messung des Verlaufs der Stromstärke geeichte Messwiderstände, die man wahlweise in die einzelnen Drähte einfügen (Messung des durch den Draht fließenden Stroms) oder zwischen dem jeweiligen Draht und einer Erdung (Messung der Energieabgabe bei Berührung mit diesem Widerstand) platzieren müsste.
Aus dem gemessenen zeitlichen Verlauf und Spannung und Stromstärke könnte man dann durch Integralrechnung die durch die einzelnen Messwiderstände fließenden Impulsenergien bestimmen.
Die durch/über die Drähte fließende Energie hängt aber neben dem Weidezaungerät im wesentlichen vom Zustand des Zaunes ab, sprich wie hoch die Ableitungsverluste sind.
Auf einem gut isolierten Zaun wird man, solange man keine Tierberührung oder einen gezielt angebrachten Erdschluss hat, nur eine geringe Stromstärke und damit eine geringe Impulsenergie messen, einfach weil wegen des hohen Isolationswiderstands nur wenig Strom fließen kann.
Interessant wäre eher die Energieabgabe bei Berührung des Zauns. Die hängt aber wiederum vom Widerstand des Berührenden bzw. dem gewählten Messwiderstand ab.
In den Messgeräten, die den Benutzer als Erdung verwenden, werden hochohmige Widerstände eingesetzt, weil der Benutzer ja keinen spürbaren Stromschlag erleiden soll. Das verfälscht aber das Ergebnis im Vergleich zu einer echten Tierberührung, wo der Widerstand deutlich geringer ist und entsprechend mehr Strom fließt, wodurch aber gleichzeitig die Zaunspannung einbricht.
Ein Messgerät mit angeschlossener Erdung und niedrigem Innenwiderstand (evtl. die in dein einschlägigen Normen genutzten 500 Ohm) wäre zumindest etwas aussagekräftiger, wenn man unbedingt die abgegebene Energie abschätzen will.
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