Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

(Dieses Forum ersetzt nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen Tierarzt.)
Antworten
moony
Beiträge: 116
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 0

Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von moony »

Moin zusammen,

ich habe erneut Problem mit einer meiner Auen. Sie stand mit den anderen 2 Monate im Stall und hat Heu und Kraftfutter bekommen bis dahin alles gut. Im April hat sie zwei gesunde Lämmer geboren. Seit ein paar Wochen versuche ich die Tiere wieder an die Weide zu gewöhnen, angefangen hab ich in der ersten Maiwoche- Lehrbuchmäßig, erst frisch geschnitten Grün aus der Hand gefüttert, dann 5 Minuten raus, dann 20, dann eine Stunde, dann 1 1/2 ...
Als ich bei 5 Stunden (ohne Probleme) war, ist leider eine Phase mit 8 Stunden eingetreten. Nach dem Reinholen der Tiere war alles normal. Am nächsten Morgen hatte die Aue über Nacht ihren Heu-Trog demontiert und umgekippt, also die ganze Nacht nichts gefressen. Sie begrüßte mich mit sehr lautem, durchgängigen Blöcken und starkem Hecheln. Das Tier war nicht ruhig zu stellen, wie unter Adrenalin, wirkte gehetzt und gestresst. Durchfall. Daher mein Verdacht der Alkalose, da das Gras auf der Wiese nicht einmal Ansatzweise lignifiziert war und es eine sehr satte Wiese ist, also Eiweiß pur (Wiese ist erst spät aufgewachsen, da im Winter einmal beweidet). Daher der Verdacht auf Alkalose.

Behandlung wie folgt: Tier im Stall behalten, Heu-Diät, Elektrolyte und Puffer (von Agrolyt, mit Natriumbicarbonat) zugeführt, 2* täglich gute Portion eingeweichte Rübenschnitzel, danach Pansenstimulanz in warmen Wasser. Hat nach 2 Tagen so gut gewirkt, das Tier hat sich beruhigt, hechelte nach 3 Tagen gar nicht mehr, und Kotkonsitenz war fest-breiig- naja man sah was es mal werden sollte. Das Tier hat die ganze Zeit über gut gefressen und war sehr gut Ansprechbar, kein Fieber. Lämmer auch top gesund und mittlerweile schön propper. Atem blieb aber leicht faulig, nach Kompost im Sommer.
Das war Anfang Mai. Von vorn angefangen mit dem Anweiden. Hat gut geklappt, nur der Kot blieb eher mittelmäßig. Kotproben aus Ende März negativ. Tier im Februar 2* entwurmt.

Gestern, erneut nach 7 Stunden Weiden komme ich zu der Herde und sie schnauft wie ein Walross. Hechelt wie ein Hund. Blöckt ununterbrochen. Also ab in den Stall, Heu hingestellt, Elektrolyte zugeführt, mittelgroße Portion Rübenschnitzel. Nach 2 Stunden Pansenstimulanz und Stullmisan.

Heute: Tier atmet wieder normal, hat aber Durchfall. Wirkt wieder entpannt. Lämmer top, fit, Euter normal. Hat heute morgen nochmal Rüben und Pansenstimulanz bekommen. Wie soll ich weiter verfahren?

Kann es sein, dass der Pansen nicht genug angesäuert wurde, nach dem letzen mal, und sich die Pansenflora nicht erholen konnte? Oder ist es doch was ganz anderes, wo ich mir nicht vorstellen kann was es ist (da kein Fieber, Schleimhäute rosig, keine Krankenvorgeschichte, keine sichtbaren Entzündungen, kein Schnodder, kein Husten, Atemgeräusche normal, Pansengeräusche auch da)? Ich bin mit meinem Latein am Ende. Stamm-Tierärztin, die selber Schafe hält, auf unbestimmte Zeit außer Dienst, ErsatzTA hat keine Ahnung von Schafen.

Herzlichen Dank fürs Durchlesen und vielleicht weiß einer was.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4453
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von Henry »

Schon geschoren? Temp. gemessen im Vergleich?
Henry
der
Schafschützer
moony
Beiträge: 116
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 0

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von moony »

Vor zwei Wochen geschoren. Temp zwischen 39 und 39,2. Die Gotländer haben alle eine höhere Temperatur, egal zu welcher Gelegenheit und bei welchem Tier gemesser wird..

