Flaschenlamm nimmt nicht zu + welcher MAT am besten

[Sunny]

Hallo,
obwohl ich eine eifrige Leserin des Schafforums bin und mir schon viele Tipps weitergeholfen haben, hatte ich mich noch nie aktiv beteiligt. Doch nun bin ich mir bei unserem Flaschenlamm so unsicher, dass ich gerne eure Unterstützung hätte. Unsere beste Aue mit Drillingen (Barbados Schaf) hatte eine Euterentzündung, so dass wir sie 1 Woche getrennt halten mussten. In dieser Zeit haben wir die Drillinge mit der Flasche gefüttert, sie waren zu diesem Zeitpunkt 2 Wochen alt. Nach erfolgreicher Behandlung konnten wir die Aue vor 3 Tagen wieder zur Herde lassen und Gott sei Dank hat sie 2 Lämmer wieder angenommen. Das dritte, unser Weißschwänzchen, wurde in der 1 Woche zum richtigen Flaschenkind und trinkt auch heute nicht bei der Mutter, obwohl es mitläuft.

Nun zum Thema, das auch schon oft im Forum behandelt wurde, ich weiß. Aber mit der Tränkeanleitung und der 12%-Regel nimmt das kleine Lamm (jetzt also 3 Wochen), Gewicht 4 kg einfach nicht zu, habe den Eindruck, es wird eher mickriger. Auch steht es, wie auch schon andere berichtet haben, immer mit gekrümmten Rücken da. Im Moment bekommt es 5x 120 ml (die Menge habe ich seit gestern etwas erhöht), genau temperiert und dosiert nach Anleitung. Es mümmelt auch am Lämmerkorn, am Heu und auch schon ein bisschen am Gras.
Nun gibt es auch diese Tabelle mit Tränkeanleitung (siehe Anhang), die eine Erhöhung der Milchmenge nach Tagen vorsieht – danach müsste ich wesentlich mehr geben…
Habe Angst, dass es nun noch eingeht.

Die 2. Frage – könnt ihr mir einen Tipp geben, welcher Milchaustauscher der beste ist? Habe hier auch schon einige Foren durchgeforstet, aber nichts genaueres gefunden. Alpmill Lämmermilch gibt es irgendwie nicht zu kaufen, dann war da noch Milkivit oder von Bergaphor oder Blattina?? Josera soll ja nicht mehr gut sein... Denke, dass es auch an der Qualität des MAT liegt, ob Lämmer Verdauungsprobleme bekommen,oder?

Vielen Dank erst mal.

Anleitung_Flaschenlaemmer Milchmenge.xls

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[Steffi]

Ich habe (zum Glück?) nicht wirklich viel Erfahrung mit der Flaschenaufzucht. 12% von 4000g sind 480g/Tag geteilt durch 5 = 96ml pro Mahlzeit. So viel wiegen bei mir die Neugeborenen. Deren Magen hat ein Fassungsvermögen eines Schnapspinchens. Mehr sollte da pro Mahlzeit auch nicht rein. Wie schwer war der Knirps denn bei der Geburt? Die Tabelle geht von einem Geburtsgewicht von 3kg aus! Hast Du das bei der Milchmenge berücksichtigt und entsprechend angepaßt?
Ein Lamm mit aufgekrümmten Rücken hat ein akutes Problem. Das kann vielfache Ursachen haben, am unwahrscheinlichsten ist, daß es zuwenig Nahrung bekommen hat, eher schon zu viel, was zu Verdauungsproblemen führt. Wie ist seine Temperatur, Verdauung? Mit 2 Wochen würde ich auch an Kokzidien denken.

LG
Steffi

[Sunny]

Hallo Steffi,
danke für Deine schnelle Antwort. Das Geburtsgewicht kenne ich nicht, da sie ja alle am Anfang bei der Mutter getrunken hatten. Allerdings sind die Barbados Lämmer zu Beginn sehr klein, so um die 1,2 kg. Ich hatte bei der Tabelle dieses Geburtsgewicht eingegeben, dennoch wird dann am 21. Tag wesentlich mehr an Menge angegeben. Bisher hatte ich mich immer an die 12 % gehalten, also 480 ml über den Tag gegeben. Aber den krummen Rücken hat es immer gemacht, im übrigen auch die beiden anderen, also wir sie tränkten, obwohl wir immer genau auf die Temperatur und alles geachtet hatten. Diese saugen nun wieder bei der Mutter und alles ist gut. Uff, Flaschenlämmer sind so schwierig und es ist auch traurig, da man ihnen doch helfen will...

