Moderhinke

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moony
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Re: Moderhinke

Beitrag von moony »

Moin,

ich hab das erkrankte Tier separiert und mit dem Spray behandelt und 4 Wochen ausheilen lassen, trocken im Stall mit Begleitschaf.
Die anderen habe ich kontrolliert und sofort umgestellt. Die "verseuchte" Fläche hab ich 3 1/2 Wochen ruhen lassen, zwischendrin war es hier nachts unter 5°C, Tagsüber aber bis 18* und Regen.

Spontaner Flächenmangel hat mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Fläche doppelt so lange ruhen zu lassen. Ich hatte die Tiere vor 2 Wochen zurück auf die "verseuchte" Fläche gestellt, nun fingen sie an leicht zu lahmen.

Woran es nun lag, ob die Fläche noch nicht clean war, oder ob die Tiere von vornherein hin hätten behandelt werden müssen, weiß ich nicht. Nun bin ich jedenfalls schlauer und ziehe die Behandlung mit dem Klauenbad durch. Heute war der erste Durchlauf und es hat relativ gut geklappt.
grauwoller
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Re: Moderhinke

Beitrag von grauwoller »

Gibt es denn mittlerweile ein Ergebnis einer Tupferprobe?
Was ist aus dem anfänglich lahmenden Tier geworden, wurde es wieder zu den anderen gelassen?
Was ist aus dem Begleittier des erkrankten Tieres geworden?
Wie definierst du "ausheilen lassen" ?
Hast du Stalleinrichtungen, bzw. Weideflächen, die vom befallenen Tier kontaminiert wurden desinfiziert, bzw mit Branntkalk oder Kalkstickstoff behandelt?
3,5 Wochen Ruhephase sind jedenfalls bei Moderhinke völlig unzureichend

Christoph
moony
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Re: Moderhinke

Beitrag von moony »

In den offiziellen Blättern stehen 2 Wochen. Ist auch irrelevant, ich habe nicht den Luxus besonders viele Flächen zu haben, und wenn eine noch unter Wasser steht und es bei der anderen Unstimmigkeiten im Pachtvertrag gibt, dann kann ich mich nicht optimal ans Lehrbuch halten. Wenn du das kannst, dann freue ich mich für dich. Auch Kalken kann ich die Fläche nicht da Naturschutzfläche, im Pachtvertrag sind nur Beweidung und Mahd zugelassen, die UNB lässt Bodenbearbeitung jeglicher Art nicht zu, va. Behandlungen die den pH-Wert ändern.

Abstrich hat Moderhinke nur bestätigt. Das erstkranke ist mit Begleitschaf (Schlachtschaf) in einen schließbaren Unterstand gekommen, einen richtigen Stall hab ich nicht. Das Begleitschaf wurde mitbehandelt. Beide sind gestern erst zu dem infizierten Teil der Herde zugekommen, da jetzt eh alle durchs Klauenbad müssen. Begleitschaf und Krankschaf sind seit 3 Wochen unauffällig gewesen, Klauen frisch geschnitten, Zwischenklauenspalt kontrolliert, dort sind sogar die Haare nachgewachsen. Da die beiden mit dem Spray behandelt worden sind, möchte ich sie gern mit durch das Bad laufen lassen, die zwei mehr oder weniger machen jetzt auch nicht arbeitsintensiver als es jetzt eh ist.

Die Klauen wurden von allen potentiell infizierten auf dem Betreibshof geschnitten worden, das Klauenmaterial sorgsam entsorgt. Man hat bei ein paar Tieren gesehen, dass es vermutlich gerade anfängt (Haare im Zwischenklauenspalt ausgefallen, leicht gräuliche Haut).

Ich nutze jetzt Zinksulfat 15% 10-15 min Einwirkzeit, 6-8 cm Füllhöhe für die nächsten 5 Wochen (ein Durchgang ). Auch hier, trocken Aufstallen kann ich sie in Ermangelung eines Stalls nicht. Wer's kann, kann sich freuen.
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Henry
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Re: Moderhinke

Beitrag von Henry »

Ich glaube nicht, daß Du das richtig angehts, wenn auch mit viel Aufwand.

Systemische Antibiose die ins Klauengewebe einwächst, wie das Koks in die Haare von Daum, also z.B. Oxytetrazyklin an mehreren Tagen i.m. Die lokale Antibiose durcht OTC-Spray an sauberen trockenen Fuß mit Abtrocknen lassen des Sprayfilms oder anfönen. Heilen die Infektion am Tier sicher aus.

FootVax als Impfung steht zur Verfügung und ist in diesem Falle sicher sinnvoll.

