ganzjährige Freilandhaltung

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Insane
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Insane »

mumps hat geschrieben:Wie füttert ihr denn euer heu wenn es den ganzen Tag regnet?
In einer Rundballenraufe, die mit fester LKW-Plane abgedeckt ist. An allen 4 Ecken festbinden und gut.
Die Raufen stehen auch draußen, weil Heu, was zu sehr "nach Stall" schmeckt, nicht so gern genommen wird.

Die Plane kann man bei Ebay schießen oder manchmal auch bei den Leuten / Agenturen, die große Werbeplanen an Baugerüsten etc. produzieren. Ist den Schäfchen egal, ob auf der Rückseite für Lätta oder fürs Gewandhaus geworben wird :lol:
Das ist kein Heu in meinen Haaren - das ist Schäferglitzer :?:
alpenblümchen
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von alpenblümchen »

Manfred@ eine fläche nur kurze zeit beweiden, sie dann einen bis zwei monate ruhen lassen, wird vermutlich schon etwas mehr gras ermöglichen. "du musst unterteilen," war im alten forum vermutlich einer der meist geschriebenen sätze. in der praxis ist das oft viel zu zeitintensiv. dazu noch wasser und schatten anbieten. viele schafe auf wenig fläche zertreten in nassen perioden viel gras. dazu noch unzufriedene schafe weil sie schnell wieder eine neue parzelle möchten. in der standweide dagegen kann das gras regelmässig kurz gehalten werden. in der wechselweide droht das gras alt zu werden. die schafe fressen es dann nicht mehr. ein wesentlicher unterschied im beweiden mit rindvieh.
Manfred
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Manfred »

Annegret hat geschrieben:Es handelt sich um 60 ar Weide mit 20 ar Wald für 20 MS. Da relativieren sich der Verbiss und
die Trittschäden.
Das ist der grundlegende und häufigste Fehler beim Verständnis der Überweidung.
Überweidung ist keine Funktion des Tierbesatzes pro Fläche sondern eine Frage des zeitlichen Managements.
Selbst ein einziges Schaf auf 100 ha erzeugt stellenweise eine Überweidung, wenn es so lange auf der Fläche ist, dass es denn schnellen Wiederaustrieb der von ihm bevorzugten Pflanzen verbeißen kann oder zu früh wieder auf die Fläche zurück kommt, bevor sich die abgefressenen Pflanzen vollständig erholen, z.B. ihre Kohlehydratreserven wieder auffüllen konnten.
Auf so einer Fläche (geringer Tierbesatz für längere Zeit) entsteht dann ein Mosaik aus überweideten und unternutzten Teilflächen.

Durch eine Reduzierung des Viehbesatzes kann Überweidung nicht verhindert werden. Das geht alleine durch zeitliche Steuerung der Beweidung. Das ist eine der ganz wichtigen Grundlagen, die man für ein gutes Weidemanagement verstehen muss.
Manfred
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Manfred »

alpenblümchen hat geschrieben:Manfred@ eine fläche nur kurze zeit beweiden, sie dann einen bis zwei monate ruhen lassen, wird vermutlich schon etwas mehr gras ermöglichen. "du musst unterteilen," war im alten forum vermutlich einer der meist geschriebenen sätze. in der praxis ist das oft viel zu zeitintensiv.
Das Verständnis was zur Verhinderung einer Überweidung und damit einen besseren Futterertrag nötig wäre ist das eine.
Ob und wie man das in der betrieblichen Praxis umsetzt, ist das andere.
Natürlich kann es wirtschaftlich oder für die Lebensqualität des Bewirtschafters sinnvoll sein, etwas anderes als eine optimale Futterproduktion anzustreben, gerade bei sehr kleinen Strukturen.
Trotzdem sollte man sich der Zusammenhänge bewusst sein. Dann kann man das evtl. zumindest teilweise einfließen lassen. Jede zeitliche Begrenzung verbessert die Weidesituation, auch wenn man noch weit vom optimum weg ist. Und es gibt technische Mittel, mit denen man die Zuteilung von Weideflächen automatisieren kann. z.B. Batt Latch Toröffner.
viele schafe auf wenig fläche zertreten in nassen perioden viel gras. dazu noch unzufriedene schafe weil sie schnell wieder eine neue parzelle möchten. in der standweide dagegen kann das gras regelmässig kurz gehalten werden. in der wechselweide droht das gras alt zu werden. die schafe
fressen es dann nicht mehr. ein wesentlicher unterschied im beweiden mit rindvieh.
Das sind noch mal andere Baustellen.
Trampeln kann gewollt sein und sinnvoll eingesetzt werden.
Wenn deine Tiere so lang auf der Fläche sind, dass sie unmutig werden, bist du aber weit von einer optimalen tierischen Leistung entfernt. Dann müssen die Zuteilungsintervalle verkürzt werden. Wenn das Ziel eine optimale tierische Leistung ist, kann man mit einer richtig gemachten Portionsweide ein deutlich höheres Niveau erreichen als mit Standweide, weil selbst vollgefressene Tiere durch neue Futterzuteilung immer wieder zum fressen animiert werden können. Außerdem kann man sie in einer schnellen Rotation den Rahm abschöpfen lassen, d.h. die hoch eiweiß- und zuckerhaltigen oberen Pflanzenteile. Bei täglicher Zuteilung macht man diese deshalb am besten am Nachmittag, weil dann die Nährstoffspeicher der Pflanzen am besten gefüllt sind.
Muss überständiger Aufwuchs beweidet werden, kommt mögl. eine noch höhere Zuteilungsfrequenz bei gleichzeitig hoher Tierdichte zum Einsatz. Die Tiere selektieren dann das Gute raus und trampeln den Rest nieder, als Futter für die Bodenlebeweisen. Üblich ist, die Tiere 1/4 bis die Hälfte des Aufwuchses fressen zu lassen. Ist das Futter knapp, zwingt man sie mehr zu fressen, ist das Futter reichlich, lässt man sie mehr trampeln.
Edwin
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Edwin »

