Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Catweazle
Förderer 2021
Förderer 2021
Beiträge: 39
Registriert: Fr 3. Jul 2020, 12:52
Schafrasse(n): Ostpreußische Skudden
Herdengröße: 9

Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von Catweazle »

Wir haben derzeit sechs Skudden-Auen mit einem Bock auf einer großen Streuobstwiese (ganzjährig ohne Stall, nur mit mobilen Weideunterständen, die von drei Seiten geschlossen sind) stehen. Der Bock verhält sich uns Menschen gegenüber reserviert, frisst aus dem Futtereimer, wenn auch nicht aus der Hand. Er ist wachsam, reagiert sofort auf Warnungen der Auen (zB vor Spaziergängern), hat uns aber noch nie gestoßen oder gar angegriffen. Soweit ist alles im grünen Bereich.

Geplant war, ihn vor dem Ablammen wieder zu den anderen Böcken zu bringen. Den Lämmern wegen, und auch weil Skudden nicht saisonal sind, wir den Auen also keine erneute Trächtigkeit zumuten wollen.

Leider gibt es bei uns viele Füchse, auch Dachse und Marder. Da wir zumindest von der Leitaue wissen, dass sie bereits zweimal Zwillinge hatte, wollen wir den Fuchs auch deshalb möglichst von der Weide abhalten. In der Lammzeit kann ich immer mehrmals täglich bei den Schafen sein, auch an den Randzeiten (Dämmerung). Wir möchten zum üblichen Schafsnetz noch ein zweites drumherum stecken.

An erfahrene Schafhalter gerichtet, bitte ich Euch um eine Einschätzung:

1. Was ist das kleinere Übel - den Bock bei den Auen zu lassen, in der Hoffnung, dass er auch gegenüber dem Fuchs wachsam ist, oder meint Ihr, dass er diesen Job vermutlich doch nicht übernehmen wird? Wenn es eine gute Idee ist, ihn dabei zu lassen: wann würde die erste Brunst nach dem Ablammen einsetzen? Oder andersrum: mit wievielen Wochen sind die Lämmer so fit, dass sie dem Fuchs gewachsen sind?

2. Welcher Abstand empfiehlt sich zwischen den beiden Elektrozäunen? Wir haben Schafsnetze unterschiedlicher Hersteller und Höhen von 90cm-1,08m und nur vier Stück von ca. 1,20m. Oder hilft diese Maßnahme nicht wirklich, den Fuchs abzuhalten?

3. Das klassische Engstellen der einzelnen Muttern für einige Tage wird draußen so nicht funktionieren. Belassen wir es besser bei der vollen Weidegröße oder sollten wir dennoch für die Ablammungen nur wenig Fläche anbieten? ZB nur viermal 50m Netze?

4. Die Gegend ist etwas abgelegen und es kommt derzeit überall vermehrt zu Schäden durch Schwarzwild. Elektrozäune werden mitunter auch umgeworfen/ überrannt. Wir haben auch andere Weiden, die aber kleiner sind oder auch komplett ohne Baum. Wenn die Wildschweine eine noch größere Gefahr für die Lämmer darstellen sollten, könnten wir die Auen überhaupt noch guten Gewissens hochtragend auf den PKW-Anhänger verladen (4-6 Wochen vor dem Ablammen)?

So, das war nun viel Text, Bitte um Verständnis! Mit wenig Erfahrung sieht man manchmal das Wesentliche nicht, daher vielen Dank im Voraus für Eure Rückmeldungen.
Benutzeravatar
peter e.
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 708
Registriert: Do 29. Sep 2016, 22:52
Wohnort: Mittelhessen
Schafrasse(n): -ohne-
Herdengröße: 0

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von peter e. »

Wildsäue gehen in der Regel nur dann durch den Zaun, wenn sie "auf der Flucht" sind. Ziehen sie gemütlich durch die Gegend, wird der Zaun beachtet. Ich hatte schon Umgrabungen bis direkt am ZAun. Deshalb würde ich als eine Alternative betrachten, vor dem Schafzaun ziemlich unten und ca. 20-30cm drüber zwei Litzen zu spannen, könnte vielleicht auch den Fuchs abhalten. Dann muss aber die Bodenlitze des Schafzauns absolut am Boden gespannt sein, eventuell zwischen den Stäben nochmal abspannen.
Als zweite Alternative würde ich einen Hühnerzaun in Erwägung ziehen (ist aber teurer), der hat unten engere Felder, mag der Fuchs nicht. Willst du zwei Schafzäune hintereinander stellen wäre ein Abstand von ca. 50cm angebracht. Letztendlich wäre es sinnvoll (nach meiner Meinung) die kleinen Lämmer in den ersten zwei Tagen mit den Muttern im Unterstand <einsperren>, wäre mir sicherer.
Den Bock als <Wachhund> einsetzen ist wohl nicht zielführend, er ist auch mal auf der anderen Seite des -Geschehens-. Fuchs und andere können geräuschlos sich anpierschen, ich hatte schon zwei Tage alte Lämmer verloren, die halb angefressen im Unterstand lagen.
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
Catweazle
Förderer 2021
Förderer 2021
Beiträge: 39
Registriert: Fr 3. Jul 2020, 12:52
Schafrasse(n): Ostpreußische Skudden
Herdengröße: 9

