Künstliche Besamung

die Schwarze
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von die Schwarze »

Henry hat geschrieben:Für KB sprechen auch einige Punkte, die durchaus auch aufs Tierwohl zielen:
1. werden Infektionen vom Schaf auf den Bock verhindert und in der Folge vom Bock auf's nächste Schaf.
2. werden Infektionen durch den Wegfall von Transporten zwischen Schäfereien verhindert.
3. sind Böcke früher und auf mehr Schafen nutzbar.
4. sind Böcke länger nutzbar.
5. sind Zuchttiere in Form von Samen über weite Strecken transportierbar und müssen nicht tatsächlich transportiert werden.
Die Punkte haben noch nichts mit Zuchtfortschritt zu tun. Es geht rein um die Befruchtung einer großen Anzahl Muttertiere mit einem konkreten Bock. Der kann halt nicht gleichzeitig in vielen Herden decken. Und es geht auch um die Kosten. Ein Zuchtbock soll vielleicht für kein Geld der Welt verkauft werden oder ein Interessent könnte den nicht bezahlen oder nicht halten. Da wäre es Klasse, er müßte nur den Samen kaufen und versamen lassen. Zu den Preisen von oben, sind 10 Mutterschafe 10 Jahre lang trächtig zu kriegen von einem Bock, den man für das Geld nicht erwerben kann und dessen Röhrchen 100£ kostet. Wer aber will gleich 35.000£ plus Haltungskosten ausgeben, wenn er eben nur 10 Schafe hat?
GENAU! Danke für Deine Ergänzung! :)
mara
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von mara »

die Schwarze hat geschrieben:
Und wenn ich dann in den Fleischtruhen oder Restaurants beworben werde, mit exportiertem Fleisch aus Neuseeland oder anderswo,
das macht mich sehr traurig, extrem wütend und verstehe ich nicht.....
Es ist in meinen Augen schizophren, Lebensmittel um die halbe Welt zu karren, wenn man sie auch hier erzeugen könnte und kann!
Jetzt werden Felder nach der Ernte sofort umgebrochen. Welche Verschwendung für Schäfer, die wissen, welches Potential zum Beispiel darin liegt.
Das Problem liegt nicht darin, das zu wenig inländisches Lammfleisch erzeugt wird, sondern dass es zu wenig Edelstücke hat bzw. die Leute die anderen Stücke kaum essen.
Ich habe in einer Metzgerei gearbeitet, unter Lammfleisch verstehen die meisten Nierstücke und davon hat ein Lamm nun mal nur 400, 500g.
die Schwarze
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von die Schwarze »

mara hat geschrieben: Das Problem liegt nicht darin, das zu wenig inländisches Lammfleisch erzeugt wird, sondern dass es zu wenig Edelstücke hat bzw. die Leute die anderen Stücke kaum essen. Ich habe in einer Metzgerei gearbeitet, unter Lammfleisch verstehen die meisten Nierstücke und davon hat ein Lamm nun mal nur 400, 500g.
Gibt doch auf allen Kanälen Kochsendungen wie verrückt..... :rofl:
Das Bewusstsein des Verbrauchers für regional erzeugte Produkte steigt, man merkt es ja auch bei den Werbestrategien aller Märkte!
Ich habe mich jetzt vor Weihnachten an Aldi gewandt, warum kein deutsches Lamm gelistet sei, das würde doch auch unseren Landwirten zu gute kommen. Es hat keine 2 Tage gedauert, da kam Antwort von Wilms Fleisch....daß man sich, aufgrund sehr hoher Qualitätsanforderungen und der ständigen Verfügbarkeit des neuseeländischen Lammes, für Importe entschieden hätte.
An dieser Stelle erst mal einen dicken Pluspunkt an Aldi!!! So eine prompte Reaktion habe ich bisher von keinem anderen Supermarkt auf "Anfrage/Hinweise" bekommen!
An Wilms Fleisch habe ich geschrieben, dass er mir als Verbraucher ja vorgaukeln würde, dass nur im Ausland Frische (da angeblich ständige Verfügbarkeit) und Qualität zu bekommen seien.
Aber auch in Neuseeland unterliegen die Schafe einem normalen Lammzyklus. Somit steht für lange Zeit nur TK-Ware zur Verfügung!
(Wie erwartet, darauf kam dann natürlich keine Antwort mehr...lach.)

Es ist einfach so, wie mit allen Branchen..... wenn man unterm Strich noch 3 Cent mehr zur Gewinnmaximierung erzielen kann, dann ist einfach kein Weg zu weit und sei es um den halben Erdball herum!
Deshalb mein Aufruf an Euch, nervt die Super-Märkte auf deren Internetseiten! Diese haben die Macht, den Druck und die Wünsche der Kunden an die verarbeitenden Gewerke (Fleischfabriken u.a.m.) weiter zu geben.
mara
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von mara »

Hier geht es doch nicht wirklich um Konkurrent NZ Lamm versus DE Lamm.
Aus NZ werden nur die Edelstücke importiert, der Rest (Brust, Schulter, Hals, ect.) geht meines Wissens in muslimische Länder, wo mit Lamm nur Schmorgerichte gekocht werden.
Bei inländischen Lämmern kannst Du ja gar nicht nur die Nierstücke und Kottelets anbieten, wer isst dann den Rest?
Damit kann man schlicht nicht konkurrenzieren.

