Eure Selektionsmerkmale.......

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smallfarmer
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Eure Selektionsmerkmale.......

Beitrag von smallfarmer »

Es gibt ja mehrere Gründe Schafe zu halten, musste ich mich erst dran gewöhnen. Ich mache das schon ziemlich lange, vor 45 Jahren war man schon froh
das Lehrlingsgehalt mal für nen Monat aufzupimpen, indem man an Ali ein Lamm versilbert hat. Es gab viele Kollegen die man um Rat fragen konnte,
hier und da auch nette Schäferstammtische. Rasseauswahl beschränkte sich meist auf bereits vorhandene Spezies :bye:
Heute scheint es andere Gründe zu geben Schafe zu halten. Vieles spielt sich im virtuellen Bereich ab, einige halten Schafe zum kuscheln, andere für ihre Hunde, der eine oder andere lässt auch gar nicht mehr decken. Immer öfter wird im Netz seitenlang über das grausame Sterben von 10 jährigen
Burenmischlingsböcken und Problemen mit 12 jährigen Drillingsmüttern berichtet . Oder aber von speziellen Untersuchungen an älteren Schafen, welche
lange nicht mehr im finanziellem Kosten und Nutzen Verhältnissen stehen. Muss das denn sein.............
Deshalb nun meine Frage. Was macht ihr mit all eurer Nachzucht, wie wählt ihr zukünftige Zuchttiere aus.
Wie hoch werden da die Latten gelegt, auch bezüglich der Mutterschafe. greift ihr da durch, oder wie läuft das bei euch
Edwin
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Schafrasse(n): Schnucken, Rhönschafe

Re: Eure Selektionsmerkmale.......

Beitrag von Edwin »

Gut Smallfarmer, da ich mich jetzt durchaus angesprochen fühle, lass uns zum Thema fachsimpeln, nichts ist wertvoller, als solchen Erfahrungsschatz zu teilen, den du anbieten kannst.
Selbst halte ich nun ja auch schon 15 Jahre Schafe, auch ne Menge Holz denke ich. Angefangen mit den Schnucken, tolle Schafe, wenig anfällig und äußerst schmackhaft. Bei den Kleinherden ist es nun mal so, dass jedes Individuum im Laufe seines Lebens sich zu so einer Art Persönlichkeit entwickelt, ist so, auch wenn der 100 Schafe Profi das belächeln mag. Gut, dass es solche Foren wie dieses hier gibt, Erfahrungsschatz pur, aus dem man lernen kann. Und doch ist es wichtig, dass man als Halter seine Linie fährt, zugeschnitten auf Bedürfnisse, Standort etc. pp. Die Mischung machts, dass man sich entwickelt. Halter und Schafe als eine Einheit. Und so züchtest du dann auch, du haust nicht jedem Schaf, dass dir nicht passt gleich eine vorm Latz, gibst dem Einen oder Anderen eine Chance und enscheidest später, ein oder 2 Jahre, weil man es sich leisten kann. So ist es oft, dass man den Zufall entscheiden lässt. Und passt die Materie, dann machst du damit weiter. Z.B. hatte ich schön hochrahmige Schnucken, tolle Tiere, aber in der Jungenaufzucht immer zickig. Von einem Bekannten wurde mir ein kurzbeiniges Muttertier vermittelt, na, probierste mal. Siehe da, phantastische Muttertiere auch als Nachzucht von ihr und zur Überraschung waren die Schlachtkörper daraus nicht minder schwer.
Dann wollte ich mich verändern, auch ich habe ein ebenso langes Arbeitsleben wie Du hinter mir, will auf genügsamere Schafe umsteigen und habe mir die "schönsten Schafe der Welt" angeschaft. Mit dem Unterschied wie Tag und Nacht zu den Schnucken. Und auch erst mal, weil es sich so ergab, die Katze im Sack gekauft. Aber es stellt sich schnell die gleiche Bindung zu den Tieren ein, wie Eingangs beschrieben. Und nach 15 Jahren erkennst du schnell, wie welches Tier zu beurteilen ist. Welches hat eine Chance verdient, welches kommt in den Topf. 2 der 4 Neuen sind bereits raus, die beiden Anderen bleiben, und da sehe ich auch zu, dass sie mir erhalten bleiben, denn die Zucht mit denen ist in Ordnung. Jedoch habe ich bereits neue Tiere der Rhöns erworben von einer Züchterin, die absolut was vom Fach versteht und hervorragende Tiere zu bieten hat. Das wird die Zukunft meiner Schafhaltung sein.
Und ja Smallfarmer, es muss sein... ;)
Wilhelm
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Wohnort: Northeim
Schafrasse(n): Nolana, Soay
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Re: Eure Selektionsmerkmale.......