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von Catweazle »

Erstmal Danke für Deine Antwort. Wir haben solche Unterstände:

https://www.siepmann.net/Weidezelt_f%C3%BCr_Schafe.html

Die bestehen aus den üblichen Steckfixhorden. Wäre es sinnvoll, mit unseren anderen Steckfixhorden eine Art Auslauf anzubauen oder bestünde dann wiederum die Gefahr, dass die Mutter die Lämmer aus den Augen verliert? Für einen Fuchs stellt das kein Hindernis dar.
Einen Hühnerzaun haben wir sogar, aber der ist nicht elektrifizierbar. Das Hühner-Euronetz könnte durchaus auch mal zweckentfremdet werden. In der Nacht dürfte er den Fuchs aber nicht abhalten (unterbuddeln oder überspringen).

Wir haben noch ein schönes Stück Grünland zur Verfügung, auf das wir die Auen erst nach dem Ablammen verbringen wollten. Es ist groß, aber recht ausgesetzt (kein Baum, absolut flach). Könnte der Bock so eine „langweilige Fläche“ besser „bewachen“?

Im Laufe der Monate ist es uns gelungen, die ehemals sehr sehr scheuen Skudden mithilfe des Futtereimers zu bestechen und handzahm zu machen. Mit einer Ausnahme, die uns das Leben doch schwer macht (zB alle im Pferch, aber grundsätzlich die Eine eben nie...) Sie hat in der doch noch überschaubaren kleinen Herde die Rolle der Aufpasserin. Sie ist nicht das Leittier, aber wenn sie flüchtet, gehen alle mit ihr durch. Und sie scheint ein Team mit dem Bock zu sein: wenn sie Laut gibt, ist er zur Stelle.

Die Bodenlitze gegen die Wutzen ist ein guter Tipp, das können wir angehen. :)
Letztlich gibt es vermutlich einfach keine hundertprozentige Sicherheit bei der Weidetierhaltung, daran muß ich mich noch gewöhnen.
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von grauwoller »

Hallo Catweazle - eines meiner Schafe heisst übrigens külwalda - wir sind mit unseren Tieren zur Lammzeit auch direkt am Wald, Peter kennt die hiesigen Bedingungen. Der Fuchs hat mir auch schon 3 Lämmer geholt,das ist aber schon länger her. Dachse sind in 400mtr. Entfernung wohnhaft, haben aber wohl nur Interesse an Nachgeburten. Die Marder finden unsere Hühner und deren Eier klasse, aber für die Lämmer sehe ich sie nicht als Gefahr. Du hast ja zum Glück auch eine Rasse, die sehr gute Muttereigenschaften hat, die sorgen normalerweise auch dafür, dass die Lämmer nah bei bleiben. Den Bock als Aufpasser kann ich mir nicht gut vorstellen, wobei die Gefahr des ungewollten Deckens zur Säugezeit nicht besteht. Ich setze mittlerweile auf Strom, und da müsste ein Netz mit ordentlich Saft ausreichen, um dem Fuchs den Zutritt zu verwehren. Vielleicht noch eine zusätzliche Litze in Bodennähe, wie Peter es geschrieben hat. Ich gehe mit dem E-Netz ganz frech durch den Wald, auch wenns nicht mehr mein Eigentum ist. Habe nämlich den Wiesenrand, bzw Waldrand ausgiebig mit teils dornigen Wildgehölzen bepflanzt, die müsste ich ja ansonsten wegnehmen. Also innen Festzaun ohne Strom, damit mir die Lämmer nicht in den Strom purzeln, und aussen rum ein E-Zaun 106 er Netze mit ordentlich Wums. Der E-Zaun wird nur zum Wald hin aufgebaut, zum Hof hin habe ich so Handlungsfreiheit.

Christoph
Catweazle
Förderer 2021
Förderer 2021
Beiträge: 39
Registriert: Fr 3. Jul 2020, 12:52
Schafrasse(n): Ostpreußische Skudden
Herdengröße: 9

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von Catweazle »

Hallo Christoph,
auch Danke für Deine Antwort :)
Das klingt gut, wie Du das gelöst hast. Leider sind hier Festzäune nicht gestattet, es bleiben mir also nur welche mit „Elektrik-Trick“ :lol: Kühlwalda lässt grüßen (Eingeweihte können nun annähernd erraten, wie alt wir wohl sind, wenn man Catweazle mag)
Wenn ich den Innenzaun ohne Strom lasse, bei mir wäre das dann ja ein Schafsnetz, bestünde dann nicht auch die Gefahr dass sich ein Lamm darin verheddert und stranguliert?
Beste Grüße Catweazle
grauwoller
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 699
Registriert: Fr 2. Dez 2016, 15:44
Wohnort: Rinteln
Schafrasse(n): Rauhwollige Pommersche Landschafe
Herdbuch
Herdengröße: 50

