Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

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KABA
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von KABA »

Klasse! :huepf:
Hätte man das evtl. auch schon früher machen können?
Bitte nicht falsch verstehen, ist nicht etwa als Vorwurf gefragt (ich weiß ja, dass du alles nur mögliche machst!), sondern aus Neugier, weil erstens so ein Tumor ja eher selten ist, und zweitens diese Art der Behandlung ja vielleicht auch, oder?
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit eines Vogels im Eberescheneschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes auf der Weide am Abend.
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Steffi
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Hm, ja, nein, weiß nicht, vielleicht...
Das Ganze begann mit einem merkwürdigen Knubbel, den ich bei der Herbstschur unter der Wolle entdeckt habe. Hab dann den TA gerufen, der mir eine Salbe daließ, 2-3x täglich auftragen. Ok, gemacht. Knubbel wuchs innerhalb weniger Tage auf die doppelte Größe. Wieder TA, diesmal sehr ratlos. Da das Schaf trächtig war, lautete der Rat: abwarten oder Klinik und operieren. Nach zwei Tagen war der vorher glatte Knubbel plötzlich zerfurcht, blutig, schmierig-eitrig. Also in die Klinik gefahren. Dort Abwägung der Chancen und Risiken, auch im Hinblick auf die Trächtigkeit. 3 Stunden lang operiert, lange Narbe am Bein, die teilweise nicht hielt, weil wegen des tiefen Wegschneidens wenig Haut zum Vernähen da war. Schaf nach drei Tagen wieder heimgeholt. Die Wunde heilte erst gut zu, dann bildete sich eine Tasche, in die man den kompletten Finger stecken konnte, aus der Eiter floß. Also täglich spülen, Antibiose. Das Loch wuchs zu, alles sah gut aus, bis auf eine kleine verschorfte Stelle, etwa so groß wie eine Euro-Münze. Dieser Schorf fiel aber nicht ab, sondern war plötzlich erhaben, nach weiteren zwei Tagen golfballgroß. Ich hatte alle 2 Tage aktuelle Fotos in die Klinik geschickt und die Behandlung immer abgestimmt. Diesem neuen Gewächs bin ich dann mit Vereisungsspray zu Leibe gerückt. Nach 3 Tagen fiel es ab und sag wieder gut aus. Bis zur Lammung hielt sich dieser Zustand dann einigermaßen stabil. Nach der Geburt wuchs das Ding innerhalb von 2 Tagen auf Faustgröße an, wieder blutig-eitrig-schmierig. Der Rest steht im Eingangspost. Da sich ständig neue Tumore bilden - alle beschränkt auf die Innenseite des linken Hinterbeines - glaube ich nicht an eine Heilung. Vielleicht könnte man mit einer ähnlichen Therapie wie beim Equinen Sarkoid bei Pferden etwas retten, aber sowas kostet dann schon mal 5000€ und mehr, bei ungewissem Ausgang. Ich hänge zwar an dem Schaf, aber das ist einfach nicht drin... Ich versuche halt in Absprache mit dem Doc ihr irgendwie, durchaus auch mit unkonventionellen Mitteln und Ausprobieren, die Lebensqualität zu erhalten, weil sie sich wirklich rührend um ihren Sohnemann kümmert und nicht zu leiden scheint. Die Alternative wäre gewesen, es noch einmal mit einer OP oder dem Elektrokauter zu versuchen. Dann hätte aber das große Risiko bestanden, sie sofort zu verlieren. Und auch das wäre nur eine temporäre Lösung gewesen. So ist sie jetzt hier in ihrer Herde, in der sie aufgewachsen ist, hat ihr Lamm bei sich und keinen (zusätzlichen) Streß. Die Klinik bekommt nach wie vor alle paar Tage einen Lagebericht und ich neue Vorschläge, was ich versuchen kann. Das Bein sieht besch...eiden aus, alles voller kleiner und größerer Tumore, ich kann die nur abbinden, wenn die eine gewisse Größe und Form haben, da ist keine Haut mehr, die ich dehnen könnte, den Rest versuche ich mit Vereisung am Wachstum zu hindern. Aber manchmal wachsen sie über Nacht auf die doppelte Größe. Das ist alles ein Drahtseilakt und beim Schaf sicherlich eher im Bereich "Experimentalmedizin" anzusiedeln.

