Clostridiose

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moony
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Clostridiose

Beitrag von moony »

Moin zusammen,

hab kein Glück mit der Schafhaltung (jammer!). Oder vielleicht muss das erste Jahr auch schlecht laufen, um zu beweisen, dass man würdig ist.

Zum Thema:
Vor 3 Wochen Zuchttiere mit starkem Durchfall, Inappetenz, Blut im Kot.

Sofort aufgestallt, Heu, Wasser, Leckstein. Da Zeitgleich mit Fremdfuttervorfall (alter Rotkohl von Weihnachten schmeckt Schafe bestimmt, oder?!), alle 2* versorgt mit Puffer, Pansenstimulanz, Stullmisan, Appetitanregern. Bei allen bis auf 2 trat innerhalb einer Woche Besserung ein, keine Symptome mehr, mampfen zufrieden, kötteln, voller Bauch, käuen wieder usw.

Bei den zwei nicht. Die älteste (5J, 55Kg KWG) und die jüngste (11 Monate, 45 KGW). Durchfall im Strahl, Untertemperatur (37°C), Zähneknirschen. Blutbild erhöhte weiße Blutkörperchen, sonst alles i.O., großer Leberegel negativ. Nach einer laaaangen Woche dann das Ergebnis der Kotprobenanalyse: Clostridium perfringens unermesslich erhöht, alle anderen bösen Bakterien unverdächtig. Eigentlich alle korrekt mit Heptavac P Plus Grundimmunisiert bzw. 1* jährlich Auffrischung. Etwas Recherche ergab: ggf. mehrmalige Impfung im Jahr nötig, da bei Stressituationen sich Clostridien rasch vermehren können (zB. durch Fremdfütterung).

Nungut also Entzündungshemmer und Antibiose, alles was hilft, rein da.
Aktuelle Behandlung:
Beide haben zu Beginn 3* Melovem Spritzen gegen Schmerzen und Entzündungen 1* täglich i.m. bekommen. Zusätzlich 1* täglich Synulox RTU Spritze i.m., beide, bisher ist das Lamm bei der 8. Spritze, das ältere Tier bei der 4. (hatte vorher Sulfonamide bekommen bevor das Ergebnis der Analyse da war). Jeweils 4ml ausdosiert nach KGW.

Bei beiden trat innerhalb von 2 Tagen Besserung ein! Appetit voll da, keine Schmerzäußerung mehr, Normaltemperatur, Kot Richtung köttelig. In Absprache mit der TiHo Hannover angefangen Kraftfutter zu füttern (50g pro Tag und Tier, langsam steigern bis 200g/Tag/Tier). Alles schnieke. Kot beim Lamm perfekt, altes Tier naja, geht in die richtige Richtung.

Nach 6 Tage Antibiose: Lamm wird wieder schlechter. Nach Tag 8. beim Lamm wieder Blut im Kot, breiiger Durchfall. Die anderen lassen sie nicht zum Futter. Haben nun mehrere Futterplätze eingerichtet damit, wenn sie von der Raufe vertrieben wird, trotzdem futtern kann.

Wo ist der Haken? Warum wars anfangs "weg" und bei fortschreitender Therapie wirds wieder schlechter, obwohl sich im System nichts weiter geändert hat? TiHo sagt, am Kraftfutter liegts nicht. Sie frisst mit großem Appetit Heu, käut wieder, hat sonst nichts. Was kann man noch geben, wo ist die Ursache, wie gehts weiter, Mittelunverträglichkeit, o.Ä.? Alle Tiere die es getroffen hat sind trächtig. Kann ich die Lämmer abschreiben, bzw. wie wirkt sich Clostridiose auf Trächtigkeit zw. 60. und 75 Tag (niedertragend) aus?
schafbauer
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Re: Clostridiose

Beitrag von schafbauer »

Und was genau war vor dem aufstallen? Gefrorenes Futter? Erdiges Futter ? Eiweisshältiges ? Umstellung ? Leckerli?

Kann jeder machen wie er will aber wieso muss man immer Sachen füttern die ein schaf in der Natur nicht findet.....zB Rotkohl
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

Fremdfüttern. Jemand hat seine Weihnachtsüberreste Rotkohl auf meiner Weide entsorgt. Warum auch immer, das muss ja geplant gewesen sein. Niemand hat einen Haufen Rotkohl einfach so mit und kippts bei Weidetiere Mal eben so auf die Weide weil er zufällig dran vorbei kommt. Das war einen Tag vor Silvester.