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von grauwoller »

Hallo Katja, wenn du einen stromlosen Knotengeflechtzaun so aufstellst, als seie er provisorisch aufgebaut, wäre das eine Möglichkeit. Mit Baustahlstangen lässt sich z.B. relativ schnell ein solcher Zaun aufbauen, du brauchst keine Löcher zu bohren oder schaufeln, fädelst sie einfach durchs Knotengeflecht, so, dass der Draht stramm ist, um dann mit ein paar Hammerschlägen steht der Pfosten...Das geht auch bei Trockenheit problemlos. Diesen Zaun kannst du auch schnell wieder abbauen, aber du tust einfach so, als seie er provisorisch aufgebaut, und lässt ihn einfach stehen?
In Netzen iohne Strom sehe ich, genau wie du, eine Gefahr für die Lämmer. Bei meiner "Ablammwiese" führt das vorhandene Gefälle schon dazu, dass Neugeborene leicht im Zaun landen, dass wäre bei E-Netzen fatal, egal ob mit oder ohne Strom,

Christoph
dicke wolke
Beiträge: 384
Registriert: So 23. Okt 2016, 15:57
Wohnort: Wendland
Schafrasse(n): Krainer Steinschafe
Mixe
Herdengröße: 39

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von dicke wolke »

Wir hatten im Sommer eine Aue die draußen gelammt hat, da war so viel Strom auf dem Zaun, das alle Fressfeinde draußen blieben. Auf unserer Hofwiese, die wir als Winterweide nutzen ist Festzaun ohne Strom, da kommen in der Lammzeit alle nachts in den Stall bis die Lämmer ca 4 Wochen alt sind.Der Hühnerbereich ist mit E Geflügelnetzen abgetrennt, aber da muß man auch aufpassen, das kein Baum dicht außen am Zaun steht, sonst kommt der Fuchs von oben, hatten wir alles schon am helllichten Tag. Ich habe auch ein Geflügelnetz nachelektrifiziert, oben und bodennah Litze durchgezogen, das funktioniert wunderbar.Viel Glück
mara
Beiträge: 409
Registriert: Do 29. Sep 2016, 21:37

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von mara »

Wir haben Füchse, Auen lammen immer draussen, Bock normalerweise dabei, noch nie ein Fuchsopfer.
Wir haben nur Einlingsgeburten.
Hunde (nutzlose im Bezug auf Fuchs) haben wir auch, die Grosse läuft oft mit auf die Schafweide.
Die Schafe ignorieren den Hund, ausser die Leitaue, die boxt schon mal, wenn sie ihr zu nah ist.
Der Bock gar nicht, weshalb ich von ihm keinen Nutzen im Bezug auf Fuchsabwehr erwarten würde.
Das machen wohl eher die Mütter.
Catweazle
Förderer 2021
Förderer 2021
Beiträge: 39
Registriert: Fr 3. Jul 2020, 12:52
Schafrasse(n): Ostpreußische Skudden
Herdengröße: 9

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von Catweazle »

@dicke Wolke: Danke auch für den Tipp mit dem Hühnerzaun - das werde ich auf jeden Fall probieren, das mit dem Litzen durchziehen. Und unser Weideunterstand muss nun an eine andere Stelle, er steht unter einem riesigen Ast einer alten Eiche die außerhalb der Weide am Waldrand ist. Eine denkbar gute Brücke für den Fuchs...

@mara: OK auch eine wertvolle Beobachtung mit Deinen Hunden! Unser Bock steht inzwischen eher immer ein bißchen abseits, aber wenn jemand „nach dem Rechten sieht“, dann doch er. An zankende Kinder außerhalb des Zauns kann ich mich gut erinnern, da ist er sofort hingelaufen. Wäre natürlich jetzt interessant ob hier jemand schon mal den „Verteidigungsfall“ miterleben konnte oder ob das mit den Böcken doch eher eine Mär aus dem Reich der Mythen ist :)

An sich rechnen wir bei den Skudden eher mit Einlingen, aber von der einen Herdbuch-Aue ist eben doch eher mit Zwillingen zu rechnen. Und solange sie noch mit dem Zweiten beschäftigt ist, könnte der Fuchs eine Gefahr für das erstgeborene Lamm darstellen. Daher werden wir jetzt erstmal mit zusätzlichen Litzen aufrüsten und rechtzeitig den zweiten Zaun ziehen.
Vielen Dank an Euch :)
Benutzeravatar
peter e.
Förderer 2024
Förderer 2024
Beiträge: 708
Registriert: Do 29. Sep 2016, 22:52
Wohnort: Mittelhessen
Schafrasse(n): -ohne-
Herdengröße: 0

Re: Bock beim Ablammen / Abwehr von Füchsen?

Beitrag von peter e. »

ich antworte nicht aus Ignoranz - sondern weil auch andere was zu sagen haben.
Kurz: Bock als Wächter würde ich aus Kopf streichen. :klug:
peter e.

Auch dem Schwächsten ist ein Stachel gegeben -
sich zu wehren.

frei nach Schiller
Antworten