Der richtige Ansatz wäre meiner Meinung nach, die unbeliebteren Stücke mehr zu bewerben. Ich denke der Konsument möchte schon lieber einheimsiche Prodkute aber er möchte eben etwas, was man schnell in die Pfanne hauen kann und nicht 2h kochen muss...
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von Annegret »

Hi,

für die Lammfleischerzeugung mag KB durchaus Vorteile haben. Was machen wir denn, wenn der Großteil der Population nur noch aus Halbgeschwistern, Vetter und Kusinen besteht? Siehe z.T. Hundezucht.

Was, wenn, wie bei den blau-weißen Belgiern (Rinder), wegen der Fleischfülle fast nur noch Kaiserschnittgeburten stattfinden?

KB kann durchaus der Verbreiterung des Genpools dienen aber auch genau das Gegenteil bewirken.

Ich mahne lediglich Besonnenheit an. .... et respice finem (... und bedenke das Ende). Bei aller, auch von mir gewünschen, Freiheit der Entscheidung für oder wider KB und der Auswahl von Zuchtpartnern sollten wir das große Ganze, den Genpool, der alle Eigenschaften einer Rasse beinhaltet, nicht zugunsten von momentan gewünschten Eigenschaften und Spezialistentum verschwinden lassen.

Gruß

Annegret
die Schwarze
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von die Schwarze »

Annegret hat geschrieben:Hi,
für die Lammfleischerzeugung mag KB durchaus Vorteile haben. Was machen wir denn, wenn der Großteil der Population nur noch aus Halbgeschwistern, Vetter und Kusinen besteht? Siehe z.T. Hundezucht.
Wenn man Herdbuchzucht betreibt, somit also eine Dokumentation führt und verantwortungsvoll damit umgeht.....
sollte das zu vermeiden sein.
Zumal die Muttertiere über Jahre im Bestand sind und das Lämmi (wenn es das Schlachtalter erreicht hat und noch nicht geschlechtsreif ist) der Herde wieder entnommen wird. Also gentechnisch hat es sich somit ja nicht eingebracht.
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von Annegret »

@ die Schwarze

es geht nicht um Herdenmanagement, sondern darum, dass Nachkommen der Spitzenböcke dann in jeder
Population zu häufig vertreten sind.
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Henry
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von Henry »

Das ist eher das Problem der ET-Vermehrung. Wir haben auch Schafe daraus. Aus dem selben Jahr Zwilling und Einling aus der selben Mutter mit 4 Tagen Abstand. Konnte der SSZV kaum glauben.

Unsere Böcke sind aber Maternal-Sires also die Väter der Mutterschafhybriden "Mule" genannt. Die Mule pflanzen sich nicht fort, sondern entstehen immer aus BFL-Bock und Robustrasse. Ihr Nachwuchs nach einem Fleischbock ist ein Schlachtlamm. Und genau da wäre es eben sehr gut, einen Vererber mit eng definierten Eigenschaften, dann einzusetzen, wenn ein paar Mule mit ihrem Nachwuchs den Beweis erbracht haben. Aber das braucht Zeit. Und genau dafür haben andere das Sperma in der Bank. Die Böcke leben schon nicht mehr, aber ihre Preise steigen.
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von schafbauer »

Henry hat geschrieben: Aus dem selben Jahr Zwilling und Einling aus der selben Mutter mit 4 Tagen Abstand. Konnte der SSZV kaum glauben.
4 Tage nach GEburt nochmal Lämmer oder wie? :lachma:
"Nur was man gerne macht, macht man auch gut." :schaf2:
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Re: Künstliche Besamung

Beitrag von Henry »

Und noch dazu kriegt die selbe Mutter Einlinge und Zwillinge und alles Durcheinander und einen Monat später sasselbe nochmal. Da muß doch Betrug dahinter stecken. Diesen Engländer ist nicht zu traun.

Daß bei ET in einem Jahr eine Aue über 30 eintragungsfähige Lämmer kriegen kann und es Lämmergruppen fast gleichen Alters gibt - alle Vollgeschwister - haben wir uns angesehen in Wales. Da verwirklicht sich die genetische Verengung. Allerdings hat der BFL-Zuchtverband alleine schon mehr Züchter, als Deutschland über alle Rassen. Da ist dann wieder Breite da.

30 gleiche Lämmer will doch in Deutschland auch jeder Züchter am Ende sehen und bezieht seine Lieblinge auch immer aus der selben Aue.

Wenn AI möglich wäre (offiziell und von jemandem ders kann) wäre wenigsten die Basis einer Rasse zügig und ohne Streß zu verbreitern.
Henry
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