Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

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schafbauer
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Re: Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

Beitrag von schafbauer »

hanni hat geschrieben: So 24. Jan 2021, 15:47 TBA = Tierkörperbeseitigungsanlage
Also das gleiche wie bei uns. Tierkörperverwertung heißt es bei uns. Tkv. Is meist für nix.

Die haben mal ein Kalb auf der Alm als Blitzopfer eingestuft. Mir passts weil versichert..es hat nur am fehlenden gewitter gemangelt.
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
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peter e.
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Re: Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

Beitrag von peter e. »

hanni hat geschrieben: So 24. Jan 2021, 09:22 Fortsetzung für Interessierte =>

„im Mediastinum (Bereich zwischen den Lungen in der Nähe des Herzens) tennisballgroßer Abszess mit rahmigem Eiter“.

Tja. Das Grübeln bleibt.
:gruebel:
Danke für die Aktualisierung.
Ohne sicher zu sein, dass ich mit meiner Überlegung richtig liege: wäre das bei einem meiner Tiere passiert, würde ich nicht mehr grübeln, im Gegenteil.
Wenn ein eitriger Abzess in ziemlicher Nähe des Herzens sein Unwesen treibt, dann gehe ich davon aus, dass Herz nicht mehr zu 100%, vielleicht nur noch 30% arbeiten kann, weil es in seiner Volumenausdehnung eingeschränkt ist. D.h. die Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers ist ziemlich eingeschränkt.
Der Abzess ist kein abgeschlossenes eigenständiges System sondern an und in das Versorgungssystem des Tieres integriert. D.h. Leber und Nieren sind absolut gefordert, im Endstadium sogar überfordert. Vielleicht hätte eine einfache Blutuntersuchung etwas Licht ins Dunkel bringen können.
Stellt sich die Frage, warum ausgerechnet dort sich ein <<Abzess>> bilden kann.
Und dann möchte ich von meiner Antwort vom 30.12.20 etwas wiederholen:
Ziege und zwölfjährig - sorry, da ist jede Behandlung grenzwertig.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
hanni
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Re: Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

Beitrag von hanni »

Grübelergebnisse:

Wir hatten noch nie von einem MEDIASTINUM gehört...gar mit großem Abszess.
Ja, Peter e., wie kommt der dorthin ?
Also recherchiert und versucht, Symptome zuzuordnen.

Hier rückten plötzlich die im vorigen post erwähnten „2 kürzlich verheilte Verletzungen an der Backe und am Hals unten, beides hatte wohl geeitert (haarlose Stellen)“ in den diagnostischen Fokus. Hatten wir bislang kaum beachtet.
Ausserdem erinnerten wir uns nun, daß Ende Oktober beobachtet wurde, wie die Ziege - noch nicht separiert – auf der Weide von einer anderen böse attackiert und umgestoßen wurde. Dabei geriet ihr Hals von vorne zwischen beide Hörner und wurde mehrmals ruckartig hochgezogen. Sie schrie vor Schmerzen.

Also Trauma im Inneren des Halses. Zumindest Quetschungen, Einblutungen an Faszien und Muskeln.
Zeitgleich 2 äußerliche, kleine Wunden am Unterkiefer und seitlichem Hals, unten, Nähe Kehlkopf. Die verletzte Haut heilte zu, drunter Eiter, genannt Abszess.

Aus einer Dissertation über die Problematik tiefer Halsabszesse (Maria Starmüller, Humanmed.):
=> bei Entzündungen bzw. Abszessen in der Umgebung von Kehlkopf, Hals und Nacken ist insbesondere die Gefahr der Ausbreitung der Entzündung in den Brustkorb als Komplikation gefürchtet.
Die Ausbreitung geht dann über den Danger Space, einem von der Halsmuskulatur ausgefüllten Bindegewebsraum, der sich von der Schädelbasis bis in das Mediastinum erstreckt
.. (Übersetzt und auf Wesentliches gestrafft)

Könnte genauso gewesen sein.

