Werden Muttereigenschaften vererbt?

[IsiAriane]

Mich interessiert mal, werden schlechte Muttereigenschaften vererbt? Klar Leichtlammigkeit und Milchleistung, das wird vererbt, aber ob ein SChaf problemlos vom Charakter her seine Lämmer annimmt und versorgt. Ist das Genetik, hat mit der Aufzucht zu tun oder Glück?
Habe ja momentan ein Schaf, das nur ein Lamm von den Zwillingen angenommen hat. Die wird bei mir als Zuchtschaf nicht wieder gedeckt. Es war die 2. Lammung für das Schaf, also keine Erstlingsmutter. Da würde sie bei mir noch eine 2. Chance bekommen, denke ich. Sie hat reichlich Milch, also ist Milchmangel nicht der auslösende Grund, das ihr laufend die Lämmer am Euter hängen und es ihr weh tut. Das weibliche Lamm zieht sie toll groß, das darf auch saugen und sieht wohlgenährt aus. Der kleine Bock ist Flaschenlamm geworden.
Das Auenlamm von ihr gefällt mir soweit gut, das würde ich gerne in der Zucht behalten und abwarten wie sie wird. Ist eine Mischung aus Schwarzkopf und Barbados. Da ich ja nicht am Lamm schon sehen kann ob sie ordentlich abhaart und was für ein Fell sie bekommt, würde ich das Lamm gerne ein oder zwei Jahre mit laufen lassen und auch decken lassen. Aber wenn sich Muttereigenschaften vererben, dann werde ich das Lamm verkaufen. Denn das ein Schaf leicht und alleine ablammt und dann die Lämmer auch aufzieht, das ist mir schon wichtig.
Wie sind eure Erfahrungen. Schlechte Mütter merzen und die Nachzucht auch, oder vererbt es sich nicht?
Ariane

[Henry]

Es vererbt sich.

[dicke wolke]

Ich hatte da bisher Glück, meine Milsani ist eine hervorragende Mutter im Gegensatz zu ihrer eigenen. Auch eine Aue die beim zweiten Mal Zwillinge hatte, und ein Lamm nicht angenommen hat, hat danach mehrmals Zwillinge problemlos großgezogen. Manchmal merken die Mütter auch das die Lämmer zu schwach oder kränklich sind und kümmern sich nur um das kräftige. Ich habe letztes Jahr so einen Mickerling mit der Flasche großgezogen, er wog nur halb soviel wie sein Bruder. Der ist immer noch klein dafür folgsam wie ein Hund, kommt wenn ich pfeife, auch schön aber so war eigentlich nicht der Plan.

[wollwiese]

Genau das was dicke wolke schreibt, hatte ich vorletztes Jahr auch. Den Mickerling haben wir dann extra noch kastriert, wir wollten ihn für meinen Sohn behalten, der sich rührend um ihn gekümmert hat. Selbst nach einem Jahr war er noch nur eine halbe Portion. Schlussendlich ist er uns plötzlich an Verwurmung eingegangen. War super traurig für mein Kind, aber das Fazit war, dass die das Mutterschaf von Anfang an Recht hatte...

[IsiAriane]

Danke für die Antworten. Bin mal gespannt, was für Erfahrungen die anderen gemacht haben. Ob das Schaf letztes Jahr ihre Lämmer/ihr Lamm problemlos aufgezogen hat weiß ich nicht. Habe sie vor zwei Monaten tragend gekauft.

[Sophie der Brebie]

Hallo zusammen,
Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht:
Eine erfahrene und zuverlässige Mutter hat eines ihrer Lämmer nicht angenommen. Sie hat es einfach ignoriert. Mehrere Tage habe ich es angesetzt damit es Biestmilch bekommt. Dann weiter mit der Flasche gefüttert. Es ist mit 9 Monaten gestorben. Lag einfach Tod in der Wiese. Bis dahin krepelig, also zwar propper aber klein und schwächlich.
Die Mutter hat im nächsten Jahr wieder ihre Zwillinge gut versorgt.
Ihre Töchter sind bislang auch gute Mütter.