[peter e.]

..., da man ihnen doch helfen will...

Genau da sehe ich die Schwierigkeit: Mensch hat anderes Denken, Überlegen, Handeln als Tier, also Schaf. Ich habe schon an anderen Stellen versucht darzulegen, dass der größte Fehler in der Lammaufzucht (ob natürlich oder per Flasche) der Gedanke ist, dass Lamm MUSS satt werden - eben nicht. Weil wenn Lamm satt, dann ist die Gefahr am größten, dass unverdautes Material (Milch, gekautes Heu, Gras) in den Darm kommt, was nicht darf. Jetzt nach gut drei Wochen hat sich das Vier-Magen-System soweit entwickelt, dass schon Wasser gesoffen wird und Heu genascht werden sollte. Wenn nicht, dann ist Magen überfüllt. Lämmer müssen Hunger haben! D.h. nicht, dass der Magen leer sein soll, sondern nur nicht ganz gefüllt. Schau mal die normal saugenden Lämmer an, wenn sie älter als drei Wochen an der Mutter saufen: wie lange saugen sie, wieviel Milch wird dann in dieser Zeit wohl in die Lämmer kommen? Wie oft machen sie das am Tag?
Und schon sind wir in einer Größenordnung (Steffi hat es angeschnitten) dass pro Tränkung kaum mehr als ein Schnapsglas aufgenommen wird, und Barbados sind jetzt nicht die größten.
Also - wenn es geht, das Flaschi alle zwei Stunden mit nicht mehr als 50ml füttern, Wasser zur freien Verfügung.
Die Hersteller von MAT sind fast egal, wichtig ist die Einhaltung von Anrühr-Temp. und Fütter-Temp. Noch einfacher ist es mit 3,8%H-Milch und 200ml Schlagsahne auf ein L und ein Teelöffel Lebertran sowie ein Eßlöffel Fruchtzucker, kein Haushaltszucker.
Du hats ja selbst bemerkt, dass die anderen Lämmer, seitdem sie bei der Mutter sind, keinen Rücken mehr haben - bekommen sie jetzt mehr?
Gutes Gelingen

[Sunny]

Hi Peter,
danke für den "Klartext". Also für jetzt - und für die Zukunft - IMMER nach Gewicht gehen und 12%-Regel. Und besser öfter und weniger.... aber ab wann ist der Magen größer als ein "Schnapsglas", d.h. ab wann kann man mehr geben und dafür im größeren Abständen? Gibt es dafür eine "Faustregel" bzw. Erfahrungswerte - also nach Tagen oder nach dem Gewicht oder der Gewichtszunahme des Lammes, wenn ja bei wieviel? Laut Tränkeplan wären es bei 2 Wochen ja nun nur noch 3-4 mal täglich.... Das war (auch früher schon) meine Frage bzw. große Unsicherheit.

Deinen Tipp mit Milch, Sahne etc. hatte ich auch schon hier im Forum gelesen, aber meine Tierärztin war dazu etwas spektisch. Aber Du hast damit gute Erfahrungen gemacht, ohne Ausfälle? Vielleicht hat dies auch noch jemand anders im Forum ausprobiert? Würde mich sehr interessieren.

Es wäre schön, wenn jemand auch noch zur Qualität von MAT etwas sagen könnte, hat jemand besonders gute Erfahrungen gemacht? Vielleicht Henry?
Oder schließt ihr euch Peter an, dann hätte ich auf diese doch immer wiederkehrende Frage endlich eine Sicherheit!
Erst mal vielen Dank.

[dicke wolke]

Bei MAT konnte ich keine großen Unterschiede feststellen, der Landwirt meines Vertrauens meint wenn schon MAT dann einen mit möglichst wenig pflanzlichem Eiweiß. Vor einigen Jahren hatte ich nur ein einzelnes Flaschenlamm da lohnte kein MAT, die Kleine habe ich mir reiner Kuhmilch direkt vom Hof aufgezogen, hat sich super entwickelt ist inzwischen mehrfache Mutter.
Eines meiner Flaschenlämmer vom letzten Jahr wollte auch nicht wachsen, hat ewig kaum zugenommen, inzwischen ist er fast ein Jahr alt und halb so groß wie seine gleichaltrigen Schwestern, läuft in der Bockgruppe und ist total fit nur eben mini.

