Ein Euterstrich hat kein Loch

[Amrock]

Hallo, erste lammung mit einem Lamm. Gestern gelammt. Mir ist heute aufgefallen das eine Euterseite sehr dick ist, noch nicht heiß und festgestellt das der Strich kein Loch hat. Was kann ich machen, hoffe das die Seite sich nicht entzündet.
Kann ja nicht einfach ein Loch rein stechen.
Tierärztin meint da muss eins sein, ist aber definitiv keins, auch nicht verschlossen oder so....

[fisch_otter]

Also ich kann Dir nur sagen, dass wir das bei einer Ziege auch mal hatten. Und zwar nach mehreren Lammungen, dazwischen aber mal ausgesetzt. Der Strich war zugewachsen. Gibt es laut unserer Tierärztin auch bei Milchkühen. Machen kann man da scheinbar nix. Durch den Verschluss ist es wenigstens einigermaßen sauber da drin, weil ja auch keine Keime rein kommen. So ist die Ziege den Sommer über mit einer gefüllten Euterhälfte rumgelaufen. Hat ewig gedauert bis die Flüssigkeit resorbiert war. War aber auch nie entzündet - zumindest nicht heiß. Zur Zucht werde ich sie jetzt aber leider nicht mehr einsetzen.
Viel Glück bei Dir.

[peter e.]

wenn mit Daumen und Zeigefinger die Zitze soweit <<abgetastet>> werden kann, dass der Milchkanal ertastet werden kann (dann ist er auch da), dann würde ich einen "Zitzenräumer" ( hier oder hier ) einsetzen. Dieser kann auch bei verstopften Zitzen (festsitzender Propfen) eingesetzt werden. Die beiden genannten Firmen sind nur als Beispiel aufgeführt, es gibt auch andere Anbieter.
Ist kein Milchkanal vorhanden, dann ist der Versuch eines Einsatzes zu unterlassen, die Verletzungen sind nicht zu kalkulieren.

[Henry]

Zügige chirurgische Versorgung. Einen Strich sollte auch ein unbegabter TA hinbekommen. Es geht ja nicht um eine Milchkuh mit Melkmaschinenoptimierung. Als Abflußkatheter eignen sich dann Schläuche von Butterfly-Kanülen die an einer Schlaufe in den Strich eingenäht werden. Bei systemischer Antibiose und Milchfluß ist das Infektionsrisiko hinzunehmen.

[mara]

Klingt ja recht gruselig....der Strich hätte dann ja gar keinen Schliessmuskel, da wäre eine Infektion doch vorprogrammiert? Warum nicht einfach sein lassen? Eine Euterhälfte sollte für ein Lamm doch reichen?

[Henry]

@mara: bitte vergleiche einmal die Anatomie des Schafeuters mit dem der Rinder. Wesentliche Unterschiede wirst Du im passiven elastischen Schluß der Zitzen finden. Ein Schlauch, der während der Heilung den Milchkanal offenhält oder formt oder dilatiert ist genau das Mittel der Wahl.

Wenn die Euterhälfte über die Laktation verschlossen bleibt, aber immer wieder durch Oxytocin und Lämmerstoß aktiviert und mechanisch gereizt wird, wird sie erst versiegen, wenn sie entzündlich umgebildet und zerstört ist. Wenn Du das nicht gruselig findest, dann frage nach dem Schmerz, den eine Frau bei (einseitigem) Milchstau und Drüsenentzündung empfindet und stell‘ Dir ihre Reaktion vor, wenn ihr jemand zuruft: „Eine Brust reicht doch fürs Baby!“

[mara]

Ich muss mir das nicht vorstellen, ich habe insgesamt über 5 Jahre gestillt, den jüngsten ein Jahr nur an einer Brust.
Ja, die reichte fürs Baby und die andere Brust hat dann einfach nicht mehr produziert.

Natürlich unterscheidet sich die Anatomie von Schaf und Frau aber Brustentzündung und Milchstau sind bei der Frau zwei unterschiedliche Dinge.
Milchstau tut auch weh aber so lange keine Keime involviert sind ist es keine Entzündung und zwar unangenehm aber nicht gefährlich.

[Henry]

Milchstau beim Schaf führt zu Entzündung. Auch ohne bakterielle Infektion.