LG
Steffi
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Henry hat geschrieben: Sa 17. Apr 2021, 19:24 Und hiffentlich gibtas auch ein Bild. Bitte.
Bild von Mutter und Lamm hast Du jetzt. Möchtest Du auch welche von dem Ding??? Die gehen dann aber nur mit Vorwarnung an Leute mit schwachem Magen :gruebel:

LG
Steffi
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Henry
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Henry »

Ja, möchte ich.
Wer Wolfriße gesehen hat und Lammungen, der wird wohl auch tumoröses Gewebe und OP-Wunden aushalten.
Henry
der
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Daß Du das verkraftest, weiß ich, aber hier lesen ja noch andere mit.

Ok, hier also einige Bilder von der Entwicklung:


So sah es nach der ersten Behandlung durch den TA aus (das Gelbe sind die Salbenreste):
Bild

Zustand bei Vorstellung in der Klinik:
Bild

Eine Woche nach der OP:
Bild

Es wächst wieder:
Bild

Nach der Eisspray-Behandlung:
Bild

Tiefe Tasche, täglich gespült:
Bild

Fast geschafft:
Bild

Und wieder wächst es...
Bild

Zustand vor Abbinden des großen Tumors:
Bild

Aktuelle Bilder hab ich noch nicht gemacht.

LG
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von dicke wolke »

Ist von dem Tumor mal etwas eingeschickt worden? wäre ja interessant und vielleicht hilfreich zu wissen was für eine Art von Tumor es ist, dann könnte man vieleicht auch die Ursache ergründen. Wünsche dir das du so viel Zeit rausschindest wie irgendwie geht. LG
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Nein, wir haben nichts eingeschickt. Als sie damals zur OP in der Klinik war, sagte man mir, das wäre erfahrungsgemäß auf jeden Fall bösartig, das Geld für die Histologie solle ich besser in die Behandlung stecken, als in die Bestätigung einer aggressiven Geschwulst. Klar, es gibt Verfahren, aus dem Tumorzellen was für die Eigenblutbehandlung zu entwickeln. Aber das sind alles Kosten jenseits von gut und böse. Medizinisch-technisch geht vieles, aber ganz praktisch macht das niemand gratis. Und einen Erfolg garantiert auch niemand. Sie ist ja schon nur operiert worden, weil es den persönlichen Ehrgeiz des Docs geweckt hat und ich bereit war, (halbwegs viel) Geld in dieses Schaf zu stecken. Jeder andere TA (auch mein Hof-TA) hätte sie gleich zum Schlachter weitergeleitet. Ich bin da sehr dankbar, auch für die unkomplizierte Unterstützung nach der OP.
Ich glaube, solche Dinge sind bei Schafen so selten, daß sich das nicht einmal zu Forschungszwecken lohnen würde. Da gibt es deutlich häufigere Krankheitsbilder, die trotzdem aus Kostengründen nicht behandelt werden und gleich zum Metzger führen. Aber wer sich berufen fühlt, dem kann ich gern den nächsten abgefallenen Tumor schicken... :lachma:

Das restliche Gewebe des großen Tumors scheint auf die Vereisung gut anzusprechen, es sieht schon sehr viel weniger durchblutet aus und löst sich langsam auf. Dafür scheint es durch das Abbinden des neuen kleineren Tumors etwas zu zwicken. Die Stelle ist doof und es ist kaum dehnbare Haut da. Ich hoffe, der gibt in ein paar Tagen auf. Das Zink-Salben-Spray hält aber super die Fliegen fern!

LG
Steffi
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peter e.
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von peter e. »

Steffi hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 18:18 ... Das Zink-Salben-Spray hält aber super die Fliegen fern!
LG
Steffi
Ich war ja ein Fan von Zinksulphat, brennt wie Feuer wirkt aber, weil das Gewebe - je nach Konzentration - (aus-)getrocknet wird.
Desweiteren wäre vielleicht interessant zu wissen, wie der Spuren- und Mengenelementehaushalt im Blut registriert wurde, ich meine also die wichtigsten Elemente. Hätte man da auch ansetzen können?
Ich könnte mir vorstellen, dass das höher konzentrierte, selbst gemischte Zinksulphatspray effektiver ist als die Zinksalbe.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Peter, das Zinksalbenspray soll nichts weiter tun, als die schmierige Wunde abdecken und die Fliegen fern halten. Ansonsten hat das Null therapeutischen Nutzen. Um dem Tumor den Saft abzudrehen, ist das Eisspray da. Quasi Kryotherapie hausgemacht. Ich glaube, wenn´s brennt, würde das Schaf nicht mehr mitspielen wollen :gruebel:

LG
Steffi
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Steffi
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Re: Mutterschaf stirbt, Lammversorgung?

Beitrag von Steffi »

Nun hab ich extra für Henry die Bilder hochgeladen, jetzt sagt er nix dazu :gruebel:
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