EDIT: eine Empfehlung, den richtigen pH-Wert wieder her zu stellen, ist Essig zu geben. Ich würde heut Abend mal ausprobieren ihr 2 EL Apfelessig zu geben, untergemischt in der Portion Rübenschnitzel. Danach, nach 2-3 Stunden wieder Pansenstimulanz. Aktuell ist sie draußen mit den anderen, im Stall ist es sehr heiß, ist eben nur als Winterquartier gedacht. Die Wiese besteht mittlerweile aus zu 4/5 abgereiftem Gras.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4453
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von Henry »

Ich würde am Pansen-pH+ nicht rumtun, wenn es sich nicht um akute Azidose handelt. Schon geringe Veränderungen können zu Massensterben oder Massenentwicklung der Pansenflora führen, die dann vom Schafstoffwechsel nicht auskorrigiert werden können. Lediglich Pansenpuffer sind in der Hinsicht ungefährlich, wenn das Schaf das CO2 los werden kann. Essig hat eine sehr große Bandbreite im pH+-Wert.

Miß doch den Pansen pH+ erst mal im Vergleich zu den anderen, Dir gesund erscheinenden Schafen.
Henry
der
Schafschützer
moony
Beiträge: 116
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 0

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von moony »

Danke für deine Antwort! Wie Messe ich den Pansen-pH?
Über TA und pansensaftexktaktion? Oder kann ich das auch selber machen?
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4453
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von Henry »

Pansensaft ziehen und sofort in ein Meßgerät geben.
Pansensaft kann nicht stabilisiert werden. Weder Einfrieren noch Warmhalten hilft. Es sei denn, der Pansen ist soweit aus seine Sollwerten, daß ohnehin nichts mehr lebt - also wohl auch das Schaf nicht.
Wird der Pansensaft durch eine Sonde gezogen und soll der pH+-Wert genai bestimmt werden, dann darf kein Speichel in die Probe geraten. Dafür ist eine Methode mit zwei Schläuchen anwendbar. Der größere wird vorgeschoben und schirmt dann den inneren Probenschlauch ab, der hinten zugehalten in den Pansen vorgeschoben werden kann. Erst dort wird dann die Probe angesaugt.

Ich halte das für Overkill, in Deinem Fall.

Es gibt auch Meßsonden, die durch einen Sondenschlauch direkt in den Pansen vorgeschoben werden können.
Henry
der
Schafschützer
moony
Beiträge: 116
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 0

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von moony »

@Henry: Danke für deine Erklärung. Ich denke auch, das ist etwas viel.

Gibt es noch Ideen? Die Tiere sind nun seit dem Wochenende wieder 24h draußen. Alle außer die Aue haben es gut vertragen. Sie hatte anfangs mit "richtigem" Durchfall reagiert, der sich nach 24 Stunden aber wieder zu ihrem derzeitigen "Normalzustand" gebessert hat. Frisst ganz normal. Gestern war es sehr warm, deshalb hat sich Mittags wieder gechelt, vor allem nach dem Blöcken, abends gings wieder, Atemfrequenz immernoch stark erhöht. Seit dem Wochenende ab und an Nasenausfluss.

Am Dienstag kommt die TA sowieso zum Imfpfen der Lämmer, sie soll sich das Tier auch nochmal angucken. Gibt es noch Vorschläge, was ich ihr sagen kann? Falls sie Antibiotika geben will, worauf muss sie/ich achten?

Liebe Grüße
moony
Beiträge: 116
Registriert: Mo 6. Apr 2020, 21:57
Schafrasse(n): Gotländisches Pelzschaf
Herdengröße: 0

Re: Aue, verm. nach Alkalose, ständig Durchfall und Hecheln

Beitrag von moony »

Moin zusammen,
hier ein kleines Update:

Sie hat sich wieder erholt- es hat sehr lange gedauert aber es hat geholfen! Trotz der hitzigen Temperaturen hechelt sie nicht mehr, auch nicht in der Mittagshitze. Auch der Kot ist seit ein paar Tagen wieder normal. Stand auf einer mageren Wiese 24/7 draußen.

TA überzeugte durch Unwissenheit, daher hab ich die Behandlung Puffer, Pansenstimulanz, an 3 Abenden Lein-Öl und täglich Rübenschnitzel über den Tag verteilt noch etwas fortgeführt. Nach der Ölgabe wirkte sie auch nicht mehr so komisch unproportioniert aufgebläht.

Körperlich hat sie ganz schön abgebaut, aber nächste Woche gehts auf eine grüne Wiese. Ihre Lämmer zählen mit zu den kräftigsten.
Also, wenn ihr Alkalose Schafe habt, es kann laaange dauern, aber es lohnt sich!

Herzlichen Dank für die Mitarbeit :love:
Antworten