Therapiert wurden ja nur Parasitenbefall und mögliche Ursachen für die wiederkehrenden Durchfälle, Medikamente ohne Wirkungspektrum gegen Eitererreger. Damit und mit all den anderen Massnahmen (Pansensaftübertragung ecc.) wurde zwar die Verdauung für kurze Zeit einigermaßen „repariert“, aber der sich ausbreitende Entzündungsprozess schwächte weiterhin den ganzen Stoffwechsel, inklusive Immunsystem der Ziege. Ergo konnten sich zB. Kokzidien&Co rasch immer wieder vermehren und den Innereien erneut schaden.

Fazit: bei erkrankten Tieren überhaupt viiiel genauer hinschauen, gleich zu Anfang ALLES abtasten.
In diesem Fall hätte man die Abszesse am Hals eröffnen, spülen und passende Antibiotika verabreichen können – hätte man sie frühzeitig gesehen und ernst genommen.

Hättehättehätte....ja, wir machen Fehler.
Schade !

Hanni

PS – Anfangs großes Blutbild => deutliche Entzündungswerte
Loulou
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Re: Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

Beitrag von Loulou »

Sehr gut beschrieben, Hanni.

Wenn in einer frühen Phase sich bei der Blutanalyse Entzündungswerte ergaben, kann das mit den äusserlichen Verletzungen, von denen berichtet wird, aber auch von den angegriffenen Darmschleimhäuten (Kokzidienbefall) oder Erregereintrag (häufige Injektionen) hergerührt haben.

Das muß demnach keinesfalls mit dem tennisballgroßen Abszeß unmittelbar zu tun haben.
Der Abszeß ist von einer elastischen Membran umhüllt. In ihm sammeln und vermehren sich Keime, die notwendig von einer äußeren Verletzung und Keimeintrag stammen und über einen sich bildenden Fistelkanal (lat. fistula = kleine Röhre) körpereinwärts bis zum Mediastinum gewandert sind und sich in der Fistel, die sich zum großen Abszeß auswuchs, konkretisiert haben.

Auch wenn dieses Mediastinum keine präformierte Körperhöhle ist, hat dieser Abszeß mitnichten auf das Herz gedrückt (sein Inhalt soll rahmig, also nicht fest verkäst) gewesen sein. Das Herz ist ein so kräftiger Muskel, daß es selbst bei unmittelbarem Kontakt, der nicht berichtet wird, den elastischen Abszeß leichterdings ignorieren konnte. Durch die umhüllende Membran sind auch von seiten der enthaltenen, meist abgestorbenen Erreger ( = Eiter) keine Beeinflussungen der anderen Organe zu erwarten gewesen.
Anders wäre es gewesen, sobald der Abszeß geplatzt wäre. Das hätte schnell zu einer allgemeinen Sepsis geführt.

Möglicherweise waren jedoch Verzweigungen des Nervus vagus beeinträchtigt.

Da die Ziege so lange nach den Kämpfen gelebt hat, ist auch nicht von einer Speiseröhren- oder Luftröhrenruptur und Erregereintrag aufgrund dessen auszugehen.
Auch in der Humanmedizin sind solche Abszesse vom Hals bis zum Mediastinum höchst gefährliche, aber operable Befunde. Gar nicht so selten. Oft mit Rezidive. Antibiotika, Lavage, Drainage, erneute Op - alles möglich.

Sehr gut gefällt mir Deine, Hanni, Mahnung, die Tiere immer gut zu kontrollieren.
hanni
Beiträge: 13
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Re: Durchfall - Rückfälle - Schaum im Maul

Beitrag von hanni »

Blutbild wurde vor den Injektionen erstellt.
Erregereintrag dadurch aber später gut möglich - ging mir auch im Kopf 'rum. Die Haut wurde nie vor dem Einstechen desinfinziert, Nadeln auch ein 2.mal mit nachgefülltem Medi benutzt. Ist leider bei Stalltieren wohl eher so die Regel. Riskant.

Danke, Lou, für Deine Mühe. Noch was dazu gelernt !
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