Moderhinke oder nicht?

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Dani_
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Moderhinke oder nicht?

Beitrag von Dani_ »

Hallo!
Ich habe gerade bei der Klauenpflege gesehen dass bei 2 meiner Mutterschafe die Klaue sehr brüchig ist und sich auch teilweise ablöst.
Es ist aber kein Eiter zu sehen was ja typisch für die Moderhinke ist und stinken tut auch nichts.
Hat schon jemand Erfahrungen mit ähnlichem?
Mineralmangel kann eigentlich auch nicht sein weil wir immer einen Mineralleckstein anbieten.

Denkt ihr es ist Moderhinke? Denn dann müsste ich die noch Gesunden Tiere so schnell wie möglich isolieren.

Wenn wer einen Erste Hilfe Tipp hat würde mir das sehr weiterhelfen :)
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Henry
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Re: Moderhinke oder nicht?

Beitrag von Henry »

Moderhinke beginnt IMMER im Klauenspalt auf der Fersenseite und unterminiert von dort richtung Fetsenballen. Es ist eine Erkrankung der Bildungszone der Hornhaut. Die Erreger sind streng (oblogat) anearob. Sie können nur unter Luftabschluß (midderbedeckte Klaue) und nur gemeinsam überleben.
Henry
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moony
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Re: Moderhinke oder nicht?

Beitrag von moony »

Bei Unsicherheit hilft ein Abstrich im Labor, gerne auch ein Mischabstrich von allen, wenn ein positives dabei ist musst du vermutlich eh alle behandeln.

Moderhinke bildet im Zwischenklauenspalt stinkenden Modder der nach unten und die Klaue unterwandert. Ist der Zwischenklauenspalt trocken, nicht gerötet und es riecht nichts ist MH unwahrscheinlich.

Je nach Mineralstatus der Herde, dh. Gehalte in Boden, Wasser, Aufwuchs, Futter und Bedarf der Rasse reicht ein Leckstein ggf. Nicht aus, jedenfalls nicht, um Mineralstoffmangel aus zu schließen. Auch ständiger Wechsel Nass-trocken ggf. Mit Belastung der Tiere durch Lämmer, leichte Infektion, unsaubere Klauenpflege o.Ä. können sich auch so äußern.
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Henry
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Re: Moderhinke oder nicht?

Beitrag von Henry »

Laborproben der obligaten Anaerobier Dicelobacter Nodosus und Fusobakterium Nekrophorum auf Nährböden und Antibiogramme sind sinnlos!

Bereits Minuten nach einer Probenahme sind keine vermehrungsfähigen Bakterien mehr anzuzüchten. Selbst dann nicht, wenn die Probe umgehend vakuumiert wird. Auf Nährmedien wächst bei einem Klauenspaltabstrich eine so große Vielfalt ubiquitärer Erreger, daß das Laborergebnis nicht therapierelevant ist. Anaerobier sind schlicht so beschissen und unsicher nachzuweisen, daß man schon über die Verdachsttherapie und die olfaktorische Wahrnehmung schließen muß.

Der genetische Nachweis gelingt manchen Laboren (auch) am bereits durch Sauerstoffzugang inaktivierten Erreger. Dauer und Kosten der Analyse stehen in keinem Verhältnis zur Therapie.
Henry
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