Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

AndreaF.
Beiträge: 15
Registriert: Fr 15. Jan 2021, 21:58

Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von AndreaF. »

Hallo und einen schönen guten Abend.

Wir haben aktuell ein 4 Tage altes Flaschenbocklamm (Barbados Black Belly, 2,2kg) bei uns im Haus. Es ist unsere erste Handaufzucht. Dieses Lamm würde ich gern so schnell wie möglich wieder zur Herde (in kleine „Buchte“) in den Stall (kein Strom) geben.

Nun zu meinen Fragen:

Bei welchen Temperaturen meint ihr ginge das. Die nächsten Tage sind Minusgrade angesagt. Danach kurzzeitig leichte Plusgrade. Kann jemand dahingehend Infos geben?
Wie verhält es sich mit dem Temperaturunterschied warmes Haus/ kalter Stall?
Muss oder kann ich das Lamm vorher akklimatisieren? Kann ich bzw. ist es sinnvoll/ratsam es zur Entwöhnung (von uns) bzw. Gewöhnung (an Herde) erstmal tagsüber/zeiweise in den Stall zu stellen.
Oder muss ich es noch wesentlich länger im Haus behalten?

Noch eine Frage zur Fütterung:

Soll ich dem Lamm Kraftfutter (Pellets?) anbieten. Unsere anderen haben nichts extra bekommen. Wenn ja ab wann? Kann mir jemand eine Sorte/Firma empfehlen. Unsere Schafe bekommen hauptsächlich Heu/Gras. Als Zugabe etwas Getreide und Gemüse (Runkel etc.).

Und nun noch eine kontroverse Frage:
Wie intensiv soll/darf ich das Lamm „bemuttern“. Es ist ja nun schon auf uns Menschen fehlgeprägt. Bin mir des Risikos auch bewußt. Aber wir sind nun seine Bezugslebewesen, die ihm Schutz und Nähe bieten sollten.
Das Lamm ist aktuell in einer großer Hundebox untergebracht. Tags in der Küche. Während der Fütterung, plus zeitweise zwischendurch darf es frei laufen. Die ersten Nächte hatte es mit mir im Wohnzimmer übernachtet. Diese Nacht wollte ich es in der Küche lassen. Verständlicherweise hat es ziemliche Panik bekommen als es merkte, dass es alleine war. Jetzt ist es also wieder im Wohnzimmer und schläft friedlich.
Bin mir dabei sehr unsicher wie ich mit dem Lamm „verfahren“ sollte, auch weil mir hier die Erfahrung fehlt. Die Auen kommen ja auch sofort angerannt wenn ihr Lämmchen schreit. Aber, zu viel Aufmerksamkeit und man hat später ein ständig blöckendes Schaf etc. Zu wenig Zuwendung und ich habe jetzt ein schreiendes gestreßtes Lamm :o: .

Vielen Dank schon mal für eure Antworten und Tips.
Benutzeravatar
Insane
Förderin 2023
Förderin 2023
Beiträge: 1322
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 15:16
Schafrasse(n): kuschelwollige Büffelschafe <3
Kontaktdaten:

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von Insane »

Hallo Andrea,

ich denke, dein Flaschi ist deutlich zu jung, um es "auszuwildern", den es braucht ja immernoch in Recht kurzen Abständen die Flasche.

Wir haben unser Kaiserpaar (Sissi und Franz) mit ca. 2 Wochen immer wieder tagsüber zur Herde gestellt und dort gefüttert. Jetzt sind sie dauerhaft draußen und kommen gut klar, weil sie draußen "Freunde gefunden" und von ihnen gelernt haben, wo es trocken und warm ist. Allein wird es wohl etwas schwieriger.

Vor allem sollte es Erde bekommen zum beknabbern. Ein getrockneter Maulwurfhaufen ist ideal. Dann Haferflocken. Pellets wird es noch nicht nehmen, aber anbieten schadet auch nix.
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
AndreaF.
Beiträge: 15
Registriert: Fr 15. Jan 2021, 21:58

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von AndreaF. »

Gut, dann stell ich mich darauf ein. Meinen Mann wird es freuen wenn es noch etwas im Haus ist :freu: Er findet es total Klasse. Soll ja dann auch wieder etwas wärmer werden.

Das mit der Erde habe ich gelesen. Werde dann heute mal unterm Schnee Maulwurfshügel suchen. Haferflocken kann ich dann Montag besorgen.
Benutzeravatar
Henry
Beiträge: 4439
Registriert: Fr 4. Nov 2016, 10:40
Wohnort: Leipzig
Schafrasse(n): Bluefaced Leicester, Kamerun, Wiltshire Horn, Merino Landschafe, Mules
Herdengröße: 310
Kontaktdaten:

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von Henry »

Beim Auswildern hilft ein zweites Flaschenlamm. Bestimmt findest Du eins, wenn Du mal öffentlich fragst.
Henry
der
Schafschützer
AndreaF.
Beiträge: 15
Registriert: Fr 15. Jan 2021, 21:58

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von AndreaF. »

Bei uns in der Gegend gibt es nicht viele Schafe. Wollte eigentlich keine weiteren Schafe dazutun (Platz, müssen erst von den älteren welche schlachten). Was würdest du allerdings meinen mit öffentlich fragen?