Die Schafe sind ganzjährig draußen. Haben grün aber auch Heu, die können wählen. Keine Futterumstellung, waren einen Monat auf derselben Fläche, gleicher Bewuchs, verschiedene, ziemlich große Parzellen. Leckerchen gibt es bei mir nicht. Heu ist ganz gut, später Schnitt aber nicht erdig, schimmelig, staubig, nass o.ä. und riecht angenehm.
morpheus
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Re: Clostridiose

Beitrag von morpheus »

Solange ein Tier Durchfall hat, kein Kraftfutter füttern. Nur gutes Heu und Wasser.
Nach so kurzfristigem Einstallen auch noch kein Leckstein geben. Erst müssen sich die Pansenmikroben anpassen an das neue Futter(ca1 Woche).
Bei deinem Fall würde ich es mit (Pflanzen-)Kohle versuchen. Menge: ca 1% der Rationsmenge als Pulver eingeben.
Entweder Kohletabletten aus der Apotheke oder Holzkohle zerkleinern(Tipp von Henry ;) )
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Rasmus
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Re: Clostridiose

Beitrag von Rasmus »

moony hat geschrieben: Mo 25. Jan 2021, 20:04 Fremdfüttern. Jemand hat seine Weihnachtsüberreste Rotkohl auf meiner Weide entsorgt. Warum auch immer, das muss ja geplant gewesen sein. Niemand hat einen Haufen Rotkohl einfach so mit und kippts bei Weidetiere Mal eben so auf die Weide weil er zufällig dran vorbei kommt. Das war einen Tag vor Silvester.
"Die Leute meinen es ja nur gut!"
Wir haben jetzt nochmal zusätzliche Schilder aufgestellt (bisherige waren wohl zu klein). Das "Fremdfüttern" ist Ortsnah ein Problem.
moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

Solche Schilder hängen bei uns auch. Warum sich darüber hinweg gesetzt wird ist mir schleierhaft, wenn drauf steht, dass jegliches unkontrolliertes Füttern zu Verdauungsbeschwerden, Vergiftungen und Tod führen kann.

Allg. Konsens ist zu viele Stressfaktoren, zu viel Pech von Zufällen. Es soll wohl vor kommen, dass ein Konglomerat an einzelnen Stressfaktoren dazu führt, dass der Impfschutz überwunden wird (Trächtigkeit - ja, Proteinreiche Wiese - ja, Stress durch freilaufende Hunde - ja, Stress durch Zufüttern für Schafe ungeeigneter Dinge - ja, Winter - ja). Einen Teil davon kann ich beeinflussen, einen Teil nicht. Zukünftige Winterweide wird weiter weg liegen und zusätzlich abgesperrt werden, damit die Spaziergänger nun wirklich nicht hin kommen.

Hat jemand von euch Erfahrungen zum Heilungsverlauf? Beim Lamm haben wir nun das Antibiotikum gewechselt, zu Streptocombin. Mal sehen, wie das anschlagen wird. Was mich eben wundert ist, dass es nach ein paar Tagen Spritzen so aussah, als sei alles überstanden (hat brav geköttelt) und es dann ein paar Tage wieder blutiger Durchfall geworden ist. Meine Tierärztin diesmal ist ziemlich gut und arbeitet eng mit der TiHo Hannover zusammen. Da die beiden Tiere, sehr abgemagert sind, empfehlen die, solange die Tiere munter Heu fressen, nicht vom Kraftfutter weg zu gehen. Sie empfehlen Weniger aber nicht aufhören; ich füttere nun 100g-150g/Tag/Tier.

Ich hatte bisher das Gefühl, dass es nach Kohlegabe schlimmer geworden ist. Wie sind da die Erfahrungen, bzw. welche Prozesse stecken dahinter? Bindet Kohle nicht Bakterien, aber bei oraler Verabreichung landet die doch zuerst im Pansen und räumt da alles leer, bevor sie zum eigentlichen Ziel, dem Darm kommt, dachte ich?
Loulou
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Re: Clostridiose

Beitrag von Loulou »

Es gibt bei Clostridium perfringens ja verschiedene Stämme und teilweise Resistenzen gegen Tetrazykline, je nachdem, wo der Stamm herkommt.
Kraftfutter würde ich ebenfalls völlig weglassen.
Abzunehmen ist keine Schande.
morpheus
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Re: Clostridiose

Beitrag von morpheus »

Kohle bindet vor allem Toxine im Darm und verlangsamt die Passagerate im Darm.
Es gibt Studien, welche sagen, dass Kohle mit Bakterien Elektronen tauschen kann und dabei wie ein Puffer(Batterie) wirkt.

Da Kohle erst seit ca. 10 Jahren im grösseren Stil in der Fütterung eingesetzt wird, gibt es noch nicht allzu viele wissenschaftliche Arbeiten dazu.
moony
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Re: Clostridiose

Beitrag von moony »

kleines Update:

Die letzten 5 Tage habe ich Stullmisan, cdVet privet DarmFlora, cdvet Phytostark akut und Enterocon (Kohle und Bentonitpulver) zusätzlich zu den Anitbiotika gegeben. Der Älteren hat das echt gut getan - ist wieder munter, die Chefin im Ring und produziert "fast-Köttel". 6 Spritzen Synulox habe ich noch für sie, ich denk, das wird reichen. Nachdem die Beschwerden abgeklungen sind, soll noch 2-3 Tage weiter gespritzt werden.

Die Kleene, ist auch munter und verhält sich wie früher, der Kot bleibt unverändert.

Danke für die Tipps mit der Kohle! Wie lange sollte ich das geben? Bei dem Pulver stehen keine Hinweise zur Dauer. Kann man das überdosieren?
dicke wolke
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Mixe
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Re: Clostridiose

Beitrag von dicke wolke »

Zuviel Kohle führt zu Verstopfungen aber da bist du ja wohl noch weit von entfernt
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