[Steffi]

Die 12% beziehen sich immer auf das aktuelle Tagesgewicht des Lammes. Da es täglich ca. 200-400g zunimmt, erhöht sich auch die zu fütternde Milchmenge stetig. Am Anfangs sollte man das Lamm wirklich täglich wiegen. Dann siehst Du auch, ob es zunimmt. Tränkemenge ans jeweilige Gewicht anpassen. Wenn alles paßt, das Lamm fit ist, gut zunimmt, kann man mit 2-3 Wochen auf weniger häufig wiegen reduzieren und auch die Tränken pro Tag reduzieren (Nachtruhe ausdehnen).
Wiegt das Lamm bei der Geburt 4kg, bekommt es alle 2 Stunden ca. 40ml Milch. Nach einer Woche sollte das Lamm etwa 6kg wiegen, die Tränkemenge wäre dann 720ml. Wenn man dann nachts die Pause auf 4 Stunden ausdehnt, sind es ca. 8 Flaschen á 90ml am Tag, usw. Je engmaschiger man in den ersten Wochen wiegt und anpasst, desto kleiner sind die Sprünge in den Mahlzeiten. Nach 3-4 Wochen sind die aus dem allergröbsten raus und man kann nachts die Pause auf 6 Stunden ausdehnen.
Große Schäfereien können das oft gar nicht leisten und stellen die Lämmer auf 3-4 Mahlzeiten mit angesäuerter Kalttränke ein. Das ist leider oft ein "friß oder stirb"-Prinzip mit Sterberaten von 10% und mehr.
Ein Lamm aufzuziehen ist fast genauso aufwändig wie einen Säugling zu haben. Allerdings hat man den Streß im Gegensatz zu einem menschlichen Baby nur 6-8 Wochen, dann fressen die schon Gras, Heu und Pellets und man kann nachts wieder durchschlafen
Die Angaben mußt Du für Dein Minischaf natürlich umrechnen.

Ich habe damals "milk & fat" von Josera gefüttert und die "Lämmer" werden dieses Jahr schon 7 Jahre alt. Kollege von mir füttert Bergaphor, auch mit guten Erfahrungen. Letztendlich tun die sich nicht wirklich viel. Entscheidender sind angepaßte Menge und richtige Temperatur.

Viel Erfolg!

[Ibi]

Seit letztem Jahr füttere ich auch mit H-Milch und Sahne und habe endlich keine tränkebedingte Durchfallproblematik mehr! Sowohl bei den zugefütterten Drillingen wie auch bei den reinen Flaschenlämmern! Die Beiträge von Henry sind da sehr informativ und helfen weiter. Und Tierärzte haben gerade bei Schafen nicht immer so viel Erfahrung, wie nötig/schön wäre. Leider gerade erst wieder erlebt.

Und darüber hinaus ist es sehr viel einfacher in der Nacht diese Tränke vorzubereiten als ewig mit der Temperatur für das MAT (anrühren /verfüttern) herumzujonglieren - so habe ich nämlich noch Zeit hier im Forum zu lesen - oder einfach schnell wieder ein bisschen weiterzuschlafen
Viel Erfolg!

Ibi

[Ibi]

... als MAT hatte ich den von Josera, den bekam ich in der jeweils gewünschten Menge abgefüllt bei uns in der Futtermühle. Ist nicht schlecht, aber eben auch nicht besser oder einfacher. Die Lämmer sind, so sie denn ansonsten gesund waren auch damit groß geworden.

[eifelschaf]

Ich glaube nicht, dass das Ziel, das Lamm großzukriegen, in erster Linie von der Sorte des MAT abhängt. Ist doch super, wenn du überhaupt MAT hast – viele greifen auf Rezepte in Eigenregie zurück und das scheint auch zu funktionieren. Ich schließe mich deshalb an: Menge, Zubereitung, Temperatur sind viel entscheidender.

Eine Lösung mit "Ausfallgarantie" wirst du nicht bekommen.

Vielleicht soll es einfach nicht sein und es hat seinen Grund, dass die Mutter "nur" zwei von drei Lämmern wieder angenommen hat. Das muss man im Ernstfall akzeptieren. Aber zum Glück scheint es noch viele Möglichkeiten zu geben, was du tun kannst.