Beitrag von Wilhelm »

Hi,
Unabhängig von der Rasse muß ein Zutreter meinem Auge schmeicheln. Heißt, er muß einen harmonischen, stimmingen Körperbau haben.
Ein guter Beltex kann in seiner Extremerscheinung schmeicheln, desgleichen eine Skudde, ein Nolana ein Merinno.
Meine Nolanas entsprechen nicht so wirklich dem Zuchtziel Nolanafleisch oder Nolanaland.
Sie haaren absolut zuverlässig ab, sie sind absolut mütterlich, lammen ohne Hilfe ab,sind so Leichtfutterig das sie ohne jegliches KF auskommen und ihre damit aufziehen können. Futtergrundlage ist Weide, im Winter Kleeluzernegrasheu, bester Qualität.
Ob die dann den zuchtzielmäßig definierten Kriterien entsprechen juckt mich nicht. Farbe ist mir komplett egal, Hörner finde ich als obsolut erstrebenswert wegen des vereinfachten Handlings. Wie soll ich ein aalglattes kurzhaariges Schaf denn fixieren wenn ich nicht mehr 30 bin?
Und wenn diese Äußerlichkeiten stimmen, fast 2 Lämmer geboren werden und problemlos aufgezogen werden, dann dürfen die auch 11 oder 14 Jahre bei mir bleiben.
Ausscheidungsgründe sind gaznt einfach: Wenn die erste Lammung nichts wird ist Farewell angssagt. Keine 2. Chance.
Später stellen die wechsellwilligen Damen dann selbstständig Antrag au Veränderung zu Wurst oder Fleisch.
Begründung ist dann meist Euterendzündung, Krankheit, Knochenbrüche und was denen sonst noch einfällt.
In der Regel entspreche dann deren Anträgen.
Seit 1972 wende ich diese Taktik an und bin mehr als zufrieden damit.
Speziell seit ich 2000 auf Nolanas umgestiegen bin verdiene ich tatsächlich mit der Schafhaltung.
Gruß, Wilhelm
Stockmann
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Beiträge: 467
Registriert: So 2. Okt 2016, 12:20
Wohnort: Schorfheide
Schafrasse(n): Nolana (Fleischschafe)
Herdengröße: 20

Re: Eure Selektionsmerkmale.......

Beitrag von Stockmann »

Ich finde fast alle Gründe Schafe zu halten völlig ok. Ob Profi, der damit seinen Lebensunterhalt bestreitet ,bis zu denen, die Schafe nur zur (sinnvollen) Rasenpflege und zum "Liebhaben" halten. Es möge auch jeder die Rasse - oder Mixe - wählen, die ihm am bestengefällt. Ethisch nicht vertretbar finde ich jedoch die Pflege bis zum Tode wenn sie mit Leiden für die Tiere verbunden ist.

Ich selber habe mir Schafe vorwiegend zur Pflege meiner Pferdeweiden zuglegt und dann großen Gefallen daran gefunden die Rasse Nolana (Fleischschafe) mit weiter zu entwickeln und weiter zu verbreiten. Zur Herdbucheintragung stelle ich nur solche Tiere vor, die die Nolana Zuchtkriterien wirklich gut erfüllen und meistens 8er Noten in allen Bereichen bekommen. Der Rest wird geschlachtet oder als "Rasenmäher" an entsprechende Interessenten verkauft. Auch Halter von Nolana-Gebrauchsherden kaufen Bocklämmer mit bei HB-Tieren verpöhnten Hörnern. Für alle Bedürfnisse, Herdbuchtiere, Gebrauchsherdentiere oder "Rasenmäher" ist die Nachfrage größer als das Angebot und ja, es lassen sich mit 250 €/Aulamm und 350 €/ körfähigem Bocklamm und 3,50 €/ kg Schlacht- oder Rasenmäherlamm im Augenblick gute Deckungsbeiträge mit der Nolana Zucht erzielen.
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Nolana: Schafe der Vernunft.
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