[Henry]

Bei aller Hochachtung für hellseherische und diagnostisch begabte Schafmütter - bitte bedenkt, daß bei Euren Auswertungen Aufzuchtdefizite der verstoßenen Lämmer eine entscheidende Rolle spielen. Wenn ich nur daran denke, wie viele verstoßene Lämmer wir mit viel Mühe und manchmal deutlich übertriebenem Aufwand zu ganz normalen bis schöneren Schafen aufgezogen haben, dann lagen viele ihrer Mütter falsch oder waren schlicht zu faul, zu böse, zu unduldsam, sich um den zwickzubbeligen am Anfang kränklichen und schlabberschwachen Nachwuchs zu kümmern.

Ich halte die Version der Schafmutter, die schon weiß, daß und warum sie das Lamm nicht aufziehen will, vielfach für die Entschuldigung, warum die Flaschensufzucht - oft inkonsequent betrieben - mißglückte.

[Sophie der Brebie]

Ich habe die Fragestellung so verstanden, ob sich "schlechte" oder fehlende Muttereigenschaften vereben. Um diese Frage zu beantworten, könnte man die Begriffe schlecht bzw fehlen näher untersuchen: ist ein Schaf eine schlechte Mutter weil sie EINMAL ein Lamm nicht angenommen hat wenn sie zuvor problemlos Lämmer großgezogen hat? Kann man pauschal davon ausgehen dass sich dieses Verhalten (an ihre Töchter) vererbt?
Sprich sollte man ein solches Muttertier nicht mehr einsetzen?
Ab wann ist deutlich festzustellen, dass Muttereigenschaften tatsächlich fehlen. Sind Flaschenlämmer dann evtl auch eher schlechte Mütter?
Ich könnte mir vorstellen, dass da jeder so seine Erfahrungen gemacht hat und fände es interessant sich noch etwas darüber auszutauschen.

Die Frage, ob es sich lohnt Lämmer mit der Flasche großzuziehen ist vielleicht für manche interessant. Ich stelle sie mir eher nicht, da ich bislang immer alle Lämmer ( glücklicherweise nicht allzu viele) aufgezogen habe wenn es nötig war und es auch weiterhin so handhaben werde.
Gutes Durchkommen weiterhin!

[eifelschaf]

Ich kann mich dran erinnern, dass wir früher Erstlingsmütter hatten, die selbst erst ein Jahr alt waren.
Die haben nicht so recht verstanden, was sie mit dem Lamm eigentlich anstellen sollen, das da auf einmal neben ihnen stand.

Ab dem nächsten Jahr waren sie wunderbare Mütter.

[peter e.]

ich hatte es an anderer Stelle schon mal beschrieben: halte dem Lamm den kleinen Finger in bzw. ans Maul. Wenn das Saugen am Finger unangenehm ist, dann tuts der Mutter an der Zitze weh´. Also will sie das Lamm nicht haben.
Auch nur kleine Abweichungen bei der Geburt bzw. der fötalen Entwicklung können den weiteren Lebensweg des Lammes beeinflussen.
Ich hatte mal eine Mutter, die bei Zwillingsgeburten grundsätzlich das männliche Lamm nicht angenommen hat. Weibliche Zwillinge sind in den drei Versuchen nicht gekommen. Die Mutter wurde dann nicht mehr eingesetzt. Soweit ich mich erinnern kann waren die männlichen Tiere ohne Fehl.
Henry´s Sicht ist nicht von der Hand zu weisen. Letztendlich kann in der Regel aber nicht festgestellt werden, ob u.U. pathologische Entwicklungen (schwaches Herz, andere Deformationen z.B. sog. >>Fußballniere<<) dem Leben frühzeitig ein Ende setzt.