Kameruner-Herde in Not

morox
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Kameruner-Herde in Not

Beitrag von morox »

Liebe Schaf-Foren-Mitglieder,

ich habe eine Herde von 9 Kamerun-Schafen letzten Sommer übernommen. Die Tiere haben ca. 2.000 qm Weidefläche und einen Stall. Zwei Böcke, vier Auen und drei kleine Bocklämmer vermutlich aus dem Frühjahr 2021.

Im August kamen zwei ausgebüchste Hunde und haben zwei der Auen sowie ein Lamm gerissen, eine weitere Aue starb ein paar Tage später.

Eines der Lämmer entwickelte einen Monat später eine mit Maden befallene Wunde. Mit Hilfe der Tierärztin haben wir ihn wieder gut hinbekommen, ein paar Wochen später war er dann aber plötzlich tot.

Für eine Weile war Ruhe und alles schien seiner Wege zu gehen - aber diese Woche ist ein weiteres Lamm gestorben, ohne sofort ersichtlichen Grund.

Die Nachbarn geben den Tieren hin und wieder diverse Küchenabfälle, das machen sie wohl schon länger so. Ich habe auch beobachtet, dass der größte Bock die kleinen Bocklämmer besonders beim Futtern ziemlich heftig angegangen ist, die weggeboxt hat etc.

Nun habe ich folgende Hypothesen, die sowohl einzeln als auch zusammen stimmen können, ich wäre sehr froh, wenn Ihr mir helft:

1) Die Lämmer kamen nicht mit dem Verlust der Muttertiere klar. Wuchsen deswegen auch nicht richtig?

2) Die "Zufütterung" aus der Küche ist gefährlich für die Tiere?

3) Zu viele Böcke (jung und alt) für eine Aue und deswegen Konkurrenz und "Mobbing".

Ich bin leider nicht vor Ort, sondern habe jemanden, der füttert, Wasser tauscht und nach dem Rechten sieht. Ich habe das Gefühl, es ist etwas komplett im Argen und ich würde sehr gern weitermachen mit den Tieren, aber nur wenn es gesund und artgerecht möglich ist. Daher bitte ich um eure Einschätzungen.

Die Tiere essen im Sommer von der Weide, ab Herbst gibt es Heu dazu und immer mal wieder Lämmerkorn. Ich hatte allerdings bisher nie das Gefühl, dass sie zu wenig zu essen haben.

Der Plan vor dem Hundeangriff wäre gewesen, die drei Bocklämmer im Herbst schlachten zu lassen. Davon haben wir danach abgesehen - vielleicht war das ein Fehler? Hätte man einen der großen Böcke kastieren oder weggeben müssen?

Vielen Dank für eure Gedanken im Voraus. :schaf2:
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Babs
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von Babs »

Hallo,

neun Tiere auf nur 2000qm, da denke ich als erstes an Verwurmung.
Lass dringend Kotproben auf Wurmeier untersuchen.

Die Fütterung durch die Nachbarn würde ich unterbinden.

Und ja, es sind zu viele Böcke.
Unkastrierte Böcke bringen ausserdem Stress in die Herde und zudem decken sie ihre Mütter und Schwestern, was nicht sein sollte.

LG
Barbara
morox
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von morox »

Es hieß, die Lämmer seien noch nicht die Kinder der beiden älteren Böcke, aber ich bin mir da auch nicht so sicher. Wie steht Wurmbefall und zu wenig Weide miteinander in Zusammenhang? Weil sie den eigenen Kot quasi mitessen?
mara
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von mara »

Sie scheiden Wurmeier über den Kot aus und nehmen sie beim Fressen wieder auf.
Ich habe 4 Kameruner auf 3000 qm und daraus 3 Weiden gemacht. So kann man immer wieder wechseln und die Weide kann sich erholen.
Plötzliche Todesfälle bei Lämmern können auch durch Chlostridien verursacht werden, dagegen gäbe es eine Impfung.
Kamerunböcke sind sehr triebig.
Ich habe aufgegeben einen zu halten, mit so wenig Auen ist der unterfordert und scheucht die andauernd herum.
morox
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von morox »

Vielen Dank für eure Antworten!! Die Clostridien-gastro liest sich tatsächlich als ein Kandidat. Impfung beträfe ja vor allem zukünftige Lämmer, die adulten Tiere impft man ja nicht, oder? Ich nehme folgendes mit: Weidefläche möglichst vergrößern und aufteilen, das Füttern durch Nachbarn und Spazierende verhindern. Dürfte denn trockenes Brot gegeben werden? Oder mal ein wenig Lämmerkorn für den Spaß?
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Henry
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von Henry »

Generell ist bei der Schafernähnung Abwechslung nicht anzustreben. Fütterungen sollten möglichst kontinuierlich erfolgen. Futtergaben von Fremden sind unberechenbar und oft genau gegensätzlich zum Bedarf. (Am sonnig warmen Sonntag, werfen alle Spaziergänger und Nachbarn ihre „Leckerchen“ über den Zaun, bei Schneeregen und klammer Kälte und damit erhöhtem Bedarf, kommt natürlich keiner.)
Henry
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von Babs »

Starke Verwurmung ist eine der häufigsten Todesursachen bei Schafen und gerade bei "Schafanfängern" ein häufiger Fehler (ist nicht böse gemeint).
Die Schafe magern ab oder wachsen nicht richtig, werden blutarm und fallen irgendwann plötzlich tot um.
Wie bereits gesagt, würde ich mich bei deiner Herde als erstes darum kümmern.

Wurden die Schafe denn irgendwann in letzter Zeit entwurmt?
Wenn ja, womit?
mara
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von mara »

Trockenes Brot bekommen meine täglich. Sind sich das aber auch gewohnt und sind weiblich.
Böcke sollten scheinbar keines bekommen wegen Gefahr der Bildung von Harnsteinen.
Mein bester Bock hat promt welche bekommen mit knapp 2 Jahren, da wusste ich das noch nicht :neutral:
morox
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von morox »

Ich bin der totale Schafanfänger, deswegen nehme ich das auf keinen Fall krumm! Entwurmt wurden sie bisher nicht. Das werde ich schnellstmöglich in Angriff nehmen, Wurmprobe abgeben, um festzustellen, welche Sorte, dann schauen ob man ein Mittel gibt. Ich rufe mal die Tierärztin an. Danke an euch alle für die Infos!
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Re: Kameruner-Herde in Not

Beitrag von Babs »

Die Kotproben sollten frisch aus dem Schaf entnommen werden, um aussagekräftig zu sein. :)
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