Nachweislich überleben in durch ZnSO3 gehärtetem Klauenmaterial Nudosus fast 10 mal so lange, wie in unbehandelten. Zieh‘ die Schweizer als Quellen heran. Die forschen wirklich sehr aktuell an Möglichkeiten gegen die Hinke. Klauenbäder haben die sehr breit getestet. Kommerziell Produkte und billige Grundstofflösungen.
Der entscheidende Faktor ist die lokale, an der Klaue erreichbare Wirkstoffkonzentration. Wesentliches Ergebnis was, daß die labormäßigen Verhältnisse, die hervorragend die Erreger eradikadieren im Feld in Klauenbädern nicht oder nicht lange zu halten sind. Dort tritt nämlich keine saubere Klaue mit Monoinfektion hinein, sondern es wird Erde, Mist und aller Dreck eingetragen. Der bringt allerhand andere Bakterien mit und daran arbeitet sich das Klauenbad ab ohne die beschmierte Oberfläche überhaupt zu erreichen.
Henry
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Re: Moderhinke

Beitrag von grauwoller »

man muss die richtige Kombination an Maßnahmen finden, um einerseits das befallene Tier zu heilen, und andererseits die gesunde Restherde zu schützen und den Lebensraum der Schafe erregerfrei zu halten.
Letztgenannten Punkt hat Chirigula ja schon sehr treffend beschrieben:

- die evtl. kontaminierte Fläche würde ich mindestens vier Wochen nicht mehr beweiden
- unbedingt den gesamten Bestand behandeln
- Klauenwerkzeuge nach dem Ausschneiden von erkrankten Klauen desinfizieren
- abgeschnittenes Horn zusammennehmen und über den Hausmüll entsorgen. Nicht auf den Miststock / Wiese werfen!
- in Zukunft kannst du das wie folgt verhindern: neu zugekaufte Tiere mittels Tupferprobe prüfen lassen und in Quarantäne stellen, bis du das Ergebnis hast / saubere Transportfahrzeuge / unbedingt darauf achten, dass Besucher, Schafscherer, Tierärzte und natürlich auch du selbst (!) "saubere" Schuhe tragen, bevor sie den Stall oder die Weide betreten (ansonsten Überziehschuhe oder Desinfektion der Schuhe) / regelmässige Klauenpflege

Das Klauenbad ist weniger zur Heilung des befallenen Tieres geeignet. Es tötet Erreger im Aussenbereich der Klaue ab, und bei regelmäßiger Anwendung in kurzen Zeitabständen bei der gesamten Herde hat es vielmehr eine Schutzwirkung für die noch gesunde Herde, bzw. verhindert, dass sich Moderhinke-Erreger ins gesunde Klauenhorn einnisten.

Klauenbäder in Herden mit akutem Befall machen aber nur Sinn in Kombination mit der Verabreichung systemischer Antibiotika. Wenn man zwischen den Klauenbädern Klauenkontrolle durchführt, spricht nichts dagegen, mit einem antibiotischen Spray, die systemische Behandlung lokal zu unterstützen, aber es ersetzt diese nicht.

Wann man den Klauenschnitt durchführt, und wie tief man dabei geht, da streiten sich die Gelehrten. Früher hat man radikal bis zur formstabilen Klaue zurückgeschnitten, und dass, ohne die Wirkung der Antibiose abzuwarten - eine recht blutige Angelegenheit. Nach neueren Erkenntnissen, wird erst ein sichtbarer Erfolg der Behandlung abgewartet, und dann mit möglichst unblutigen Schnittmaßnahmen, die Klaue wieder annähernd, und letztendlich schrittweise, wieder in die gewünschte Form gebracht.

Christoph
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Re: Moderhinke

Beitrag von KABA »

Kennt jemand dies: http://www.prontocare.de/klauenbehandlu ... spruehgel/ ??
Allein, dass keine Inhaltsstoffe angegeben sind, macht ja schon misstrauisch... :?: klingt einfach zu einfach :o:
Andererseits scheinen die Wundpflegeprodukte in der Humanmedizin durchaus gebräuchlich zu sein, wenn man den Infos im Netz glauben kann. Und manchmal kann "einfach" ja durchaus wirkungsvoll sein... :gruebel:
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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Re: Moderhinke

Beitrag von Steffi »

Da steht: "Als Zerfallsprodukte entstehen lediglich die natürlichen Bestandteile Wasser und Salz." Ist das jetzt eine einfache Kochsalzlösung? :gruebel:

LG
Steffi
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Re: Moderhinke

Beitrag von peter e. »

KABA hat geschrieben: Mo 23. Nov 2020, 19:25 ...
Andererseits scheinen die Wundpflegeprodukte in der Humanmedizin durchaus gebräuchlich zu sein, wenn man den Infos im Netz glauben kann. Und manchmal kann "einfach" ja durchaus wirkungsvoll sein... :gruebel:
rein biologisch unterscheidet sich human vom vet überhaupt nicht, von daher gab oder gibt es reichlich Produkte aus dem Vet.-Bereich, die im Humanbereich durchaus erfolgreich sind - und umgekehrt. <Vorschriften> lassen es aber nicht zu, dass für den jeweiligen Bereich Werbung gemacht werden darf noch <dürfen> sie eingesetzt werden... :gruebel:
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
grauwoller
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Re: Moderhinke

Beitrag von grauwoller »

Dieses Wundermittel muss ich haben, das klingt einfach zu verlockend!
Wenn ich mir vorstelle, dass ich zum Reinigen der Klauen nicht mehr auf schnödes Wasser zurückgreifen muss, sondern solch eine tolle Alternative habe...Hut ab vor den vermarktungs-strategischen Leistungen dieser Firma, mit dem Hinweis auf die angeblich prophylaktische Wirkung lässt sich bestens Kohle machen,

Christoph
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peter e.
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Re: Moderhinke

Beitrag von peter e. »

dann erlaube ich mir den Hinweis auf folgendes Mittel .
Lässt sich gut mit Pinsel auftragen und hat genau die wichtigen Inhaltsstoffe.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
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