Andere Idee: vorhin hat unsere andere Aue gelammt. Ein Lamm, alles super, kümmert sich gut. Ich könnte mir vorstellen, dass ich das Flaschenlamm wenn es wärmer ist, zu ihr und ihrem Lamm in einen seperaten Bereich lasse. Sie ist vom Wesen sehr zart und ruhig. Denk nicht das sie dem kleinen etwas tut. Nicht zum saugen/aufziehen aber als Gesellschaft/Integration etc. Was meint ihr?
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von grauwoller »

wenn es eine gute Mutter ist, wird sie es wegstossen. Das Euter wird gnadenlos verteidigt, auch wenn vielleicht noch was über wäre. Klingt hart, die Natur hat es aber so eingerichtet, dass die Nachkommen von den funktionierenden Müttern durchkommen sollen. Ein Flaschenlamm ist ja meist das Resultat einer nicht funktionierenden Mutterschaft. Probiers aus, dann bist du schlauer,

Christoph
AndreaF.
Beiträge: 15
Registriert: Fr 15. Jan 2021, 21:58

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von AndreaF. »

Hatte auch eher gedacht, dass er sich dem Lamm anschließt, nicht das er zur Mutter geht. Das die sozusagen "zusammen aufwachsen". Das die Mutter ihn aber wenigstens in dem seperaten Abteil (ist recht groß) duldet. Damit er nicht ganz allein ist, die Eingewöhnung besser läuft und er "schafich" lernt. Ich hatte nun schon 3 mal den Fall in unserer Herde, da durften fremde Lämmer mit trinken. Deswegen diese Idee.

Was meint ihr nun zur Temperatur bzw. den Temperaturunterschieden?
wollwiese
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 340
Registriert: Do 29. Sep 2016, 21:11
Wohnort: Schleswig-Holstein
Schafrasse(n): Leineschafe ursprgl. Typ
Herdengröße: 12

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von wollwiese »

Temperaturen:
Es wird am Anfang frieren, egal ob einige Plus- oder Minusgrade herrschen. Geh erstmal mit ihm 2-3 Tage stundenweise raus (Garten /spazieren), dann ausweiten auf tagsüber Weide, dann komplett. Eigentlich akklimatisieren die sich relativ schnell.

Das mit dem zustellen in die Box kannst du probieren, würde aber anfangs gut beobachten wie die fremde Mutter reagiert, da sie sich in beengtem Raum schlecht ausweichen können.
Den Trennungsschmerz kannst du etwas lindern, indem du ein getragenes Kleidungsstück von dir in der Box an eine Horde knotest.
Egal ob es zu der Kleingruppe oder in die komplette Herde kommt, es wird anfangs herumgestoßen und als fremd betrachtet werden. Da kannst du nichts dagegen tun, da muss es durch. Nach 1-2 Tagen wird es geduldet und einige Zeit später wird es sich mit den anderen Lämmern anfreunden.
:schaf2: loot de schoop man schietn, wull woos liekers. :schaf3:
AndreaF.
Beiträge: 15
Registriert: Fr 15. Jan 2021, 21:58

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von AndreaF. »

Vielen Dank für die Tips und Antworten

War heute mit ihm das zweite mal im Stall zum kennenlernen. Waren alle sehr artig. Allerdings ist er ja noch nicht so zu den anderen gegangen. Werde das nun jeden Tag machen und ihn dann in ca. 1 1/2 Wochen komplett raus tun (da soll es milder werden). Dann ist er ca. 2 1/2 Wochen alt. Oder schon eher? Hab halt Sorge das er sich ne Lungenentzündung oder so einfängt.

Je nachdem wie sich alle jetzt so verhalten kommt er erstmal separat oder zu ausgewählten Schafen (eine der alten Auen fand ihn ganz nett) getan. Die Idee mit dem Kleidungsstück ist super. Werde ich auf jeden Fall machen.

Hat vielleicht noch jemand Erfahrung mit der "Erziehung". Bzw. kann man etwas Tun oder lassen um das Risiko zu verringern, dass er "gefährlich" wird? Bei unseren anderen Böcken habe ich z.B. gute Erfahrung gemacht sie nicht vorn am Kopf anzufassen. Ist bei ihm aber schwierig, da er z.B. vorm/beim tränken überall mit seinem Kopf rumwühlt/stößt und das "Euter" sucht. Kastriert wird er auf jeden Fall.
Benutzeravatar
eifelschaf
Förderin 2023
Förderin 2023
Beiträge: 293
Registriert: Sa 18. Feb 2017, 10:47

Re: Flaschenlamm vom Haus in den Stall „auswildern“. Minusgrade, Temperaturunterschiede, Akklimatisierung?

Beitrag von eifelschaf »

Schafe sind Draußen-Tiere, deshalb würde ich mir bei der Temperatur nicht mehr Sorgen machen als nötig. Da hat er sich bestimmt schnell dran gewöhnt. Unter normalen Umständen wäre er ja auch jetzt ständig draußen oder im (kalten) Stall.
Bedenke, dass er als neues Herdenmitglied dazu kommt und sie die Rangordnung erst klären müssen. Ausdiskutieren geht schlecht, also geht es über Körpersprache. Das sieht vielleicht etwas grob aus, aber da kommt ihr nicht drumrum. Achte darauf, dass er Raum hat zum Ausweichen. :duck:
Antworten