Manfred, deine Beiträge hier lese ich immer wieder gern! Vielleicht solltest du noch etwas mehr auf die standortgerechten Pflanzengesellschaften eingehen, ohne die auch ein noch so gut funktionierendes, zeitliches Weidemanagement mittelfristig sinnlos ist!

Grüße
Manfred
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von Manfred »

Schwieriges Thema. Zunächst mal kriegst du das, was deinem Weidemanagement entspricht. Bei Überweidung setzt sich das durch, was unter diesen Bedingungen am besten überlebt. Kriechende Untergräser, Weißklee + je nach Bedingungen evtl. Zeugs, dass die Tiere nicht fressen wollen. Disteln, Giftpflanzen. Will man etwas anderes, muss man regelmäßig durch Maschineneinsatz und Saat nachhelfen.
Wenn du die Überweidung ausschaltest, kommt nach und nach das wieder hoch, was regional an vergleichbaren Sandorten an Grünlandpflanzen vorhanden ist und sich dort am besten durchsetzen kann. Die Straßengräben liefern oft einen ersten Eindruck davon. Samen sind auf jedem m2 Grünland tausende vorhanden und warten auf die passenden Bedingungen. Das Bild wird auch jedes Jahr etwas anders sein, weil die Bedingungen ja nie gleich sind.
Erreichst du nach ein paar Jahren so einen standortangepassten Bewuchs, dann ist die Frage ob du den durch künstliche Bestandsveränderungen noch wirtschaftlich verbessern kannst, bzw. ob das dafür nötige Geld nicht in einer Diversifizierung der Grünlandnutzung besser investiert wäre. z.B. indem du die Wiederkäuer durch Geflügel ergänzt.
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PrinzB
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Re: ganzjährige Freilandhaltung

Beitrag von PrinzB »

Hallo,

unsere Schafe sind das ganze Jahr auf mobilen Koppeln unterwegs. Unterstände gibt's dort nicht aber wir zäunen möglichst Waldränder, Hecken, etc. mit ein. Unsere eigenen Flächen (ausschließliche Nutzung durch uns) werden normalerweise abwechselnd von Pferden und Schafen beweidet und zu einem gewissen Teil auch für die eigene Heuwerbung genutzt. Auf den Fremdflächen wird von anderen Landwirten Heu gemacht und wir nutzten den zweiten Aufwuchs bis kurz vor die Lammzeit (März/April). Dann geht es zurück auf unsere Flächen. Dadurch gibt es eigentlich keine Probleme mit Parasiten.

Die Klauenpflege machen wir normalerweise zweimal im Jahr, ist das Jahr sehr feucht auch dreimal. Probleme durch Dreck und Kot zwischen den Klauen gibt es nicht, der Spalt reinigt sich durch das Umherlaufen von selbst.

Ist das Futter im Winter auf der aktuellen Fläche mal knapp, z.B. weil ich witterungsbedingt gerade nicht umtreiben kann oder alle Flächen abgegrast sind, gibt's zusätzlich jeden Tag Heu. Das verteilen wir dann nach Bedarf als kleine Häufchen auf der Koppel. Die nicht gefressenen Reste verteilen sich dadurch gleichmäßiger über die Fläche, werden teils in den Boden getreten und müssen nicht beräumt werden.

Kurz vor der Lammzeit wird die Herde in eine Streuobstwiese getrieben, wo sie mehr Schutz hat. Ungefähr einen Monat vor der ersten Geburt fangen wir an etwas Hafer zuzufüttern (bis ca. einen Monat nach der letzten Lammung). Die Schafe lammen normalerweise allein und ohne Probleme ab. Die besagte Streuobstwiese ist jedes Jahr der Ausgangspunkt für unsere Beweidung.

Bisher sind wir mit dieser Art der Haltung gut gefahren.

Seit diesem Jahr versuchen wir die Beweidung auf einigen Flächen auch auf kurze Phasen (siehe Manfred) zu beschränken - mal schauen wie sich das übers Jahr machen lässt.

Gruß Marcus
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